Euro-GPS "Galileo"

Diskutiere Euro-GPS "Galileo" im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; In den USA tobt derzeit eine Diskussion um die Nutzung von GLONASS durch US Rettungskräfte. Das ältere US GPS-System tut sich bei der sauberen...
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In den USA tobt derzeit eine Diskussion um die Nutzung von GLONASS durch US Rettungskräfte. Das ältere US GPS-System tut sich bei der sauberen Positionierung in Gebäuden und stark bebauten/bewaldeten Gebieten schwerer als das russische GLONASS. Die Rettungskräfte möchten daher GLONASS-Features in den Handys (über die 70 % alle Notrufe kommen) zusätzlich zu den GPS-Features nutzen, um den Standort von Anrufern zu ermitteln, die ihren Standort nicht kennen oder nicht mehr melden können. Angesichts der aktuellen Spannungen und des Umstandes, dass das GLONASS System unter Kontrolle des russischen Militärs steht, will man dies aber nicht zulassen, weil man fürchtet, dass Russland hier sonst eine Einfluß- und damit Drohmöglichkeiten in zentrale Abläufe bekommt.

http://www.terradaily.com/reports/Russian_Satellites_Prohibited_for_Emergency_911_Calls_in_US_999.html
http://www.gpsdaily.com/reports/US_Senator_Says_GPS_Often_Fails_to_Track_Emergency_Calls_From_Cell_Phones_999.html

Die USA hatten ja schon vor einiger Zeit Russland den Aufbau von Korrektur-Sendern in den USA verboten, die dazu geführt hätten, dass das GLONASS-Signal noch genauer wird und sich so die Position eines Nutzers noch genauer ermitteln lässt. Russland hatte dann im Gegenzug dazu entsprechende bestehende GPS-Sender abschalten lassen.

Für das europäische Galileo-System könnte diese Auseinandersetzung durchaus Probleme verursachen, z.B. wenn die US Federal Communications Commission (FCC) die Nutzung von anderen Navigationssystemen als GPS für Rettungszwecke verbietet. Europäische Autobauer wollten die mit Galileo kommenden Features wie z.B. eine aktive Rückmeldung, dass ein via Galileo-Gerät ausgesendetes Notfall-Signal empfangenen wurde und Hilfe unterwegs ist, auch in Fahrzeugen nutzen, die in den USA verkauft werden sollen. Diese kostenpflichtigen Sonderdienste spielen einen große Rolle in der Finanzierung des Langzeit-Betriebes. Das Galileo-System hat allerdings einen Vorteil in der Auseinandersetzung, es wird zivil betrieben, steht nicht unter militärischer Kontrolle. Das könnte als Ausnahme-Tatbestand für ein mögliches US Gesetz genutzt werden. Am Ende bedeutet dieser Systemkrieg aber nur eines, Menschen in den USA werden u.a. länger auf Hilfe warten müssen, weil die dortigen Rettungskräfte nicht die verschiedenen Systeme kombinieren dürfen.
 
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Na, ja, wenn man sich die Diskussion anschaut, dann haben da einige Beteiligte nicht mal ansatzweise verstanden, wie die Systeme funktionieren. Auch in dem Artikel von Sputnik International gibt mindestens dieser Absatz "Although GLONASS is thought to be more accurate than America's GPS system, which relies on cellphone technology that does not perform well indoors, ...", Anlass zum Nachdenken.

Die Technologie zur Positionsbestimmung von GPS und GLONASS sind die exakt gleichen. Die Frage des Empfangs hängt maßgeblich davon ab, wo die Satelliten stehen und wie stark das Signal ist und wie Korrekturfaktoren einfließen. Bei der cellphone technologie hat man wohl etwas mit assisted GPS durcheinander gebracht.
Da ich über die Signalstärke von GLONASS nichts gefunden habe, kann man davon ausgehen, dass sie nicht signifikant größer ist als die von GPS.
Bei den Satelliten gibt es mehrere Hinweise, dass GLONASS für den Gebrauch in hohen nördlichen Breitengraden optimiert ist, eine bessere Abdeckung in den USA als durch GPS ist daher unwahrscheinlich.
Bleiben die Korrekturfaktoren. Hier könnte GLONASS durch die Freigabe einer zweiten Frequenz für die zivile Nutzung die Nase vorne haben, dass wurde jedoch durch die Einführung des Wide Area Augmentation System (WAAS) , oder NDGPS locker ausgeglichen. Mit den GPS Satelliten IIF und den (hoffentlich) bald folgenden Satelliten der Genration III wir es zusätzliche zivile Frequenzen für GPS in naher Zukunft geben. Dass die Algorithmen eines GLONASS Empfängers um Reflektionen, z.B. von Hochhäusern, auszugleichen besser ist als der eines GPS Empfängers, möchte ich schwer bezweifeln.

Schlussendlich bleibt also der Vorteil durch die Nutzung beider Systeme, den Zugriff auf die Satelliten beider Systeme zu haben. Wie oft jetzt tatsächlich die GLONASS Konstellation an einem bestimmten Ort besser ist, als die GPS Konstellation, dass sollte man ziemlich leicht berechnen können.

Und wem das alles noch nicht reicht, der soll für seine Stadt halt ein DGPS System installieren. Wenn LAAS mal eingeführt ist, wird das wohl auch noch mal deutlich billiger.

P.S. ich kann nur die GPS, bzw. Error analysis for the Global Positioning System Seite bei wikipedia und die Seite gps.gov empfehlen.
 
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Satelliten-Nachschub fürs Galileo-Projekt ist am ESA-Spaceport in Guiana eingetroffen. Im März sollen sie dann als 7. und 8. Satellit mit einer Soyuz ins All geschossen werden. Hoffentlich geht diesmal alles glatt, sonst könnte es nicht nur Probleme für das Galileo-Projekt bedeuten, sondern auch für den Einsatz der Soyuz-Technik bei der ESA.

http://www.gpsdaily.com/reports/Latest_Galileo_satellites_reach_launch_site_999.html
 
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Ehe am 27. März VS11 mit einer Soyuz vier weitere Galileo-Satelliten ins All bringen soll, gibt es weitere gute Nachrichten fürs Programm.
Die beiden zunächst als verloren geglaubten Satelliten haben - so hofft man - mittlerweile mit etwas Geduld und Tücke Umlaufbahnen erreicht, von denen aus sie für das Netzwerk durchaus nützlich seien können. Weitere Tests sollen nun zeigen, ob dies so wirklich eintritt und in welchem Zustand die Satelliten sind.

http://www.gpsdaily.com/reports/Satnav_orbiter_nudged_into_better_spot_ESA_999.html
 
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Die in einer falschen Umlaufbahn ausgesetzten Galileo-Satelliten sollen jetzt der Forschung zur Relativitätstheorie dienen. Ein Bremer Wissenschaftler bekommt dafür Zugriff auf die Daten der beiden Satelliten...Die in einer falschen Umlaufbahn ausgesetzten Galileo-Satelliten sollen jetzt der Forschung zur Relativitätstheorie dienen. Ein Bremer Wissenschaftler bekommt dafür Zugriff auf die Daten der beiden Satelliten.

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Verirrte-Galileo-Satelliten-fuer-Forschung-freigegeben-2795203.html
 
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Die nächsten beiden Satelliten (9 + 10) sind nun auch im All.
 
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Die beiden zuletzt ausgesetzten Gallileo-Satelliten haben die erste Runde der Funktionstests bestanden und wurden jetzt für den Betrieb an das Galileo Control Centre in Oberpfaffenhofen übergeben.
Ende Oktober werden sie dann auf ihrer endgültige Zielposition im Orbit sein. Dann läuft auch die nächste Runde der sehr detaillierten Funktionstests an.

http://www.gpsdaily.com/reports/Galileo_satellites_handed_over_to_operator_999.html
 
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Die im September gestarteten Galileo-Satelliten haben nach Abschluss der üblichen umfassenden Tests nun ihren Dienst aufgenommen. Die beiden im Dezember ins All geschossenen Satelliten durchlaufen derzeit noch ihre Tests. und die nächsten zwei (13 & 14) warten schon auf ihren Start. 12 weitere sind in Produktion.

http://www.gpsdaily.com/reports/Galileo_signals_covering_more_of_the_sky_999.html
 
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Die Galileo-Satelliten 11 und 12 sind nach Abschluss aller Tests und Kalibrierungsmaßnahmen Ende April offizieller Teil des operativen Netzwerks geworden.
Die Satelliten 9 und 10 waren schon im Februar ins Netz integriert worden. Diesen Monat werden zwei weitere gestartet, ehe dann im Herbst vier weitere auf einer Ariane 5 ins All geschossen werden. Wenn also alles klappt, werden Ende des Jahres 18 Galileo-Satelliten im Betrieb sein.
 

Grille

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Heute sind mit einer Ariane 5 ES (mit wiederzündbarer Oberstufe) vier Galileo-Satelliten offenbar erfolgreich ins All befördert worden. Damit sind nach Testabschluss 18 von geplanten 24 Satelliten operativ.

Insbesondere für die deutsche Raumfahrt ist dies damit ein erfolgreicher Tag. Die Satelliten stammen von OHB und die angepasste Oberstufe (~4h Coasting-Phase) von Airbus Defense and Space jeweils aus Bremen.

http://m.esa.int/Our_Activities/Navigation/Galileo/Launching_Galileo/Launch_of_new_Galileo_navigation_quartet

Daß sich heute auch ein ESA-Astronaut mit Sojus auf den Weg zur ISS gemacht hat, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.
 

koehlerbv

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Es scheint nach wie vor ein nicht gelöstes Problem zu sein, dass Atomuhren ausfallen. Ein Satellit hat von vier derzeit sogar nur zwei einsatzbereite Uhren. Neun Zeitmesser in 18 Satelliten (mit 72 Uhren) sind derzeit oder dauerhaft ausser Betrieb bzw. nicht sicher brauchbar.
Neueres ist mir leider auch nicht bekannt. Man hofft, bis zum schon hinausgezögerten Start der nächsten vier Satelliten im November dieses Problem identifizieren und lösen zu können.

Bernhard
 
flieger28

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In diesem Artikel (Englisch) gibt es noch ein paar mehr Infos
Link
Darin erfährt man zum Beispiel das 6 Passive Hydrogen Maser (PHM) Uhren ausgefallen sind. Eine der Uhren konnte vom Boden neu gestartet werden. Zum Fehler / Problem gibt es auch einen Hinweis
the failure was "related to the fact that when some healthy [hydrogen maser] clocks are turned off for long periods, they do not restart due to a change in clock characteristics.”
Diese PHM Uhren sind wohl gerade das was dem Galileo System einen signifikanten Vorteil bringen in Sachen Genauigkeit. Bis jetzt gibt es noch keinen Satelliten in dem alle 4 verbauten Uhren ausgefallen sind. Von den ungenaueren Rubidium Atomic Frequency Standard clocks (RAFS) sind 4 ausgefallen. Laut ESA sind alle durch Kurzschlüsse ausgefallen.
The ESA also stated the rubidium-based clock failures "all seem to have a consistent signature, linked to probable short circuits, and possibly a particular test procedure performed on the ground."
Indien hat ähnliche Probleme mit dem Satellit IRNSS 1a. Bei diesem sind 3 Uhren (1 Primäre und 2 Backups) ausgefallen.
India has had the same experience with RAFS clocks – it was announced that 3 clocks (one primary and two backups) on board satellite IRNSS 1a had failed.
 
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