AW: Welches ist euer Lieblingsflufgzeug?
Die Antwort auf die Frage nach dem Lieblingsflugzeug ist für die meisten eine nostalgische Reise in die Jugend. Auch hier haben wieder nur wenige ein Modell genannt, welches in ihren jüngeren Jahren noch nicht in der Luft war...
Wie Cardinal Jockey das so schön begründet hat - Umgang prägt. Das gilt selbstverständlich nicht nur für Piloten. Wenn dann noch ein ungewöhnliches Konzept dazu kommt - Voila. Der Fantrainer von RFB ist so ein Kandidat. Elegante Linienführung verbunden mit ungewöhnlichem Antrieb. Wenn die eingeflogen wurden hatte das auch einen ganz besonderen Sound - klingt mir heute manchmal noch in den Ohren. Oder ein anderer regelmäßiger Gast in MGL - OV-10 Bronco. Knubbelige Kabine und das Seitenleitwerk nicht am Rumpf, sondern an den verlängerten Triebwerksgondeln befestigt. Dazu noch die "Hybrid"-Variante mit dem Strahltriebwerk auf dem Rücken. Sehr reizvoll.
Ein wundervoller S-Duct, der den Aufbruch der Widebodies in die Zeit der Triebwerksreduzierung (Anzahl) wies - eine rote Lackierung, die frisch aber nicht poppig wirkte - eine Wendeltreppe aus der Kabine nach unten in die Bar - ein moderner Dreiwellenantrieb (nachdem die Kinderkrankheiten überwunden waren) - eine für die damalige Zeit robuste Auslegung. Lockheed L.1011 Tristar im Kleid der LTU.
Heute findet man Triebwerke am Heck ja nur noch bei Businessjets. Natürlich ist eine B737 ökonomischer - aber eleganter ist zweifellos die B727. Wenn dann noch eigentständige Details dazu kommen... Die DC-9 durch die Hecktreppe nahe den Triebwerken zu verlassen fand ich sehr spannend - dazu noch der sehr eigenständige Bug mit der tiefen Nase.
Oft sind es die Details. Die H.S. Trident mit dem 4. Triebwerk für die Starthilfe. Aus Sicht der Wartung wohl eine kleine Katastrophe - nicht nur 4 Triebwerke für ein Muster überschaubarer Größe - sondern auch noch zwei verschiedene Triebwerkstypen. Wenn man es nicht selber bezahlen muss sehr interessant.
Hoffentlich bleiben die dreistrahligen Businessjets bei Dassault noch lange im Programm...
Letztlich sind gerade die Gescheiterten die, bei denen man oft Charakter zu finden glaubt. Man nehme ein erfolgreiches Modell - strecke den Rumpf - stecke völlig neue Flügel dran und aus einem kurzatmigen Zappelphilipp wird ein ausdauernder Gepard mit Muli-Qualitäten: F-16XL. Die F-15E war sicherlich das bessere Flugzeug für die Strike-Rolle. Aber gabs wirklich keinen Business-Case für die XL ? Wäre doch z.B. eine sehr interessante Basis für die Mitsubishi F-2 gewesen !?
Ein anderer ungewöhnlich geschwungener Lufteinlauf (die haben es mir offensichtlich angetan), ein großer Bierdeckel, der sich am Ende als Tragfläche entpuppt, eine sehr ungewöhnliche aber sehr organisch wirkende Linienführung und ein früher Tod, der es a la James Dean verhindert Schwächen im Alltag erkennen zu lassen. Man kann nur hoffen, dass zumindest Zacto die YF-23 irgendwann vollenden kann ...
Was ist mit dem geistigen Urahn der V-22 Osprey - der LTV XC-142A ? Wie würde Spock sagen ? Faszinierend.
Live erlebt ist immer besonders. Wenn de bello gallico den Lateinunterricht gerade etwas zäh anfühlen lässt und auf einmal eine britische Vulcan ihr Unwesen treibt, dann nimmt man das spätere Aufräumen des Schulhofes als Folge des spontanen hinaus Laufens gerne in Kauf. An den markanten Sound und den imposanten Anblick erinnere ich mich noch heute - die Erinnerung an die Sprache der Römer verblasst hingegen fortschreitend. Romani ite dommum !
Viele Jahre später hatte ich mehr Glück. Völlig überraschend flog eine An-225 sehr tief und mit wenig lateralem Abstand über das Büro. Nix aus der alten Geschichte gelernt - wieder raus gelaufen. Diesmal aber mehr Verständnis widerfahren. Soviel Größe ohne plump zu wirken hinterlässt bleibenden Eindruck. Ghostbear ist es neulich wohl ähnlich ergangen.
Alle durch ? Noch lange nicht. Vor allem wenn man drüber nachdenkt kommen stets wieder neue dazu. Einen echten (besser einzigen) Lieblingsflieger kann ich nicht benennen. Aber ich beneide die, die das können auch nicht darum...