Podcast zur sehr hohen Unglückrate in der US Air Ambulance Industrie

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innwolf

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Hallo,
fliegen die evtl. auf "Erfolgshonorar", also keine Einnahmen wenn aus Wetter- oder Hindernissgründen die Landung oder der Flug abgebrochen wird?
 
mcnoch

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Ja, nur abgeschlossene Transporte werden bezahlt. Das gesamte unternehmerische Risiko liegt bei den Betreibern. Von Bundesstaat zu Bundesstaat gibt es aber etwas unterschiedliche Regelungen, wie Transportaufträge auszuschreiben sind, unter welchen Bedingungen man in Notfall-Transporte eingebunden wird, etc..
 
Thone

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Moin.

Ich habe es auch so verstanden, der Hauptgrund für die Beteiligten ein hohes Risiko einzugehen ist der wirtschaftliche Druck.

Aufhören liess folgende Aussage: Der Staat (die Bundesstaaten) werden sich nicht einmischen, der Weg kann nur über die Versicherer gehen.

Dabei wäre gerade hier ein Ansatz: Definitive und restriktive Wetterlimits und technische und personelle Forderungen, wie sie durch die europäischen Regulierungsbehörden schon lange gelten.

Konkret: Hebe ich nachts die vorgeschriebene Wolkenuntergrenze und die geforderte Sichtweite an, erzeuge ich erstmal mehr Sicherheit.

Nächster Schritt: Warum fordert man nicht grundsätzlich für den Flugbetrieb in der Nacht zwei Piloten? Am besten mit IB? Und wenn man dabei ist: Nachts kein Flugbetrieb ohne Radarhöhenmesser und von mir aus auch nicht ohne Wetterradar.
Der Weg geht ohnehin zu NVGs, das wird sich von alleine regeln.

Warum fordert man nicht eine Mindestflugstundenzahl für den Einsatz als Captain im HEMS-Betrieb?

Die Unfallrate ist erschreckend hoch, scheint aber in weiten Teilen hausgemacht zu sein.

Wo aber natürlich jeder noch so gut gemeinter Eingriff von Seiten der Behörden gleich als Sozialismus diffamiert wird, muss man eben damit leben, dass der Einsatz im HEMS der drittgefährlichste(!sic) Beruf in den USA ist.

Thomas
 

arneh

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Dabei wäre gerade hier ein Ansatz: Definitive und restriktive Wetterlimits und technische und personelle Forderungen, wie sie durch die europäischen Regulierungsbehörden schon lange gelten.
Ich denke, da spielt natürlich auch mit rein, dass in den USA die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Rettungs-/Notarztwagen innerhalb einer sinnvollen Zeit (<10 Minuten) und gut ausgestatteten Krankenhäusern viel schwieriger ist und daher die Rettungshubschrauber viel mehr als hier ein unersetzliches Brot- und Butter Rettungsmittel sind. Damit werden natürlich auch relativ gesehen viel mehr Hubschrauber benötigt, für die es auch keinen Bodengebundenen Ersatz gibt. Wenn der Notarzt erstmal eine Stunde zum Patienten unterwegs ist, braucht er eigentlich auch gar nicht mehr hinfahren. Entweder der Patient kann noch selber ins Krankenhaus fahren oder er ist eh tot.

Eine Zweimannbesatzung und technische Mindestausrüstung wie hierzulande wäre einfach ein ganz massives Kostenthema. Da ist die Frage, welches Sicherheitsniveau ist einer Gesellschaft wieviel Geld wert. Hierbei kommt dann mit dazu, dass die USA allgemein eher weniger Sicherheitsfixiert sind, als Westeuropa (Von einzelnen bizarren Ausnahmen abgesehen -Sicherheitshinweise auf Geräten-, was aber eher versicherungs-/haftungsrechtliche Hintergründe hat).
 
Learjet

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Ich denke, da spielt natürlich auch mit rein, dass in den USA die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Rettungs-/Notarztwagen innerhalb einer sinnvollen Zeit (<10 Minuten) und gut ausgestatteten Krankenhäusern viel schwieriger ist und daher die Rettungshubschrauber viel mehr als hier ein unersetzliches Brot- und Butter Rettungsmittel sind.
Gestern Abend lief beim NDR ein Bericht über Christoph 30. Dort ging es darum dass der RTH auch hierzulande nicht mehr nur ein "Zusatz" ist, sondern bitter benötigt wird. Das Fernsehteam hat die Crew von Christoph 30 ein paar Tage (würde ich schätzen) begleitet und die Einsätze kurz gezeigt oder auch ausführlicher berichtet. Die Einsätze wurden fast ausschließlich dadurch hervorgerufen, dass auf dem Boden keine Notärzte verfügbar waren. Vom Krankheitsbild war fast nie ein RTH als solcher nötig.
 
Intrepid

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Die Lösung kann nicht sein, bei schlechtem Wetter nicht zu fliegen. Also Wetterminimas ändern ist der falsche Ansatz. Eine Wetter-resistente Organisation und Technik muss her. In den 1920er-Jahren mit der Postfliegerei haben es die USA auch geschafft und das System der Luftstraßen etabliert. Da wird denen doch jetzt auch was einfallen. Problem ist nur, wer es bezahlt. Bestimmt nicht die kleinen Rettungsunternehmen.
 
GorBO

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Die Hubschrauberfliegerei in den USA hat meines Erachtens eine andere Sicherheitskultur als in Europa und auch als die Airliner-Fliegerei in den USA.
Ich will das Mal veranschaulichen. Wir hatten vor wenigen Jahren einen Polizeihubschrauberpiloten aus Fort Worth zu Gast. Ich fasse mal kurz zusammen, was er erzählt hat: Sie fliegen mit JetRanger (einmotorig) bei Tag und Nacht ausschließlich über Fort Worth. Die Crew besteht nur aus dem Piloten (zivil angestellt) und einem Polizisten der wiederum keine fliegerische Ausbildung hat. NVG werden nicht benutzt.
Das ist ein riesiger Unterschied zu der Polizeifliegerei und zu den eingebauten Sicherheiten (Zweimanncockpit, zweimotorig, nachts nur mit NVG), wie ich sie kenne. Und das obwohl die Polizeifliegerei wie die Rettungsfliegerei zu den eher anspruchsvolleren Tätigkeiten zählt.

Das macht allerdings auch auf der Kostenseite einen großen Unterschied. Und so kann sich in Deutschland z.T. ein Bundesland nur zwei Husbchrauber und eigeschränkten 24h-Dienst leisten, während in den USA schon der Sherrif 2 bis 3 JetRanger 24/7 hat.
 
Thone

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Ich denke, da spielt natürlich auch mit rein, dass in den USA die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Rettungs-/Notarztwagen innerhalb einer sinnvollen Zeit (<10 Minuten) und gut ausgestatteten Krankenhäusern viel schwieriger ist und daher die Rettungshubschrauber viel mehr als hier ein unersetzliches Brot- und Butter Rettungsmittel sind. Damit werden natürlich auch relativ gesehen viel mehr Hubschrauber benötigt, für die es auch keinen Bodengebundenen Ersatz gibt. Wenn der Notarzt erstmal eine Stunde zum Patienten unterwegs ist, braucht er eigentlich auch gar nicht mehr hinfahren. Entweder der Patient kann noch selber ins Krankenhaus fahren oder er ist eh tot.

Eine Zweimannbesatzung und technische Mindestausrüstung wie hierzulande wäre einfach ein ganz massives Kostenthema. Da ist die Frage, welches Sicherheitsniveau ist einer Gesellschaft wieviel Geld wert. Hierbei kommt dann mit dazu, dass die USA allgemein eher weniger Sicherheitsfixiert sind, als Westeuropa (Von einzelnen bizarren Ausnahmen abgesehen -Sicherheitshinweise auf Geräten-, was aber eher versicherungs-/haftungsrechtliche Hintergründe hat).
Sicherlich richtig, es müssen andere Entfernungen betrachtet werden. Dies ist in Australien & Kanada aber auch so, dort ist die Quote meines Wissens nach nicht so schlecht.

Trotzdem darf man eines nicht ausser acht lassen: Häufig sind die Feuerwehren (freiwillig und beruflich) mit Paramedics besetzt. Hier kann also eine Erstversorgung sehr wohl erfolgen, Der große Unterschied: In den USA gilt: Load and go, also einpacken, stabilisieren und ins Krankenhaus. In D zB wird deutlich mehr Arbeit vor Ort geleistet.

Zu Deiner Stunde: So ungewöhnlich ist das hier gar nicht. Im Landkreis Cuxhaven ist das auch gang und gäbe, gleiches dürfte für weite Teile von MVP gelten. Deshalb ja auch der Notarztzubringer, der in Laage steht mit der R22.

Gestern Abend lief beim NDR ein Bericht über Christoph 30. Dort ging es darum dass der RTH auch hierzulande nicht mehr nur ein "Zusatz" ist, sondern bitter benötigt wird. Das Fernsehteam hat die Crew von Christoph 30 ein paar Tage (würde ich schätzen) begleitet und die Einsätze kurz gezeigt oder auch ausführlicher berichtet. Die Einsätze wurden fast ausschließlich dadurch hervorgerufen, dass auf dem Boden keine Notärzte verfügbar waren. Vom Krankheitsbild war fast nie ein RTH als solcher nötig.
Den habe ich online auch gesehen. Schwerpunkt war hier aber eher der Ärztemangel auf den Land, wo nicht mal mehr Allgemeinmediziner zu finden sind.

Das ist ein riesiger Unterschied zu der Polizeifliegerei und zu den eingebauten Sicherheiten (Zweimanncockpit, zweimotorig, nachts nur mit NVG), wie ich sie kenne. Und das obwohl die Polizeifliegerei wie die Rettungsfliegerei zu den eher anspruchsvolleren Tätigkeiten zählt.

Das macht allerdings auch auf der Kostenseite einen großen Unterschied. Und so kann sich in Deutschland z.T. ein Bundesland nur zwei Husbchrauber und eigeschränkten 24h-Dienst leisten, während in den USA schon der Sherrif 2 bis 3 JetRanger 24/7 hat.
Ganz genau. Es ist eine Kostenfrage. Aber ohne den regulativen Eingriff der Zulassungsbehörden gilt die Gewinnmaximierung. Dies führt dann dazu, wie es auch im Podcast zu hören war, dass es einige wenige "verantwortliche" Unternehmen gibt, die aber immer unter der Gefahr arbeiten, aus dem Markt gedrängt zu werden.

Thomas
 
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