Bodenpersonal in Frachtabteil "vergessen" und losgeflogen

Diskutiere Bodenpersonal in Frachtabteil "vergessen" und losgeflogen im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Als ich vor ein paar Tagen davon lass, dass ein Mitarbeiter der Bodenmannschaft beim Verladen im Frachtabteil vergessen wurde und so unfreiwillig...
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Alien
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Als ich vor ein paar Tagen davon lass, dass ein Mitarbeiter der Bodenmannschaft beim Verladen im Frachtabteil vergessen wurde und so unfreiwillig im Frachtabteil einer United Airlines mit-geflogen ist http://www.telegraph.co.uk/travel/news/baggage-handler-survives-entire-flight-trapped-in-hold/, dachte ich, dass es eine extrem ungewöhnliche Situation ist, aber wenn man ein wenig im Web surft findet man doch einige Berichte, dass es zumindest häufiger passiert, dass jemand von der Bodenmannschaft unfreiwillig im Frachtabteil eingeschlossen wird. Die meisten konnten sich in diesen Fällen durch gegen die Decke trommeln bei Passagieren und Flugbegleitern bemerkbar machen, einer hat nach eigenen Angaben eine Reihe von elektrischen Steckverbindungen, die bei diesem Muster vom Frachtraum aus zugänglich waren, lösen müssen, damit die Piloten, die bereits mit dem Starten der Triebwerke begonnen hatten, den Start abbrechen müssen.

Fehler passieren immer mal, keine Frage, aber ich hätte erwartet, dass die Prozeduren für so etwas etwas besser funktionieren und der Ramp Agent den Flieger nicht freigibt, ehe nicht alles Bodenpersonal zurückgemeldet ist. Hier scheint man das fehlende Teammitglied ja erst nach eingier Zeit vermisst zu haben. Ähnliche Probleme hatte man ja früher auch in OPs, wo dann mal ein Tuch oder gar eine Schere im Bau eines Patienten nach einer Operation zurück blieb. Aber dies hat man durch Veränderungen in den Arbeits-/Prüfprozessen zumindest in den modernen Krankenhäusern auf mittlerweile quasi Null gebracht.

In einem der Fälle, wo ein Techniker eingeschlossen worden war (der dann auch die Stecker gezogen hatte), lag in dessen Fahrzeug auch das technische Logbuch für das Flugzeug, ohne dass (und der Freizeichnung des eingesperrten Technikers) der Pilot eigentlich gar nicht hätte starten dürfen. Es scheint - so die Berichte so korrekt sind - also nicht mit einfachen Missverständnissen im Team ob XYZ schon raus sei, zu bleiben, sondern es scheint durchaus die sprichwörtliche Verkettung mehrere Fehler zusammen zukommen. Das kann man nie ganz ausschließen, aber wenn es zu oft zu solchen Verkettungen kommen kann, deutet dies aus Risk/Problem-Mgmt Sicht darauf hin, dass man sich vielleicht ein wenig zu oft auf die Redundanz und Überlappung von Prozessen verlässt, um Zeit oder Kosten zu sparen.
 
mcnoch

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Alien
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In Frachtmaschinen können die Piloten ja oft für die unterschiedlichen Fracht-Abteile Temperaturen einstellen, falls die Fracht (z.B. Tiere) dies so erfordert. Gilt das eigentlich auch für das Frachtabteil unterhalb der Passagierkabine in normalen Flugzeugen? Also wenn in diesem Fall die Piloten informiert worden wären, sobald man den Mitarbeiter vermisst hätte, hätten sie dann die Temperatur hochdrehen können, so dass es nicht so kalt wird?
 
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Space Cadet
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Das kommt auf das Muster an und dann auch, ob Optionen dazugekauft wurden oder nicht (fast so wie beim Auto).

Oft kann man die Temperatur aber regeln analog einer Klimatronik, manchmal kann im Frachtraum zugeheizt werden (teilweise wirklich geregelt, manchmal nur mittels zwei diskreten Temperaturwerten).

Bei einem "normalen" A330/A340 kann der vordere Frachtraum richtig geregelt werden, der hintere Frachtraum ist nur ventiliert und im Bulk kann zugeheizt werden, falls man Hunde/Katze dort transportiert.

Wenn man nicht zuheizt, dann werden die Frachträume recht kalt, obwohl man oft die Abluft aus der Kabine nutzt, um die Frachträume zu ventilieren.
 
WaS

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…, der hintere Frachtraum ist nur ventiliert …
Verstehe ich richtig: d.h., er steht unter Kabinendruck?

Generell: Haben wir hier Personen aus der Branche dabei, die über tatsächliche Sicherheits-Vorkehrungen gegen das Zurücklassen von Bodenpersonal im Frachtraum berichten können?
 
mcgyvr81

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Schoß der Kolchose
Alles, was sich in den "üblichen" zivilen Airlinern innerhalb der Rumpfröhre zwischen Cockpit (vorn) und Druckspant (hinten) befindet (ausgenommen: CWB incl. Tanks u. Fahrwerksschächte), steht unter Kabinendruck. Damit auch der Laderaum, der von der Kabine vertikal lediglich durch den Kabinenboden abgeteilt ist.

Strukturell wäre bei einer klassischen, zylinderischen Druckkabine gar nichts anderes denkbar (bzgl. Zylinderform B747/A380 ausgenommen, aber die erarbeiten sich das eben über zusätzlichen "Strukturspeck" auf den Hüften bzw. CWBs)... :FFTeufel:

EDIT: CWB = Center Wing Box = Flügelkasten :wink:
 
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die über tatsächliche Sicherheits-Vorkehrungen gegen das Zurücklassen von Bodenpersonal im Frachtraum berichten können?
Also im Sinne von nochmals durchzählen oder einem Appell habe ich das noch nie gesehen. Ich habe aber auch noch nie einen im Frachtraum pennen gesehen (und das solls ja geben), insofern decke ich da nicht die gesamte Bandbreite ab.
 
WaS

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…ich hätte erwartet, dass die Prozeduren für so etwas etwas besser funktionieren und der Ramp Agent den Flieger nicht freigibt, ehe nicht alles Bodenpersonal zurückgemeldet ist.
Also im Sinne von nochmals durchzählen oder einem Appell habe ich das noch nie gesehen.
Boah, das überrascht mich jetzt, angsichts der Gefahr, die hier droht.
 

jackrabbit

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Hallo,
:headscratch:
War das jetzt Ironie?

Welche besondere Gefahr?
Die Gefahr unfreiwillig im Frachtraum mitzufliegen ist doch "für Leib und Leben" auch nicht größer
als die anderen Gefahren der Tätigkeit/ des Arbeitsplatzes.


Grüsse
 
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Chopper80

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Ich glaube, er meint eher die Gefahr, die von einer Person im Frachtraum ausgehen könnte, nicht das Risiko für die betreffende Person.

C80
 
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jackrabbit

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Hallo,

Ich glaube, er meint eher die Gefahr, die von einer Person im Frachtraum ausgehen könnte, nicht das Risiko für die betreffende Person.
C80
okay, das von unberechtigten Personen auf dem Flugfeld, an oder in Flugzeugen eine Gefahr ausgeht ist allgemein klar,
ist aber eher ein Problem der Sicherheitskontrolle in Bezug auf das eingesetzte Bodenpersonal.
Es reicht wenn die Person im Frachtraum "etwas" deponiert.

Grüsse
 
AE

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Überrascht bin ich schon wie locker das gehandhabt wird. Die Fluggäste werden straff kontrolliert, wegen einer Tube mit Creme wird ein Aufstand ausgelöst, für einen saudummen Witz kommt man für 48 Stunden in Gewahrsam und dort?
Man kann ja einen Flugfeldmitarbeiter entsorgen und mit seiner Kleidung und seinen Ausweisen jeden Unsinn anstellen. Da gibt es keine Kontrolle ob noch alle gesund und munter sind?
Ich habe in Kraftwerken Kesselrevision durchgeführt. Bevor ich in so ein Teil eingestiegen bin, habe ich an der Einstiegsluke ein Vorhängeschloss angebracht und den Schlüssel trug ich am Körper. Safety first. Und an einem Flugzeug wird der Mitarbeiter im Frachtraum eingeschlossen und vergessen? Und so wie ich es verstehe nicht nur einmal?
 

jackrabbit

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Hallo,

Überrascht bin ich schon wie locker das gehandhabt wird.
...
Und an einem Flugzeug wird der Mitarbeiter im Frachtraum eingeschlossen und vergessen?
Es wird unter Zeit- (und Kosten-) Druck gearbeitet und das schon kontrollierte Personal befindet sich innerhalb eines Sicherheitsbereiches, Kontrollen gibt es im Prinzip immer nur in den Zugangsbereichen.

Grüsse
 
mcnoch

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In der aktuellen Omegatau Podcast Folge über die Frachtfliegerei erzählt einer der LH Cargo Piloten auch über einen Fall, wo es bei Kollegen - angeblich - während eines Nachtflugs über Afrika plötzlich an der Cockpit-Tür geklopft hat und ein gerade aufgewachter Lader davor stand....

Nach den Aussagen in diesem Podcast sollte der Ramp-Agent eigentlich kontrollieren, dass sich alles am rechten Ort befindet und nichts Ungeplantes (inkl. Ladepersonal) mehr an Bord befindet. Ein entsprechendes Formular händigt er dann an die Piloten aus.
 
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cool

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Die Fluggäste werden straff kontrolliert....

Ich habe in Kraftwerken Kesselrevision durchgeführt....
Das sind (meiner Meinung nach) aber keine vergleichbaren Fälle. Bei den Passagieren steht die Airline in der Verantwortung, ausserdem ist es vorgeschrieben, dass ein Passagiermanifest erstellt wird. Es muss mit dem DAP (Dümmsten .... :rolleyes: ) gerechnet werden, außerdem sind viele Passagiere ja nicht "vom Fach". (Hab da aber auch ne witzige Anektode von Geschäftsreisenden irgendwann Montag morgens: Crew hat sich im Flieger geirrt, Flieger stromlos am Gate, keiner da, Boarding startet und alle Passagiere sortieren sich schön brav in den dunklen, kalten Flieger und warten wie im Bus darauf, dass es endlich losgeht).

Ich habe aber auch schon ganz ähnliche Sachen wie Kesselreparaturen gemacht und auch wir haben da ganz andere Vorschriften (inkl. Jemand der draußen aufpasst), aber auch das ist meiner Meinung nach nicht vergleichbar.

Immerhin sollen es ja "Profis" sein, jeder weiß, dass so nen Flieger auch irgendwann mal abhebt (und idR auch wann). Ich mein, wer weis, vielleicht kommt das ja irgendwann, momentan sehe ich persönlich das aber weniger kritisch. :angel:
 
WaS

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War das jetzt Ironie?

Welche besondere Gefahr?
Die Gefahr, im Frachtraum zu erfrieren. Was denn sonst.

Begehbare Räume müssen entweder von innen zu öffnen sein, oder das Verschließen muss verhindert werden, wenn jemand drin ist. Solche Vorschriften gibt es auf zahlreichen Gebieten; das ist doch elementarste Sicherheitstechnik.
 
cool

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Das Problem liegt doch darin, dass die Jungs pennen. Und wenn der Hobel erstmal fliegt, dann kann man da eh nicht mehr viel machen, auch wenn die Türe von innen zu öffnen wäre. Zugegeben, "richtige" Frachter haben ein Intercom-System, aber ich fürchte die wenigsten "Yogis" können das bedienen.
Das kann dir beim Frachtschiff, Bahn und beim LKW auch passieren.Das macht die Sache natürlich nicht besser.
 

jackrabbit

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Hallo,

Die Gefahr, im Frachtraum zu erfrieren. Was denn sonst.
Okay, es wurde "vorhin" schon geschrieben, dass der Laderaum im Prinzip unter Kabinendruck steht und von der Kabine vertikal nur durch den Kabinenboden abgeteilt ist. Erfrieren wird man da so schnell wohl nicht.
Neugierige Reporter haben es mal getestet und gemessen:
http://www.wdr.de/tv/kopfball/sendungsbeitraege/2013/0106/flugzeug.jsp
Es war aber nur ein kurzer Inlandsflug, daher m.E. nicht besonders aussagekräftig, auch wenn das Resümee lautete:
"Temperatur und Luftdruck sind während des Flugs in der Regel genauso eingestellt wie im Passagierraum. "

Meine persönliche Erfahrung: meine Koffer waren auch nach Langstrecke nicht gefroren. :wink:

Die Gefahr für das Personal ist wohl eher, dass er/sie nach einen Nickerchen verpennt aus der Frachtluke fällt oder auf dem Vorfeld vor ein Fz läuft.

Grüsse
 
lutz_manne

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An so ganz einfache Dinge wie einen "Notschalter", der einen "kleinen Alarm" im Cockpit auslöst, hat wohl noch keiner gedacht?!
Und in irgendwelchen Filmen sieht man auch mal Luken im Boden die vom Passagierraum in den Frachtraum führen. Wäre auch eine Lösung.
 
Thema:

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