Schleicher Poppenhausen - 1928

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Die «Poppenhausen» war Alexander Schleichers doppelsitzige Version des «Hol‘s der Teufel» mit Doppelsteuerung. Sie konnte sich als Schulflugzeug gegenüber den Einsitzern noch nicht durchsetzen.

Meine Anregung zu diesem Modell entstand durch den Bau des 1/72 Huma-Bausatzes der Grunau Gr 9 und Schneider SG 38 Schulgleiter nachdem ich gesehen habe, wie leicht diese von der Hand gehen, und ich mir überlegt habe, andere frühe Segelflugzeugmodelle durch Umbau zu erhalten.

Die erste Idee, einen Zögling zu machen, erschien mir dann aber doch zu trivial (und bzgl. des erwarteten Modells zu wenig unterschiedlich im Vergleich zu den beiden Bausatzmodellen), so dass ich mir die Zeichnungen in Martin Simons Buch [1] genauer angesehen habe. Heraus kam die Idee, einen möglichst auffälligen Umbau zu riskieren, der ein bisschen Scratchbaufertigkeiten einüben lässt (für schwierigere Projekte, die ich noch im Kopf habe) und soweit als möglich Bauteile aus dem Huma-Bausatz verwendet. Weiteren Aufwind erfuhr das Projekt durch großzügige Materialspenden von Modellbaukollegen, die mir ihre Huma-Bausätze einfach geschenkt haben.

Geschichte:
Nachdem Simons Buch [1] nur noch antiquarisch zu erhalten ist, zitiere ich direkt daraus:

„Der Doppelsitzer «Poppenhausen», ursprünglich «Luftkurort Poppenhausen a. d. Wasserkuppe», wurde von Alexander Schleicher erstmals 1928 geflogen. Hier erhielten Passagiere erste Einblicke in den Segelflug. Später wurde das Flugzeug neben Typen wie «Hol's der Teufel», «Zögling», «Falke», «Professor» und «Anfänger» (einem abgestrebten Schulgleiter) in den Listen der Segelflugzeugwerke Rhön angeboten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hans Jacobs am Entwurf mitgewirkt hatte. Der Doppelsitzer «Poppenhausen» stellte in vieler Hinsicht eine vergrößerte Version des «Hol's der Teufel» dar. Die Sitze lagen hintereinander, umschlossen von einem Boot. Das beste Gleitverhältnis betrug 16,4 : 1 bei einem minimalen Sinken von 0,88 m/s. Schleicher hatte hiermit unter Beweis gestellt, dass auch mit doppelsitzigen Flugzeugen gute Leistungen möglich waren. Ausgestattet mit Doppelsteuerung war das Flugzeug auch ein ansprechendes Schulflugzeug, gleichermaßen für die Anfänger- und Fortgeschrittenen- Schulung geeignet. 1931 belief sich der Preis auf 439$ (US) Dollar. Ein Zögling kostete damals 227$, der Anfänger 220$. Der im Vergleich zum Einsitzer doppelte Preis erklärt möglicherweise, warum der Doppelsitzer im Schulbetrieb nicht häufiger eingesetzt wurde. Die Tatsache, dass ein Segelflugschüler damit von Anfang an, aber wesentlich effektiver als in einem Zögling geschult werden konnte, schien damals kaum jemanden zu interessieren. Es ist nicht bekannt, wie viele Exemplare dieses Doppelsitzers in Poppenhausen produziert wurden1). Zumindest einer wurde nach England exportiert, ein weiterer vom Düsseldorfer Aero Club geflogen.“
___
1) Peter Ocker [2] vermutet mindestens 10 Exemplare


Was Vor- und Nachteile der Doppelsitzerschulung angeht, so wurde die Sache damals so gesehen, dass der Doppelsitzer aufgrund seiner Kosten, Größe und Masse ungünstiger ist als die Schulgleiter.

Quellen
[1] Martin Simons: Segelflugzeuge Band 1: 1920 bis 1945, Königswinter, EQIP
[2] Peter Ocker: Hans Jacobs-Pionierleben im Flugzeugbau. Eigenverlag, Heidenheim, 2012, ISBN 978-3-00-039539-0
 
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Der Bau
Die Absicht war, möglichst viele Teile des Huma-Bausatzes zu verwenden. Eines der im Bausatz vorhandenen Rumpfboote für den SG 38 hat Ähnlichkeiten mit dem der Poppenhausen. Es fehlt ihm aber an Länge und Höhe. Man könnte es mit Zwischenstücken vergrößern, müsste es aber auch von innen verstärken, um die Richtungen beim Wiederzusammenfügen der Teile einzuhalten.



Die Alternative ist ein reiner Scratchbau. Die markanten Linien oben und unten bieten sich geradezu dafür an. Dementsprechend habe ich die Draufsicht, abzüglich 0,5 mm Wandstärke für die Ummantelung, auf 1 mm PS-Sheet übertragen und zwei Rumpf-„Profile“ hergestellt.

 
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Der Materialverbrauch an 1 mm PS-Sheet für so einen Scratchbau ist erstaunlich gering. Höhen- und Seitenleitwerk wurden zum Aussägen kopiert und aufgeklebt. Der Sekundenkleber hat den Toner angelöst.
 
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sehr interessanter scratch-Bau....Schleifpapier und Skalpell haben Hochkonjunktur, ich bin jetzt schon auf Dein Modell gespannt...:TOP:
 
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eine sichere Grösse für lehrreiche und interessante Unterhaltung über Luftfahrt-Historie und -Technik auf Modellbau-Ebene -
mit Verdankung abonniert :)

Rolf
 
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Die Seiten wurden mit einem 0,5 mm PS-Streifen geschlossen. Unten habe ich einen Kiel ergänzt, um die Seitenansicht zu treffen. Oben wurde 2mm dickes PS-Material zum Abschleifen aufgeklebt.



Hier der „Rohschliff“. Der PS-Kleber hat die Nase und das Heck weich gemacht:mad:, so dass beim Festhalten dort Dellen in der Beplankung entstanden, die nun mit Spachtelmasse wieder "ausgebeult" werden müssen.

 
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Bei all meinen Umbauplänen (egal ob Poppenhausen, Zögling, o.ä.) wird ein neuer Gitterrumpf aus PS-Stäben benötigt. Auch wenn’s nicht ganz maßstabsgetreu ist, will ich dafür nicht unter 1 mm im Quadrat gehen.



Der Gitter-Rumpf erhielt oben ein Versteifungsblech, das nach dem Trocknen dünner geschliffen wird. Außerdem erhält es noch zwei Seilrollen für die HR-Steuerseile.

 
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Für den Flügel brauche ich zwei SG-38-Modelle. Ein Drittel der Spannweite ist übrig. Der Rest ergibt jeweils eine Flügelhälfte für die Poppenhausen. Die Profiltiefe wird durch Aufkleben eines 1 mm dicken Streifens entlang der Vorderkante erreicht. An der Flügelspitze fehlen ebenfalls 1-2 mm, die durch Ankleben eines Rests erreicht werden. Der Rumpfausschnitt des SG 38 wird gefüllt und alle Spalte inkl. SG-38-Querrudern verspachtelt. Die weiße Fläche zeigt den Zustand vor dem Anbringen der Ergänzungen, die beige nachher.
 
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Probehalber sind die Flächen zusammengesteckt. In der Mitte bleibt ein Schlitz für den Rumpf, der nur durch die beiden Holme unterbrochen wird. Alle Ruder habe ich mit Steuerhörnern versehen. Das Höhenleitwerk ist montiert und mit zwei Streben gegen den Rumpf verstrebt. Auf den Flügeln sind die Stellen markiert, an denen Löcher für die Verspannung gebohrt werden müssen. Zur Vereinheitlichung des Untergrunds habe ich alles mehrfach in Mattweiß gespritzt.
 
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Das Cockpit wird erst nach dem In-Form-Schleifen geöffnet (und mit dem Fräser in Form gebracht). Man braucht nicht viel Inneneinrichtung, weil der Flügel höchstens einen Blick ins vordere Cockpit erlaubt. Daher will ich nur diesem eine Sitzfläche, einen offenen Bauchgurt und einen Steuerknüppel spendieren.



Zum Lackieren habe ich den Stab hinten eingeklebt.

 
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Vor dem endgültigen Lackieren der Flächen erhalten diese auf der Unterseite noch ein Pre-Shading mit der inneren Struktur. Dies wäre einfacher gegangen, wenn ich das Höhenleitwerk erst anschließend montiert hätte:FFCry:.
 
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Fast egal, wie viel weiße Farbe man drauf macht, die Linien sieht man hinterher immer noch :) (und so soll es ja auch sein:wink:).
 
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Ebenso das Rumpfboot. Hier bin ich bereits bei der Hochzeit von Leitwerksträger und Rumpfboot. Der Font „Alte DIN 1451 Mittelschrift“ passt extrem gut zur Vorlage. :) Die zahlreichen Löcher am Rumpfboot sind für die Verstrebung und die Steuerseile.
 
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jetzt wirdse aber immer schöner...:)
 
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