Taliesin
Astronaut
Der Argumentation kann ich nicht ganz folgen und ich finde, dass du AF447 auch sehr verzerrt wieder gibst. Zwischen UAS und Absturz lagen 4 Minuten und 23 Sekunden. Wie lange bräuchte es denn deiner Meinung nach, damit ein Pilot in Ruhe einen Stall erkennen und ausleiten kann?Nachdem was ich derweil gelesen habe (für den Bericht selbst fehlte mir heute die Zeit):
- bei Air Asia hatte die Crew genügend Vorwarnzeit dass etwas nicht stimmt (14min?).
-> bei AF447 sind zwischen ersten Anzeichen und Absturz etwas mehr als 3min vergangen
- die Situation und die Fehlermeldungen beim A320 war (zumindest am Anfang) überschaubar, die Crew ist nicht überrumpelt worden
-> Beim A330 der Air France war die Situation sehr schnell, sehr schwer zu durchschauen (Stall oder Overspeed? Welches Instrument stimmt?)
Es gab übrigens auch keine Overspeed Warnung und bis auf die UAS Phasen von 27 (AP1) bzw 58 Sekunden (ISIS) waren auch alle Instrumentenangaben korrekt. Der einzige Vorwurf war, dass die Stallwarnung aufhörte und dann wieder anfing, als der Pilot am Stick gedrückt hat, weil dann die Air Speed über 60kn ging.
Die Zusammenfassung des BEA ist da auch alles andere als schwammig:
Thus, the accident resulted from the following series of events:
- Temporary inconsistency between the measured speeds, likely as a result of the obstruction of the Pitot probes by ice crystals that caused the autopilot disconnection and the reconfiguration to alternate law
- Inappropriate control inputs that destabilised the flight path
- The lack of any link, by the crew, between the loss of displayed airspeed information and the appropriate procedure
- The late identification of the deviation from the flight path by the PNF and insufficient correction applied by the PF
- The crew not identifying the approach to stall, their lack of immediate response and the exit from the flight envelope
- The crew’s failure to diagnose the stall situation and consequently a lack of inputs that would have made it possible to recover from it
Was soll denn das bitte für eine Argumentation sein? Nur weil du und ich es nicht könnten und es sicherlich nicht leicht ist, ist die Crew von allen Fehlern frei gesprochen?Würden "wir" dort oben bei 100 Grad Schräglage und 55 Knoten manuell fliegen und recovern können? Eher nicht.
Das Problem ist wohl das brutale Ziehen der Sicherungen für zwei elementare Computer. Nach deren Wiederanfahren folgt Autopilot off und Alternate law, was da oben kaum beherrschbar ist.
Die Herren in Reihe 0 kriegen ihre Kohle ja nicht nur für das Beherrschen von schwierigen Situationen, sondern auch dafür, dass sie gar nicht erst dort landen.
Um das Niveau mal etwas vom Stammtisch weg und zu ernsthafter Diskussion zu heben kann man sich mal den Abschlussbericht angucken. Da sieht man, dass der PF von 2326 bis 2337 bis zum Anschlag am Stick zieht, obwohl in dieser kompletten Zeit ununterbrochen die Stall Warnung an ist. Gleichzeitig sieht man, dass der PNF ebenfalls regelmäßig am Stick rüttelt. Offensichtlich war es mit CRM auch nicht weit her und die Aufgaben waren überhaupt nicht eindeutig verteilt. Wie du das jetzt dem Alternate Law im Reiseflug in die Schuhe schieben willst ist mir völlig schleierhaft.