AW: Klemm 25 verunglückt
Die Sächsischen Zeitung hat heute einen etwas umfangreicheren Artikel online gestellt:
Ihr letzter Flug
Der Absturz vom Sonntagabend in Großenhain verursacht 300.000 Euro Schaden. Der Pilot konnte die Klinik verlassen.
Es war kurz vor halb acht, als am Sonntagabend das Unglück auf dem Großenhainer Flugplatz geschah: Der 27-jährige Pilot einer historischen D-1625 Klemm wollte nach einem Rundflug gerade zur Landung ansetzen. Nach Angaben des Luftfahrt-Bundesamtes Dresden flog er dabei eine Linkskurve, als die Maschine plötzlich mit dem linken Flügel den Boden berührte und in der Folge in mehrere Teile zerschellte. Der Pilot und der 16-jährige Insasse mussten mit Schürfwunden, Prellungen, Schnittverletzungen und Gehirnerschütterungen aus den Trümmern geborgen werden. Sie wurden in umliegende Kliniken gebracht, die zumindest der Pilot bereits gestern wieder verlassen konnte. Nach Angaben des behandelnden Arztes könne der 16 Jahre alte Mann wahrscheinlich heute wieder nach Hause gehen.
Ein Unfall, der als tragischer Ausgang eines jener „Fliegenden Wochenenden“ in Erinnerung bleiben wird, wie sie auf dem Großenhainer Platz häufig veranstaltet werden. Organisiert vom Verein Fliegendes Museum – er präsentiert in einer 2000 Quadratmeter großen Halle insgesamt 18 Oldtimer der Lüfte – wird den Besuchern die Möglichkeit gegeben, selbst in die historischen Kleinflugzeuge zu steigen.
Als der Unfall geschah, war die eigentliche Veranstaltung glücklicherweise zu Ende, viele Schaulustige bereits auf dem Weg nach Hause. Das historische holzverkleidete Flugzeug aus dem Jahr 1925 hatte seinerseits einige Starts und Landungen hinter sich und auch dieser Rundflug ging schon seinen letzten Minuten entgegen. Besonders tragisch: Das Flugzeug zählte zu den ältesten Zugelassenen in Deutschland. Erst im Oktober vergangenen Jahres ist es nicht nur der Star am Großenhainer Himmel gewesen. In einem im Frühjahr ausgestrahlten ZDF-Spielfilm über die deutsche Flugpionierin Elly Beinhorn avancierte die Klemm geradezu zum wichtigsten Requisit. Denn mit einer Maschine dieses Typs war die wagemutige Fluglegende 1931 im Alleinflug über Afrika geflogen.
Seit gestern Nachmittag befindet sich die zerstörte Filmmaschine nun in den Hallen des Museums. Das Wrack, das einige Meter neben der nördlichen Landebahn im Gras lag, war nach ersten Untersuchungen von Experten demontiert und sorgsam auf Lastwagen verladen worden. Was nun mit dem historischen Kleinod geschieht? Wie es in den Eigentümern, der Familie Koch, nach dem tragischen Unfall geht? „Ich bitte um Verständnis, das zum jetzigen Zeitpunkt darüber niemand Auskunft geben will“, sagte Alexander Allen gestern im SZ-Gespräch. Wie der Luftfahringenieur und Vereinsmitglied betont, gebe es jetzt viele wichtige Dinge zu klären. Familie Koch werde sich äußern, wenn sie es für angebracht halte.
Während die Betroffenen es also vorzogen, sich zunächst zurück zu ziehen, versuchten angereiste Experten indes Aufklärung zu betreiben. Laut Polizeiangaben, so Jens Friedemann von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung Braunschweig, werde der Schaden auf 300000 Euro geschätzt. „Ein Sachverständiger unserer Behörde ist bereits am Sonntagabend nach Großenhain gereist und war auch gestern den ganzen Tag vor Ort.“ Untersucht werde der Vorfall sozusagen nach den Kriterien „Mensch, Technik und Umwelt“. Das bedeutet: Der Pilot und der Insasse der abgestürzten Maschine müssten sich, sobald es ihr gesundheitlicher Zustand zulasse, umfangreichen Fragen stellen. „Für uns ist beispielsweise wichtig, welche Lizenzen zum Fliegen der Pilot besitzt, über wie viel Erfahrung er verfügt und wann bei ihm die letzte medizinische Untersuchung erfolgt ist.“ Darüber hinaus werde das Flugzeug selbst unter die Lupe genommen. Etwa wann es zuletzt allumfassend technisch gewartet worden ist, ob es Hinweise auf Probleme gegeben habe und wie viele Stunden es bereits im Einsatz gewesen ist. „Und schließlich wird natürlich auf die Flugbedingungen am Sonntagabend ein Augenmerk gelegt werden. Wichtig ist zudem, ob das Gelände eine Notlandung möglich gemacht hätte und wie hoch die Maschine zum Zeitpunkt der Havarie geflogen ist“, erklärt Jens Friedemann. Die vorläufigen Ergebnisse der Unfalluntersuchung würden dann in einem Zwischenbericht im September veröffentlicht. Die abschließende Ursachenerforschung könne allerdings mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Catharina Karlshaus
Quelle:
http://www.sz-online.de/nachrichten/ihr-letzter-flug-2877396.html
Viele Grüße
Micha