AW: Anfänger Frage: Wie kommen GA-Jets in ihre Parklücke?
Also ... am Beispiel einer King Air
Essen/Mülheim:
Die letzten Meter in die Halle und wieder raus haben wir mit einem Elektrohubwagen gemacht, der das Bugrad anhob und mit beim abgestellten Flugzeug blkieb. Dort war auch gleich die Akku-Ladestation, um das Teil wieder aufzuladen. Der Elektrohubwagen gehörte der Fluggesellschaft und wurde vom Piloten bedient. Vom Hangar zum Vorfeld oder zur Tankstelle und wieder zurück schleppt die Flugplatzgesellschaft mit kleinen Flugzeugschleppern. In Essen/Mülheim existiert dafür eine ganze Batterie an verschiedenen Schleppstangen und Schleppstangenköpfen zum Austauschen. Normalerweise hallt ein Pilot zusammen mit einem Mitarbeiter der Flugplatzgesellschaft aus, während der andere Pilot die Flugvorbereitung macht, Kaffee kocht und das übrige Catering organisiert. Ist ja meistens früh morgens und sonst noch keine Menschenseele auf.
Wenn man den nächsten Flug noch nicht kennt, wird der Flieger ungetankt abgestellt. Also zuerst von der Halle zur Tankstelle und dann von der Tankstelle zur Parkposition - möglichst dicht an den Eingang, man muss ja noch das ganze Gerödel (Flugunterlagen, Catering, Zeitungen, pers. Gepäck wenn es mit Übernachtung geht, vielleicht noch mal aussaugen und alles fein machen) ins Flugzeug schleppen. Außerdem sollen die Passagiere ebenfalls kurze Wege haben, wenn die nicht sowieso von ihrem Chauffeur/Taxi bis ans Flugzeug gebracht werden. Wenn man Abends wusste, wie voll die Tanks am nächsten Morgen sein sollen, findet das Tanken auch schon vor dem Einhallen statt. Kann aber blöde enden, wenn der Charterer plötzlich mit mehr Mitfliegern dasteht als man gewusst hat. Ich habe auch schon Kraftstoff wieder abgelassen. Das dauert und ist umständlich, weil man sich erst alles wie zum Beispiel passende Behältnisse zusammensuchen muss.
Nach der Landung geht es mit Passagieren mit eigener Kraft zum Vorfeld, danach dann mit dem Schlepper eventuell zur Tankstelle und dann in die Halle. Die letzten Meter wieder mit dem Elektrostapler. Ohne Passagiere und ohne Tanken rollt man nach der Landung direkt zur Halle, wenn man nicht viel Gerödel zum Ausladen hat und/oder groß reine machen muss. Die Schleppvorgänge werden notiert und am Monatsende zusammen mit der Hallenmiete abgerechnet.
Um sich um das Flugzeug zu kümmern, kann man alleine in die Halle gehen. Ein- und Ausgehallt wird aber immer zusammen mit der Flugplatzgesellschaft. Und der erste Gang morgens ist einmal ums Flugzeug, ob es auch keine Rollschäden abbekommen hat. Das meiste geht nämlich im Hangar kaputt. Die kleinen einmotorigen Flugzeuge, die zum Beispiel im Winter mit im Hangar stehen, weil sie sonst draußen vereisen oder zuschneien würden, werden nämlich vom Piloten alleine mit Muskelkraft in die Halle geschoben und auch wieder herausgezogen.
Düsseldorf:
Das kleine Abfertigungsgebäude, die Werft, die Unterstellhallen, die Tankstelle und das Vorfeld der GA sind alle in der Hand von Jet Aviation, einem Dienstleistungsunternehmen. Jet Aviation stellt auch den kleinen Schlepper und übernimmt die Flugzeuge mit einem "Follow Me", wenn man auf das Vorfeld der GA zugerollt kommt - es sei denn, man ist Stammgast und kennt sich aus. Man rollt mit eigener Kraft in die Parkposition oder vor die Tankstelle. Von da an schleppt einen Jet Aviation entweder auf die Randpositionen oder in die Hallen und auch wieder raus auf eine Abstellposition. In die Flugzeughallen geht man nicht alleine, nur in Begleitung.
übrige Welt:
Üblicher Weise kontaktiert man vor der Ankunft einen Agenten, der einen am Flugplatz versorgt. In Düsseldorf wäre das Jet Aviation, und die versorgen einen dann mit einem Rundum-Paket. An anderen Plätzen orgnasiert der Agent den Passagiertransfer, den Schlepper, den Tanker, die Unterstellposition und das Catering für den Weiterflug. Wo es keinen Agenten gibt oder man sich das Geld sparen will, muss man alles selber arrangieren. Also meinetwegen zur nächsten Bäckerei oder Metzgerei fahren und belegte Brötchen einkaufen. Bei Übernachtung hilft da oft gegen Aufpreis das Hotel, in dem man unter kommt. Man fährt also mit Fliegerkoffer und Kaffeekannen in die Herberge.
Manchmal kann das Flugzeug auf seiner Abstellposition verbleiben, in die man vorwärts hineingerollt ist und aus der man vorwärts auch wieder heraus kommt. Manchmal bekommt man einen Hallenplatz und dann schleppt entweder die Flugplatzgesellschaft oder der Hallenbetreiber das Flugzeug rein und raus. Manchmal nur im Beisein der Besatzung, manchmal auch, nachdem man bereits ins Hotel abgefahren ist. Manchmal wird das Flugzeug auch schon ausgehallt, bevor man zum Weiterflug erschienen ist. Man sieht ja, ob das Flugzeug morgens noch genau so steht, wie man es abends eingeparkt hat. In Absprache mit dem Platzbetreiber bleibt dann die Parkbremse lose, es werden ja immer Keile vorgelegt.
Obwohl Schleppen Gebühr kostet, zieht man es dem kurzen Rollen aus eigener Kraft vor.
Sonderfall Dinslaken/Schwarze Heide, Zeiten mit der AN-2:
Der kleine Flugplatz hat keine Infrastruktur für Geschäftsreiseflugzeuge. Dort muss man alles selber organisieren. Für unsere AN-2 hatten wir eigene Schleppstangen, einen eigenen Schlepper (ausgedienter PKW) und mussten auch alles selber machen. Da habe ich also alleine das Flugzeug morgens fertig gemacht, alleine zur Tankstelle gezogen, alleine betankt und alleine auf seine Tagesposition gezogen. Wenn mein Chef mit Flugschülern unterwegs war, habe ich das Gleiche auch noch mit seiner AN-2 gemacht - und Abends beide Flieger wieder verstaut. Es konnte vorkommen, dass man früh morgens die ersten Stunden völlig alleine zugegen war und erst mit der offiziellen Öffnungszeit weitere Menschen am Platz auftauchten. Abends beim wegpacken das Gleiche.
alles ohne ground crew
