Einstieg ins Fliegen für touristische Gäste

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Neuling2

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Liebe Forumsbesucher,
ist es – ausreichend persönliche Zeit, Geld und Lernvermögen vorausgesetzt – möglich, als Fußgänger erst eine PPL(A)- und aufbauende CPL(A)-Ausbildung zu machen, dann ein Flugzeug zu kaufen, es vertraglich an einem Flugplatz zu stationieren, ein Gewerbe anzumelden und fortan den Lebensunterhalt durch Rundflüge für Touristen zu verdienen?

In der Hoffnung, dass die Antwort "ja" lautet, habe ich etwa folgende Kosten kalkuliert, bevor man das erste Geld durchs Fliegen verdient:
~ 40.000 Euro für PPL, 150 Flugstunden und CPL
~ 100.000 Euro für ein vier- oder sechs-sitziges, SEP/Singleprop-Flugzeug (gebraucht)
~ 10.000 Euro Vorleistung für Stationierung des Flugzeugs, Hangarmiete, Nutzung des Flugplatzes, Gewerbeanmeldung etc.
Fehlt noch ein wichtiger Punkt beim Vorgehen oder bei den Ausgaben?

Und genügt etwa ein Jahr engagierter Vollzeiteinsatz zum Absolvieren der genannten Ausbildung, falls das persönliche Aufnahmevermögen gut ist?

Vielen Dank im Voraus für alle ernst gemeinten Antworten!
 

jackrabbit

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Hallo und Moin,

auch wenn wir alle die Schwierigkeiten von "und fortan den Lebensunterhalt durch Rundflüge für Touristen zu verdienen" insbesondere in der heutigen Zeit kennen, könnten doch bestimmt Mitglieder mit Erfahrung etwas zu den Zeit- und Kostenansätzen sagen:
~ 40.000 Euro für PPL, 150 Flugstunden und CPL
~ 100.000 Euro für ein vier- oder sechs-sitziges, SEP/Singleprop-Flugzeug (gebraucht)
~ 10.000 Euro Vorleistung für Stationierung des Flugzeugs, Hangarmiete, Nutzung des Flugplatzes, Gewerbeanmeldung etc.


Grüße an alle


EDIT: für einen Kleinbus-Taxibetrieb mit 2 Fz (MB Sprinter) und 3- 4 Fahrern würden die Kosten knapp passen :wink2:
 

Neuling2

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Danke, jackrabbit, für die Antwort!

Eine ungefähre Einschätzung der Kosten ist zwar wichtig, doch ebenso möchte ich Euch fragen, ob das Vorgehen an sich möglich ist - in rechtlicher wie auch praktischer Hinsicht. Ist meine Zeiteinschätzung realistisch?
 
Kenneth

Kenneth

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Da fehlt meiner Meinung nach ein wesentlicher, kosten- und zeitintensiver Punkt:

Wenn Du mehr als Kostenteilung von den Fluggästen verlangen möchtest, dann muss der Betrieb im Rahmen eines Luftfahrtunternehmens mit einem Luftverkehrsbetreiberzeugnis ("Air Operator Certificate") erfolgen, und das Flugzeug für den gewerblichen Luftverkehr zugelassen und gewartet werden. Was das genau kostet kann ich allerdings nicht sagen.
 

ColdWar

Testpilot
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Ein weiteren Punkt in der Kostenkalkulation fehlt: eine / mehrere Versicherungen!
 

Neuling2

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Das AOC war mir kein Begriff. Danke für den wichtigen Hinweis! :thumbsup:
Gibt es noch weitere wichtige Dinge, die ich zu beachten habe?

Laufende Kosten wird es viele geben, auch für Versicherungen. Das habe ich bewusst nicht angesprochen, denn mir geht es zuerst um die Kosten für den Einstieg.
 
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Kenneth

Kenneth

Alien
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Ich möchte nicht übermäßig negativ wirken, aber wie mit den Versicherungen angedeutet, wie ist es mit den Betriebskosten (Sprit, Wartung, Hallenmiete)?

Was machst Du, wenn Dein Flieger im Hochsaison 2-3 Wochen wegen Wartung/Reparatur ausfällt? Oder wenn Du krank bist?

Wo kommen die Einnahmen im Winter her?

Von wo aus soll es stattfinden? Flugplätze sind nicht immer dort wo die Touristen sind. Was machst Du, wenn es ein grottenschlechter Sommer ist, mit nicht fliegbarem Wetter und/oder keine Touristen? In einem mir sehr bekannten Feriengebiet (Marielyst/Dänemark) gehen Eisdielen und Restaurants dann reihenweise Pleite. Dort gibt es übrigens ab und zu mal Rundflüge, aber mit einem Hubschrauber mehr oder wenig mitten im Ort, und der Anbieter macht sowas in ganz Dänemark, und hat auch ein Charter- und Ausbildungsbetrieb…

Mit anderen Worten, hoffe ich bin nicht zu entmutigend, der Antwort auf der eingangs gestellten Frage tendiert für mich eindeutig in Richtung ein klares „nein“….

Tipp! Wenn Du das Geld und die Zeit hat, mach einfach den PPL, flieg Dich und Dein Flugzeug selber in den touristischen Gegenden herum, und hab Spaß daran 👍
 
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jackrabbit

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@Kenneth
“Jeff“ wollte eher wissen, ob seine Zeitschiene realistisch ist, wenn er den „großen Fluss“ verkauft hat. :wink2:
 

Neuling2

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Kenneth, für Deine keineswegs negative, sondern ehrliche und kritische Einschätzung danke ich sehr. 👍 Dafür habe ich im Forum nach Rat gefragt.
Gut, ich sehe, das muss ich nochmals ernsthaft überdenken. Deine Hinweise werde ich mir zu Herzen nehmen und mich genau über alle angesprochenen Gebühren und zu erwartende Ausgaben informieren. (Ansatzweise habe ich das schon getan.) Und wenn es dann nicht sicher und deutlich zugunsten der Einnahmenseite ausfällt - dann werde ich, wie Du empfiehlst, zumindest auf das gewerbliche Fliegen verzichten.
Um ehrlich zu sein: Am Anfang stand mein Wunsch, einfach privat zu fliegen und den habe ich nach wie vor. Nur weil die Nutzung eines Fliegers trotz Mitgliedschaft, Beitrag und Engagement in einem Verein ein bis mehrere hundert Euro pro Stunde kostet, kam ich darauf, diese Ausgaben (und meine Lebenshaltungskosten) lieber gleich mit einem eigenen Flugzeug zu verdienen. Nun, irgendwie werde ich es auch als Hobby finanzieren können. Das Fliegen reizt mich sehr und ich bin überzeugt, dass es wie bei Euch zu einem erfüllenden Aspekt meines Lebens wird.

(P.S. Im gewerblichen Fliegen hätte ich eine Nische besetzt: Ich war in Studium, Beruf und mit meiner asiatischen Frau viel in Ostasien und spreche ein paar Sprachen aus der Region nicht schlecht. Zudem lebe ich in Oberbayern. In München steigen sich die chinesischen und japanischen Besucher gegenseitig auf die Füße, auch Touristen aus Südostasien werden immer mehr. Sie haben hohe Erwartungen, die Sehenswürdigkeiten und Landschaft eindrücklich zu erleben. Bei ihrer Fernreise, den guten Hotels und ausgedehntem Shopping geizen sie nicht um ein paar hundert Euro. Angebote wie München und Alpenvorland von oben samt Zugspitze und Neuschwanstein wären sehr attraktiv für die Zielgruppe. Von meiner Frau weiß ich, wie schnell Events und Empfehlungen in sozialen Netzwerken in Asien die Runde machen und ausführlich diskutiert werden. Meine Frau würde mir beim Marketing helfen. Dazu noch eine informative Webseite in den jeweiligen Sprachen und der Auftritt ist komplett. Ich ging davon aus, dass ich nur für die ersten Flüge in der Innenstadt stehen und spontan Leute ansprechen muss; danach kommen mehr Anfragen von alleine als nötig. Mit meinem Auto brächte ich die Gäste aus München in einer Dreiviertelstunde unkompliziert zum Augsburger Flugplatz, wo mein Flieger stünde, und wieder zurück. Das waren meine Überlegungen. Aber Widrigkeiten wie Ausfälle wegen Wartung, Krankheiten und ungünstigem Wetter hatte ich nicht bedacht.)
 

jackrabbit

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@Neuling2
sorry für meine flapsige Anmerkung, aber sich in der heutigen Zeit im Bereich Fliegerei für Tourismus, Freizeit selbstständig zu machen, wäre doch wirklich sehr mutig.
Wie schnell Krisen und Veränderungen kommen können, kann man doch gerade beobachten (Corona, Klimakrise, selbstfliegende E-VTOL, Feuerlöschflugzeugbedarf) und der Ausgang ist ungewiss.

Grüße
 
pok

pok

Alien
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Das AOC war mir kein Begriff. Danke für den wichtigen Hinweis! :thumbsup:
Gibt es noch weitere wichtige Dinge, die ich zu beachten habe?

Laufende Kosten wird es viele geben, auch für Versicherungen. Das habe ich bewusst nicht angesprochen, denn mir geht es zuerst um die Kosten für den Einstieg.
Herzlich willkommen im Flugzeugform.

All die Flugstunden in 12 Monaten wird in Deutschland und selbst in Arizona eine echte Herausforderung werden.

Über das genaue Vorgehen und die Kosten einer AOC kann ich dir nichts sagen, aber der Sinn dieser Zertifizierung ist es gerade dein Geschäftsmodell zu durchkreuzen und eine Personalstruktur und Dokumentation für das Personal, seine Aus- und Weiterbildung sowie die technische Dokumentation und die Verfahrensanweisungen zu definieren.

Ob irgendwo steht, dass all das nicht von einer Person geleistet werden darf, weiß ich nicht, aber du müsstest all das erfüllen und dokumentieren und dich quasi regelmäßig selber nachschulen.

Ich wünsche dir viel Erfolg, glaube aber es wird dir weder in 12 noch in 36 Monaten gelingen den Betrieb aufzunehmen.
 
Kenneth

Kenneth

Alien
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München 😂😂😂😂😂 ?

Ich war etwa 25 Jahre lang aktiver Privatflieger im Großraum München, bis ich es endgültig satt hatte.

Ein Hauptgrund: Es gibt hier keine Flugplätze mehr 😎 Wenn Du ein Hallenplatz möchtest, dann muss Du erst 10-20 Jahre lang die Füße von einem Vereinsvorstand küssen, und dann gibt es vielleicht (!) was. Jesenwang? Randvoll, die Flugzeuge hängen teilweise unter den Hallendecken. Dachau-Gröbenried? Nur Segelflug, Mitglieder mit eigenen Motorflugzeugen dürfen mal kurz da sein, müssen aber schnell wieder verschwinden. Oberschleißheim? Geschlossener Stammtisch, neue Mitglieder/Flugzeuge unerwünscht (es sei denn, es wurde das vorher erwähnte Küssen oder sonstiges Vitamin-B eingesetzt). Einfach irgendwo hingehen, und Geld auf dem Tisch legen ist nicht.

Und bevor jemand Augsburg, Landshut, Ampfing, Mühldorf und Eggenfelden erwähnt, diese sind alle nicht in München. Wenn Du an einem Freitag Nachmittag vom Marienplatz aus losfährst, dann bist Du 45 Minuten später erst am Ende der Verdistrasse oder mit Glück beim Langwied, aber noch lange nicht am Flughafen Augsburg.

Sorry, aber es gibt kein Ort in Deutschland, wo die allgemeine Luftfahrt mehr tod (oder kurz davor) ist, als in Großraum München. Und das ist diesmal wirklich aus eigener, langjähriger Erfahrung.
 
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Kenneth

Kenneth

Alien
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Im Übrigen hat jemand schon die Idee gehabt (sogar CO2-neutral 😁). Ich habe jedoch nicht unmittelbar und rein subjektiv den Eindruck, daß die schöne Tecnam nur annäherungsweise 24/7 unterwegs ist..

 
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bodo

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Eine Alternative könnten kommerzielle Rundflüge mit Ultraleichtflugzeugen oder Motorsegler sein. Die Kosten für Lizenz, Fluggerät und Betrieb sind geringer, die rechtlichen Anforderungen an einen gewerblichen Betrieb deutlich einfacher zu erfüllen und last but not least gibt es eine größere Anzahl an Fluggeländen, von denen man starten kann.
Aber: diese Fluggelände werden in der Regel von Luftsportvereinen betrieben, für die Rundflüge ebenfalls eine Einnahmequelle darstellen. Und ULs wie auch Motorsegler sind maximal zweisitzig und bieten somit höchstens Platz für einen Passagier.
 

Neuling2

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Danke an alle, das reicht, ich nehme hiermit Abstand von der Idee. Ohne Eure Warnhinweise wäre ich womöglich ins Blaue geflogen. Wenn man nicht einmal einen Platz fürs Flugzeug findet ...
Dann wird es eben das private Fliegen im Verein.
 
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