Ich habe ja etwas gezweifelt, ob ich mich auch an dieser Diskussion beteiligen soll, aber gut, vielleicht sollte man sich nicht immer nur auf die technisch-wissenschaftlichen Aspekte konzentrieren und dabei gewisse philosophische Überlegungen zum Thema außer Acht lassen.
Ich verstehe die Überlegungen von papillon. Ich denke jeden Menschen beschleicht manchmal das Gefühl, dass man besser die ein oder andere Tür nicht geöffnet hätte, sei es weil diese neue Erkenntnisse brachte, die die bestehende Welt durcheinander brachten oder sei es das Gefühl verstärkte, sich immer weiter von seinem bisherigen Wurzeln zu entfernen und so vielleicht zu etwas zu werden, was man nicht werden wollte/sollte. Dies gibt es im Kleinen, im Alltagsleben bzgl. z.B. einer unerwarteten beruflichen Veränderung ebenso wie im ganz Großen. Sollte der Mensch weiter hinaus ins Weltall gehen, immer weiter in die Tiefen der Genetik, Medizin oder Elementarteilchen-Physik vorstoßen, etc.. ?
Wenn eine Katze plötzlich irgendwo einen bislang unbekannten Karton entdeckt, wird sie alles dransetzen, um da reingucken oder gar reinkrabbeln zu können, selbst wenn sie dabei große Anstrengungen unternehmen und Risiken eingeht muss. Und dies ist mit vielen Tieren und auch dem Menschen so. Und warum? Es ist unser Drang unseren Lebensraum zu erkunden, zum eigenen Vorteil zu nutzen oder zu verändern und zu erweitern, um unseren Fortbestand zu sichern und uns weiter zu entwickeln.
Damit aufzuhören würde bedeuten, die eigene Evolution zu beenden, in physischer und in geistiger Hinsicht. Da die physischen Grenzen gerade des Menschen erstaunlicherweise viel mehr zulassen als man geglaubt hat, ist es vor allem die geistige Evolution, die der Menschheit neue Lebensräume und -formen erschließt. Natürlich geht aber genau diese Entwicklung meist mit einer Vielzahl von unerwarteten gesellschaftlichen Nebeneffekten einher. Denn wenn die ein oder andere Grenze doch keine Grenze ist und das ein oder andere ganz anders funktioniert als gedacht, dann ist es ja möglich, dass auch alle anderen Grenzen überschritten werden können und alles anders ist als gedacht. Wissenschaft schafft durch neues Wissen immer auch eine gewisse gesellschaftliche Unruhe. Sei es, dass sie die gottgegebenen Naturgesetze und damit irgendwann Gott und seine selbsternannten Stellvertreter in geistiger und weltlicher Hinsicht selber zurückgedrängt hat, sei es dass dieses Wissen uns völlig neue Verpflichtungen auferlegt, uns nach diesen Erkenntnissen zu richten. Wenn wir nicht um die Klimaveränderung und den menschlichen Beitrag daran wüssten, würden wir jetzt nicht vor der Herausforderung stehen, den Schaden, den wir angerichtet haben zu verstehen und unsere bequeme Lebensweise zur weiteren Schadensminimierung aufzugeben.
Je größer und tiefgreifender die Fortschritte, desto größer und tiefgreifender die gesellschaftlichen Verunsicherungen, bis sich die Gesellschaft irgendwann zu einer neuen Form gefügt hat. Der Fortschritt und die ihm folgenden Veränderungen mögen nicht immer nur positiv gewesen sein, aber Fehlentwicklungen gehören zum System. Und meiner Meinung nach hat uns dieses System schon sehr weit vorangebracht und in Summe mehr Positives als Negatives gebracht.
Ich glaube und hoffe, dass es noch viel für die Menschheit zu entdecken und für sich zu erobern (Wissen und Lebensräume) gibt, denn wir haben unser Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft.