28.12.2014 AirAsia Airbus A320 (Flight QZ 8501) vermisst
Der Zustand der Leichen ist für die Flugunfalluntersuchung relevant, aber nicht für die die Öffentlichkeit.
Wir haben über diesen Punkt mal im Rahmen meiner Ausbildung zum Katastrophen-Manager gesprochen und erstaunlicherweise sind die Psychologen der Meinung, dass es in den allermeisten Fällen den Angehörigen - vom ersten Augenblick abgesehen - eher hilft. Diese Bilder helfen den Angehörigen die Realität und damit im nächsten Schritt den Verlust zu akzeptieren und die Spekulationen, die sich unweigerlich im Kopf bilden zu beruhigen und auf die Realität zu beschränken. Angehörige, die durch diese vermeintlich schlimmere Phase durchgegangen sind, kamen meist schon nach wenigen Wochen deutlich besser mit ihrem Verlust zurecht und hatten kaum Alpträume über das, was ihrem geliebten Menschen widerfahren ist. Auch Helfern empfiehlt man, sich die Geschehnisse ganz genau anzuschauen, damit sie später weniger Alpträume bekommen. Das Grauen gesehen zu haben scheint für Menschen besser verarbeitbar zu sein, als es sich ständig in der Phantasie in immer neuen Varianten auszumalen. Dies ist auch etwas, was die meisten Menschen unterbewusst einfordern, genau zu wissen, was mit ihrem geliebten Menschen passiert ist. Dass schlimmste für einen Betroffenen ist, weder den Leichnam gesehen zu haben noch zu wissen, was ihm passiert ist. "Die Konkretisierung dient der Versachlichung", wie es prägnant zusammen gefasst wurde.
Dies ist aber absolut kein Freibrief für die Medien, sich an solchen Bildern zu delektieren und den Voyeurismus freien Lauf zu lassen. Leider haben wir noch nicht den richtigen Weg gefunden, dass eine zu ermögliche, während man das andere verhindert. Insbesondere da die Öffentlichkeit durch die Berichterstattung emotional eingebunden und damit in gewisser Weise auch Opfer des Unglücks geworden ist und nun in ähnlicher Form "zur eigenen Befriedung" diese Informationen, wenn auch nicht auf eine einzelne Person bezogen, benötigt. Die psychologischen Auswirkungen der Nachrichtenberichterstattung auf die breite Bevölkerung ist etwas, was man in den letzten 20 Jahren verstärkt beobachtet; 9-11 und der Anschlag beim Bosten Marathon sind dabei Musterfälle. Und die Medien sind sich dieses Effekts bewusst und nutzen ihn - zumindest in den USA - immer öfter absichtlich.
