Endlich !!!
Seit über zehn Jahren wußte ich, dass Peter M. Grosz ein Buch über die Pfalz-Flugzeuge in Arbeit hatte. Nach seinem Tod hatte ich nicht mehr mit dem Buch gerechnet, bis ich erfuhr, dass Peter Seelinger mit Unterstützung von Holger Steinle, dem ehemaligen Leiter des Deutschen Technik-Museums (DTM) in Berlin, die Arbeiten fortführen würde. Grosz hatte dem DTM seine Sammlungen vermacht, so dass die beiden Co-Autoren Zugang zu den Originalquellen hatten.
Doch zum Buch selbst. Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte der Pfalz-Flugzeugwerke GmbH in Speyer, gefolgt von einer Darstellung der heute noch vorhandenen Original-Flugzeuge und einer Anekdote über die Versuche, einflußreiche Flugzeugführer für sich zu gewinnen, kommt der Typenteil. Hier wird nicht nur die Entwicklung der in Serie gebauten Typen beschrieben, sondern, was das Buch besonders interessant macht, auch von Prototypen und Versuchsflugzeugen, wie beispielsweise die Pfalz D.III als Dreidecker oder die Pfalz D.VIII mit gegenläufigen Propellern. Aber auch im Text der in Serie gebauten Typen werden Umbauten für verschiedene Erprobungen beschrieben.
Grundlage für die Typenbeschreibungen waren fast ausschließlich Primärquellen aus dem schier unerschöpflichen Fundus von Peter M. Grosz, wie Berichte der Inspektion der Fliegertruppe, Werksunterlagen der Pfalz-Flugzeugwerke oder Berichte der Interalliierten Luftfahrt-Überwachungskommission. Auch konnte Grosz viele Informationen durch seine persönliche Bekanntschaft mit Alfred Eversbusch, einem der Firmengründer, und den Werks-Einfliegern Max Holtzem und Otto Augst gewinnen.
Tabellen mit den technischen Daten und Bauaufträgen der einzelnen Typen, Original-Baubeschreibungen der Pfalz D.VII, D.VIII und Dr.II, sowie einige (allerdings schlecht lesbare) Original-Bauteilzeichnungen bilden den Abschluß.
Etliche der 267 im Buch enthaltenen Photos sind schon einmal veröffentlicht worden, besonders in den Veröffentlichungen von Peter M.Grosz in der Reihe der Windsock Datafiles, aber nicht jeder hat sich diese doch recht teure und englischsprachige Heftreihe zugelegt. Die anderen, bisher unveröffentlichten, Aufnahmen machen das aber wieder wett. Auch das Fehlen von Dreiseitenansichten und Farbprofilen schmälern den Wert des Buches nicht.
Ein paar Kritikpunkte:
Aus unerfindlichen Gründen wurde bei den Seitenzahlen gespart. Es gibt nur ungerade, ab Seite 185 gar keine Seitenzahlen mehr.
Die Fußnote auf Seite 10 kann man ersatzlos streichen. Hier hat man die D.III von Pfalz und LFG durcheinander gebracht. Im Haupttext zu den beiden Typen ist es richtig dargestellt.
In der Bildunterschrift auf Seite 73 unten muss es Marine-Feldjagdstaffel III und nicht 111 heißen.
Auf Seite 80 zeigt das Bild die Dreideckerversion der D.III, der Text bezieht sich aber auf die D.IIIa mit Austro-Daimler-Motor, die auf Seite 81 beschrieben wird.
Auf Seite 188 fehlt ein Hinweis, dass die unter Pfalz A.II angegebenen Produktionsaufträge für A.I und A.II gelten.
Der letzte Bauauftrag für die D.IIIa soll bis zur Seriennummer 1349/18 gegangen sein (Seite 189), dem sich der erste Bauauftrag für die D.XII ab Seriennr. 1350/18 (Seite 191) anschloss. Aber wie auf Seite 69 richtig vermerkt, bekamen die osmanischen Luftstreitkräfte die letzten D.IIIa, darunter die Seriennr. 1358/18, 1359/18, 1362/18 und 1363/18, während die Seriennr 1346/18 im Bildtext auf Seite 121 zu einer D.XII gehört. Dies zeigt, dass man im Übergang von D.IIIa auf D.XII keine Abgrenzung der Bauauftragsnummern gemacht hat, aber dies ist ja auch von anderen Herstellern bekannt.
Positiv ist die übersichtliche klare Strukturierung und die wenigen Rechtschreib- und Grammatikfehler (ganz im Gegensatz zu einem vor zwei Jahren erschienen Buch über die deutschen Flugzeuge im I. WK).
Für mich ist das Buch ein echtes Nachschlagewerk zu den Flugzeugen der Pfalz-Flugzeugwerke und ich kann es, auch aufgrund des sehr günstigen Preises, jedem an den Flugzeugen des I. Weltkrieges Interessierten nur empfehlen.