Satellitenbilder in aktuellen Konflikten

Diskutiere Satellitenbilder in aktuellen Konflikten im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Ich frage mich, warum nur RT eine solche Frage stellt, denn die Unterschiede sind doch auch für einen Laien überdeutlich und sollten eigentlich...

F-16N

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Ich frage mich, warum nur RT eine solche Frage stellt, denn die Unterschiede sind doch auch für einen Laien überdeutlich und sollten eigentlich auch andere renommiertere Presseorgane zu Nachfragen anregen:
http://www.rtdeutsch.com/33509/headline/wieso-funktioniert-us-satellitentechnik-in-syrien-aber-nicht-in-der-ukraine/

Es sind doch schließlich die gleichen, wenn nicht sogar die selben, Satelliten die eingesetzt werde ... und entweder gibt es triftige Gründe, die wahren Möglichkeiten von Spionage-Satelliten zu verschleiern oder es gibt sie nicht und wenn müssten sie eigentlich in jedem Konflikt im gleichen Maße gelten!?

Jedenfalls sind es die Aufnahmen aus Syrien die man heutigen Bildaufklärungssatelliten zuschreiben würde, was Qualität und Detailtreue angeht.

Das soll hier keine politische Diskussion werden, sondern ich hätte gerne eine möglichst technische Diskussion über die Möglichkeiten von Spionagesatelliten und ob es vielleicht technische Gründe gibt, warum ein einmal gestochen scharfe Farbdetailaufnahmen gibt - wo man fast glaubt die Markierungen der einzelnen Flugzeuge erkennen zu können - und einmal unscharfe verpixelte Schwarz-Weiß-Bilder auf denen man eher raten muss, was darauf zu sehen ist / bzw. zu sehen sein soll.
 

Sens

Alien
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Es sind Aufklärungssatelliten, da der Weltraum exterritorial ist. Die meisten frei verfügbaren Satelliten-Bilder stammen inzwischen von kommerziellen Satelliten. Da bestimmt die "Geldbörse", wie viele und welcher Qualität man erwerben will.
Darüber hinaus gibt es auch Bilder von militärischen Satelliten, die für die kommerzielle Nutzung freigegeben werden. Die militärischen Satellitenbilder haben oft andere Spektralbereiche, die für den ungeschulten Beobachter nur bedingt auswertbar sind.
Inzwischen kann man von unterschiedlichen Anbietern zeitnahe Bilder zu den gleichen Regionen der Welt erwerben, so das digitale Manipulationen kaum noch möglich sind.
Trotzdem immer ein guter Grund, dass viele Staaten eigene Satelliten haben, um die Regionen ihres wichtigsten Interesses eigenständig zu erkunden.
 

koehlerbv

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RT fragt in dem Artikel gar nicht nach Satellitenproblemen, sondern prangert die unterschiedliche "Öffentlichkeitsarbeit" (vulgo: Propaganda) auf westlicher Seite an. Die sich in der Sache natürlich nicht von der gleich tendenziösen russischen unterscheidet.
Was die Aufnahmen von Latakia angeht: Es ist überhaupt nicht klar, ob das wirklich Satellitenaufnahmen sind oder ob diese nicht doch von Aufklärungsflugzeugen gemacht wurden.

Aufklärungssatellitenaufnahme ist auch nicht gleich Aufklärungssatellitenaufnahme, Sens hat das schon angeschnitten. Hochauflösende Fotos im sichtbaren Bereich machen auch eher wenige Typen, da diese wahlfreie Detailmenge (Schafe, Bäume, Kasernen und Raketenstellungen) nicht sinnvoll auswertbar sind. Vielmehr müssen derartige Typen teilweise sogar durch Bahnänderungen über das Aufklärungsgebiet gesteuert werden, was aus anderen Quellen interessant wurde.

Mit einem Satelliten zufällig ein auswertbares "Bild" eines Flugzeugabschusses zu "schiessen", ist fraglich. Und über wirkliche Truppenbewegungen in der Ostukraine wissen die entsprechenden Dienste sicherlich bestens Bescheid - aus vielen Kanälen, die nicht alle im Orbit schweben.

Bernhard
 

F-16N

Testpilot
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@kohlernv
Wenn RT hier nicht manipuliert hat, müssten aber beide Bilder von der gleichen Quelle/Source stammen!? Und ein Aufklärungsflugzeug müsste für solche Bilder den Flugplatz Latakia aber direkt überflogen haben ... oder?

Allerdings stellen meiner Meinung nach die Latakiabilder eher die Bildqualität moderner Fotosatelliten dar, zumindest bei Tag ... die Ukrainebilder sind dagegen allesamt deutlich schlechter als erwartet, gerade wenn man damit etwas beweisen will.
Das ist glaube ich auch das, worauf RT mit diesem Artikel hinaus will und egal wie man zu RT steht, völlig von der Hand zu weisen sind diese Argumente nicht!?
 

koehlerbv

Astronaut
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Wieso sollten die beiden Aufnahmen aus der gleichen Quelle stammen?
Normallichtaufnahmen von Aufklärungssatelliten sind u.U. noch besser als das gezeigte Latakia-Bild. Letzteres kenne ich allerdings in aus zahlreichen anderen Veröffentlichungen in dieser Schärfe, hier könnte also jemand nachgeholfen haben (was RT jetzt nachdruckt oder auch selbst gemacht hat). Aber nochmals: Normallichtaufnahmen sind nicht die Mehrheit von "Spionage"aufnahmen, weil oft viel zu unpraktisch. Und veröffentlicht werden die bis auf ganz wenige Ausnahmen gar nicht.

Luftbildaufnahmen wird es auch aus jüngster Zeit von Latakia geben. Liegt ja günstig. Und über Syrien fliegt mittlerweile sowieso schon genug Zeugs herum.

Bernhard
 
Schorsch

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Alien
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Man benötigt auch einen "kooperativen" und/oder unwissenden Motivgeber am Boden. Satellitenbahnen sind bekannt, das Wetter kann man sehen. Sein politisch brisantes Militärgerät am hellichten Tage und bei bestem Wetter* zu präsentieren wäre da töricht. Vielleicht sind die Aufnahmen aus der Ukraine auch deswegen so schlecht, weil es sich eben nicht um Aufnahmen aus dem sichtbaren Licht handelt. Die Aufnahmen wären für moderne Radar-Aufklärungssatelliten durchaus im Rahmen des möglichen. Die USA haben solche Technologie, die Russen haben 2013 auf der MAKS doch gestaunt, was man damit machen kann (das DLR hat nämlich auch einen). Damit kann man das 2000 Jahre alte Klo vom Pharao finden.





* kommt in Syrien auch öfter vor.
 

Phalc

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Die Bilder aus der Ukraine und aus Syrien stammen von der gleichen Quelle: DigitalGlobe, ein privates Unternehmen, welches Satelliten betreibt und die Fotos vermarktet (u.a. an Google Earth): https://de.wikipedia.org/wiki/DigitalGlobe; https://www.digitalglobe.com/. Hier ein Link zu den Sensoren des neuesten Satelliten der Firma, WorldView 3, zT mit Vergleichen zu anderen/älteren kommerziellen Satelliten: http://www.geospatialworldforum.org/2014/presentation/Sensors/WGF 2014b - Giovanni Marchisio - DigitalGlobe_PDF.pdf
Die Auflösung im sichtbaren Bereich wird mit bis zu 31 cm/Pixel angegeben. Man beachte, dass eine Su-27 etwa 22x15 m misst, also deutlich größer als bspw ein T-72 mit ca. 7x4 m ist. Ein Grund, für die scheinbar unterschiedliche "Pixeligkeit" der Objekte in der Ukraine und in Syrien.

Dass Regierungen ihre Aufklärungsmittel ungern preisgeben ist ja kein Geheimnis. Deshalb nutzte die US-Regierung zur Veröffentlichung eigener Erkenntnisse in der Ukraine auch kommerzielle Satellitenbilder. Meines Wissens wurden keine Bilder aus Aufklärungssatelliten veröffentlicht. Die eigenen Erkenntnisse werden noch genauer sein.

Dazu kommt, dass viele Auswertungen der Bilder in privaten Initiativen erfolgen (zB Bellingcat), die nur auf kommerzielle Bilder zugreifen können. Warum hier RT, vermutlich wider besseren Wissens, einen solchen Artikel veröffentlicht, kann man in vielen Foren und Kommentaren nachlesen, wo der "Denkanstoß" dankbar weiterverbreitet wird.
 
nuke

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Testpilot
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Warum hier RT, vermutlich wider besseren Wissens, einen solchen Artikel veröffentlicht, kann man in vielen Foren und Kommentaren nachlesen, wo der "Denkanstoß" dankbar weiterverbreitet wird.
Weil Russia Today eben das russische Propagandablatt ist. Darum ist es immer wieder erschreckend, mitanzusehen, wie Menschen solche Quellen lesen, ernst nehmen oder gar verbreiten können.
 

Phalc

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Wer sich in die Auswertung von Satellitenbilder vertiefen möchte, hat hier vielleicht einen Eintieg:
Ein interessanter Link, ich habe nur mit der Schlussfolgerung so meine Probleme:
Diese von der NATO präsentierte Aufnahme stammt mit Sicherheit nicht wie behauptet von DigitalGlobe.
...
Wenn ein solcher Satellit [Anm.: mit annähernd polarer Umlaufbahn] nun eine Region nicht direkt überfliegt und dabei mehr oder weniger senkrecht auf die hinabblickt, dann verfehlt er sie immer in östlicher oder westlicher Richtung, aber nie in nördlicher. Da die diskutierte Aufnahme eindeutig aus Norden aufgenommen ist, kommen zivile Erdbeobachtungsatelliten auch bei noch so großzügiger Fehlerbetrachtung nicht als Quelle des Bildes in Frage.]


Verzerrungen treten immer außerhalb des Nadirs auf. Sollte es sich nur um einen Ausschnitt eines Bildes handeln, wo der Nadir nördlich liegt, kann sich der Satellit sehr wohl nördlich der Position befunden haben.

Unabhängig davon verstehe ich nicht, warum man eine Aufklärungssatellitaufnahme mit einer DigitalGlobe-Quellenangabe versehen sollte?

Und ein Problem habe ich damit, welche Schlussfolgerungen u.a. RT daraus zieht bzw. suggerieren will: "Die Auflösung der Satellitenaufnahmen in Syrien und der Ukraine ist scheinbar unterschiedlich, also waren keine russischen Truppen in der Ostukraine"...
 

F-16N

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Ein interessanter Link, ich habe nur mit der Schlussfolgerung so meine Probleme:
Diese von der NATO präsentierte Aufnahme stammt mit Sicherheit nicht wie behauptet von DigitalGlobe.
...
Wenn ein solcher Satellit [Anm.: mit annähernd polarer Umlaufbahn] nun eine Region nicht direkt überfliegt und dabei mehr oder weniger senkrecht auf die hinabblickt, dann verfehlt er sie immer in östlicher oder westlicher Richtung, aber nie in nördlicher. Da die diskutierte Aufnahme eindeutig aus Norden aufgenommen ist, kommen zivile Erdbeobachtungsatelliten auch bei noch so großzügiger Fehlerbetrachtung nicht als Quelle des Bildes in Frage.]


Verzerrungen treten immer außerhalb des Nadirs auf. Sollte es sich nur um einen Ausschnitt eines Bildes handeln, wo der Nadir nördlich liegt, kann sich der Satellit sehr wohl nördlich der Position befunden haben.

Unabhängig davon verstehe ich nicht, warum man eine Aufklärungssatellitaufnahme mit einer DigitalGlobe-Quellenangabe versehen sollte?"...
Danke für den interessanten Beitrag!:TOP:

Und ein Problem habe ich damit, welche Schlussfolgerungen u.a. RT daraus zieht bzw. suggerieren will: "Die Auflösung der Satellitenaufnahmen in Syrien und der Ukraine ist scheinbar unterschiedlich, also waren keine russischen Truppen in der Ostukraine"...
Diese RT wahrscheinlich zu Recht unterstellte Schlussfolgerung ist natürlich zu extrem geraten ... niemand kann ernsthaft bestreiten, dass Russland die Separatisten aktiv unterstützt hat und noch unterstützt, auch mit der Lieferung von speziellen Waffen im zumindest begrenzten Umfang und indem man es zulässt wenn nicht gar fördert, dass Russen freiwillig in die Ukraine gehen um dort zu kämpfen.
Dennoch kann die Schlussfolgerung in dem Sinne richtig sein, dass es eine Beteiligung/Invasion der russischen Armee mit hunderten von Panzer und tausenden von Soldaten, wie von der ukrainischen Regierung immer wieder behauptet und in der westlichen Presse gerne verbreitet, eben nicht gegeben hat ... da müsste es dann in jedem Fall eindeutigere Beweise als die vorgelegten geben, konventionelle Armeeeinheiten in so beträchtlicher Stärke kann man heute nämlich nicht mehr verstecken.
 

Phalc

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Diese RT wahrscheinlich zu Recht unterstellte Schlussfolgerung ist natürlich zu extrem geraten ... niemand kann ernsthaft bestreiten, dass Russland die Separatisten aktiv unterstützt hat und noch unterstützt, auch mit der Lieferung von speziellen Waffen im zumindest begrenzten Umfang und indem man es zulässt wenn nicht gar fördert, dass Russen freiwillig in die Ukraine gehen um dort zu kämpfen.
Dennoch kann die Schlussfolgerung in dem Sinne richtig sein, dass es eine Beteiligung/Invasion der russischen Armee mit hunderten von Panzer und tausenden von Soldaten, wie von der ukrainischen Regierung immer wieder behauptet und in der westlichen Presse gerne verbreitet, eben nicht gegeben hat ... da müsste es dann in jedem Fall eindeutigere Beweise als die vorgelegten geben, konventionelle Armeeeinheiten in so beträchtlicher Stärke kann man heute nämlich nicht mehr verstecken.
Jede Regierung betreibt Informationspolitik/Propaganda in ihrem Sinne. Konfliktführende Parteien intensivieren das dann natürlich noch. Eine Pi x Daumen-Regel ist: Übertreibe gegnerische Verluste (oder Zahlen allgemein - hier Panzer und Truppen) um das dreifache und reduziere eigene auf ein Drittel. Nach meiner Erfahrung nähern sich die Verlautbarungen von Konfliktgegnern damit meist schon ganz gut aneinander an.

Ich finde darüber hinaus, dass man die russische und die "westliche" Medienlandschaft nur bedingt vergleichen kann. In westlichen Ländern gibt es meist eine Vielzahl unabhängiger und politisch unterschiedlich ausgerichteter Medien (man vergleiche zB nur die FAZ und die TAZ). Darüber hinaus gibt es "den Westen" auch nur bedingt, da die Länder unabhängig sind und meist eigene - oft unterschiedliche - Agenden haben. Russische Medien (zumindest die, die ich ohne Russischkenntnisse vernehmen kann) verlautbaren meist einen deutlich einheitlicheren Narrativ - den der russischen Regierung. Aus Wikipedie über RT:
RT, ehemals Russia Today, ist ein seit dem Jahre 2005 existierender, vom Russischen Staat finanzierter Auslandsfernsehsender mit nachrichten- und informationsorientiertem Programm mit Sitz in Moskau. Gesendet wird auf Englisch, Arabisch und Spanisch. ...
Der Sender selbst gibt an, dem Publikum die russische Sichtweise auf das internationale Geschehen vorzustellen und ein Gegengewicht zu westlichen Medien darstellen zu wollen.

Ich finde RT dennoch als Quelle interessant, eben gerade weil die gewünschte Sichtweise der russischen Regierung recht ungefiltert dargestellt wird.

Aber genug des Offtopics, das stellt auch nur meine persönliche Meinung dar, jeder kann seine eigene haben.

Zum Thema Satellitenbilder: Ich fände es schon interessant, allgemein deutlich mehr Satellitenbilder aus Konflikten weltweit zu sehen, zB amerikanische Basen mit Fluggerät im Nahen und Mittleren Osten. Ich vermute, dass hier DigitalGlobe als amerikanischen Unternehmen solche Daten eher nicht veräußert, wenn es der "nationalen Sicherheit" widerspricht.
Warum da von russischer Seite so wenig kommt bleibt zu vermuten. Denn meiner Ansicht nach kann man auch (sofern keine kommerziellen Kapazitäten vorliegen) Aufklärungssatellitenfotos nutzen und verfremdet/verschlechtert über seine Kanäle (RT zB) veröffentlichen.
 
Gepard

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Zum Thema Satellitenbilder: Ich fände es schon interessant, allgemein deutlich mehr Satellitenbilder aus Konflikten weltweit zu sehen, zB amerikanische Basen mit Fluggerät im Nahen und Mittleren Osten.
Da kann Dir geholfen werden. Gib mal in Google Earth "Bagram" ein. Da bekommst Du dann das hier aus dem Jahr 2009 zu sehen:



Das war die Google Earth Satbild Qualität von 2009. Bilder von 2013 sehen da schon besser aus, wie z.B. hier vom Flugplatz Leipzig Halle:

 
Anhang anzeigen Anhang anzeigen

Phalc

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Hallo Gepard,

Ich meinte eher (tages-)aktuelle Satbilder, im Bezug auf den "Vorwurf" der RT aus dem Link im Eingangsbeitrag.
Dennoch Danke für den Hinweis. :TOP:

Viele Grüße
 
mcnoch

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Alien
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Ihr werdet von keiner Seite aktuelles Datenmaterial von militärischen Satelliten sehen, a) weil dieses nicht freigegeben wird und b) weil Militärs - ähnlich wie Wissenschaftler - mit ihren Aufklärungssatelliten bevorzugt andere Spektren zur Aufklärung nutzen, die für ihre Zwecke bessere Daten liefern, aber für einen Laien völlig unverständlich sind. Für die klassische Luftbild-Fotographie zur Aufklärung werden Flugzeuge oder Drohnen genutzt, die mit wesentlich geringerem Aufwand viel detailreicheres Material liefern können. Die Lebensdauer moderner Fernerkundungssatelliten hängt maßgeblich von dessem Treibstoffverbrauch ab. Da man nicht unendlich Treibstoff zur Verfügung hat, kann man via Satellit immer nur zu bestimmten Zeiten und auch nur eine beschränkte Menge an Daten gewinnen. Darum schickt man am liebsten Drohnen, es gibt auch reine Fotodrohnen, die sehr gute Bilder machen können, aber die stehen nicht immer zur Verfügung bzw. sind nicht immer gerade da, wo man sie in dem Augenblick gebraucht hätte.
 

Bergbewohner01

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"...bevorzugt andere Spektren zur Aufklärung nutzen, die für ihre Zwecke bessere Daten liefern, aber für einen Laien völlig unverständlich sind...":
Meinst Du infrarot oder sowas? Kannst Du da ein wenig drauf eingehen?
 
innwolf

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Was ist denn bekannt wie gut optische Erkundung ( klassische Photographie ) ist? Die technolgischen Grenzen dürften ja in etwa von China, USA und auch schon von der udSSR mit der Zeiss-Multispektralkamera erreicht worden sein. Auch auf Digatalsensor sind dann die Objektive auch eine Grenze neben der Atmosphäre.

Gibt es veröffentlichte Beispiele von militärisch unverdächtigen Objekten, ggf. nur Ausschnitte. Also dem Laien zeigen was möglich ist, die anderen Militärs wissen ja sowieso bescheid!

Oder anders, was gibt es da noch über die Qualität geheimzuhalten, alle kochen mit Wasser!
 
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Was ist denn bekannt wie gut optische Erkundung ( klassische Photographie ) ist? Die technolgischen Grenzen dürften ja in etwa von China, USA und auch schon von der udSSR mit der Zeiis-Multispektralkamera erreicht worden sein. Auchauf Digatalsensor sind dann die Objektive auch eine Grenze neben der Atmosphäre.

Gibt es veröffentlichte Beispiele von militärisch unverdächtigen Objekten, ggf. nur Ausschnitte. Also dem Laien zeigen was möglich ist, die anderen Militärs wissen ja sowieso bescheid!

Oder anders, was gibt es da noch über die Qualität geheimzuhalten, alle kochen mit Wasser!
Ironischerweise hilft dir da Donald Trump. Der hat im August 2019 etwas dazu veröffentlicht. Als Einstieg USA-224 - Wikipedia, die angegebenen Quellen liefern auch ziemlich fundierte Abschätzungen zur Auflösung etc.

mfg
 

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Einmal grundsätzlich zur Erdbeobachtung Zivil- und Militärisch. 1
Es gibt a) Sensoren, die alleine die von der Erdoberfläche reflektierte Sonnenstrahlung messen,
b) die emittierte Strahlung messen z.B. Thermales Infrarot und aktive Sensoren,
c)die selbst Strahlung aussenden z.B. Radar.
Bei den passiven Sensoren gibt es vier Wellenlängenbereiche die Für die Erdbeobachtung eingesetzt werden,
1. Sichtbares Licht 400-720 nm (RGB)
2. Nahes Infrarot 720-1300 nm (NIR)
3. Kurzwelliges Infrarot 1300-3000 nm (SWIR)
4. Thermales Infrarot 7000-14000 nm (TIR)

Alle Wellenlängenbereiche werden durch Wolkenbedeckung in ihrer Aufnahme behindert und bis auf das thermale Infrarot ist direkte Sonneneinstrahlung eine Voraussetzung für eine brauchbare Aufnahme. Um möglichst wenig Schatten zu habe fliegen die Meisten dieser Satelliten in einem sogennannten sonnensynchronen polaren Orbit, der sie zumm Zeitpunkt des höchsten Sonnenstandes über die Aufnahmebereiche führt.
Um die Wiederholrate zu erhöhen sind die Meisten dieser Sensoren bis zu 32 Grad nach beiden Seiten cross track schwenkbar und können so auch Bilder aus Regionen liefern die im Moment nicht direkt überflogen werden. In der Regel besitzen die zivilen und militärischen Sensoren Spektralkanäle die im nicht sichtbaren Bereich des Lichtes liegen und einen Mehrwert bringen so bildet z.B. ein Tarnnetz kein Chlorophyyll, also keine Reflektanz im NIR
Bei diesen optischen Sensoren hat man sich zwischen den militärischen und zivilen Betreiber geeinigt ,daß zivile Sensoren keine Auflösung besser 0,5 m anbieten sollen. Dies ist für alle zivilen Anwendungen außer Kataster vollkommen ausreichend.

Technisch ist eine viel höhere Auflösung durchaus möglich man muss nur die Rezeptoren entsprechend vergrößern um noch genügend Energie während des schnellen Überflugs vom Boden einfangen zu können. Das grundsätzliche bottleneck ist die downlink Rate, wer schon einmal versucht hat Bilddaten raw zu speichern dies auf einer Pfadbreite von 20.000 Pixel dazu 4-10 Spektralkanäle bei einer Geschwindigkeit von ca. 20.000 km/h kann sich vorstellen welche Datenmengen dabei entstehen und die müssen während des Überfluges über eine Bodenstation auf die Erde gesendet werden oder über einen geostationären Relaissatelliten. Folge ist je besser die Auflösung desto kleine wird die Pfadbreite des abgedeckten Pfades. Daher werden in der Auswertung in der Regel extrem hochauflösende militärische Aufnahmen mit hoch- oder mittelauflösenden zivilen Aufnahmen kombiniert um die Kontext Information nicht zu verlieren und größere Flächen abdecken zu können. Es gibt auch dual-use Systeme militärisch-zivil z.B Frankreich betreibt eines (Pleijade).

Die Qualitätsdiskussion ist obsolet, denn global ist dieselbe Datenqualität verfügbar, aber kaum einer der militärischen Player wird zeigen was er wirklich weiß und wirklich kann und viele der Bilder die in der Öffentlichkeit auftauchen sind das dritte mal kopiert und komprimiert keine Information welche Spektralkanäle verwendet wurden und kaum einer hat Ahnung von sinnvoller Bildbearbeitung der diese Bilder in die Hand bekommt.

Wer einmal sehen möchte was die militärische Fernerkundung bereits in den 60er Jahren konnte der muss nur mal nach Corona suchen, die Bilder gibts dazu teilweise kostenlos zum download auf USGS Earth Explorer (EarthExplorer - Home).
Account anlegen Region oder Punkt definieren Zeitfenster und bei den Data sets in "declassified data" gehen und lso gehts, na ja ganz so einfach ist es nicht aber mit ein bisschen probieren und tutorials gehts schon . Manche Bildstreifen die bereits einmal von den Originalfilmen gescannt wurden kann man sich kostenlos herunterladen (Vorsicht große Datenmenge) und nicht georeferenziert. Wenn man sich dabei high resolution Datensätze aussucht ist man bei ca. 1m Auflösung aber es gibt auch ein paar Farbfilm. da kann man auf den Kontaktabzügen die Rotorblätter sowjetischer Hubschrauber erkennen. Durch das scannen ist die Auflösung nicht mehr ganz so hoch.

Spannend wir es aber dann wenn man als komplementäre Information noch Thermal aus der Nacht und Radar dazu hat. Dann wird klar daß das Bild oft nur wenig wert ist, denn wir als Menschen können nicht mehr als 3 Kanäle sehen Rot Grün und Blau (additive Farbmischung) daher wird der Computer gebraucht der über entsprechende Algorithmen gesuchte Information anreichert und vieldeutige reduziert, der multitemporal vergleicht was hat sich geändert....

Genug für heute das Thema ist in der Regel eine Vorlesung über mehrere Semester.
 

Bergbewohner01

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"...Weil Russia Today eben das russische Propagandablatt ist. Darum ist es immer wieder erschreckend, mitanzusehen, wie Menschen solche Quellen lesen, ernst nehmen oder gar verbreiten können..."

Erschreckend ist eher, wie man im Jahre 2020 immer noch die Schwarz-Weiß-Denke verbreiten kann: Diverse Skandale, historische Fakten, politische Analysen, ungerechtfertigt und mit List gestartete Kriege aus rein monetären Beweggründen, all dies reicht immer noch nicht aus um diese Denkmauer zu brechen: Wir "gut", die anderen "böse". Wir "freie" Presse, die anderen "Propaganda". Man kann sich die Welt auch sehr einfach machen und ab dann auf einem kindlichen Gemüt verharen um die Realität hart an sich abprallen zu lassen. Ein wenig komplexer ist diese Welt schon und neben Schwarz und Weiß gibt es auch andere Farben und Schattierungen.

"...Ich finde darüber hinaus, dass man die russische und die "westliche" Medienlandschaft nur bedingt vergleichen kann. In westlichen Ländern gibt es meist eine Vielzahl unabhängiger und politisch unterschiedlich ausgerichteter Medien..."

Dies war mal der Fall. Heute leider nicht mehr gegeben. Seit "embedded journalism" ist die Lage eine völlig andere und wir haben uns der "Pravda-Art" mehr als angenähert. Die Gleichschaltung der Presse wird ja mittlerweile von vielen moniert, Bezeichnungen wie "Lügenpresse" kommen auch nicht nur von wirren Köpfen. Die diversen Presseskandale der letzten Jahre sind da eindeutig (Claas Relotius, Valerie Plame, vorbereitende Reportagen zum Irakkrieg, vorbereitende Reportagen zum Jugoslavienkrieg usw.).

Wenn man eine Meldung googelt, sieht man schnell, dass von diversen Medien der ein und gleiche Ursprungstext verbreitet wird - da ist weder Recherche noch Qualitätssicherung dahinter, sondern einer liefert und die anderen übernehmen es.

Die Gründe für diese Entwicklung sind im Endeffekt zweierlei Art: Strategische und Monetäre.

Auf der einen Seite haben kriegsführende Parteien durchaus nach Vietnam gelernt und versuchen die Bilderflut und damit die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu steuern - die Geburt des "embedded journalism". So jemand wie Peter Scholl-Latour ist heute nicht existent.

Auf der anderen Seite ist der heutige Kostendruck für viele "Vereinfachungen" und "Kosteneinsparungen" verantwortlich. Guter, investigativer Journalismus kostet: Leute bezahlen, Spesen bezahlen, für etwas, was am Ende zu Nichts führt, nicht veröffentlicht werden kann oder einfach anders, viel weniger aufregend ist als erwartet, tut heute kaum noch jemand. Snowden war eine letzte Glanzleistung des investigativen Journalismus, aber davor und leider auch danach tut sich nicht viel.

"...Darüber hinaus gibt es "den Westen" auch nur bedingt, da die Länder unabhängig sind und meist eigene - oft unterschiedliche - Agenden haben..."

In EU-Zeiten ist dies eher ein Euphemismus und auch die NATO bildet ein mehr als ausreichendes Korsett um solche "Unabhängigkeiten" zu unterbinden. NordStream2 alleine als aktuellstes Beispiel.

"...Ich finde RT dennoch als Quelle interessant, eben gerade weil die gewünschte Sichtweise der russischen Regierung recht ungefiltert dargestellt wird..."

Da stimme ich nicht nur bzgl. RT zu: Egal welche Seite es ist, sobald dort Pressemeldungen existieren, sollte man sie lesen. Würde ich Koreanisch können, würde ich auch die Nordkoreanische Presse lesen. Nur so erfährt man wie die andere Seite einen Sachverhalt interpretiert. Im Vergleich mit den Interpretationen der "eigenen" Seite (die nicht weniger gesteuert sind) kann man unter Zuhilfenahme des eigenen Gehirns und seiner Lebenserfahrung der Wahrheit ziemlich nahe kommen. Das ist kritisches Denken und kritische Meinungsbildung. Immer beide Seiten betrachten, selber denken, dann zu einem Entschluß kommen.

Ich wundere mich auch immer was unsere Seite sofort über Vorfälle, wo die Gegenseite involviert ist, "weiß". Es dauert nur Stunden, dann kommt schon "...aus sicheren Quellen..." oder "...nach Satellitendaten...". Merkwürdigerweise bleibt es dann dabei, die eigentlichen Beweise werrden dann nie gezeigt. Somit ist - nach zugegeben langer Einleitung - auch die hier behandelte Frage der RT durchaus als nachfragewürdiger Hinweis zu sehen. Natürlich steckt auch da ein Motiv dahinter, aber der Fakt an sich ist ja trotzdem gegeben, ergo auch die Frage nicht vollkommen frei von Berechtigung.
 
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