AW: Zwei Wingsuit-Springer sterben bei Absturz in der Schweiz
Was soll jetzt dieser vollkommen basislose Schlag gegen Deine vermeintliche "Gegnerschaft"? Sowas bezeichnet man gemeinhin als "versuchtes Totschlagargument".
"Gegnerschaft", was soll diese Bemerkung....? Weil ich mir erlaube zu kritisieren, dass Leistungen anderer nicht schon deswegen als unnütz betrachtet werden sollten, weil sie keinen (zunächst) sichtbaren Nutzen erkennen lassen?
Ziemlich verschwurbelte "Totschlagargumente" sind doch eher die folgenden:
Nutzlos und nützlich sind immer Begriffe, die auch mit einer rein subjektiven Komponente versehen sind. Derartiges Wingsuit-Springen empfinde ICH PERSÖNLICH als nutzlos. Soweit meine Meinung.
Hier sind wir am richtigen Punkt, nämlich der "subjektiven Komponente" - Du sagst es.
Die Unterscheidung zwischen faktengestützten Aussagen und reinen Vermutungen bzw. nur subjektiven Einschätzungen sollte allerdings schon gezogen werden. Das ist in den wenigsten Beiträgen der Fall und kollidiert meist mit der - hier haben wir es wieder - "subjektiven" Selbsteinschätzung, also des Kompetenzniveaus.
Und daran hapert es bei allen - mindestens soweit es dieses spezielle "Wingsuit-Thema" betrifft. Hier hat sich noch keiner geäußert, der diesbezgl. eigene Erfahrungen hat, aber viele, die glauben, mitreden zu können und moralinsauer pseudo-ethische Bedenken ins Feld führen.
Und die Gesellschaft muß sich auch die Frage gefallen lassen, warum ein Produzent klebrig-süsser Brause Milliarden verdient und mit diesem Geld durch Förderung nutzloser Beschäftigungen das Geld nochmals deutlich mehren kann. Würde der Konzern mehr werbewirksam erscheinen, wenn er vermelden könnte, auf Grund seiner dahin gerichteten und entsprechend medial gestalteten Anstrengungen die Zahl von Aids-Toten in Afrika um 50 Prozent gesenkt zu haben?
Die Quote der Aids-Toten wesentlich zu senken, das schafft noch nicht einmal die UN, das Rote Kreuz" oder "Brot für die Welt"..., die haben auch Milliarden...
Da (hauptsächlich andere) damit Geld verdienen, sind derartige Risikosportarten andererseits ganz offensichtlich nützlich. Spätestens hier sind wir aber im ethischen Bereich und in Regionen der Welt-Anschauung. Und damit wird es diskutabel und auch wirklich wünschenswert, daß es die Gemeinschaft diskutiert - den Hauptteil der Folgekosten muß ja die Allgemeinheit bezahlen. Die "tolle Unterstützung bei eventuell nötigen Reha-Maßnahmen" ist ja ein heuchlerisch kleiner der Folgekosten.
Das ist ein bisschen sehr kurz gesprungen und dadurch, dass das Lied von den "Folgekosten zu Lasten der Allgemeinheit" hier ständig gesungen wird, wird es auch nicht zur Wahrheit.
Das Gesundheitssystem funktioniert ein bisschen anders. Wie in einem der Beiträge bereits angeführt wurde, sind diese Kosten zur Bergung "leichtsinniger Extremsportler" im Gesamtvolumen eigentlich nicht messbar, sie betragen nur einen winzigen Bruchteil der Kosten des Gesundheitssystems.
Beispielsweise bewegt sich der finanzielle Aufwand für die gesamte Luftrettung, also aller beteiligten Organisationen wie ADAC, DRF und Bundespolizei, im untersten einstelligen Prozentbereich".
Aber was wesentlich ist; das System funktioniert nicht mehr, wenn es aufgrund seiner sehr hohen Vorhaltekosten (Infrastruktur, Technik, Personal) mangels Einsätzen nicht möglichst kostendeckend genutzt werden kann. Das gilt für den gesamten Rettungsdienst. Steht der Hubschrauber (oder Notarztwagen), kostet er (zu Lasten der Allgemeinheit) - je mehr er fliegt (oder fährt), um so mehr verdient er (zur Entlastung der Allgemeinheit) seine Kosten.
Der arme Wingsuiter leistet somit seinen Beitrag zum Erhalt unseres Gesundheitssystems - wir sind auf ihn und andere angewiesen, um die ganze Maschinerie, mit der bei uns fast 4,5 Millionen Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen, am Laufen zu halten. Dafür zahlt er und dafür zahlen andere. Dafür haben wir eine Solidargemeinschaft und an den wenigen Extremsportlern geht unser Gesundheitswesen nicht zugrunde.
Die Krankenkassen zahlen dem Wingsuiter genau das, was jedem von uns zusteht, auch Dir, wenn Du "leichtsinnigerweise" vom Apfelbaum fällst - nicht mehr und nicht weniger. Alles andere muss der Wingsuiter über seine privaten Zusatzversicherungen abdecken, deren Beiträge die Versicherungen reich machen und unser Bruttsozialprodukt steigern.
Also vergesst die Mär, von dem Extremsport auf Kosten der Allgemeinheit. so einfach ist das nicht...
Es wäre eine höchst nützliche, höchst ethische Kampagne, aber die Verkaufszahlen würden einbrechen.
Wer ist daran Schuld? Ausschliesslich die, die ihr Geld zum Brausehersteller tragen. Der Konzern bedient das, was Massen wollen (nicht "die Massen", denn es ist nicht die Mehrheit), und er ist damit nur der Geier, der auf sein Aas zu warten braucht. Und das macht er sehr, sehr geschickt, lehrbuchmässig.
Ach Gott, was wäre die Welt nur ohne diese furchtbaren, eigensüchtigen Konzerne. Sie wäre buchstäblich ärmer, der Fiskus ginge leer aus und uns ging´s auch nicht besser...
Nicht alles, was wagemutig ist, nützt zu irgend etwas.
Nein....! Aber es kann riesig Spaß machen...!
Es gibt keinerlei Grund, im Nachhinein irgendeine höhere Bedeutung dort hinein interpretieren zu wollen.
Wozu auch....????
Spätestens, wenn die Leute ihren "Kick" (der ihnen unbenommen sei) nicht nur in HD mitfilmen und gezielt öffentlich vermarkten, ist klar, daß da Egozentriker und / oder "Ich-will-mitverdienen-an-der-dumpfen-Masse"-Leute am Werke sind.
Gehören wir nicht alle irgendwie dazu....???
Es ist ja nicht so, daß es wegen derartiger Egotrip-Leute noch keine unbeteiligte Todesopfer gegeben hätte. Wovon keiner spricht, sind traumatisierte Zeugen und Helfer, materielle Schäden und so weiter. Wenn demnächst ein Freeclimber aus der Hochhauswand direkt in einen Zwillingskinderwagen stürzt, ein Basejumper mit ungeöffneten Schirm in einen offenen Sightseeing-Bus knallt oder ein Wingsuit-Fehlbetreiber mit 25 Kilogramm Kameraausrüstung durch eine wandernde Unterstufenklasse fegt, wird es bestenfalls einen kurzen Aufschrei geben. Dann geht die selbe Herde wieder aufgelöste Gummibärchen kaufen, bezieht sein Wissen aus N-TV -Dokumentationen oder schaut die "Chartshow der 25 grausigsten Trendsportunglücke".
Oh ja..., habe ich in 25 Jahren Rettungsfliegerei ähnlich erlebt - selten in der Bergwand mit Extremsportlern, aber im tagtäglichen Wahnsinn auf unseren Strassen...!
Es gibt trotzdem keinen Grund zu Kulturpessimismus, Ängsten vor moralischen Abgründen oder ähnlichem: Menschen waren schon immer so. Trotz allgegenwärtiger Killerspielen, egozentrischen Risikosportlern mit eingebautem YouTube-Kamera/Sender und immer weiteren Abbau von aktiven Polizeipersonal sinken die Kriminailtätszahlen. Es gibt ja auch sehr positive andere Aspekte, was wir nie vergessen sollten.
Na also, geht doch...
Grüße