So sehr ich die Lorenz-Bücher wegen ihrer unglaublichen Fülle exzellent bearbeiteter Illustrationen mag, so muß ich doch sagen, daß ich nach der Lektüre des Buches von Reinhard Müller dieses wärmstens empfehlen muß. Keine Publikation hat bisher so umfassend die Person Brunolf Baades beleuchtet - und das immer vor dem Hintergrund des Werdens und Vergehens der DDR-Luftfahrtindustrie. Mir gefiel die Übersichtlichkeit bei der Festlegung der Kapitel, die Objektivität des Autors (insofern es Objektivität überhaupt gibt, aber das zu entscheiden überlassen wir den Philosophen ;)) und die gezogenen Rückschlüsse, weshalb es kam, wie es kommen mußte. Ich glaubte, alles Wichtige zum Thema inzwischen "aufgesaugt" zu haben, aber "Brunolf Baade und die Luftfahrtindustrie der DDR" ist wirklich gelungen - wann liest man schon mal ein Sachbuch "in einem Ritt" durch, wie in diesem Fall geschehen. Bildet Euch selbst ein Urteil! Würde mich freuen, wenn Ihr zu gleichem Urteil gelangt. Hier noch die ISBN für jene, die den Link zur Verlagsseite nicht aufgerufen haben: 978-3-86680-721-1. Schönes Signal auch vom Sutton-Verlag, der in die Bresche sprang und dem Autor eine Veröffentlichung seines Werkes ermöglichte, nachdem der ursprünglich interessierte Salier-Verlag wohl aus pekuniären Gründen kniff.
Ich habe das Buch jetzt mit größeren Pausen auch durch. Der Untertitel heißt, „Die wahre Geschichte des Stahlverkehrsflugzeuges 152“. Ob es denn nun die wahre Geschichte so ist, ich kann es nicht einschätzen. Aber das Buch ist nahe genug dran. Man muss abwarten, was die Zeit noch so ans Licht bringt.
Im allgemeinen muss ich Dir zustimmen. Es ist schon in seiner Ausführlichkeit, das umfassendste Werk zur LI in Ostdeutschland und zwangsläufig zur 152. Viele Zusammenhänge sind so noch nicht genannt worden, oder waren unbekannt.
Sicher ist es keine klassische Autobiografie von Brunolf Baade, dazu erfährt man zu wenig über sein privates Leben und seiner Familie, aber es ist eine Autobiografie, wenn man es so nennen darf, der LI die ohne Baade nicht denkbar gewesen wäre.
Trotzdem sind mir beim Lesen zwei Dinge aufgefallen.
Das Buch könnte um 20 Seiten kürzer sein, wenn der Autor (Dozent) sich nicht ständig wiederholen würde.
Wenn ein Sachverhalt erklärt und dargestellt wird, dann habe ich das als Leser gespeichert und muss das nicht im nächsten und übernächsten Kapitel noch einmal erklärt bekommen.
Der Autor schreibt selber, das immer noch Dinge offen sind, die noch einer Klärung bedürfen.
Die Öffnung russischer Archive zum Thema könnten weiter Licht in die zwischenstaatlichen Absprachen und Machenschaften der sowjetischen Führung und MAP (Ministerium der sowj. Luftfahrtindustrie) bringen.
Auch der Beweis, das Werke der sowjetischen Luftfahrtindustrie nach der Einstellung der Fernbomberproduktion nicht ausgelastet waren und deshalb Kapazitäten für eigene Verkehrsflugzeuge frei wurden, ist nicht erbracht. Der Sachverhalt wird zwar von Autor angezweifelt, bleibt aber aufgrund stichhaltiger Erkenntnisse nicht geklärt.
Fazit: Für Interessenten der Materie, unbedingt empfehlenswert.