Die NTSB hat eine (öffentliche) Sitzung zu dem Vorfall abgehalten, in der die Untersuchungsergebnisse vorgestellt und Sicherheitsempfehlungen diskutiert wurden (der finale Abschlussbericht wird nun erstellt):
Aircraft Incident Report—Taxiway Overflight, Air Canada Flight 759, Airbus A320-211, C-FKCK, San Francisco, California, July 7, 2017
Eine gute Zusammenfassung als Artikel hier:
Pilot error behind Air Canada A320 near-miss at San Francisco
Die Audioaufzeichnung der Sitzung kann man sich auch anhören (kein Bild):
Ursache war, dass den Piloten beim Anflug nicht bewusst war, dass die Bahn 28L geschlossen und unbeleuchtet war. Die Piloten waren für den Nachtflug aus der Bereitschaft gerufen worden und waren übermüdet. Nach FAA-Vorschriften hätten sie nicht mehr fliegen dürfen. Nach der gültigen kanadischen Vorschrift waren sie aber noch legal unterwegs. Die NTSB wird der kanadischen Behörde eine strengere Regelung der Ruhezeiten vorschlagen.
Die NTSB hat eine ganze Reihe beitragender Faktoren gefunden. U.a. war die geschlossene Bahn durch die Bauarbeiten an diesem Tag so beleuchtet, dass sie für anfliegende Piloten eher nach einem Vorfeldbereich aussah. Die NTSB schlägt eine bessere Markierung von geschlossenen Landebahnen vor. Die bisher vorgeschriebene Markierung (ein blinkendes "X") ist für Piloten nur schlecht erkennbar, die eine parallele Bahn anfliegen.
Die Crew der unmittelbar vor AirCanada gelandeten Delta-Maschine hat ausgesagt, dass sie beim Sichtanflug wegen der Beleuchtung ebenfalls unsicher waren. Sie haben daher anhand ihres Navigationssystems verifiziert, dass sie die richtige Bahn anfliegen.
Der Anflug in SFO war der einzige in der Datenbank von AirCanada, bei der die Piloten während des Anflugs die ILS Frequenz noch manuell ändern müssen. Die Crew von Air Canada hatte das übersehen und damit im Endanflug keine Unterstützung durch das ILS mehr. Nach Ansicht der NTSB war diese Besonderheit im verwendeten Anflugblatt nicht ausreichend erkennbar. Die NTSB will das Airlines sämtliche Anflugblätter kontrollieren, um solche ungewöhnlichen Frequenz-Wechsel deutlicher hervorzuheben. Alternativ sollen die Flugzeuge so umgerüstet werden, dass sie auch diese Verfahren automatisch durchführen.
In der Kritik steht auch das System der NOTAMs und die Art der Aufbereitung. Der NTSB Experte bezeichnete es in der Sitzung als "ziemlich kaputt" ("really messed up"). Piloten müssten sich oft durch dutzende Seiten von irrelevanten Informationen wühlen, und wirklich wichtige Informationen, wie hier die geschlossene Landebahn, würden untergehen. Der NOTAM Report von Air Canada war an diesem Tag 10 Seiten lang - in der Sitzung als "Müll" bezeichnet ("10 pages of junk"). Auch zum NOTAM System will die NTSB Empfehlungen herausgeben.
Es gibt noch viele weitere Aspekte und Empfehlungen, die die NTSB diskutiert, wie ein neues System, das warnt, wenn man knapp abseits der Piste anfliegt.
Man kann sagen was man will: die NTSB ist hier mal wieder äußerst gründlich unterwegs... ;-)