SCS - Inselstreit im Südchinesischen Meer

Diskutiere SCS - Inselstreit im Südchinesischen Meer im Aktuelle Konflikte Forum im Bereich Aktuell; Genau diese öffentliche Kommunikation der angeblichen chinesischen Ansprüche ist der Grund, weshalb diese Fahrten/Flüge so wichtig sind. Sie...

Philipus II

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Genau diese öffentliche Kommunikation der angeblichen chinesischen Ansprüche ist der Grund, weshalb diese Fahrten/Flüge so wichtig sind. Sie zeigen, dass China seine Ansprüche nicht einseitig durchsetzen kann, ohne sehr wahrscheinlich einen Weltkrieg auszulösen. Schwächere Nachbarn mag man mit Drohgebärden schlicht einschüchtern können, bei den USA wird das nicht klappen.
 

Rhönlerche

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...man werde niemals nach Hegemonie streben oder ein anderes Land angreifen. Es sei denn, China werde selbst angegriffen. Dazu zählen auch die chinesischen Inseln in der SCS.

Was China da sagt, klingt wie eine verklausulierte Drohung mit Krieg, falls man nicht kuscht. Verstehe nicht, wie man dieses Verhalten in Schutz nehmen kann? Wenn alle sich so benehmen würden hätten wir ständig Krieg. Wozu gibt es denn internationale Regeln und Gesetze? China ist als UN-Mitglied auch daran gebunden. China ist eine Handelsnation und braucht auch seine Nachbarregion und den Westen als Markt und Partner. Das Verhalten kann es sich eigentlich nicht leisten.
 
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Rock River

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Ich finde an der Rechtsposition absolut nichts Fragwürdiges und die USA sind nun mal die Einzigen, die in der Sache glaubhaft gegensteuern können und, wie ich finde, angesichts ihrer Bündnisse in der Gegend, auch müssen.
Wenn ein Regime wie das in Peking so agiert, kann man sich ungefähr vorstellen, wohin es dort (SCS) mittel- oder langfristig führt, wenn man jetzt klein beigibt und quasi einen Präzedenzfall schafft, der da lautet: "Der Stärkere hat Recht". Appeasement und/oder Gleichgültigkeit gegenüber autoritären Regimen hat noch nie zu etwas Gutem geführt.
Wünschenswert wäre, dass sich noch mehr Marinen weltweit an der Ausübung der freien Schifffahrt in diesem Gebiet beteiligen würden, um die Isolation Pekings in diesem Fall zu unterstreichen.
Und mal ehrlich gesagt: Das chinesische Hegemoniebestreben ist doch schon da - in eben dieser Sache.
 

Sczepanski

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Ich finde an der Rechtsposition absolut nichts Fragwürdiges und die USA sind nun mal die Einzigen, die in der Sache glaubhaft gegensteuern können und, wie ich finde, angesichts ihrer Bündnisse in der Gegend, auch müssen. ...

Fragwürdg ist auch die Aussage zu "Bündnissen in der Gegend". Mit welchem Staat an der SCS bitte?
= Taiwan teilt die Position der VR China
= die Philippinen haben die USA schon vor Jahrzehnten aus deren Basen dort raus geworfen und hinsichtlich des Riffs, zu dem die Entscheidung des Gerichtshofes ergangen ist, eine (für die Philippinen sehr vorteilhafte) Vereinbarung mit der VR China getroffen
= Vietnam ist immer noch der Kriegsgegner von Dunemal und eher mit Russland verbündet
= Indonesien hatte sogar ein US-Waffenembargo zu seinen F-16 Flugzeugen und deckt sich inzwischen mit russischer Technik ein
= ..
 
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Rhönlerche

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Das ist jetzt aber keine angemessene Tonlage in einer friedlichen Diskussion? Du wirst doch wohl nicht anderen deren Meinung absprechen? Von welcher hohen Warte aus meinst Du das beurteilen zu müssen?
 

Phalc

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Das neue chinesische Weißbuch zur Militärstrategie (2019, 10. Auflage) gilt als Antwort auf die Nationale Verteidigungsstrategie der USA von 2018. Hierin wird von China (im Kontext mit den "ungleichen Verträgen", Opiumkriegen u.a. Übergriffen auf China) erklärt, man werde niemals nach Hegemonie streben oder ein anderes Land angreifen. Es sei denn, China werde selbst angegriffen. Dazu zählen auch die chinesischen Inseln in der SCS. Es wird seine Gebietsansprüche dort "zur Not mit militärischen Mitteln durchsetzen" (zitiert im Marineforum 5-2020, print, S. 27).

Wer (nicht nur unter diesen Vorzeichen) ohne Not und provokant in die von einem anderen Staat beanspruchte 12 Meilen-Zone mit Militärflugzeugen einfliegt oder mit Kriegsschiffen einfährt, riskiert eine militärische Auseinandersetzung. Das wird von einigen Postern hier unterstützt.
Ihr wollt also fragwürdige, zumindest hinterfragbare Rechtspositionen eines machtpolitisch global agierenden, nach Hegemonie strebenden Staates weit jenseits dessen eigener Hemisphäre unterstützen und dabei einen neuen Weltkrieg in Kauf nehmen?
China kann keine 12 Meilen Zone um künstliche Inseln deklarieren. Es ist nicht verkehrt, dass das regelmäßig deutlich gemacht wird, sonst könnte China irgendwann Gewohnheitsrecht beanspruchen.
 

Sczepanski

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Du meinst also, das seien alles "künstliche Inseln"? prust

Was ist an dieser Insel künstlich?
Quelle: SPIEGEL bzw. Paracelinseln: China verteidigt Leuchtturm-Bau im südchinesischen Meer - DER SPIEGEL - Politik

Diese Inseln sind schon in alten Karten eingezeichnet, als es noch gar keine Möglichkeit gab, aus einem Riff eine Insel zu machen ...

Die (mir jetzt als älteste bekannte) Karte von Anfang des 18. Jhdts. zeigt China gelb, das spätere franz. Indochina (einschl. dem damaligen Kaiserreich Vietnam) grün umrandet. Welche Farbe haben die Inseln? Gelb, wenn ich nicht irre.
 
Anhang anzeigen Anhang anzeigen Anhang anzeigen
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Rhönlerche

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Sie werden ab und zu vom Meer überspült, damit sind es keine Inseln, sondern Riffe. Das ist auch nach internationalem Recht so definiert und geregelt und so mehrheitlich abgesegnet. Wenn man ein Riff durch einen Turm oder künstlichen Hügel erhöht, ist es immer noch keine Insel, sondern bleibt rechtlich ein Riff. Mich wundert, dass Du diese Begriffe nicht drauf hast, wenn Du hier so einseitig Partei ergreifst? Und nur weil es südchinesisches Meer heißt, ist es übrigens auch noch kein Teil Chinas.
 
Rock River

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offensichtlich hast Du die drei von mir in #323 verlinkten wissenschaftlichen Abhandlungen entweder nicht gelesen oder nicht verstanden, sonst könntest Du so einen Unsinn nicht von Dir geben.

Fragwürdg ist auch die Aussage zu "Bündnissen in der Gegend". Mit welchem Staat an der SCS bitte?
= Taiwan teilt die Position der VR China
= die Philippinen haben die USA schon vor Jahrzehnten aus deren Basen dort raus geworfen und hinsichtlich des Riffs, zu dem die Entscheidung des Gerichtshofes ergangen ist, eine (für die Philippinen sehr vorteilhafte) Vereinbarung mit der VR China getroffen
= Vietnam ist immer noch der Kriegsgegner von Dunemal und eher mit Russland verbündet
= Indonesien hatte sogar ein US-Waffenembargo zu seinen F-16 Flugzeugen und deckt sich inzwischen mit russischer Technik ein
= ...
Du meinst also, wenn man deine links gelesen hat, bleibt einem nichts anderes mehr übrig, als sich deiner Sicht der Dinge anzuschließen? Wohl weniger.
Die 'Verbündeten' bezog sich eher auf die Gesamtpazifikanrainer als spezifisch auf die Anspruchsteller, wobei ich eher sagen würde, dass Taiwan seine ganz eigenen Vorstellungen und Ziele hat. Weiterhin würde ich Vietnam nicht einfach als ehemaligen Kriegsgegner abtun, wie man z. B. hier nachlesen kann:
Da wird sehr schön deutlich, wie auch ein Land, das noch kein direkter US-Verbündeter ist, von den Aktionen der USN profitiert.
Und der Herr Duterte steht für seine Zugeständnisse gegenüber China im eigenen Land ziemlich unter Beschuss, soweit das bei ihm möglich ist. Es muss sich aber erst noch herausstellen, inwieweit der beginnende Ausverkauf der Phillippinen an China sich für ihn als Bumerang erweist.
 
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Sczepanski

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Der einzige Verbündete (Gesamtpazifikanrainer), der historische Ansprüche auf Teile dieser Inseln geltend machen könnte, nämlich Japan, hat mit dem Ende des 2. Weltkriegs auf seine Ansprüche komplett verzichtet.
Damit wurden die Inseln nicht "herrenlos". Vielmehr kommen die alten Ansprüche zum Tragen, die bereits vorher bestanden und von den entsprechenden Staaten nicht aufgegeben wurden.
Aber selbst wenn man unterstellen würde, die Inseln seien "herrenlos geworden" - die zwischenzeitliche Inbesitznahme durch Anlieger hätten einen solchen "herrenlosen Zustand" beendet.
Jetzt geht es nur noch darum, dass sich die Anlieger einigen. Und wie das geschieht, geht weder die Unilateralisten aus den USA noch anglophone Staaten wie Australien oder Neuseeland etwas an, auch nicht Chile, Mexico oder Nicaragua, wenn Du auf "Gesamtpazifikanrainer" abheben willst.
 
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Rhönlerche

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Hier ist eine tolle, interaktive Karte zum Anklicken, auf der man die unterschiedlichen Ansprüche der Anrainerstaaten und Chinas vergleichen kann. Aus Singapur übrigens.

 
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Phalc

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Du meinst also, das seien alles "künstliche Inseln"?
Ich habe nicht gesagt, dass alle Inseln künstlich sind, sondern dass China (keiner!) keine Hoheitsrechte um künstliche Inseln reklamieren kann. Meines Wissens finden die "Freedom of Navigation"-Fahrten der US Navy in Zusammenhang mit den künstlichen Inseln statt, nicht mit den tatsächlichen, eigentumsrechtlich umstrittenen Inseln (da gibt es ohne Zweifel eine 12 Meilen Zone, fraglich nur, von wem).

Beginning in October 2015, as part of the U.S. FON Operations (FONOP) program, U.S. Navy ships have patrolled near the artificial islands China has created in the disputed Spratly and Paracel archipelagos to underscore the U.S.'s position that the artificial islands constructed by China are located in international waters.
 
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China beansprucht praktisch das gesamte Seegebiet für sich.
Ich denke, realistisch betrachtet darf man davon ausgehen, dass China seinen Anspruch durchgesetzt bekommt. Da zählt dann kein Recht und keine Moral, sondern schlicht die Macht des Stärkeren.
 

Rhönlerche

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Das steht keineswegs fest. Es würde in jedem Fall einen hohen Preis kosten.
 
Hagewi

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offensichtlich hast Du die drei von mir in #323 verlinkten wissenschaftlichen Abhandlungen entweder nicht gelesen oder nicht verstanden, ......
Schauen wir doch mal auf ein paar Zitate aus den berühmten drei Links. Sie sind übrigens ja wohl noch älter als der Spiegel-Artikel Die Hervorhebungen sind von mir.


Obgleich das provokative Handeln Chinas nicht in Abrede zu stellen ist, profitierten sowohl die philippinische als auch die japanische Regierung auf unterschiedliche Weise von der Eskalation der letzten Jahre. Für die Philippinen hat sich die Dramaturgie der letzten Jahre in einer massiv gestiegenen US-amerikanischen Militärhilfe ausgezahlt; eine Erweiterung des bestehenden Truppenstatuts mit den USA, das dem konservativen und sicherheitspolitischen Establishment am Herzen lag, konnte vor dem Hintergrund der „chinesischen Gefahr“ im April 2014 unterzeichnet werden. In Japan legitimiert die chinesische Bedrohung die seit Jahren vom derzeitigen Premierminister Abe und großen Teilen des konservativen Mainstream gewünschte „Normalisierung“ Japans. Ende 2013 und Anfang 2014 konnten mehrere Schritte hierzu erfolgreich durchgeführt werden. Jetzt steht nur noch der symbolträchtigste Schritt aus: Eine Neuinterpretation der Verfassung, die es Japan ermöglichen würde, an kollektiver Selbstverteidigung teilzu-nehmen.

Die Philippinen verstärkten ihre militärische Zusammenarbeit mit den USA, die nun über ein neues Truppenstatut die Philippinen wieder in ihr ostasiatisches bilaterales Allianz-system (Südkorea, Japan, Taiwan, Thailand) eingliedern konnten, nachdem der alte Truppenstationierungsvertrag nach dem Sturz des Diktators Marcos 1986 im anti-imperialen Impetus der frühen demokratischen Jahre von den Filipinos gekündigt worden war. Im Gefolge des neuen Truppenstatuts gewannen die Philippinen nicht nur ökonomisch durch US-amerikanische Finanzhilfen. Die militärische Rückkehr der USA sicherte dieses Land militärisch ab, das selbst nur geringe Mittel zur äußeren Verteidigung aufwandte.



Was von Beijing verlangt werden kann, ist der Verzicht auf Einschüchterung und Provokation.
Beijings robustes Vorgehen hat die politische und seerechtliche Lage im Südchinesischen Meer komplizierter gemacht. Die Rhetorik der Kooperation weicht immer mehr der Realität eines verschärften Wettbewerbs, denn weder Beijing noch Washington scheinen gegenwärtig zum Einlenken bereit zu sein.



China fußt seine Ansprüche am Spratly-Archipel hingegen auf historische Aktivitäten und Überlieferungen, die angeblich bis in das 2. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen. Formal dokumentiert und artikuliert wurden Chinas Ansprüche am Archipel hingegen erst Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen des Vertrages zur Delimitierung der Seegrenzen zwischen China und dem französischen Protektorat Vietnam. Japan besitzt seinerseits historische Ansprüche, die auf einer militärischen Besetzung der Spratly-Inseln im Jahr 1917 beruhen. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges besetzte Japan die Inselgruppe erneut, sah allerdings nach Kriegsende im Vertrag von San Francisco davon ab Hoheitsrechte einzufordern. Im Vertragswerk ungeklärt blieb jedoch, wem die Rechte an Stelle Japans zufallen.
Betrachtet man die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Landgewinnung, verblassen die Aktivitäten der übrigen Anrainerstaaten hinter den chinesischen Ambitionen. Durch die Aufschüttung von Sand im Spratly-Archipel, erschuf die Volksrepublik rund 3200 Acre (13 Quadratkilometer) Land zwischen den Jahren 2013 und 2015. Die Landgewinnung innerhalb dieser zwei Jahre entspricht damit knapp dem siebzehnfachen der akkumulierten Gesamtmenge der übrigen Küstenstaaten in den vergangenen 40 Jahren. Am deutlichsten ist der Landflächenzuwachs am Subi-, Mischief- und Fiery Cross-Riff erkennbar. Den chinesischen Bebauungsmaßnahmen ist dabei jeweils eine drei Kilometer lange Landepiste inbegriffen. Im Vergleich zu den anderen Flugfeldern zeichnen sich diese durch eine erhöhte militärische Kapazität aus. Viele der Bebauungs- und Landgewinnungsmaßnahmen vollziehen sich innerhalb proklamierter Anspruchszonen anderer Küstenstaaten. Dies betrifft insbesondere die von China künstlich erweiterten Riffe, Mischief, Subi und Fiery Cross, die sich in der „ausschließlichen Wirtschaftszone“ der Philippinen befinden.
Die Neun-Striche-Linie ist ein Manifest chinesischer Geschichte, die der eigenen Auffassung zufolge den damaligen Herrschaftszustand im Südchinesischen Meer akkurat widerspiegelt. Zur Begründung verweist die Volksrepublik zudem auf historische Überlieferungen und Belege. Angeblich reicht die chinesische Souveränität an den Gewässern zurück bis in die Han-Dynastie des 2. Jahrhunderts v. Chr.43 Laut der Volksrepublik beweisen archäologische Funde zudem eine erste Entdeckung und Besiedelung des Meeres im 2. Jahrhundert n. Chr. Darüber hinaus beruft sich China auf eine erste Kartografie der Gewässer im 3. Jahrhundert n. Chr. Auf Grundlage der Überlieferungen negiert China konkurrierende Ansprüche, die auf späteren Ereignissen beruhen, wie der französischen Kolonialherrschaft im heutigen Vietnam oder anderweitigen Vereinnahmungen von Inselpartien durch die Anrainerstaaten.
Vor diesem Hintergrund entschied das Schiedsgericht, dass Chinas historische Ansprüche an den Ressourcen des Südchinesischen Meeres dem Ressourcenallokations- und Meereszonenregime des Abkommens widersprechen. Zudem ist nach Auffassung des Schiedsgerichts ein historischer Anspruch auf die Abschöpfung von Ressourcen mit der Ratifizierung des SRÜ und dessen auf Meereszonen basierenden Rechtssystematik erloschen. In diesem Zusammenhang nahm das Schiedsgericht die von China vorgebrachten historischen Belege der territorialen Souveränität an einzelnen Inseln und der Herrschaft über die Gewässer zur Kenntnis. Das Schiedsgericht verwies hierbei allerdings darauf, dass eine Entscheidung der Frage danach, wem die territoriale Souveränität an den jeweiligen Inseln zuzuordnen ist, nicht in seiner Kompetenz liege. Bevor das SRÜ in Kraft trat, sind dem Verständnis des Schiedsgerichts zufolge, die Gebiete des Südchinesischen Meeres außerhalb der damaligen Territorialgewässer aus heutiger Sicht rechtlich der Hohen See zuzuordnen. In dieser gilt die Freiheit der Schifffahrt und Fischerei. Unter dieser Prämisse entsprechen die historischen Aktivitäten Chinas im Südchinesischen Meer eher der Wahrnehmung von Rechten die den Vertragsstaaten des SRÜ an der Hohen See zustehen. Demnach entschied das Schiedsgericht zu Gunsten der Philippinen und stellte fest, dass abseits der im Abkommen vereinbarten Rechte keine völkerrechtliche Grundlage für Chinas historische Rechte und Ansprüche an Gebieten innerhalb der Neun-Striche-Linie besteht.
Wie das Schiedsverfahren zwischen den Philippinen und China zeigte, halten die nationalrechtlich gestützten Ansprüche Chinas einer Überprüfung ihrer Rechtmäßig-keit i. S. des Völkerrechts nicht stand.

Ende der Zitate.

Da ist doch dann wohl fraglich wer hier etwas nicht gelesen oder verstanden hat.
 

Rhönlerche

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Sczepanski

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Ich habe nicht gesagt, dass alle Inseln künstlich sind, sondern dass China (keiner!) keine Hoheitsrechte um künstliche Inseln reklamieren kann. Meines Wissens finden die "Freedom of Navigation"-Fahrten der US Navy in Zusammenhang mit den künstlichen Inseln statt, nicht mit den tatsächlichen, eigentumsrechtlich umstrittenen Inseln (da gibt es ohne Zweifel eine 12 Meilen Zone, fraglich nur, von wem).
ok, so ist es nachvollziehbar und verständlich

Schauen wir doch mal auf ein paar Zitate aus den berühmten drei Links. Sie sind übrigens ja wohl noch älter als der Spiegel-Artikel Die Hervorhebungen sind von mir.
….
erst mal Danke, dass Du Dir tatsächlich die Mühe gemacht hast, das nachzulesen. Natürlich kann sich jeder aus so umfangreichen Aufsätzen raus suchen, was er will. Aber alle drei Links zeigen, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt. Das wird insbesondere aus dem von Dir wiedergegebenen Zitat aus der Expertise der Uni Halle deutlich:
China fußt seine Ansprüche am Spratly-Archipel hingegen auf historische Aktivitäten und Überlieferungen, die angeblich bis in das 2. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen. Formal dokumentiert und artikuliert wurden Chinas Ansprüche am Archipel hingegen erst Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen des Vertrages zur Delimitierung der Seegrenzen zwischen China und dem französischen Protektorat Vietnam. Japan besitzt seinerseits historische Ansprüche, die auf einer militärischen Besetzung der Spratly-Inseln im Jahr 1917 beruhen. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges besetzte Japan die Inselgruppe erneut, sah allerdings nach Kriegsende im Vertrag von San Francisco davon ab Hoheitsrechte einzufordern. Im Vertragswerk ungeklärt blieb jedoch, wem die Rechte an Stelle Japans zufallen.
...
Die Neun-Striche-Linie ist ein Manifest chinesischer Geschichte, die der eigenen Auffassung zufolge den damaligen Herrschaftszustand im Südchinesischen Meer akkurat widerspiegelt. Zur Begründung verweist die Volksrepublik zudem auf historische Überlieferungen und Belege. Angeblich reicht die chinesische Souveränität an den Gewässern zurück bis in die Han-Dynastie des 2. Jahrhunderts v. Chr. Laut der Volksrepublik beweisen archäologische Funde zudem eine erste Entdeckung und Besiedelung des Meeres im 2. Jahrhundert n. Chr. Darüber hinaus beruft sich China auf eine erste Kartografie der Gewässer im 3. Jahrhundert n. Chr. Auf Grundlage der Überlieferungen negiert China konkurrierende Ansprüche, die auf späteren Ereignissen beruhen, wie der französischen Kolonialherrschaft im heutigen Vietnam oder anderweitigen Vereinnahmungen von Inselpartien durch die Anrainerstaaten.
Jetzt also erst mal zur vertraglichen Situation um diese ominöse "9-Strich-Linie":
Im Vertrag von San Francisco von 1951 wurde der den Krieg zwischen Japan und den USA offiziell beendet. Dieser Vertrag bindet nur die Vertragspartner. Weder die Volksrepublik China - noch das spätere Taiwan (Republik China) - waren am Vertragsabschluss beteiligt, genauso wenig wie Myanmar (Burma) oder Korea.

Richtig ist, dass die Inseln in diesem Vertragswerk nicht ausdrücklich genannt sind.

Und dass daher die Inseln (verbindlich nur für die Vertragspartner) entweder herrenlos geworden sind, und danach von Vietnam, China und den meisten anderen Anliegerstaaten entsprechende "Aneignungen" erfolgen konnten - oder dass die ursprünglichen Rechtsverhältnisse (die nie aufgegeben wurden) wieder gelten.
Siehe dazu mein Posting #338
die Paracel-und Spratley-Inseln sind im Übrigen schon in Karten aus dem frühen 18. Jhdt. als "chinesisch" gekenntzeichnet.
Siehe dazu mein Posting #335

Richtig ist weiter, dass das viel zitierte Dokument mit der "9-Strich-Linie" nicht irgendeine Kartographische Marotte aus China ist. Die Linie (die 9 Dash) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) von der Republik China (ROC) während der Friedensverhandlungen mit Japan und den siegreichen Amerikanern und den ehemaligen südostasiatischen Kolonialmächten von Großbritannien, Frankreich und Japan vorgelegt. Sie beruht auf einer älteren Karte, die von Zhou Enlai ab 1945 vereinfacht wurde, die 11 Striche wurden in zwei Phasen auf 10 reduziert und dann bis etwa 1952 zur 9-Strich-Linie.
siehe auch Wikipedia (english)

China unterzeichnete im August 1978 einen eigenen Vertrag mit Japan, die Außenminister beider Länder unterzeichneten in Peking den Friedens- und Freundschaftsvertrag zwischen der Volksrepublik China und Japan und im Jahr 2000 einen weiteren Friedensvertrag mit Vietnam. Einschließlich des Beibu-Golf-Abgrenzungsabkommens zur Beseitigung der Grenzen von 1999. Der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses in China und die vietnamesische Nationalversammlung haben diesen Vertrag im Jahr 2000 ratifiziert. Am 25. Dezember 2000 gaben beide Nationen eine gemeinsame Erklärung für die künftige Zusammenarbeit zwischen China und Vietnam heraus Vietnam und China und es wurde unterzeichnet. Im Bereich der Grenzkonflikte zu Lande oder zu Wasser einigten sich China und Vietnam darauf, im Dialog friedliche Siedlungen zu suchen und militärische Mittel zu vermeiden. Es gab eine 9-Dash-Ausstiegsklausel, in der keine konkrete Maßnahmen zur Lösung des Südchinesischen Seekonflikts genannt wurden.

In keinem dieser Abkommen tritt China von 9 Dash, 10 Dash oder 11 Dash zurück. Chinas Position ist seit mindestens 1947 klar. Der 9 Dash ist die Position, die im UNCLOS-Fall dokumentiert ist und die seit 70 Jahren vor 1952 besteht.


So - und jetzt kommen wir zu den unterschiedlichen Inselgruppen:
Es handelt sich um ganz unterschiedliche Arten von Erhebungen:


Bei den Paracel-Inseln bilden Felsformationen, die miteinander verbunden sind, den Grundstock der Insel. Das sind Inseln auch im völkerrechtlichen Sinn.
Die Spratley-Inseln sind Atolle - also "untergegangene Vulkaninseln", deren äusserer Umfang durch einen Ring aus Korallen markiert wird. In diesem Ring befinden sich (teilweise überflutete) Sandbänke und genauso dauerhafte, mit Palmen bewachsene Inseln.
Wenn man diesen Atollen den Rang von "Festland" absprechen will, dann muss man sich die Konsequenzen an anderer Stelle vor Augen ziehen. Die Malediven und nahezu sämtliche Inselstaaten im Pazifik hätten plötzlich kein Staatsgebiet mehr. Nun gut, der durch den Klimawandel steigende Meeresspiegel führt eh dazu, aber das kann es doch nicht sein, oder?
Insbesondere hier - an diesen Atollen - hat China seine Landgewinnungsmaßnahmen durchgeführt. Ich nehme jetzt wieder das von Dir wiedergegebene Zitat mit einer anderen Betonung.
Betrachtet man die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Landgewinnung, verblassen die Aktivitäten der übrigen Anrainerstaaten hinter den chinesischen Ambitionen. Durch die Aufschüttung von Sand im Spratly-Archipel, erschuf die Volksrepublik rund 3200 Acre (13 Quadratkilometer) Land zwischen den Jahren 2013 und 2015. Die Landgewinnung innerhalb dieser zwei Jahre entspricht damit knapp dem siebzehnfachen der akkumulierten Gesamtmenge der übrigen Küstenstaaten in den vergangenen 40 Jahren. Am deutlichsten ist der Landflächenzuwachs am Subi-, Mischief- und Fiery Cross-Riff erkennbar. Den chinesischen Bebauungsmaßnahmen ist dabei jeweils eine drei Kilometer lange Landepiste inbegriffen. Im Vergleich zu den anderen Flugfeldern zeichnen sich diese durch eine erhöhte militärische Kapazität aus. Viele der Bebauungs- und Landgewinnungsmaßnahmen vollziehen sich innerhalb proklamierter Anspruchszonen anderer Küstenstaaten. Dies betrifft insbesondere die von China künstlich erweiterten Riffe, Mischief, Subi und Fiery Cross, die sich in der „ausschließlichen Wirtschaftszone“ der Philippinen befinden.
Die Aufzählung müsste durch das Scarborough-Riff ergänzt werden. Hierbei handelt es sich um Korallenbänke, die um einen kleinen Felsen herum entstanden sind - und dieser kleine Felsen ist noch dazu bei Sturmflut und den in der Region üblichen Tropenstürmen (Taifune) auch noch überschwemmt. Dieses Riff liegt zwar innerhalb der "9-Strich-Linie", aber näher an den Philippinen als an jedem anderen von China beanspruchten Landstück in der SCS.

Und jetzt kommt ein wichtiger Punkt, der in der Diskussion ständig übersehen wird.
Die Philippinen hatten den Gerichtshof ausschließlich wegen des Scarborough-Riffs angerufen. Die Entscheidung ist lediglich zu diesem Riff ergangen. Sie kann bei anderen Inseln, Inselgruppen oder Atollen aufgrund der anderen Voraussetzungen nicht zwingend Wirkung entfalten.
Wenn man das berücksichtigt, dann ist auch die weitere von Dir zitierte Aussage klar:
…. In diesem Zusammenhang nahm das Schiedsgericht die von China vorgebrachten historischen Belege der territorialen Souveränität an einzelnen Inseln und der Herrschaft über die Gewässer zur Kenntnis. Das Schiedsgericht verwies hierbei allerdings darauf, dass eine Entscheidung der Frage danach, wem die territoriale Souveränität an den jeweiligen Inseln zuzuordnen ist, nicht in seiner Kompetenz liege.
...
Demnach entschied das Schiedsgericht (Anmerkung: im Streit um das Sarborough-Riff und nur für dieses Riff !) zu Gunsten der Philippinen und stellte fest, dass abseits der im Abkommen vereinbarten Rechte keine völkerrechtliche Grundlage für Chinas historische Rechte und Ansprüche an Gebieten innerhalb der Neun-Striche-Linie besteht.
...
Einfach, weil dieses Riff trotz des zeitweise überspülen Felsens eben keine Insel und damit kein Festland ist. Das kann oder wird bei anderen Atollen und Inseln schon anders sein.
 
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Hagewi

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erst mal Danke, dass Du Dir tatsächlich die Mühe gemacht hast, das nachzulesen. Natürlich kann sich jeder aus so umfangreichen Aufsätzen raus suchen, was er will. Aber alle drei Links zeigen, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt. Das wird insbesondere aus dem von Dir wiedergegebenen Zitat aus der Expertise der Uni Halle deutlich:[
Nun alle drei Darstellungen geben allerhand Hintergrundinformationen und wägen auch einiges ab. Daraus zitierst Du und fügst auch deine Sicht dazu. Alle drei kommen aber - sagen wir mal so - zu einem für die Rechtsauffassung von China - und auch für Deine - wenig wenig schmeichelhaften Ergebnis.

Und jetzt kommt ein wichtiger Punkt, der in der Diskussion ständig übersehen wird.
Die Philippinen hatten den Gerichtshof ausschließlich wegen des Scarborough-Riffs angerufen. Die Entscheidung ist lediglich zu diesem Riff ergangen. Sie kann bei anderen Inseln, Inselgruppen oder Atollen aufgrund der anderen Voraussetzungen nicht zwingend Wirkung entfalten.
Wenn man das berücksichtigt, dann ist auch die weitere von Dir zitierte Aussage klar:
Einfach, weil dieses Riff trotz des zeitweise überspülen Felsens eben keine Insel und damit kein Festland ist. Das kann oder wird bei anderen Atollen und Inseln schon anders sein.
Na, wenn es anders ausfallen wäre, würdest du bestimmt von einer Grundsatzentscheidung sprechen. Das ist dann leider eine Argumentation, wie man sie heute landläufig sog. "Winkeladvokaten" zuschreibt. Das solltest Du besser können.
 

Sczepanski

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Na, wenn es anders ausfallen wäre, würdest du bestimmt von einer Grundsatzentscheidung sprechen. Das ist dann leider eine Argumentation, wie man sie heute landläufig sog. "Winkeladvokaten" zuschreibt. Das solltest Du besser können.
das ist jetzt wiederum eine Vermutung von Dir. Das solltest Du vermeiden.
 
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SCS - Inselstreit im Südchinesischen Meer

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