Rettungshubschrauber stürzte bei Großglockner ab

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Karl P.

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Flusirainer

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WIe lange dauet eine Windböe?

Zumindest zeigt die Staubwolke, das der Wind gegen die Felswand blies, also an ihr nach oben abgelenkt wird. Wieso sollte eine plötzliche Windböe dann den Hubschrauber, der sich genau an der Felskante befindet, nicht nach oben heben können?
Es sieht nämlich so aus, das der Pilot den Hubschrauber mittels Leistung knapp über dem Boden in der Schwebe hält.

urplötzlicher starker Aufwind an der Felswand = urplötzlicher Auftrieb unterm Rotor

Ein paar Meter abgehoben kommen dann die Verwirbellungen der Windböe ins Spiel, mit denen der Pilot mächtig zu kämpfen hat.
 
_Michael

_Michael

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Ich denke, die Staubwolke sagt wenig über die Windverhältnisse aus. Gut möglich, dass dieser Wind vom Helikopter selbst erzeugt wurde.

Es fällt auch auf, dass der Zwischenfall mit keinerlei Verschiebung oder Kippung des Helikopters beginnt, sondern mit einer plötzlichen Drehung um die Hochachse, die dann immer stärker wird und vom Piloten scheinbar nicht unterbunden werden kann. Eine Windböe allein genügt da höchstwahrscheinlich nicht.
 
L29

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Hallo

die MD900N hat doch einen linksdrehenden Rotor, der verunfallte Hubschrauber dreht nach rechts, für mich schaut das eher nach Problemen mit dem Heck aus und der Pilot versucht über die Taumelscheibe den Hubschrauber am Plateau zu halten.
 

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Hallo

die MD900N hat doch einen linksdrehenden Rotor, der verunfallte Hubschrauber dreht nach rechts, für mich schaut das eher nach Problemen mit dem Heck aus und der Pilot versucht über die Taumelscheibe den Hubschrauber am Plateau zu halten.
Ja, so sehe ich das auch.
Das Gieren beginnt bereits am Boden, nach dem Abheben kann er das Drehmoment gar nicht mehr ausgleichen.

.
 

Flint

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Für mich sieht es so aus, als ob der Heli den Flight Envelope (egal ob Dichtehöhe oder MTOW) verlassen hat.
Wer das Gewicht zum Zeitpunkt des Unglücks kennt, kann hier auf Seite 47/48 nachlesen, was erlaubt ist:
https://www.mdhelicopters.com/files/Models/MD902_Tech_Desc.pdf

In dem Augenblick, in dem die Person während des Schwebeflugs einsteigt und mehr Leistung gebraucht wird,
fängt er an, langsam um die Hochachse zu drehen. Der Drehmomentausgleich reicht gerade schon nicht mehr.
Als er dann versucht zu steigen und abzufliegen, wird es richtig übel.
Ob er den Verlust der Yaw Autorität nicht gemerkt hat oder versucht wurde, das Heil in der Flucht (vorwärts und abwärts zum stabilisieren) zu suchen, ist nicht erkennbar.
Tragisch ist zusätzlich auch noch die Tatsache, das der Pilot schon mal in einen Vorfall involviert war.
 
Ralph

Ralph

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@Flint : möglich - ich habe beim Sprungdienst bei einer amerikanischen Einheit das umgekehrt erlebt : der Huey hüpfte bei jedem Absprung hoch und machte einen ,Schlenker' auf die andere Seite(es wurde immer erst auf der rechten Seite abgesetzt) . Allerdings hatte der Hubi 160 km/h Vorwärtsgeschwindigkeit , daß die Pilotin ihn gleich wieder unter Kontrolle hatte .
 
Chopper80

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@Flint : möglich - ich habe beim Sprungdienst bei einer amerikanischen Einheit das umgekehrt erlebt : der Huey hüpfte bei jedem Absprung hoch und machte einen ,Schlenker' auf die andere Seite(es wurde immer erst auf der rechten Seite abgesetzt) . Allerdings hatte der Hubi 160 km/h Vorwärtsgeschwindigkeit , daß die Pilotin ihn gleich wieder unter Kontrolle hatte .
Das hatte aber ganz andere Ursachen... Schnelle laterale Schwerpunktänderung!

C80
 

wilco

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Ein- oder aussteigende Fluggäste haben früher schon Hubschrauber außer Kontrolle gebracht, indem sie unbemerkt vom Piloten ein Pedal blockierten. Auf das übliche Gerede von der "plötzlichen Boe" sollte man weiter nichts geben.
 
Chopper80

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Für mich sieht es so aus, als ob der Heli den Flight Envelope (egal ob Dichtehöhe oder MTOW) verlassen hat.
Der Vorfall passierte in über 11000ft Druckhöhe, die Dichtehöhe dürfte bei den derzeitigen Temperaturen noch deutlich darüber gewesen sein. Ihm ist einfach das linke Pedal ausgegangen... Die MD ist auch bei Seitenwind von hinten rechts empfindlich:

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Spartacus

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Ein- oder aussteigende Fluggäste haben früher schon Hubschrauber außer Kontrolle gebracht, indem sie unbemerkt vom Piloten ein Pedal blockierten.
Wie kann denn sowas unbemerkt vom Piloten passieren?
Dass Masse und Schwerpunkt sich abrupt ändern, wenn Paxe ein-/aussteigen, ist klar. Aber wie soll jemand "vom Piloten unbemerkt" ein Pedal blockieren?
Auf den Pedalen selbst hat der Pilot die Füße drauf und die Steuerstangen und -Seile laufen nicht dort, wo Paxe ohne weiteres drankämen.
Ein zusätzliches Pedalset für den Copiloten bzw. Fluglehrer ist üblicherweise im Single-Pilot-Betrieb ausgebaut/deaktiviert oder es sitzt eben ein Copilot/Fluglehrer auf dem zweiten Sitz.

Wie kann da ein Mensch ein Pedal blockieren?

Spartacus
 

Flusirainer

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WIe lange dauet eine Windböe?

Zumindest zeigt die Staubwolke, das der Wind gegen die Felswand blies, also an ihr nach oben abgelenkt wird. Wieso sollte eine plötzliche Windböe dann den Hubschrauber, der sich genau an der Felskante befindet, nicht nach oben heben können?
Es sieht nämlich so aus, das der Pilot den Hubschrauber mittels Leistung knapp über dem Boden in der Schwebe hält.

urplötzlicher starker Aufwind an der Felswand = urplötzlicher Auftrieb unterm Rotor

Ein paar Meter abgehoben kommen dann die Verwirbellungen der Windböe ins Spiel, mit denen der Pilot mächtig zu kämpfen hat.

01.Aug.2017 / Martin 4 / MD902 / Großglockner / Absturz - Vorfälle/Unfälle


Hauptproblem bei diesem Unfall dürfte gewesen sein, dass die Paxe bei leichter Maschine einsteigen sollten/wollten, ohne, dass die Maschine richtig abgesetzt wurde.
Das ist zwar durchaus üblich, aber eher an Felsvorsprüngen etc., wo eine Landung nicht möglich ist und man nur mit einer Kufe Bodenkontakt hält.
Hier war die Maschine also leicht auf den Kufen, flog also noch und war damit auch den Windeinflüssen ausgesetzt, die ausgeglichen werden mussten.
Wenn jetzt vom Tal der Wind nach oben bläst und dabei auch so den Heckausleger anströmt, stört das den Luftfluss von oben nach unten, der für den Coanda-Effekt und einen Teil des Drehmomentausgleichs wichtig ist.
Dann gab es nur noch zwei Möglichkeiten - ideal den Pitch runter, was das Drehmoment und damit die Drehneigung reduziert - zu Bodenkontakt führt und damit weiter die Drehneigung reduziert (mit ggf. Overlimit, verbogenem Landegestell - was aber immer besser ist, wie ein komplett zerlegter Heli)
Oder
Fahrt aufnehmen - in Richtung Tal - also Höhe zu Fahrt, ohne mehr Leistung zu ziehen, wie nötig ist, um nicht aufzuschlagen und darauf hoffen, dass die dann schneller anströmende Luft über die Stabilisierungsflächen am Heck die Kiste wieder geradeaus fliegen lässt.
Zögern und versuchen auf der Stelle zu bleiben - war einfach die falsche Entscheidung.
Hoffen wir nur, dass andere Piloten sich mit dem Unfall beschäftigen und bei ähnlich gelagerten Situationen besser reagieren.
 

jackrabbit

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@Flusirainer

Hallo,

ist der in "kursiv" geschriebene Text von Dir/ Deine Meinung oder ein Zitat?
"Kursiv" wäre für einen normalen Beitrag eher unüblich.

Grüsse
 
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