Auf die Frage habe ich eine Antwort gepostet, die keiner Aussage zur Anerkennung eines Urteils hatte - im Übrigen war es doch schon immer von mir deutlich gemacht worden, dass Taiwan und China (die sich beide als die einzigen legitimen Vertreter sehen) auf identischer historischer Grundlage die identischen Ansprüche erheben.
Vor dem Gerichtshof hat sich keine der beiden "Chinas" vertreten lassen, weshalb wohl auch deren Argumente im Verfahren nicht berücksichtigt werden konnten. Das mag man für einen taktischen Fehler halten, oder für konsequent. Da muss sich jeder seine eigene subjektive Meinung bilden, denn eine objektiv Beurteilung ist wohl nicht möglich.
Was aber möglich ist, ist die Feststellung, dass auch die Philippinen mit ihren Ansprüchen gescheitert sind. Denn dieser Staat wollte das strittige Gebiet als "philippinisches Hoheitsgebiet" feststellen lassen, und genau diese Feststellung hat der Gerichtshof wohl auch nicht getroffen. Er hat vielmehr erklärt, dass Riffe, die nur vorübergehend trocken liegen, nach (heutigem) Recht keine Hoheitsansprüche begründen. Und das träfe dann auf die philippinischen Hoheitsansprüche genauso zu.
Das Nähere lässt sich wohl erst feststellen, wenn man das ausgefertigte Urteil ingesamt analysiert - und nicht nur die Berichte, die aufgrund der Verkündung in den Medien erschienen sind.
Ansonsten gilt jetzt erst recht, was China schon vorher deutlich gemacht hat. Wenn sich zwei Anlieger um die gleichen Inseln oder Riffe streiten, dann müssen diese Streitigkeiten bilateral geklärt werden. Und das gilt erst recht, wenn noch weitere Anlieger dazu kommen. Dann müssen halt der Reihe nach die Ansprüche untereinander aufgedröselt werden.