See One Two Three - Providing Central y América
Die Maschine in Manuel Antonio ist eine Fairchild C-123K Provider (Rumpfnummer ‚663’, Seriennr. 54-0663, c/n 20112), zuletzt (1986) im Einsatz bei der U. S. Air Force Reserve auf der
Westover ARB, Massachusetts/USA, und sie trägt immer noch ihren alten SEA-Tarnanstrich und das Wappen des 439th Tactical Airlift Wing (1974-1987) über der Tür.
Eine bei der Firma Doan Helicopter Inc. aus Daytona Beach, Florida/USA, als N4410F zivil zugelassene Schwestermaschine vom Typ C-123K Provider (Seriennr. 54-0679, c/n 20128) wurde am 5. Oktober 1986 an der nikaraguanischen Grenze zu Costa Rica von sandinistischen Truppen abgeschossen; und einer von vier Insassen überlebte, weil es ihm als Lademeister gelang, mit dem Fallschirm abzuspringen. Er, Eugene H. Hasenfus, wurde gefangen genommen, verhört und war so ein wichtiger Zeuge in der Iran-Contra-Affäre, die durch den Abschuss der Provider N4410F erst richtig ins Rollen kam.
Die N4410F war auf ihrem letzten, unglücklichen Flug unterwegs von der Militärbasis Ilopango in El Salvador nach „Point West“ in Costa Rica. Auf dem Weg dorthin sollte über San Carlos am Nikaragua-See die Luftfracht für die Contras abgesetzt werden, doch als die C-123 bereit zum Lastenabwurf war, traf sie eine SA-7-Rakete der sandinistischen Armee und sie stürzte auf nikaraguanischem Gebiet ab. Mitursächlich für den Abschuss war vermutlich auch die zwei Wochen zuvor vom costaricanischen Präsidenten Arias Sánchez öffentlich ausgesprochene Rüge gegenüber der US-Botschaft, mit der die Existenz des illegalen Landeplatzes im strikt neutralen Costa Rica mittels Presseerklärung scharf angegriffen und zugleich enttarnt wurde.
Der Zielflugplatz der N4410F auf ihrem letzten Flug war die Landepiste mit dem Codenamen „Point West“ im äußersten Nordwesten Costa Ricas. Dies war die geheime Hauptoperationsbasis der C-123 Providers zur Unterstützung der nikaraguanischen Contra-Rebellen an der sog. ‚Südfront’; und sie bildete zudem einen Zwischenlandeplatz u. a. für Flüge zwischen Kolumbien und Florida. Ihre Lage auf der unerschlossenen Halbinsel Santa Elena in der Provinz Guanacaste unweit der nikaraguanischen Grenze lag strategisch günstig und zudem gut versteckt im größten tropischen Trockenwaldgebiet Mittelamerikas auf dem Gebiet der 32 km² großen Ranch ‚Hacienda Santa Elena’ des US-costaricanischen Doppelstaatsbürgers John Floyd Hull sowie der angrenzenden, aufgegebenen ‚Hacienda Murciélago’, die zuletzt (bis zu seinem Sturz 1979) dem nikaraguanischen Präsidenten Anastasio Somoza Debayle als Landsitz gedient hatte.
Der nahe gelegene Surfstrand (Playa Potrero Grande) an der costaricanischen Pazifikküste wird heute nach Oliver North, der dort (ca. 1984) einmal - nicht ganz zufällig - seinen Familienurlaub verbracht hatte, in Surferkreisen „Ollie’s Point“ genannt.
Diese Beschreibung des Santa Rosa Nationalparks enthält eine genaue Ortsbeschreibung des berüchtigten Landeplatzes - einer im hohen Gras versteckten Piste von ca. 1.000 m Länge, die wegen ihrer sehr unwegsamen Straßenanbindung ihren Treibstoff per Boot aus der nahen Bucht geliefert bekam. Mit der Nutzung der Piste durch die CIA während des ‚Project Democracy’ wurden auch gehörige Vorräte an Flugbenzin dortin verbracht, so dass der brave Rancher Hull später in Erklärungsnöte kam, warum sein Privatflugzeug denn so viel Treibstoff benötigte.
Das Frachtgut, das auf dieser Flugpiste umgeschlagen wurde, bestand aber nicht nur aus Waffen und humanitären Hilfslieferungen, sondern auch aus einem begehrten kolumbianischen Exportartikel, der mir im Moment nicht einfällt. Ich glaube, Eric Clapton hat ihn in einem seiner bekannteren Lieder schon mal besungen. Die Zielflugplätze in den USA lagen bzw. liegen für dieses Importgut zumeist in der Gegend von Miami/Florida.
Im Zuge der Iran-Contra-Affäre musste Mr. Hull, selbst Pilot, wegen verschiedener ihm vorgeworfener Kapitalverbrechen 1989 aus dem Land fliehen, um einer Verhaftung zu entgehen. Für die einen ein ‚
großer Fisch’, für andere ‚
a man of wealth and taste’, verbringt der heute 88jährige seinen Lebensabend auf einer Ranch in Südmexiko nahe dem Badeort Cancun. Ähem, ist das Leben dieses Mannes eigentlich schon verfilmt worden?!
Dass im nikaraguanischen Bürgerkrieg Flugzeuge der friedlichen AFRES verwendet wurden, ist Mitte der 1980er Jahre vielen ‚braven Soldaten’ in Westover sicherlich nicht mal in den Sinn gekommen. Ich frage mich, wie weit es im Umfeld der damals noch aktiven alten Brummer eigentlich bekannt war, welche Last [im doppelten Wortsinn] die Providers im Laufe ihrer Einsatzgeschichte geschultert haben.
Die Provider 54-0663 wurde jedenfalls in Folge des o. g. Abschusses und dem resultierenden Polit-Skandal auf dem Internationalen Flughafen von San Jose zurück gelassen und anno 2000 privat aufgekauft und zerlegt, um in Manuel Antonio
als Restaurant wiederzuerstehen.
Hier mehr dazu; hier die
Homepage des Restaurants und noch ein paar
Fotos vom Flugzeug sowie ein paar
nette Bilder, was einen außerhalb der Regenzeit so alles erwartet.
Schorsch, du warst also in der Regenzeit da, und die Bohnen haben auch nicht gemundet. Dabei ist das Restaurant ‚El Avion’ doch für seine Meeresfrüchte-Küche bekannt...
Also warst du weder als Tourist noch als Feinschmecker in Costa Rica unterwegs. :?! Dann will ich mal lieber nicht nachfragen, in welcher Mission es dich dorthin verschlagen hat.
Oder gibt’s „genauere Angaben auf Nachfrage“?
Gruß
Luftpirat