Lohnt sich bemannte Raumfahrt?

Diskutiere Lohnt sich bemannte Raumfahrt? im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; FF Ich bin ja bei Dir, aber verstehe auch von @fromgg geäußerte Meinung. Unter dem Aspekt "dem Menschen auf der Erde nützlich" lässt sich...
Schorsch

Schorsch

Alien
Dabei seit
22.01.2005
Beiträge
12.782
Zustimmungen
5.769
Ort
mit Elbblick
FF

Was heisst schon Selbstzweck? Wäre die Monderforschung, alle Shuttle-Missionen und die ISS wirklich auch unbemannt zu betreiben? Kaum, oder jedenfalls nicht in dieser Qualität. Ob das Kosten-Nutzen-Verhältnis gegenüber Robotermissionen stimmt, steht auf einem anderen Blatt. Aber von reinem Selbstzweck kann man hier doch echt nicht sprechen.
Ich bin ja bei Dir, aber verstehe auch von @fromgg geäußerte Meinung.

Unter dem Aspekt "dem Menschen auf der Erde nützlich" lässt sich vieles kritisieren, aber hier mache ich ein großes Fass auf. Auch Archäologie und die Erforschung des Universums sind "Erkenntnis-Wissenschaften" ohne direkt ableitbaren Nutzen. Ich finde aber, dass dies OK ist, so lange die Verhältnisse stimmen. In die medizinische Forschung wird jedes Jahr ein stattlicher 2-3 stelliger Milliardenbetrag gesteckt, und auch hier kann man die edlen Intentionen (sehr berechtigt!) anzweifeln.

Für naheliegende Forschungsziele - wo kommen wir her und Geschichte des Universums - kann die bemannte Raumfahrt derzeit wohl nur wenig beitragen. Ich denke als globalen Fähigkeitserhalt sollte man sie trotzdem betreiben.
 
Ernst Dietikon

Ernst Dietikon

Testpilot
Dabei seit
03.08.2009
Beiträge
656
Zustimmungen
276
Ort
CH Dietikon
Einfach nur so nebenbei: Unbemannte Missionen treiben die Robotertechnik extrem weiter. Eine Hubble Reparaturmission unbemannt ausgeführt hätte uns viel weiter gebracht, als die ganzen bemannten Reparaturmissionen Missionen.

Warum müssen wir das Handwerk der bemannten Weltraumflüge beherrschen, wenn die ganze bemannte Weltraumfahrt nichts bringt, das man in grösserer Qualität auch unbemannt haben könnte? Nur in der Hoffnung auf irgendwelche Abfallprodukte?

bei aller Forschung geht es auch immer darum, wo setze ich das Geld ein. Das Geld welches man in die bemannte Raumfahrt steckt fehlt dann in andern Bereichen. Z.B. in der unbemannten Weltraumforschung. Da habe ich meine Zweifel, ob es in der bemannten Weltraumforschung gut eingesetzt ist. Beim Mondflug war es allerdings so, dass man für diese Propagandamission Gelder erhielt, welche sonst der Forschung vorenthalten geblieben wären. Schliesslich ging es darum den Sowjets endlich einmal zu zeigen, dass man technologisch besser da steht.

Ich stellte mir einmal den bemannten Marsflug als europäische Propagandamission vor. Dies ist bald 15 Jahre her. Siehe: http://ernst-joss.ch/mars-joss.htm

Gruss
Ernst
 
Chopper80

Chopper80

Alien
Dabei seit
12.07.2009
Beiträge
9.549
Zustimmungen
9.128
Ort
Germany
Eine Hubble Reparaturmission unbemannt ausgeführt hätte uns viel weiter gebracht, als die ganzen bemannten Reparaturmissionen Missionen.


Gruss
Ernst
Gerade diese Mission ist doch ein Paradebeispiel für die bemannte Raumfahrt!

Ich bezweifel sehr stark, dass eine unbemannte Hubble-Reparaturmission auch nur ansatzweise erfolgreich gewesen wäre! Es gab viel zu viele unvorhergesehene Schwierigkeiten bei der Ausführung der Reparaturen, die nur durch die flexible Vorgehensweise der Astronauten bewerkstelligt werden konnten. Das hätte wohl kein "Roboter" so hinbekommen.

C80
 
Toryu

Toryu

inaktiv
Dabei seit
24.04.2009
Beiträge
2.577
Zustimmungen
846
Ort
KSGJ
Einfach nur so nebenbei: Unbemannte Missionen treiben die Robotertechnik extrem weiter. Eine Hubble Reparaturmission unbemannt ausgeführt hätte uns viel weiter gebracht, als die ganzen bemannten Reparaturmissionen Missionen.
Zunächst einmal hätte eine unbemannte Mission (wohlgemerkt: State of the Art Mitte der 90er!) wesentlich mehr Zeit und Geld gekostet:
- Man hätte den zur Reparatur genutzten "Roboter" bauen, testen und für den teuren Flug (mach ich was kaputt, ist das gesamte Teleskop zum Stückpreis von mehr als einer Millarde im Eimer) zulassen müssen.
- Dafür hätte es wesentlich mehr Expertise gebraucht, als den durchgeführten Fix zu erarbeiten, und die Crew für die Reparatur auszubilden
- Fix und Roboter hätten auf Orbitalhöhe gebracht werden müssen. Mangels Transportvehikel (die NASA war seinerzeit ziemlich "Shuttle-commited") hätte man ebenso auf einen Shuttle-Orbiter zurückgreifen müssen - sonst hätte man zusätzlich den Fix und den Roboter für eine geeignete Trägerrakete entwerfen müssen.

Man sieht also, ganz so linear ist das mit der vermeintlich universellen Robotertechnologie nicht.

Warum müssen wir das Handwerk der bemannten Weltraumflüge beherrschen, wenn die ganze bemannte Weltraumfahrt nichts bringt, das man in grösserer Qualität auch unbemannt haben könnte? Nur in der Hoffnung auf irgendwelche Abfallprodukte?
Woher nimmst du die Erkenntnis, dass unbemannte Weltraumfahrt "mehr bringt" und eine "höhere Qualität" der Missionen beinhaltet?

Schliesslich ging es darum den Sowjets endlich einmal zu zeigen, dass man technologisch besser da steht.
Es ging nicht darum, den Sowjets zu zeigen wo man steht (die wussten dank Spionage ganz gut bescheid), sondern um sowohl dem amerik. Volk (=> jeder Start im TV), als auch den verbündeten Bevölkerungen zu zeigen, welche Herausforderungen man bereit ist einzugehen und zu lösen. Amerika war damals ein Land, zu dem >50% der Nationen aufblickten. Nicht nur ethisch-moralisch, sondern vor allem technologisch.
 
Ernst Dietikon

Ernst Dietikon

Testpilot
Dabei seit
03.08.2009
Beiträge
656
Zustimmungen
276
Ort
CH Dietikon
Gerade diese Mission ist doch ein Paradebeispiel für die bemannte Raumfahrt!

Ich bezweifel sehr stark, dass eine unbemannte Hubble-Reparaturmission auch nur ansatzweise erfolgreich gewesen wäre! Es gab viel zu viele unvorhergesehene Schwierigkeiten bei der Ausführung der Reparaturen, die nur durch die flexible Vorgehensweise der Astronauten bewerkstelligt werden konnten. Das hätte wohl kein "Roboter" so hinbekommen.

C80
Kein existierender Roboter. Aber wenn man einen entwickelt hätte, dann hätte es die Robotertechnik substantiell weitergebracht.

Waren die Hubble Reparaturmissionen nicht eigentlich Propagandamissionen für die bemannte Raumfahrt? Stimmt es, dass der Start eines neuen Teleskops billiger gewesen wäre, als die Reparatur? Ich las so etwas schon verschiedentlich.

Gruss
Ernst
 

Fliegernase

inaktiv
Dabei seit
20.04.2009
Beiträge
806
Zustimmungen
422
Ort
Berlin
Zum Thema Autonom vs Bemannt.

Wenn alles nach Plan läuft wird nächstes Jahr die erste unbemannte Unterwasser Kompressoranlage in Betrieb gehen.
Technisch wurde dieses Projekt erst durch die Entwicklungen der letzten 10...20 Jahre beherrschbar. Dabei besteht die grösste Herrausvorderung in der Zuverlässigkeit und den, für diese Industrie, gigantischen Serviceintervallen. Die Entwicklung und Produktion dieser Anlage hat ein vielfaches der Kosten und Zeiten verbraucht die für eine konventionelle bemannte Kompressoranlage erforderlich gewesen wäre. Dabei waren die Erfahrungen aus dem bemannten Betrieb konventioneller Kompressoranlagen des letzten Jahrhunderts zwingend erforderlich um die Maschine überhaupt bauen zu können.
Grund für diese Anstrengungen ist die Erschöpfung der konventionellen Öl- und Gasquellen. Wirtschaftlich macht das durch die politisch gesenkten Öl- und Gaspreise im Moment allerdings wenig Sinn.

Wer glaubt man könne alles einfach so autonom betreiben und das wäre dann auch noch wirtschaftlicher der hat wenig Technischen Hintergrund oder ist noch sehr grün hinter den Ohren.
 

desert

Fluglehrer
Dabei seit
04.01.2004
Beiträge
168
Zustimmungen
36
Ort
auchnix
Einfach nur so nebenbei: Unbemannte Missionen treiben die Robotertechnik extrem weiter. Eine Hubble Reparaturmission unbemannt ausgeführt hätte uns viel weiter gebracht, als die ganzen bemannten Reparaturmissionen Missionen.

Warum müssen wir das Handwerk der bemannten Weltraumflüge beherrschen, wenn die ganze bemannte Weltraumfahrt nichts bringt, das man in grösserer Qualität auch unbemannt haben könnte? Nur in der Hoffnung auf irgendwelche Abfallprodukte?

bei aller Forschung geht es auch immer darum, wo setze ich das Geld ein. Das Geld welches man in die bemannte Raumfahrt steckt fehlt dann in andern Bereichen. Z.B. in der unbemannten Weltraumforschung. Da habe ich meine Zweifel, ob es in der bemannten Weltraumforschung gut eingesetzt ist. Beim Mondflug war es allerdings so, dass man für diese Propagandamission Gelder erhielt, welche sonst der Forschung vorenthalten geblieben wären. Schliesslich ging es darum den Sowjets endlich einmal zu zeigen, dass man technologisch besser da steht.

Ich stellte mir einmal den bemannten Marsflug als europäische Propagandamission vor. Dies ist bald 15 Jahre her. Siehe: http://ernst-joss.ch/mars-joss.htm

Gruss
Ernst
Naja ein Geologe auf dem Mars mit einer Schaufel und einem Hammer würde alle Erkenntnisse der Rover weit übertreffen und das in gerade mal 2 Minuten. Was würde er wohl in einem Jahr alles erforschen können?
 
Ernst Dietikon

Ernst Dietikon

Testpilot
Dabei seit
03.08.2009
Beiträge
656
Zustimmungen
276
Ort
CH Dietikon
Naja ein Geologe auf dem Mars mit einer Schaufel und einem Hammer würde alle Erkenntnisse der Rover weit übertreffen und das in gerade mal 2 Minuten. Was würde er wohl in einem Jahr alles erforschen können?
Der Geologe war auf dem Mond. Und was hat er gebracht?

Gruss
Ernst
 
Toryu

Toryu

inaktiv
Dabei seit
24.04.2009
Beiträge
2.577
Zustimmungen
846
Ort
KSGJ
Waren die Hubble Reparaturmissionen nicht eigentlich Propagandamissionen für die bemannte Raumfahrt?
Nein. Es war viel mehr eine Mission zur Ehrenrettung für die NASA und speziell für die am Design des Teleskops (Designfehler!) beteiligten Abteilungen.
Dazu zeigten die Reparatur- und Wartungsmissionen, dass sich eine solche Investition wie das Teleskop (das auch nicht ohne Kritiker war) nicht nur weit über die geplante Nutzungsdauer hinaus betreiben lässt, sondern auch bei Problemen Lösungen erarbeitet und durchgeführt werden können.

Ich verstehe auch wieder das Wort "Propagandamission" nicht:
Sowohl auf vergangenen Flügen zu Raumstationen, als auch auf Einzelflügen des Shuttle werden primär Forschungsarbeiten durchgeführt. Dabei haben die mitgebrachten Experimente Vorlaufzeiten von mehreren Jahren (zwei ehemalige Kommilitonen von mir haben im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten Experimente zum Flug auf die ISS vorbereitet und Testreihen der ersten Versionen im ZERO-G gefahren/ geflogen). Ich glaube, dass der Umfang der wissenschaftlichen Experimente, die im All durchgeführt werden, stark unterschätzt wird.
Den wenigsten Menschen ist bewusst, wie stark die Raumfahrt in den wissenschaftlichen Gesellschaften Europas, Amerikas und einem Dutzend anderer, wesentlich an Grundlagenforschung beteiligter Nationen verwurzelt ist.

Sowohl die Raumstationen, als auch die Shuttles (die bei 7x14 Tagen immerhin ~98 Manntage im Orbit bedeuten), dienen/ dienten der Forschung und damit der Menschheit. Dabei ist nicht nur astronomische Forschung ("Selbstzweck"*), sondern auch medizinische, biologische und vor allem Grundlagenforschung das Hauptthema.
Das lässt sich alles nicht mit unbemannten Einheiten durchführen.

Grund für diese Anstrengungen ist die Erschöpfung der konventionellen Öl- und Gasquellen. Wirtschaftlich macht das durch die politisch gesenkten Öl- und Gaspreise im Moment allerdings wenig Sinn.
Interessanterweise waren die ersten zuverlässigen (und damit benutzbaren) Solarpanels und Brennstoffzellen die in Raumfahrzeugen genutzten Anlagen.

____
* Mit dem Selbstzweck ist das so eine Sache. Mir fallen spontan zig Anwendungsprobleme auf der Erde ein, die ohne fundamentales Verständnis von Astrophysik, bzw. der experimentellen Unterstützung von Hypothesen, die nur mit Hilfe der Astronomie möglich sind, nicht bekannt oder nicht bewiesen wären.
Der Treibhauseffekt ist dabei nur das bekannteste Beispiel.
 
Toryu

Toryu

inaktiv
Dabei seit
24.04.2009
Beiträge
2.577
Zustimmungen
846
Ort
KSGJ
Der Geologe war auf dem Mond. Und was hat er gebracht?
Was willst du hören?

Unmittelbar: Daten.
Mittelbar aber viel mehr:
Abgesehen davon, dass Jack Schmitt wesentlich für die Ausbildung seiner Kollegen zu Field-Geologists war, indem er seinen alten Professor (Lee Silver) engagierte, der alle Crews (und speziell jene mit stark verlängerter Aufenthaltsdauer auf dem Mond - also ab Apollo 15) in der Erfassung des Geländes ausbildete. Dabei war es wichtig, nicht nur in kürzester zeit einen geologischen Überblick über das Gelände, sondern auch dessen Kontext zu erfassen. Des weiteren ging es darum, beim Sammeln von Gesteinsproben einen aussagekräftigen Querschnitt des Geländes einzutüten (vom Gewöhnlichen hin zum Exostischen). Sämtliche Crews haben dabei eines sehr guten Job gemacht.
Dabei ging es um die Klärung der Herkunft des Mondes und der diversen Mechaniken, die zum heutigen Antlitz des Mondes führten.

Wem das zu abstrakt ist: Die Herkunft des Mondes zu verstehen war einer der ersten Schritte, um die Entstehung des Sonnensystems (Akkretionstheorie) anhand von Daten zu belegen. Dabei geht es nicht nur um die Vorhersage der Entstehung, sondern auch der Beschreibung der aktuellen Vorgänge (z.B. Vulkanismus & Tektonik, etc.).

Jack Schmitt war einer der unermüdlichsten Mitarbeiter des Apolloprogramms. Nebenbei machte er seine "Wings", um die Akzeptanz unter den Piloten-Astronauten zu erhöhen, und seine Chancen auf eine Missionsbeteiligung zu vergrößern. Er war tatsächlich der erste Wissenschaftsastronaut der NASA und hat allen Nachfolgern durch seine sehr gute Leistung den Weg geebnet. Es war u.a. auch sein Verdienst, dass die CM-Piloten durch Farouk-el-Baz in der genauen Beobachtung der Mondoberfläche ausgebildet wurden.

Ich könnte jetzt noch weiter gehen (bzw. das Geschriebene noch weiter ausschmücken), aber das sollte erstmal reichen, bis hier überhaupt Klarheit herrscht, welche Leistungen den Kritikern überhaupt als Mindestmaß an Nettonutzen reichen. Vermutlich müssten 98% aller Forschungseinrichtungen weltweit anhand dieses Maßstabs geschlossen werden.
Grundlagenforschung ist teuer und aufwändig.

Wenn Interesse an Apollo besteht, wird sehr umfangreich hier weitergeholfen:
Andrew Chaikin - A Man on the Moon
Das Buch kann man JEDEM uneingeschränkt mit sechs von fünf Sternen empfehlen.
 
Ernst Dietikon

Ernst Dietikon

Testpilot
Dabei seit
03.08.2009
Beiträge
656
Zustimmungen
276
Ort
CH Dietikon
Interessanterweise waren die ersten zuverlässigen (und damit benutzbaren) Solarpanels und Brennstoffzellen die in Raumfahrzeugen genutzten Anlage
Wurden die Solarpanels nicht zuerst für unbemannte Satelliten genutzt? Meines Wissens waren die Soyus Raumschiffe die ersten bemannten Raumschiffe welche Solarspanels nutzten. Aufpassen, nicht alles was in bemannten Raumfahrzeugen genutzt wird, darf man auch der bemannten Raumfahrt zuschreiben.

Ich denke, wir werden uns nie einig.

Gruss
Ernst
 
Toryu

Toryu

inaktiv
Dabei seit
24.04.2009
Beiträge
2.577
Zustimmungen
846
Ort
KSGJ
Wurden die Solarpanels nicht zuerst für unbemannte Satelliten genutzt? Meines Wissens waren die Soyus Raumschiffe die ersten bemannten Raumschiffe welche Solarspanels nutzten. Aufpassen, nicht alles was in bemannten Raumfahrzeugen genutzt wird, darf man auch der bemannten Raumfahrt zuschreiben.
Es besteht ein kleiner Unterschied, ob ich einen Wegwerf-Telstar ins All schieße, oder ein bemanntes Raumfahrtsystem, bei dem das Überleben der Crew maßgeblich von der Stromversorgung abhängt.

Welches System wird also stärker zur Entwicklung beitragen?
 
Nummi

Nummi

Astronaut
Dabei seit
18.07.2006
Beiträge
2.700
Zustimmungen
1.386
Ort
EDBQ und EDAY
Warum forschen wir ueberhaupt? Ziehen wir uns doch einfach in Fell gekleidet in unsere Hoehlen zurueck und sterben im Alter von 30 Jahren:loyal:
 
Christoph West

Christoph West

Astronaut
Dabei seit
20.08.2004
Beiträge
3.552
Zustimmungen
3.472
Ort
Hamm
Warum forschen wir ueberhaupt? Ziehen wir uns doch einfach in Fell gekleidet in unsere Hoehlen zurueck und sterben im Alter von 30 Jahren:loyal:

In Afrika sterben Kinder weil Geld für Impfungen fehlt.
Gegen Experimente auf der ISS habe ich nichts, aber ernsthaft in Erwägung zu ziehen, einen Mensch zum Mars zu schicken, ist Schwachsinn.
 
mcnoch

mcnoch

Alien
Administrator
Dabei seit
18.04.2003
Beiträge
10.133
Zustimmungen
6.381
Ort
Nürnberg
Nur so am Rande: Das Problem der Entwicklungshilfe ist - entgegen der Spendenwerbung der meisten Hilfsorganisationen - in den meisten Regionen nicht fehlendes Geld sondern fehlende und gerechte Verteilungssysteme und die kann man nicht für Geld kaufen, auch wenn man es seit 100 Jahren erfolglos versucht. Der technische und wissenschaftliche Fortschritt in den Industrienationen hat über solche Dinge wie bessere Wasseraufbereitungsanlage, Photovoltaikflächen oder Medikamente den Entwicklungsländern in Summe mehr geholfen, als jede Nahrungsmittelverteilungsaktion.

Es braucht also beides (und noch viel mehr), um die Erde als lebenswerten Planeten für möglichst viele Menschen erhalten zu können. Gegenwärtig investiert Deutschland 1 € pro Bundesbürger im Jahr in die bemannte Raumfahrt. Im Gegensatz dazu haben wir im gleichen Zeitraum durchschnittlich 3,26 € für neue Handyklingeltöne ausgegeben und absolut niemand hat sich daran gestört.

Und noch ein Hinweis zu dem Thema: "Wenn man das Geld stattdessen hier oder da investiert hätte...." Auch der technische Fortschritt lässt sich nicht mit Geld unendlich beschleunigen. Die größten Fortschritte in der Robotertechnik kamen in den letzten 20 Jahren nicht aus der direkten Forschung an selbigen, sondern aus neuen Technologien und Ideen aus anderen Fachbereichen, die man aber auch super in der Robotertechnik nutzen konnte. Es ist aber sehr schwierig solche Forschungsvorhaben mit Breitband-Streuung auf viele Technologien wirklich sicher vorherzusagen und dann bevorzugt finanziell zu fördern.
 
Ernst Dietikon

Ernst Dietikon

Testpilot
Dabei seit
03.08.2009
Beiträge
656
Zustimmungen
276
Ort
CH Dietikon
Interessanterweise waren die ersten zuverlässigen (und damit benutzbaren) Solarpanels und Brennstoffzellen die in Raumfahrzeugen genutzten Anlagen.
Nur noch zu den Brennstoffzellen ein Zitat aus Wikipedie: Nachdem man in den 1950er Jahren mit Brennstoffzellen experimentierte, konnte man 1959 mit einem brennstoffzellenbetriebenen Traktor das weltweit erste größere Fahrzeug vorstellen, das mit einer Brennstoffzelle betrieben wurde.

Ich denke, die bemannte Raumfahrt nutzte dann diese Entwicklung, war aber für deren Entwicklung nicht massgebend. Daraus abzuleiten, dass man unbedingt viel Geld für bemannte Raumfahrt ausgeben soll und viele andere Forschung vernachlässigen darf, finde ich doch recht weit hergeholt.

Jeder Forschungszweig kann für sich sagen, dass das ja nicht viel pro Bürger ist. Da muss man Prioritäten setzen und dann denke ich, wird die bemannte Weltraumforschung schlecht abschneiden. Ich bin nach wie vor dafür, die bemannte Raumfahrt einzustellen und das ganze Geld in die unbemannte Weltraumforschung zu stecken. Unbeschreiblich, welche Missionen da möglich wären, welche technischen Entwicklungen da angestossen würden und was wir über unser Sonnensystem erfahren würden.

Einmal eine Schachtel voll Asteroid auf die Erde bringen oder gar etwas Komet wäre doch wirklich toll. Auch Etwas Marsmaterial auf der Erde mit allen nur auf der Erde zur Verfügung stehenden Möglichkeiten untersucht wäre fantastisch. Dazu braucht man aber keinen Menschen auf dem Mars. Da verbraucht man das Geld in erster Linie um den Menschen zu transportieren und für die Forschung bleibt dann nicht mehr viel.

Mehr möchte ich nicht mehr dazu sagen.

Gruss
Ernst
 
Toryu

Toryu

inaktiv
Dabei seit
24.04.2009
Beiträge
2.577
Zustimmungen
846
Ort
KSGJ
einen Mensch zum Mars zu schicken, ist Schwachsinn.
Gibts dafür auch eine rationale Begründung?
Genug Gegenbelege für deine bisherigen Einwände wurde ja inzwischen gebracht.

____

Nur noch zu den Brennstoffzellen ein Zitat aus Wikipedie: Nachdem man in den 1950er Jahren mit Brennstoffzellen experimentierte, konnte man 1959 mit einem brennstoffzellenbetriebenen Traktor das weltweit erste größere Fahrzeug vorstellen, das mit einer Brennstoffzelle betrieben wurde.
Du hast nicht begriffen, was ich schrieb. Daher nochmal in Kürze:

Es sind zwei verschiedene Dinge, ob ich etwas entwickle und auf einer Ausstellung zur Schau stelle und vielleicht ein bisschen damit herumfahre (Serienfertigung hat offensichtlich nicht stattgefunden), oder ob ich das Überleben von drei Astronauten für zwei Wochen daran kopple.

Ich denke, die bemannte Raumfahrt nutzte dann diese Entwicklung, war aber für deren Entwicklung nicht massgebend. Daraus abzuleiten, dass man unbedingt viel Geld für bemannte Raumfahrt ausgeben soll und viele andere Forschung vernachlässigen darf, finde ich doch recht weit hergeholt.
Die Entwicklung einer Technologie wird nicht maßgeblich durch die Idee dahinter vorangetrieben, sondern durch einen leistungsorientierten Verbraucher.

Nur wenn ich eine BSZ leicht baue, eine große spez. Leistung heraushole und das Dingen dann noch zuverlässig baue, kann ich sie in der Raumfahrt nutzen. Kurz: Voraussetzungen, die die Applikationsmöglichkeiten (= Entwicklung) in raumfahrtfremden Bereichen sprunghaft vergrößern.

Welche Forschung wird in anderen gebieten durch die Mittelzuteilung an die Raumfahrt vernachlässigt? Vielleicht mal ein konkretes Beispiel, und keinen Allgemeinplatz!
Wie ich bereits schrieb, ist der Zugang zu Raumfahrt ein Treiber für Grundlagenforschung in allen Bereichen.

Jeder Forschungszweig kann für sich sagen, dass das ja nicht viel pro Bürger ist. Da muss man Prioritäten setzen und dann denke ich, wird die bemannte Weltraumforschung schlecht abschneiden. Ich bin nach wie vor dafür, die bemannte Raumfahrt einzustellen und das ganze Geld in die unbemannte Weltraumforschung zu stecken. Unbeschreiblich, welche Missionen da möglich wären, welche technischen Entwicklungen da angestossen würden und was wir über unser Sonnensystem erfahren würden.
1) Anhand welchen Maßstabs willst du priorisieren?
2) Wie willst du Forschung betreiben, wenn ein integraler Bestandteil dieser Forschungskampagne ein Experiment auf der ISS ist?
3) Welche Missionen wären durch die Einstellung der bemannten Raumfahrt möglich (Kosten/ Nutzen Maßstab)?
4) In wiefern würden wir dadurch einen Entwicklungssprung erfahren?*
5) Wer soll das bezahlen, wenn durch den Wegfall der bemannten Missionen die Bevölkerung das Interesse an der Raumfahrt verliert?

Einmal eine Schachtel voll Asteroid auf die Erde bringen oder gar etwas Komet wäre doch wirklich toll. Auch Etwas Marsmaterial auf der Erde mit allen nur auf der Erde zur Verfügung stehenden Möglichkeiten untersucht wäre fantastisch. Dazu braucht man aber keinen Menschen auf dem Mars. Da verbraucht man das Geld in erster Linie um den Menschen zu transportieren und für die Forschung bleibt dann nicht mehr viel.
Das ist eine Budgetfrage. Schicke ich vier Astronauten zum Mars mit 500 Aufenthaltstagen (und rechne mit einer konservativen Auslastung von 80%), habe ich 1600 Manntage (~4,4 Mannjahre) auf dem Nachbarplaneten. Damit lässt sich ein bisschen was anfangen.
Fun Fact: Die nur bei Apollo 17 zurückgebrachte masse an Material übertraf den Durchschnitt der von den drei Luna-Landern zurückgebrachten Samples knapp um das (!) tausendfache.

Eine Schachtel voll Asteroid ist eventuell mit dem Orion-Programm greifbar. Eine Schachtel voll Komet dürfte (kommerziell) eher weniger interessant sein. Da sind wir dann wieder beim Selbstzweck.

Warum der Mensch der Innovationstreiber bei einer Mission ist, steht bereits unten.
___
* Die Herausforderungen sind eher bescheiden, denn es gibt keinen Zwang zu neuer Technologie in Puncto Life-Support. Ferner ist es einfach, an eine Sonde ein langlebiges low-impulse Triebwerk 'dranzuklatschen und sie ohne Zwang nach schnellen Transferzeiten ein paar Monate fliegen zu lassen. Zumal die Sonde leicht ist (=> F=m*a), was die Herausforderung zusätzlich geringer macht. Kurzum: Für den Ingenieur also eine langweilige, weil einfach zu bewerkstelligende Aufgabe ohne größers Knock-Off Potential.
Durchbrüche entstehen nur bei neuartigen Missionen (s. Rosetta). Die 80. Sonde zu einem planetarischen Nachbarn zu schicken ist nur noch eine Herausforderung an die Instrumentierung. Die Wirklichen Quantensprünge sind durch bemannte Missionen dort hin zu machen.
 

Fliegernase

inaktiv
Dabei seit
20.04.2009
Beiträge
806
Zustimmungen
422
Ort
Berlin
Die größten Fortschritte in der Robotertechnik kamen in den letzten 20 Jahren nicht aus der direkten Forschung an selbigen, sondern aus neuen Technologien und Ideen aus anderen Fachbereichen, die man aber auch super in der Robotertechnik nutzen konnte.
Interessanter Punkt zu dem man sich mal die verschiedenen Forschungssysteme der USA und UDSSR anschauen könnte.

Im Fall der USA haben wir es mit einem stark konsumorientierten Fortschritt zu tun bei dem die Raumfahrtforschung die Synergien aus der Industrie nutzen konnte.
Bei der UDSSR war die Forschung stärker an den Staatsauftrag gebunden da es keinen vergleichbaren konsumorientierten Fortschritt gab. Synergien ergaben sich hier nur aus den verschiedenen Bereichen der Staatsaufträge (Rüstung, Spionage, Zivilbereich, Raumfahrt etc.).

Dabei waren beide Systeme in der Lage ähnliche Forschungserfolge zu erziehlen.
 

odlanair

Testpilot
Dabei seit
03.05.2005
Beiträge
957
Zustimmungen
430
Ort
D
In Afrika sterben Kinder weil Geld für Impfungen fehlt.
Das Problem könnten die dort einheimischen Mitmenschen lösen,
die sich jeden Tag mit ihren SUV's durch den Stau in den Hauptstädten quälen müssen!
 
Christoph West

Christoph West

Astronaut
Dabei seit
20.08.2004
Beiträge
3.552
Zustimmungen
3.472
Ort
Hamm
@toryu
Du willst 4Personen zum Mars schicken ? Auf der Mir war für 5Personen Platz, wenig Platz, und die wog 100Tonnen. Für die sieben Mann an Bord der ISS benötigt man pro Jahr 32 Tonnen an Versorgungsgütern. Egal wo man hin will, Sauerstoff und Lebensmittel müssen mit. Bei den letzten Diskussionen über eine bemannte Marsmission, war tatsächlich von einer Einbahnstraße die Rede ?!
Und wofür ?
Wenn ich von der Erforschung von Kometen und Planeten höre, heißt es immer, die Entstehung des Weltalls erforschen, gab es dort mal Wasser oder gar leben usw, alles Dinge, die Niemand wissen muss.

Hier ein toller Pro/Contra Artikel :
http://www.bernd-leitenberger.de/bemannte-raumfahrt2.shtml
 
Thema:

Lohnt sich bemannte Raumfahrt?

Lohnt sich bemannte Raumfahrt? - Ähnliche Themen

  • Überlastete Flugsicherung in den USA

    Überlastete Flugsicherung in den USA: Nicht nur in Deutschland fehlt Fachpersonal. Die Ursachen sind aber überall ähnlich...
  • Lohnt Flugschrein mit VFR

    Lohnt Flugschrein mit VFR: Hallo zusammen, ich würde gern fliegen lernen und habe gerade mein medical hinter mir. Da ich eine Farbfehlsichtigkeit habe, steht im medical...
  • Lohnt sich dieses Angebot?

    Lohnt sich dieses Angebot?: Hi@all! Hätte eine frage und zwar will ich mir jetzt endlich mal eine vernünftige Kamera kaufen. Aber da das mit den Preisen ja immer etwas...
  • Lohnt sich Ebay?

    Lohnt sich Ebay?: Hi, Ich wollte mal eine Diskussionsfläche für alle bieten, die 1) der Meinung sind, bei Ebay kriegt man Modelle generell billiger 2) der...
  • Lohnt sich eine Proxxon o.Ä.?

    Lohnt sich eine Proxxon o.Ä.?: Servus Zusammen! Was meint ihr, lohnt es sich eine Proxxon oder eine vergleichbares Instrument zu kaufen, oder kann man auch ohne ganz gute...
  • Ähnliche Themen

    • Überlastete Flugsicherung in den USA

      Überlastete Flugsicherung in den USA: Nicht nur in Deutschland fehlt Fachpersonal. Die Ursachen sind aber überall ähnlich...
    • Lohnt Flugschrein mit VFR

      Lohnt Flugschrein mit VFR: Hallo zusammen, ich würde gern fliegen lernen und habe gerade mein medical hinter mir. Da ich eine Farbfehlsichtigkeit habe, steht im medical...
    • Lohnt sich dieses Angebot?

      Lohnt sich dieses Angebot?: Hi@all! Hätte eine frage und zwar will ich mir jetzt endlich mal eine vernünftige Kamera kaufen. Aber da das mit den Preisen ja immer etwas...
    • Lohnt sich Ebay?

      Lohnt sich Ebay?: Hi, Ich wollte mal eine Diskussionsfläche für alle bieten, die 1) der Meinung sind, bei Ebay kriegt man Modelle generell billiger 2) der...
    • Lohnt sich eine Proxxon o.Ä.?

      Lohnt sich eine Proxxon o.Ä.?: Servus Zusammen! Was meint ihr, lohnt es sich eine Proxxon oder eine vergleichbares Instrument zu kaufen, oder kann man auch ohne ganz gute...

    Sucheingaben

    content

    Oben