CHRISTOPH REISER
Dem Bundesheer drohen arge Probleme beim Pilotennachwuchs. Es gibt zu wenige Bewerber. 2014 traten nur noch 152 Kandidaten zur Fliegertauglichkeitsuntersuchung an. Vor zehn Jahren hatten sich noch 800 junge Soldaten für einen Job als Militärpilot interessiert. "Aus so wenigen Bewerbern können wir unseren Bedarf nicht mehr decken", warnt der Leiter der Pilotenausbildung in Zeltweg, Oberst Peter Trierweiler.
Nach umfangreichen medizinischen und psychologischen Checks sind von den 152 nur noch zwei Bewerber übrig geblieben. Damit musste das Heer die "praktische fliegerische Eignungsfeststellung", die neun Wochen dauert und eigentlich im Mai starten sollte, vorerst einmal auf Herbst verschieben. "Für eine Fluggruppe bräuchten wir acht Leute, noch besser sind zwei Gruppen mit 16 Bewerbern. Mit zwei Leuten können wir keine Ausbildung machen", sagt Trierweiler. Dass es für den einstmals so prestigeträchtigen Job des Piloten nicht mehr genug Interessenten gibt, führt man beim Heer auf mehrere Punkte zurück.
Fitness gefragt
Grundsätzlich benötigen Piloten die höchste Tauglichkeitsziffer, eine 9. "Da haben wir bei der Stellung Rückgänge. Das hat natürlich auch mit der Fitness der Leute zu tun", sagt Oberst Josef Pargger, der beim Heerespersonalamt für Piloten zuständig ist.
Auch die Zahl der Soldaten, die zum Bundesheer einrücken, wird von Jahr zu Jahr kleiner, weil sich immer mehr zum Zivildienst melden. "Im Jahr 2010 hatten wir noch 24.000 Grundwehrdiener, heuer werden es unter 20.000 sein. Damit wird die Personengruppe kleiner, aus der wir die Piloten nehmen. Das spüren wir, das ist ein Problem, mit dem wir kämpfen", sagt Pargger. Das womöglich größte Problem für die Personalwerber dürfte aber das ramponierte Image der Armee sein.
Das Bundesheer, formuliert Pilotenausbilder Trierweiler, sei "derzeit nicht so attraktiv, dass ich als junger Mann, als junge Frau sage: ,Da muss ich unbedingt hin.‘" Dabei sei der Job des Piloten immer noch ein "Traumberuf". "Als ich damals zum Bundesheer gekommen bin - 1976 -, war das Fliegen ein Jugendtraum, von dem ich dachte, dass er sich nie erfüllen wird", sagt Trierweiler.
Ausbildung kostet sonst 70.000 Euro
Die Pilotenausbildung des Heeres wird auch von der Zivilluftfahrtbehörde anerkannt. Die Ausbildung kostet sonst 70.000 Euro. Bewerber müssen drei Auswahlverfahren überstehen: die medizinische Untersuchung, eine psychologische Überprüfung und die neunwöchige praktische Eignungsfeststellung. Die Flugausbildung in Zeltweg dauert vier Jahre. Dann wird der Pilot zu seinem Einsatzverband versetzt.
Derzeit leisten beim Heer 177 Piloten Dienst. Um diesen Personalstamm zu halten, braucht man jedes Jahr vier bis sechs neue Piloten.
"Wir haben ein Jahr keinen Nachwuchs. Die Auswirkungen beginnen bereits jetzt. Wenn wir nicht gegensteuern", sagt Trierweiler, "entsteht ein Loch." Startet heuer keine Ausbildung, kann 2018 kein Pilot an die Truppe übergeben werden.
Die Situation wird sich in Zukunft noch verschärfen, weil neue Piloten nur mehr fliegen dürfen, bis sie 53 Jahre alt sind. Bisher konnten etwa Hubschrauberpiloten bis zur Pension fliegen, wenn sie die jährlichen Checks bestanden.