Germanwings und die Folgen ?

Diskutiere Germanwings und die Folgen ? im Ausbildung und Jobs Forum im Bereich Grundlagen, Navigation u. Technik; Ich denke man wird da forschen müssen, inwieweit gefährliche Handlungen aus Äußerungen im Vorfeld ableitbar sind. Im Prinzip wäre ein etwas...
Schorsch

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Alien
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Das Arztgeheimnis zu lockern halte ich für sehr kontraproduktiv. In der westlichen Welt gibt es wohl einige zehntausend Airline-Piloten. Davon sind/waren vermutlich mindestens einige hundert wegen (teilweise) psychischer Probleme in Behandlung.
Ich denke man wird da forschen müssen, inwieweit gefährliche Handlungen aus Äußerungen im Vorfeld ableitbar sind.
Im Prinzip wäre ein etwas besseres Coaching der Psyche schon sinnvoll, auch um die negativen Folgen der spezifischen Herausforderungen zu meistern. Alkoholismus, Eheprobleme, etc, also das übliche.
 

Gelöschtes Mitglied 7691

Guest
Das Argument des Arztgeheimnisses ist zwar an sich schon zu berücksichtigen- wenn man sich aber mal anschaut, was du als normalsterblicher "bodenständiger" Bewerber (zum Beispiel bei einem großen schwäbischen Automobilkonzern) "freiwillig" an medizinischen Daten herausrücken musst, um überhaupt in die zweite Runde zu gelangen (Bluttest, Drogenscreening...), dann relativiert das doch einiges. Das Arztgeheimnis wird durch die Existenz des Medicals an sich bereits angetastet. Ob eine tiefergehende Datenerhebung eine derart darüber hinausgehende Verletzung der Persönlichkeitsrechte darstellt, und ob diese dann gegenüber dem Schutzinteresse des Arbeitgebers (und seiner Paxe) darüber nicht zurückstellen könnte ist (nur) eine Gewichtungsfrage im Interessenkonflikt.
Andersrum bleibt dann wieder die Frage, wo man da die Grenze zieht.
Das Berufsbild eines LKW-Fahrers ist nicht gerade glamurös im Vergleich zum Airbusfahrer, dabei hat auch dieser ein ordentliches Schadenspotential, einen ggf. noch stressigeren Beruf und ein paar Nullen vor dem Komma weniger auf dem Gehaltsscheck.
Die logische Konsequenz lautet für mich: WENN ich ein Medical vorschreibe, dann konsequent und aussagekräftig - und das muss den psychischen Grundzustand, wenigstens in solchen Extremdiagnosen wie einer Suizidgefährdung, einschließen.
Unverschämt gesagt: Die Augen prüft man bis zur Vergasung, aber das Hirn dahinter darf so krank sein wie es will? Kann nicht richtig sein.

gruß
a.p.
 
_Michael

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Space Cadet
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Die Augen prüft man bis zur Vergasung, aber das Hirn dahinter darf so krank sein wie es will? Kann nicht richtig sein.
Man kann das Hirn schlicht und einfach nicht so untersuchen wie ein Auge. Schau dir mal die Medienberichte oder Aussagen über Amokläufe, Selbstmordanschläge und Suizide der letzten Jahre an: Immer und immer wieder werden die Täter (nicht alle, aber viele) mit Adjektiven wie ruhig, freundlich, hilfsbereit, unauffällig, beliebt, engagiert, usw. beschrieben. Im Gegensatz zu einer Fehlsichtigkeit kann man böse Absichten problemlos verstecken, oder man kennt sie sogar selbst noch gar nicht.

Ich sehe deshalb absolut keine Chance, künftige Lubitze systematisch auszusortieren. Selbst wenn man beim kleinsten psychischen Problem die Flugtauglichkeit entzieht. Dann werden die Leute wohl einfach besser im Vertuschen. Vielleicht werden dann ein paar potentielle Selbstmörder aus dem Verkehr gezogen, dafür umso mehr Piloten mit unterdrückten psychischen Problemen herumfliegen.
 

Rhönlerche

Alien
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Aber bei dem hat ein Arzt Behandlungsbedürftigkeit diagnostiziert und er musste Medikamente nehmen. Damit ist doch eine wahrnehmbare Schwelle überschritten worden, bei der man hätte aktiv werden können?
 

Gelöschtes Mitglied 7691

Guest
Genau darum gehts doch.
Niemand will hier eine Inquisition heraufbeschwören, aber WENN in der (privaten) Krankenakte schwerwiegende, behandlungsbedürftige psychische Probleme auftauchen, dann darf nicht darauf spekuliert werden, dass der Fliegerarzt das nebenbei auch mal so entdeckt, sondern das muss auf "kurzem Dienstweg" Berücksichtigung im Dienstplan finden.
Dasselbe gilt auch für andere gesundheitliche Probleme, die nicht vom Fliegerarzt sondern von Hausarzt o.Ä. identifiziert und behandelt werden.
Natürlich kann ich niemandem ins Hirn schauen, aber offensichtlich trauen sich die Mediziner und Behörden ein Einschätzungsverfahren für die psychische Eignung eines Menschen für gewisse Verantwortungsübernahme zu, sonst gäbs keine MPU bei Führerscheinentzöglingen. Dass das keine 100%-Abdeckung bietet ist klar, aber wenn es nur reicht, um einen einzigen Suizidkandidaten aus dem Cockpit zu entfernen, dann hat es bereits einem guten Zweck gedient. Auch die menschliche Psyche ist gewissen Stresstests zugänglich (Simulatortraining ist nichts anderes).

gruß
a.p.
 

Rhönlerche

Alien
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Bei z.B. Beamtenbewerbern durchleuchtet der Bund auch deren gesamte Krankengeschichte. Auch Lebensversicherungen sind extrem pingelig, wenn sie den gesundheitlichen Zustand neuer Kunden ermitteln. Und dann soll es bei Piloten nicht noch besser gehen, die ohnehin ständig medizinisch überwacht werden?
 
WaS

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Andersrum bleibt dann wieder die Frage, wo man da die Grenze zieht.
Das Berufsbild eines LKW-Fahrers ist nicht gerade glamurös im Vergleich zum Airbusfahrer, dabei hat auch dieser ein ordentliches Schadenspotential, einen ggf. noch stressigeren Beruf und ein paar Nullen vor dem Komma weniger auf dem Gehaltsscheck.
Schön, dass das mal einer feststellt!

Die logische Konsequenz lautet für mich: WENN ich ein Medical vorschreibe, dann konsequent und aussagekräftig - und das muss den psychischen Grundzustand, wenigstens in solchen Extremdiagnosen wie einer Suizidgefährdung, einschließen.
Kann das die psychiatrische Medizin tatsächlich leisten? Und zwar mit einer so ausreichenden Sicherheit, dass ggfl. eine existenzgefährdende Maßnahme zu vertreten wäre? Ein Fliegerarzt, der kurz nach dem Unglück in der Tagesschau interviewt wurde, hat diese Frage jedenfalls mit einem glasklaren Nein beantwortet. (Und damit sogar auf die Gelegenheit verzichtet, mehr Kompetenzen und Aufgaben für seine Branche zu fordern.)

Noch zwei Hinweise:

In ganz extremen und offenkundigen Fällen von akuter Selbst- oder Fremdgefährdung kann (muss?) der Arzt ja schon heute eine Zwangseinweisung in eine psychatrische Klinik veranlassen. Es wird aber wohl güte Gründe haben, warum die Hürden dafür nicht gerade niedrig sind.

Und: Ärztliche Zwangsmeldungen an Arbeitgeber oder Aufsichtsbehörde (wie von einigen jetzt gefordert) würden nur dazu führen, dass selbst diejenigen, die sich heute krankschreiben und (erfolgreich) behandeln lassen, dann eben gar nicht mehr zum Arzt gehen. Das wäre noch schlimmer!
 
WaS

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Space Cadet
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... offensichtlich trauen sich die Mediziner und Behörden ein Einschätzungsverfahren für die psychische Eignung eines Menschen für gewisse Verantwortungsübernahme zu, sonst gäbs keine MPU
Wer genügend Hirn hat, der lernt wie man die besteht, selbst wenn er ein bekennender Verächter aller Verkehrsregeln ist, weil sie seine Freiheit einschränken. Wer aber dafür zu dumm ist, der würde schon gar nicht Pilot werden oder bleiben können.

PS: Und im Übrigen sind Rücksichtslosigkeit oder Verantwortungslosigkeit etwas fundamental anderes als eine psychische Störung.
 
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Schorsch

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Alien
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Das Berufsbild eines LKW-Fahrers ist nicht gerade glamurös im Vergleich zum Airbusfahrer, dabei hat auch dieser ein ordentliches Schadenspotential, einen ggf. noch stressigeren Beruf und ein paar Nullen vor dem Komma weniger auf dem Gehaltsscheck.
Na ja, ein paar Nullen werden es nicht sein.
Aber Info nebenbei: etwa ein Drittel bis ein Viertel der etwa 3300 Verkehrstoten kommen bei Unfällen ums Leben, an denen irgendwie ein LKW beteiligt ist.
 
_Michael

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Space Cadet
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Natürlich kann ich niemandem ins Hirn schauen, aber offensichtlich trauen sich die Mediziner und Behörden ein Einschätzungsverfahren für die psychische Eignung eines Menschen für gewisse Verantwortungsübernahme zu, sonst gäbs keine MPU bei Führerscheinentzöglingen.
Ich habe mehrere solcher Tests durchgemacht, unter anderem für die Aushebung bei der Schweizer Armee. Da ist sehr schnell klar, was man ankreuzen und was man den Psychologen sagen muss, um auf ein bestimmtes Resultat zu kommen. Als einigermassen intelligenter Mensch kann man solche Tests viel zu leicht manipulieren. Gerade einen Lubitz hätte man so wohl nur sehr schwer enttarnen können - aussen heile Welt, innen krank.

Und genau das ist der Punkt: Wirklich gefährliche Leute, die es jetzt bereits durch die Pilotenausbildung schaffen, werden auch in Zukunft durch solche Tests nicht zu schnappen sein. Piloten mit leichten Problemen hingegen werden in grosser Zahl ihre Probleme verheimlichen müssen, und so erst recht zur Gefahr.

Es ist ein wenig wie mit den flächendeckenden HIV-Tests: Die falsch-positiven Tests führen zu mehr Selbstmorden, als durch die tatsächlich positiven Tests Leben gerettet werden können. (Frei erzählt aus einer Anekdote eines ehemaligen Lehrers.)
 

F-16N

Testpilot
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Ich dachte, das Motiv wäre gewesen, sich mit einem Fanal unvergessen zu machen. Das ginge etwas weiter als "nur" Selbstmord.
Danke!!! Genau das ist es nach Ansicht wirklicher Experten, die leider viel zu selten zu Wort kommen, gewesen!

Man sollte sich zumindest mal schlau machen, bevor man hier jeden Depressiven zum potenziellen Massenmörder macht, wie es in der Presse und teilweise auch hier im Forum geschieht. Da Piloten auch nur Menschen sind, wird der Prozentsatz an Depressiven oder Leuten mit depressiven Phasen sicher annähernd so hoch sein wie unter der Gesamtbevölkerung ... also ziemlich hoch. Ein Mensch der unter Depressionen leidet muss per se kein schlechterer Pilot sein als ein Gesunder. Sicher haben gewisse Medikamente die gegen Depressionen verschrieben werden, solche Nebenwirkungen, dass sie mit einem Pilotenberuf schwer vereinbar sind, aber dass hat eben nichts mit der Krankheit an sich zu tun ... bei vielen harmlosen Krankheiten gibt es Medikamente mit Nebenwirkungen, womit man sich besser nicht ins Cockpit setzen sollte, dass fängt schon bei manchen Kopfscherztabletten an - siehe Beipackzettel!

Der Copilot war wirklich schwer psychisch krank ... ein Psychopath, wie es auch sämtliche Amokläufer der Geschichte gewesen sind. Gottlob sind solche Krankheiten relativ selten und noch seltener kommt es daher vor, dass solche Menschen dann auch noch geeignete Mittel zur Durchführung einer solchen Tat zur Verfügung haben, z.B. Schusswaffen oder im vorliegenden Fall ein Flugzeug. Wenn man sich mit solchen Fällen beschäftigt, ist immer der Selbstmord dabei nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck ... er wird in Kauf genommen, um dieses höhere Ziel zu erreichen ... "ein Fanal zu setzen","in die Geschichte einzugehen", "einmal im Mittelpunkt des Interesse zu stehen","irgendwen oder die Menschen ansich zu bestrafen" u.ä.

Ergo ist es völlig widersinnig, den Copiloten als Selbstmörder zu betrachten ... selbst ein normaler "Erweiterter Selbstmord" trifft den Sachverhalt nicht:

Erweiterter Suizid

In selteneren Fällen geht mit einem Suizid die Tötung Dritter (meist Partner und Kinder) einher,, vorweg oder in Tateinheit, mit Absicht oder mit Eventualvorsatz. In diesen Fällen spricht man oft von einem erweiterten Suizid.[46] Liegt das Einverständnis zum Sterben nicht bei allen Beteiligten vor, dann handelt es sich um einen erweiterten Suizid.[47] Auch der Amoklauf mit abschließender Selbsttötung ist ein spezieller Falleines „erweiterten“ Suizids, bei dem oft auch zufällige, dem Täter nicht bekannte Menschen Opfer sein können.
Quelle. wikipedia

Denn auch hier ist der vorliegende Fall die absolute und seltene Ausnahme ... meistens betrifft es dabei Angehörige, die der Selbstmörder (aus Liebe) "nicht auf der Welt zurücklassen möchte".

Also ist es müßig über Möglichkeiten zu diskutieren, wie man solchen extremen und seltenen Einzelfällen erfolgreich Herr werden kann ... Psychopathen können nichts besser als ihre Umwelt über ihre Absichten zu täuschen, selbst Psychologen haben da einen schweren Stand, es sei den sie können einen Fall im Nachhinein beurteilen und den Täter in langwierigen Sitzungen analysieren.
So etwas wird selbst für einen relativ begrenzten Personenkreis nur schwer präventiv durchführbar sein ... weder zeitlich noch schlicht von der Zumutbarkeit dem Piloten gegenüber her. Diskussionen in diese Richtung werden immer ins Leere laufen und eher das Gegenteil bewirken ... Diskriminierung von Kranken und dazu das Piloten sich (noch mehr) vor möglichen Arztbesuchen drücken werden.

Was diesbezüglich aber wirklich nervt ist, dass hinterher immer Personen auftauchen, die "behaupten" der Täter habe ihnen gegenüber schon mal entsprechende Andeutungen gemacht ... also entweder bei so etwas sofort eine zuständige Stelle informieren - vielleicht kann man dann wirklich eine Psychopathen mal vor seiner Tat stoppen, oder einfach schamvoll "das Maul halten"!


Alles was zu tun bleibt sind technische und organisatorische Maßnahmen, die es einem potenziellen Psychopaten im Cockpit zu schwer wie möglich machen einen solchen Plan in die Tat umzusetzen ... die 2-Personen-Regelung ist da schon ein guter und bewährter Ansatz ... hier haben die Amerikaner nach 9/11 schlicht vorausschauend gehandelt, aus dem selben Grund gibt es auch die 2-Schlüssel-Regelung beim Scharfmachen von Atomwaffen.
 
Intrepid

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Aber bei dem hat ein Arzt Behandlungsbedürftigkeit diagnostiziert und er musste Medikamente nehmen. Damit ist doch eine wahrnehmbare Schwelle überschritten worden, bei der man hätte aktiv werden können?
Das ist in der Tat ein weiterzuverfolgender Gedanke. Denn der behandelnde Arzt hätte bei bestehender Gesetzeslage den Arbeitgeber informieren MÜSSEN, wenn er gewusst hätte, das es sich bei dem Amoklauf-gefährdeten Patienten um einen Verkehrsluftfahrzeugführer handelt. Hier werden sicherlich auch noch die Anwälte der Angehörigen Nachforschungen anstellen.

Die ärztliche Schweigepflicht endet, wo Gefahr in Verzug ist.
 
WaS

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Das ist in der Tat ein weiterzuverfolgender Gedanke.
Nein. Denn niemand von uns weiß, ob die Diagnose tatsächlich auf eine Eigen- oder gar Fremdgefährdung hat schließen lassen. Es ist doch nicht jeder, der psychische Probleme hat, gleich gefährlich! Wir wissen auch nicht, welche Wirkung die verordneten Medikamente hatten.
 
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... Denn niemand von uns weiß, ob die Diagnose tatsächlich auf eine Eigen- oder gar Fremdgefährdung hat schließen lassen ...
Das müssen die Untersuchungen klären. Eine Schlüsselfrage dabei ist, ob die behandelnden Ärzte wussten, welchen Beruf der Patient hatte - bzw. ob sie sich bei einer akuten Gefahr für das Leben unbeteiligter nach dem Beruf des Patienten erkundigt haben (ein mögliches Fanal war der Berichterstattung zu Folge ausgesprochen worden -> muss auch noch genauer untersucht werden und ist genau so zu behandeln wie bei fanatischen oft islamistischen Schläfern, die sich zuweilen mit Flugzeugen auf Hochhäuser stürzen; denn die Gefahr für andere ist die gleiche). Bei einem Busfahrer beispielsweise hätten sie gegebenenfalls auch den Arbeitgeber informieren müssen.

Was ich meine, ist, dass heute schon die Gesetze ausreichen, um eine Gefährdung der Bevölkerung einzudämmen. Die ärztliche Schweigepflicht steht dem nicht entgegen, wie manche glauben mögen.



Nachtrag: Selbstmordabsichten entspringen einer spontanen Lebenssituation, die kurz vorher nicht bestanden hat oder undenkbar gewesen wäre. Das entdeckt kein Arzt der Welt vorher, kann es höchstens nachher erklären. Und das ist auch ohne Vollzug wieder vorbei - sozusagen geheilt - wenn die Lebenssituation abgewendet wurde. Hat aber alles nichts mit Amokläufern zu tun. Deren Geisteshaltung bildet sich in der Jugend aus und kann sicherlich besser erkannt werden als die Gefahr eines "gewöhnlichen" Selbstmordes oder erweiterten Selbstmordes.
 
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Michael aus G.

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Was ich meine, ist, dass heute schon die Gesetze ausreichen, um eine Gefährdung der Bevölkerung einzudämmen. Die ärztliche Schweigepflicht steht dem nicht entgegen, wie manche glauben mögen.

Das entdeckt kein Arzt der Welt vorher, kann es höchstens nachher erklären.
Das seh ich auch so. Wir leben im "Wahn" alles vorhersagen können zu wollen und unüberwindbare Schranken zu errichten. Das ist gefährliche Sicherheitsesoterik. Im Grunde berauben wir uns nur immer mehr Freiheiten und schüren immer mehr Ängste. Deswegen habe ich diesen Absturz auch als "Fukushima" der Luftfahrtbranche bezeichnet. Jetzt kann nie wieder jemand behaupten bei uns kann das nicht passieren, das passiert nur in unterentwickelten Systemen, nicht aber bei uns, im BESTEN System der Welt.
 

Rhönlerche

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Dass es keinen 100-prozentigen Schutz vor allen Risiken gibt, ist klar. Das schließt aber nicht aus, dass man die Verfahren noch verbessern kann und muss. Ein ärztlich erkannter Kranker, der Medikamente nimmt, kann doch nicht unentdeckt bleiben, weil man den Datenschutz von Piloten über alles stellt und denen "Hintertürchen" offen lässt? Das ist nach dieser Tragödie der fliegenden Öffentlichkeit nicht mehr vermittelbar. Es ist kein Aktionismus, wenn man hier Verbesserungen fordert und eben nicht nur mit der Schulter zuckt.

Beim Medical zum kleinsten A-Schein wird man routinemäßig beim Flugarzt nach Selbstmordgedanken gefragt und hier übersieht man bei einem Profi mit einschlägiger Vergangenheit so ein Problem?
 

Gelöschtes Mitglied 7691

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Selbstmordabsichten entspringen einer spontanen Lebenssituation
Das mag für viele Selbstmorde zutreffen, und oftmals spielt ein kurzfristiges Ereignis mit rein, diesen Schritt zu genau diesem Zeitpunkt durchzuführen - die Tendenz/Gefährdung ist aber bei einer Vielzahl von Selbstmorden schon lange vorab identifiziert oder wenigstens vermutet - und oftmals auch schon in Behandlung.
Eine stabile Person braucht schon eine extreme Negativerfahrung, um in den Selbstmord getrieben zu werden. Um aber dazu bereit zu sein, 150 andere mitzunehmen muss schon ein katastrophaler Grundzustand vorgeherrscht haben, der in manchen Fällen (sicher nicht allen) identifizierbar gewesen sein sollte.
Der psychische Grundzustand ist - auch unabhängig von (erweiterten) Suiziden als Extremum - ein entscheidendes Kriterium für die Lufttüchtigkeit eines Linienpiloten - dabei geht es um Kommunikationsverhalten, Stressresistenz, Aufnahmefähigkeit, Reaktionsvermögen... alles nicht unbedingt streng physiologische Attribute. Wenn es also derzeit nicht die geeigneten Werkzeuge gibt um die psychisch motivierte Lufttüchtigkeit sicherzustellen, dann müssen diese eben erarbeitet werden.

gruß
a.p.
 

Rhönlerche

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Es gibt wohl auch gewisse Psycho-Medikamente, die eine akute Selbstmord- oder Gewaltneigung auslösen können.
 
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Um aber dazu bereit zu sein, 150 andere mitzunehmen muss schon ein katastrophaler Grundzustand vorgeherrscht haben, der in manchen Fällen (sicher nicht allen) identifizierbar gewesen sein sollte.
Genau das gilt es im Fall des Germanwings-Absturzes festzustellen. Wenn den behandelnden Ärzten sowohl der Beruf des Patienten als auch seine Bereitschaft zum Amoklauf bekannt waren, dann hätten sie handeln müssen (bzw. im Falle eines zu erwartenden Amoklaufes sich über mögliche Gefährdung anderer durch den Patienten kundig machen müssen). Vor dem Fliegerarzt und dem Arbeitgeber hat der Copilot seine Absichten verborgen, die hatten keine Chance das zu erkennen. Wenn überhaupt hätten die behandelnden Ärzte eine Chance gehabt. Und die aktuell gültigen Gesetze sehen für einen Gefährdungsfall keine Schweigepflicht vor.


Nachtrag: insgesamt gilt natürlich, nachher ist man immer schlauer. Wenn keiner außer dem Patienten etwas genaues wusste, gab es auch keine Möglichkeit zum Eingriff. Wird es dann auch zukünftig nicht geben, höchstens über noch umfangreichere Überwachung der Surfgewohnheiten im Internet beispielsweise - aber das will glaube ich keiner, eine "Welt-NSA".
 
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RetiredF4

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Das ist in der Tat ein weiterzuverfolgender Gedanke. Denn der behandelnde Arzt hätte bei bestehender Gesetzeslage den Arbeitgeber informieren MÜSSEN, wenn er gewusst hätte, das es sich bei dem Amoklauf-gefährdeten Patienten um einen Verkehrsluftfahrzeugführer handelt. Hier werden sicherlich auch noch die Anwälte der Angehörigen Nachforschungen anstellen.

Die ärztliche Schweigepflicht endet, wo Gefahr in Verzug ist.


Nein. Denn niemand von uns weiß, ob die Diagnose tatsächlich auf eine Eigen- oder gar Fremdgefährdung hat schließen lassen. Es ist doch nicht jeder, der psychische Probleme hat, gleich gefährlich! Wir wissen auch nicht, welche Wirkung die verordneten Medikamente hatten.
Alles grundsätzlich richtig, wir müssen aber einen anderen Schluss daraus ziehen.
Wenn wir das Potential für die mögliche Gefährdung Dritter nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen können, dann besteht doch Handlungsbedarf? Oder müssen wir dann das Risiko akzeptieren nur weil nicht alle dieser Personengruppe ein Risiko darstellen könnten und wir nicht differenzieren können oder wollen? Nicht jeder der einen Herzfehler hat erleidet einen Herzinfarkt, lassen wir jetzt alle mit bekanntem Herzfehler und Infarkrisiko verantwortungsvolle Tätigkeiten mit hohem Gefährdungspotential ausüben? Es gibt Alkoholiker die sich nur in Ihrer Freizeit vollkommen betrinken, rechtfertigt das den Verbleib aller an Alkoholsucht erkrankten Personen in Berufen mit hohem Gefährdungspotential? Würden wir AL am Steuerpult eines Atomkraftwerkes sehen wollen?
Die Mehrzahl hier würde einen Menschen mit solch einer bekannten psychischen Erkrankung nicht mal als Hausmeister haben wollen, was natürlich Quatsch ist, aber leider auch tägliche Realität.

In der Diskussion hier ist für mich verwunderlich, dass die bekannten Auswahlverfahren für den Beruf des Piloten wie auch für andere Berufsbilder mit Gefährdungspotential akzeptiert sind, und bei diesen Auswahlverfahren Bewerber mit einer möglichen psychischen Erkrankung keine Chance haben. Im Fall AL, bei dem die Erkrankung während der Ausbildung aufgetreten ist, diese diagnostiziert und letztlich erfolglos behandelt wurde tut sich eine hohe Anzahl von Personen hier schwer einen Entzug der Lizenz aufgrund mangelnder Eignung für diesen Beruf zu rechtfertigen. Die Begründung dass es sich hier um eine Pauschalverurteilung aller psychisch Erkrankter handelt ist doch absurd. Niemand verurteilt diese Menschen, aber es kann auch keine Garantie für den Zugang zum Beruf und den Verbleib in einem Beruf geben, wenn die körperliche und geistige Eignung nicht oder nicht mehr besteht.

Für die sinnvolle Feststellung dieser Eignung werden offensichtlich bestehende Verfahren und Vorschriften nicht richtig angewandt oder sie sind dafür nicht geeignet. Da liegt doch das eigentliche Problem. Dass damit nicht alle solche oder ähnliche Ereignisse verhindert werden können ist auch klar. Wir sind eben alle nur Menschen.
 
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