Flugschreiber schrieb:
...oooh, so etwas ähnliches habe ich auch erlebt und wenn ich mal Zeit habe, schreibe ich es auf. :engel:
Nun ist es soweit. Da will ich mal wieder einen zum Besten geben.
Die Kerosinflut Teil 2
Im Frühjahr 74, JG-1 Cottbus. Flugdienste unter Gefechtsbedingungen aus der Dezentralisierung waren immer etwas Besonderes. Während die sicherstellenden Kräfte dabei meist etwas Stress hatten, da sie ja von einer Box zur anderen hetzten mussten, war das für uns doch recht angenehm. Wer aber einen langen Rollweg von der Box zur Stichbahn hatte, war beim Zurückschieben der Maschinen immer auf die Hilfe von benachbarten Boxenpersonal oder auf die Mechaniker der Fachgebiete angewiesen.
Ich war da fein raus, mein Flieger rollte bei richtiger Einweisung, rückwärts fasst alleine in seine Box. Daraus entstand ein kleiner zeitlicher Vorteil bei den Zwischenflugkontrollen.
Ich war damals für fünf Flüge geplant. Geflogen wurde ohne ZB und so waren die fünf Starts schnell abgewickelt und es war noch jede Menge Zeit. Kaum war der Flieger mit seinem Hauptfahrwerk an der Eisenbahnschiene angeschlagen, klingelte das Feldtelefon. Vorbereitung für einen sechsten Start war angesagt. Also, alles hop hop.
Nun muss ich dazu erklären, das ich an diesem Tag einen Feldwebel (Profi) als Mechaniker zugeteilt bekam, der selber Wart war, aber dessen Maschine in der KRS stand. Also man sollte denken, so dachte ich damals, das dieser die Vorschriften beherrschte und wusste, was er tat.
Ich war gerade unter der rechten Tragfläche und machte meine Kontrolle am Fahrwerk, als ich bemerkte, das über die Tragflächen TS-1 tropfte. Es tropfte nicht nur, es lief nur so! Ich kam auf die Schnelle gar nicht vor, ich musste mir erst einmal eine Stelle unter dem Flugzeug suchen, wo ich nicht nass wurde. Jeder weiß, das Zeugs überdeckt jedes Deospray.
Halbwegs trocken hervorgegrabbelt, ging mein erster Blick zur Kabine. Die Haube stand offen! Ich traute mich gar nicht auf die Leiter zum Cockpit zu steigen, da ich wusste was mich für ein Anblick erwartet.
Das TS-1 stand innen in der aufgeklappten Kabinenhaube, gestrichen in der Gummitülle von Funkmessvisier, auf dem Kabinenboden, das Sitzkissen und was das schlimmste war, der erste Stabischirm vom KM-1 Sitz war eingeweicht.
Selbst mit allen Putzlappen der Welt, war der Schaden auf die Schnelle nicht zu beheben. Nachdem ich meinem Dienstgradhöheren Mechaniker mit einer Kanonade von Schimpfwörtern durch den Deziraum gejagt hatte, kam auf den Vorfall aufmerksam geworden, schon mein Kettentechniker und meldete die Maschine für den geplanten Einsatz ab.
Da saßen wir nun wie die letzten Deppen und warteten auf das Donnerwetter vom Staffel- Ing. Der kam dann auch gleich und befahl, relativ gefasst, den Flieger zum Schleppen in den Sitztrupp fertig zu machen. Der Sitz musste gezogen und der Stabischirm ausgetauscht werden.
Die Insider wissen was passiert ist.
Die Betankung in der Dezentralisierung erfolgte mit Straßentankfahrzeugen Tatra.
Der Betankungsstutzen bei der MiG-21 befindet sich am Behälter 7 unmittelbar hinter der Kabine. Die Vorschrift besagte, beim Betanken ist die Kabinenhaube grundsätzlich zu schließen. Mein Mechaniker hat das bei dieser Betankung und etwas Hektik vergessen. Der zweite Fehler, die Tankpistole wurde nicht festgehalten, sondern nur in den Stutzen gesteckt. Als der Tankwagenfahrer aufs Gas getreten ist, ist die Pistole auf ihren eigenen TS-1 Strahl aus dem Stutzen gedrückt worden und hat einen vollen Sprutz in das Cockpit gemacht, bevor die Pistole auf die Tragfläche rutschte.
Was mich an diesem Tag am meisten getroffen hatte, waren zwei Dinge. Ich war als Wart der Verantwortliche für den Vorfall und ich war bis vor dem Missgeschick für ein Tag Sonderurlaub vorgesehen. Die Verantwortung blieb, der Urlaub war weg. ;)
Das Nachspiel fand dann ca. 4 Wochen später statt. Ich musste mich im Stab bei einem Major (Name vergessen) melden, der mir den Schaden vorrechnete der wohl bei 3-4000 Mark gelegen war. Ich musste mit einem Monatssold, das waren damals 6-700 Mark, in drei Raten dafür herhalten. Als ich nur einen Ansatz zum Wiederspruch erkennen lies, sagte man mir klipp und klar, Gen. Unterfeldwebel, sie haben sich doch bei der Interflug beworben? Ja! Also halten sie den Ball flach und dem steht nix im Wege.
So war es dann auch, - vor 32 Jahren.