Absturz Cessna 172 N 2.4.2014 - Frage zum Untersuchungsbericht

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Simon Maier

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Hallo,

Am 2.4.2014 ist nahe Norderney eine private Cessna 172 N abgestürzt. Der Lebensgefährte meiner Mutter kannte den Piloten, ich war zufällig auch auf der Insel (ich wohne am Bodensee, Baden-Württemberg,nicht in Norddeutschland). Ich bin von Beruf Zimmermann, mit der Fliegerei habe ich beruflich oder hobbymässig nichts zu tun, bin aber an jeglicher Technik interessiert.


https://www.on-online.de/-news/artikel/122230/Norderney-Pilot-stirbt-bei-Flugzeugabsturz

http://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/flugzeugabsturz-norderney-3451518.html

Jetzt ist der Untersuchungsbericht von derr BFU rausgekommen, allerdings werd ich da nicht ganz schlau draus. Es wird im Bericht der Zustand der Maschine festgehalten, ein für einen Nicht-Fachmann eindeutiger Grund wird nirgends genannt.

Auf Seite 6 steht u.a. : ,,Das Anlasserritzel war im Eingriff, Federdruck nach vorne''

Ist das ein Hinweis dass der Pilot den Motor neu starten wollte?

http://www.bfu-web.de/DE/Publikationen/Untersuchungsberichte/UB2014/FBericht_14_3X016_C172_Norderney.pdf?__blob=publicationFile

Ich wäre euch dankbar, wenn ihr einen Blick auf den Untersuchungsbericht werfen und eine fachliche Bewertung dazu geben könntet.

Gruß Simon
 
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Lancer512

Lancer512

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Normalerweise bleibt das Anlasserritzel bei solchen Motoren solange im Eingriff, bis der Motor eine gewisse Drehzahl hat.
Wenn man jezt davon ausgeht, dass das Ritzel schon vor dem Bodenkontakt im Eingriff war, wurde höchstwahrscheinlich ein Anlassvorgang in der Luft versucht.
 
Gabi

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Die BFU untersucht nur die Fakten, eine Aussage wer oder was letztendlich Ursache war bzw. über die Schuldfrage wird nicht getroffen.
Genauso wenig kann man diese Sachen anhand der aufgelisteten Fakten klären. Das Flugzeug befand sich in Landekonfiguration (LK ausgefahren, Vergaservorwärmung auf warm, Gas reduziert) was ja auch mit der letzten Meldung des Piloten übereinstimmt. Inwieweit das Wetter (Seenebel) und ein evtl. nicht sichtbarer Horizont das Ganze beeinflusst haben, bleibt Spekulation.
Die Lage des Flugzeuges kopfüber ist evtl. ein Hinweis auf eine Wasserlandung mit hoher Geschwindigkeit, bei der sich das Flugzeug nach der Wasserberührung des Bugrades überschlägt
Was mich stutzig macht, ist die Feststellung, dass die Verletzungen in der Einzelbetrachtung bzw. in ihrer Gesamtheit nicht lebensbedrohend waren, dann ist wohl Ertrinken die Todesursache.
 
schwarzmaier777

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Im wesentlichen Zustimmung zu Gabi.

Für mich sieht es aber eher so aus, als wenn das ein Landeversuch/ bzw Sinken mit Landegeschwindigkeit ohne Sicht war und der Pilot ggf meinte auf der Bahn aufzusetzen zu können. Passend dazu Vorwärmung + reduziertes Gas + Meldung Queranflug

Aufsetzen mit hoher Geschwindigkeit bei 40° Klappen is eher unwahrscheinlich. Und wenn er Funkkontakt hatte wäre sicher eine Aussage zu einem wenn vorhandenen Motorproblem gekommen.

Und zu der geringen Geschwindigkeit passen dann auch die "geringen" Verletzungen
(für den Laien: - andernfalls kommt die Formulierung: ".. Aufschlagenergie war nicht zu überlebbar...")

120 Ldg in 3 Monaten ist ein guter Trainingstand !


Beweisen kann man`s nich - aber sieht nach menschlichen Fehlverhalten aus, infolge überaschendem Nebel.
Manchmal "tut" man sich schwerer umzudrehen, statt in schlechtes Wetter einzufliegen getreu dem Motto: " wird schon gut gehen !"


Fliegen ohne Bodensicht mit Einmot. ..... der Motor kann immer ausfallen - glaub ich hier aber nicht


Grüßle
Ingo

PS 5h später - wenn ich so lese, wie konkret da so auf die Fragen des Threaderöffeners eingegangen wird ........man erklärt hier (u.g.) was die BfU macht oder nicht macht - fast wie im Bundestag... es wurde um eine Deutung dieses konkreten Berichtes gebeten, vermutlich um zu verstehen was da passiert sein könnte . (Besser als die BfU fachlich zu bewerten is sicher nicht möglich - insofern ist o.g Bewertung im 1. Beitrag als Deutung besser zu interpretieren).
 
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JohnSilver

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Im Lotter Kreuz links oben
Was ich nicht verstehe, dass es keinerlei Hinweis oder Fotos zum Zustand des Propellers gibt, dies könnte doch Auskunft darüber geben, ob der Motor noch lief oder nicht. :headscratch:
Oder gibt alleine schon das Fehlen dieses Hinweises die entsprechende Auskunft?

Wie sieht ein Propeller aus, der im Leerlauf auf Wasser aufschlägt?
 
macfly

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Die BFU untersucht nur die Fakten, eine Aussage wer oder was letztendlich Ursache war bzw. über die Schuldfrage wird nicht getroffen.
Natürlich klärt die BFU auch Ursachen. Eine solche Analyse ist aber viel aufwändiger und die BFU ist berechtigt abzuwägen, für welche Unfälle sie eine Ursachenklärung durchführt und bei welchen Unfällen man sich auf die Fakten beschränkt. Tendenziell ist es so, dass bei Unfällen im Bereich der kommerziellen Luftfahrt fast immer einer Klärung der Ursache, bei Unfällen in der privaten Luftfahrt eher eine Darstellung der Fakten vorgenommen wird. Trotzdem hängt es von jedem Einzelfall ab, wie sich die BFU entscheidet.

Ob sich die BFU für die kleine oder große Variante entscheidet, ist dem Titelblatt des jeweiligen Berichts zu entnehmen. Hier: "Der Untersuchungsbericht wurde gemäß § 18 FlUUG summarisch abgeschlossen, d.h. ausschließlich mit Darstellung der Fakten.". Hier wurden also keine Ursachen geklärt.

Der entsprechende Auszug aus dem Gesetzesparagraphen:
§ 18 Untersuchungsbericht
(1) Zu jeder Untersuchung wird ein Bericht der Bundesstelle in einer der Art und Schwere des Ereignisses angemessenen Form verfaßt. ...
(2) Der Bericht gibt, unter Wahrung der Anonymität der an dem Unfall oder an der Störung beteiligten Personen, Auskunft über die Einzelheiten des Unfall-/Störungshergangs, ... die Auswertung aller Ergebnisse und die Feststellung der Ursachen oder der wahrscheinlichen Ursachen des Unfalls oder der Störung.
...
(4) Unfälle und Störungen, deren Untersuchungsergebnisse nicht von besonderer Bedeutung für die Flugsicherheit sind, werden mit einem summarischen Untersuchungsbericht abgeschlossen.
(5) Der summarische Bericht nach Absatz 4 gibt lediglich Auskunft über die an dem Unfall oder der Störung beteiligten Luftfahrzeuge und den Unfallhergang.
 

wollcke

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... wo die Sonne verstaubt
Genau. Was die BfU nicht macht, ist eine Klärung der Schuld- und Haftungsfrage.

Danach hat die Sicherheitsuntersuchung ausschließlich zum Ziel, Erkenntnisse zu gewinnen, mit denen künftige Unfälle und Störungen verhütet werden können; die Auswertung des Vorkommnisses sowie die Schlussfolgerungen und Sicherheitsempfehlungen sollen nicht der Klärung der Schuld- bzw. Haftungsfrage dienen.
Quelle
 
Simon Maier

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Hallo,

es wurde um eine Deutung dieses konkreten Berichtes gebeten, vermutlich um zu verstehen was da passiert sein könnte . (Besser als die BfU fachlich zu bewerten is sicher nicht möglich - insofern ist o.g Bewertung im 1. Beitrag als Deutung besser zu interpretieren).
Du hast recht, das Wort Deutung passt besser, und ich denke euch Profis mit Flugerfahrung fällt eine Deutung was evtl. passiert sein könnte aufgrund der im Bericht beschriebenen Umstände (auch Wetter etc) sofern man das aus dem Bericht entnehmen kann leichter wie mir als Laien, der höchstens mal mit Tui in den Urlaub geflogen ist:wink:
 

jackrabbit

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Hallo,

in den Beiträgen #2, 3 und 5 ist doch fast alles gesagt.
Ich fasse (als mitlesender Laie) mal zusammen:
Der Flieger ist vermutlich bei einem Landeversuch bei Nebel verunglückt,
möglicherweise gab es auch eine Motorstörung/ Motorausfall,
da es es Indizien gibt, dass der Motor neu gestartet werden sollte.

Das ist jetzt schon eine Interpretation der Fakten, weitergehendes wären dann m.E. schon "wilde Spekulationen".

Grüße
 
Gabi

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Aufsetzen mit hoher Geschwindigkeit bei 40° Klappen is eher unwahrscheinlich. Und wenn er Funkkontakt hatte wäre sicher eine Aussage zu einem wenn vorhandenen Motorproblem gekommen.
Mit hoher Geschwindigkeit meinte ich jetzt nicht z.B. 100 kt. Ein Wasserlandung ordentlich ausgeflogen muss nicht im Überschlag enden. In diesem Sinne lag wohl eine der Konfiguration entsprechende Geschwindigkeit an, evtl. 70 oder 65 kt.
 
Intrepid

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Für mich sieht es aber eher so aus, als wenn das ein Landeversuch/ bzw Sinken mit Landegeschwindigkeit ohne Sicht war und der Pilot ggf meinte auf der Bahn aufzusetzen zu können [...] der Motor kann immer ausfallen - glaub ich hier aber nicht
Auch mit einem funktionierendem Flugzeug wäre der Flug in einer Katastrophe geendet. Deshalb macht man sich nicht die Mühe, nach einem Systemausfall zu suchen. So werte ich den Untersuchungsbericht.

Was war das eigentlich für ein Geschäftsmodell, Passagiere als Privatpilot zu fliegen? Und sind zu dem Zeitpunkt die Gewerblichen noch geflogen oder hatten sie den Flugbetrieb bereits wegen schlechten Wetters eingestellt?
 
Simon Maier

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Hallo,

Die gewerblichen Rundflüge der Schiffsreederei sind zu dem Zeitpunkt nicht mehr geflogen. Es hatte Seenebel, der in Schwaden ähnlich wie Dampfschwaden über die Insel zog. Wie dick der Nebel zum Unglückszeitpunkt auf dem Meer war weiß ich leider nicht.

Die Reederei betreibt z.t. auch zweimotorige Maschinen

http://www.fln-norddeich.de/index.php?id=440

Ob der private Cessna-Pilot gegen Bezahlung Rundflüge angeboten hat weiß ich nicht aus dem Stehgreif, dazu müsste ich den Lebensgefährten meiner Mutter fragen. Es war die Registrierung D-EHTN

http://www.planepictures.net/netsearch4.cgi?srch=D-EHTN&stype=reg&srng=2

Auf alle Fälle möchte ich mich schon mal für die Antworten und Einschätzungen bedanken.

Gruß Simon
 

jbodenr

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Da der Threaderöffner ein technisches Detail des Berichtes zitierte und es ihm evtl. mehr um die Technik ging betrachte ich das Thema Seenebel nicht vordergründig, obwohl das bei der Faktenlage leicht eine wesentliche Rolle gespielt haben könnte. Aber da ist diese Flugerfahrung eines offensichtlichen Inselfliegers, die sicherlich nicht nur aus den letzten 90 Tagen stammt. :headscratch:

Zum anderen widerspricht sich lt. Bericht die Aussage des Flugleiters "zur Unfallzeit wolkenlos (blauer Himmel), Sicht nach Westen 2-3km (jbodenr: Welche Landebahn war in Betrieb?)" mit den zitierten Satellitenbildern "ab 11:00 herrschte Nebel vor". Nochmal :headscratch:

Merkwürdig für mich als Landei sind die 200' AMSL mit 110kt in 1,5NM Entfernung, und 20s später die Meldung des Queranflugs. Im Nebel? Auf Ameisenkniehöhe? Wenn da Suppe ist fliegt doch keiner freiwillig da rein. Oder doch?

Technisch gesehen stellen sich für mich zwei Fragen: 1.) Wurde das Abreissen des Vergasers und das Loch in der Ölwanne durch den Aufprall z.B. Einknicken des Bugrades verursacht? Ein Loch in der Ölwanne ensteht sonst nur durch Trümmer z.B. nach Fressen eines (Pleuel-) Lagers o.ä. im Kurbelgehäuse. So etwas müsste durch eine genauere Untersuchung festzustellen sein. 2.) Weshalb war das Anlasserritzel im Eingriff? Aus meiner Erfahrung ist eine Erklärung dafür (neben einem Anlassversuch natürlich) das bekannte Thema des Hängenbleibens des Ritzels. Dazu gibt es eine Anweisung von Prestolite zum Schmieren der Lagerstellen mit Silikonspray. Das harmlose Resultat eines hängengebliebenen Ritzels ist, dass es beim Anlassen nicht eingreift. Wenn das Ritzel jedoch erst nach dem Anlassen im Zahnkranz hängenbleibt zerstört sich im Mindesten der Anlasser. Hatte selbst den Fall, dass durch den zerstörten Anlasser und dem eingreifenden Ritzel der ganze Motor blockiert wurde. Aber da hatte sich der Propeller eben nicht durchdrehen lassen wie im Bericht beschrieben. :headscratch:
 
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