lutz_manne
Alien
Ich habe eine digitale Kopie von einem Flugbuch eines Flugschülers (Anfangs der Flugzeugführerschule A), begonnen am 29.02.1944. Ich bin mir sicher, er hatte zuvor schon eine fliegerische Vorausbildung (Segelflug und natürlich Theorie).Ich gehe davon aus, dass die damaligen Piloten auf der Bf 109 im letzten Drittel des Krieges über weniger Flugerfahrung verfügten als ein heutiger frisch geprüfter Privatpilot.
Die ersten 17 Flüge auf einer Bücker 181 bis zum 14.03.1944 nur als Begleiter.
Dann am selben Tag den ersten Alleinflug auf dem Muster. Alle Flüge so ~ zwischen 5 und 10 Minuten.
Dann bis zum 63. Flug (viele als Führer, aber auch mal als Begleiter) bis zum 24.03.1944 auf der Bücker 181.
Ab dem 64. Flug am 28.03.1944 Einweisung (Begleiter) auf der Fw 58 Weihe und am 31.03. beim 88. Flug als Führer der Weihe.
Dann geht es munter weiter abwechselnd auf Bü 181 und der Weihe bis zum 155. Flug am 05.05.1944.
Zwei Einweisungsflüge als Begleiter auf der Klemm 35 und dann mehrere Alleinflüge mit eben dieser (bis Flug 162).
Ab dem 169. Flug hat der die Gotha 145 als Begleiter unterm Hintern und ab dem 178. selbst Führer dieses Musters am 08.05.1944.
Dann folgen wieder Flüge mit Bü 181, Kl 35 und auch mal Bü 131 Jungmann, bis er dann am 15.05.1944 auf der Arado 96 als Begleiter unterwegs ist. Dann noch im Mai die Focke-Wulf 44 unterm Popo, als Führer am 16.05.1944 (bei seinem insgesamt 203. Flug).
Alleinflug auf der Ar 96 beim insgesamt 252. Flug am 30.05.1944.
Ab 265. Flug (Begleiter) ab 31.05.1944 dann einige Nachtflüge.
Bis zum 414. Flug am 29.07.1944 hat er dann die ganze zuvor genannte Palette an Mustern geflogen (überwiegend als Führer).
Nachtflüge, Schulflüge, Kunstflug, Verbandsflug, Überlandflug.
Ab 419. Flug (08.08.1944) dann Begleiter auf der Junkers W34 und am 423. Flug (10.08.1944) als Führer dieser.
Zwischenzeitlich wechselte er auf der Fluglehrerschule der Luftwaffe in Briest.
Ab 15.09.1944 mit dem 448. Flug auf der Ar 96 Einsatz bei der Jagdvorschule.
Beim 460.(!) Flug am 12.10.1944 war er gleich Führer in der Bf 109 G-12 (der Zweisitzer mit Lehrer hinten dabei, der bei der G-12 i.d.R. immer hinten gesessen hat). Es waren bis zum 475. Flug 15 Flüge auf der Bf 109 G-12.
476. Flug am 16.10.1944 Rotteneinsatz auf Ar 96 und beim 485. Flug Schiessen am 21.10.1944.
Beim 489.(!) Flug am 21.10.1944 das erste mal allein in einer Bf 109 (vermutlich eine G, ist nicht angegeben) und bis zum nächsten Tag dann 11 Flüge auf der Bf 109 (499. Flug).
Beim 500. Flug am 31.10.1944, damit es wohl nicht langweilig wird, als Führer auf einem weiteren Muster, der Arado 66.
Dann noch bis zum 520. Flug am 06.12.1944 hauptsächlich Bf 109, aber auch Ar 96, Ar 66 und Fw 58.
Das Flugbuch ist damit zu Ende. Ist das nun weniger Ausbildung (~ 9 Monate) als jemand der heute geprüfter Privatpilot ist? Mit einer solchen Typenvielfalt (10 Muster!!), Nachtflug, Kunstflug, Schiessen? Ich finde es sehr ordentlich was die Luftwaffenschule zu dieser Zeit da geleistet hat und man darf bedenken, dass der junge Herr nicht der einzige Schüler dort war. Ammenmärchen, dass man die Schüler in die 109 gesetzt hätte, ohne ausreichende Erfahrung. Dafür war das Material aber vor allem das Personal zu wichtig.
Ich kann Dir das FB gerne zukommen lassen. Ist eben sehr interessant und besser als Sekundärquellen. Eben die dokumentierte Realität, die man ohne Autor dazwischen, selbst deuten kann.
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