Jetzt hat die arme Seele endlich Ruh - das Diorama ist komplett! Ob die Message - wie gewünscht- selbsterklärend rüberkommt, bezweifle ich aber stark. Könnte aber auch sein, dass der eine oder andere Betrachter mal nachfragt. Dann hat er Pech oder Glück gehabt, je nachdem wie es gelingt, den Punkt zu treffen, der das Interesse öffnet. Bei Euch ist das ja enfacher - Ihr seid ja Profis, vor allem im Jahr des Russen-Wettbewerbs...
In der Draufsicht werden die einzelnen Elemente sichtbar:
Was fangen wir jetzt damit an?
Vielleicht wird es auf Augenhöhe etwas leichter.
Es sind also drei Schwerpunkte: dei NIAI-1 Fanera , die Tupolev ANT-9 Krokodil und der epische ZIS 5V, alle an einem sehr kalten frischen Morgen im Einsatz. Letzterer hat nur die Aufgabe, die Aufmerksamkeit zu steigern, denn zum Grundthema trägt er nichts bei; vielleicht aber zum Zeitverständnis.
Was zunächst überrascht, ist der Größenvergleich: winzig das "Sperrholz", selbst gegenüber den LKW: damit sollen 5 Personen befördert werden - unglaublich! Offenbar hat das Gerät nach der Landung früh am morgen schon Fracht und Passagiere entladen, die nun im Austausch zu neuen Passagieren zum Einsteigen drängen - eine ganze Familie, immerhin 4 Kinder, wenn man genau hinschaut. Dass tragitionell erzogene Familien sich einem Flugzeug anvertrauen, das ist nicht zuletzt das Verdienst des Krokodils.
Schauen wir ruhig mal genauer hin. Bei der Fanera wird die Tür (also das hintere Fenster) geöffnet - ready for boarding!
Der Fanera-Pilot nutzt derweil die Zeit, dem ZIS-Piloten von seinen Abenteuern zu erzählen. Ob Herr und Hund da besonders beeindruckt sind?
Aus dem kurz darauf gelandeten Krokodil ist eine ganz andere Fracht entladen worden: druckfrische Exemplare des gleichnamigen Satire-Blattes, ordentlich präsentiert, um die Bevölkerung anzulocken und ihren Argwohn gegenüber den fliegenden Teufelsmachinen zu besänftigen, wohl auch mit dem ein oder anderen Rundflug (à la Cobham?). Für Rückfracht ist auch gesorgt: Post und irgendeine sicher ganz wichtige Fracht werden von örtlichen Aktivisten herangekarrt und -geschleppt. Dieses Konzept scheint gewirkt zu haben: Zugang zu wichtigen Rohstoffen oder einfach humanitäre Einsätze wurden so einvernehmlich ermöglicht.
Ob die "Sperrholz-Reisenden" den hier gezeigten Komfort geniessen durften, ist fraglich. Zeitgenössische Filmchen von Einsatz dieses Fliegers dokumentieren eher heroische Szenen als alltägliche Bedürfnisse. Vielleicht war das hier näher an der Realität?
Jedenfalls haben mir diese beiden Flieger zu einem Einstieg in Dokumentationen verholfen, die Respekt und Anerkennung zur zeitgenössischen russischen Fliegerei vertieft haben. Was Menschen alles erreichen können....
Dieses Kapitel ist damit beendet - ich würde es gern mit anderen Darstellern zur Fliegerei in der Sowjetunion der Zwischenkriegszeit ergänzen - die allerdings erst gebaut werden müssen. Bis dahin Danke für's Mitmachen!!