HoHun
Space Cadet
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Moin!
Im Archiv von Flight Global bin ich gerade auf diesen (englischsprachigen) Testbericht der Junkers F13 in Form der in den USA in Lizenz gebauten Junkers Larsen JL-6 gestoßen:
air force | american junkers | test pilot | 1921 | 0315 | Flight Archive
Die Zusammenfassung:
- Die englische Redaktion, die den Bericht wiedergibt, hebt hervor, daß der Testbericht darauf hinweis, daß die Tiefdeckerauslegung keine guten Flugeigenschaften ergäbe. Die Flugleistungen seien für das hohe Fluggewicht der Maschine im Verhältnis zur Motorleistung dagegen gut und zeigten, daß der dicke Flügel nicht notwendigerweise ineffizient sei (was damals wohl in England die vorherrschende Meinung war).
- Die Amerikaner haben offensichtlich auf den BMW IIIa auf dem Prüfstand getestet und geben eine Leistung von 243 HP bei 1443 U/min an. Das liegt deutlich über der Nennleistung von 185 PS und sieht für mich danach aus, als wäre der Motor in Meereshöhe mit geöffnetem Höhengas getestet worden. (Das würde auch ziemlich genau zum NACA Report No. 135 passen, wenn man dessen Vollgaskurve für 1400 U/min extrapoliert ... die NACA hatte den Motor in Meereshöhe gedrosselt, um das Klopfen zu vermeiden.)
- Die Testpiloten halten Seiten- und Höhenruder für zu klein, weil der Pilot sehr genau darauf achten muß, immer koordiniert zu fliegen.
- Die Maschine ist beim Strömungsabriß gut zu steuern und zeigt keine Neigung zum Trudeln. Andererseits wird aber auch erwähnt, daß das Flugzeug bei Fahrtverlust plötzlich eine Flügel hängen läßt.
- Die Sicht aus dem Cockpit ist schlecht, besonders nach rechts und nach vorn.
- Die Maschine gleitet übermäßig flach und weit! :-)
- Bei Seitenwind besteht akute Ringelpiez-Gefahr. Beim Start kommt der Schwanz nur zögerlich hoch. (Beides weist darauf hin, daß der Schwerpunkt deutlich hinter dem Bodenaufstandspunkt der Hauptfahrwerksräder liegt. Interessant, weil der "Nachbau" von Rimowa wohl eine Kopfstandsneigung hat, die eher zu einem weiter vorn liegenden Schwerpunkt passen würde.)
- Das Cockpit ist wohl für überdurchschnittlich große Piloten ausgelegt und hat für kleinere Piloten zu wenig Einstellmöglichkeiten.
- Es hat wohl anfangs Schwierigkeiten mit durch den Vergaser in den Motorraum laufendem Benzin gegeben, das im Motorraum verpuffen oder brennen konnte. Nach einigen Modifikationen betrachten die Autoren des Berichts das Problem allerdings als gelöst. (Laut Wikipedia war 1920 eine JL-6 in Amerika brennend abgestürzt. Keine Ahnung, ob da ein Zusammenhang bestand.)
- Die Schlußfolgerung der Testpiloten: Wenn die Maschine von guten Piloten geflogen wird, die mit ihren Flugeigenschaften vertraut sind (die typisch für alle Junkers-Konstruktionen seien), sollte die JL-6 als extrem wichtige Entwicklung angesehen werden, die wirtschaftlich und effizient sei, über bemerkenswerte Flugleistungen verfüge und Konstruktionsmerkmale mit wertvollem Potential aufweise.
Tschüs!
Henning (HoHun)
Im Archiv von Flight Global bin ich gerade auf diesen (englischsprachigen) Testbericht der Junkers F13 in Form der in den USA in Lizenz gebauten Junkers Larsen JL-6 gestoßen:
air force | american junkers | test pilot | 1921 | 0315 | Flight Archive
Die Zusammenfassung:
- Die englische Redaktion, die den Bericht wiedergibt, hebt hervor, daß der Testbericht darauf hinweis, daß die Tiefdeckerauslegung keine guten Flugeigenschaften ergäbe. Die Flugleistungen seien für das hohe Fluggewicht der Maschine im Verhältnis zur Motorleistung dagegen gut und zeigten, daß der dicke Flügel nicht notwendigerweise ineffizient sei (was damals wohl in England die vorherrschende Meinung war).
- Die Amerikaner haben offensichtlich auf den BMW IIIa auf dem Prüfstand getestet und geben eine Leistung von 243 HP bei 1443 U/min an. Das liegt deutlich über der Nennleistung von 185 PS und sieht für mich danach aus, als wäre der Motor in Meereshöhe mit geöffnetem Höhengas getestet worden. (Das würde auch ziemlich genau zum NACA Report No. 135 passen, wenn man dessen Vollgaskurve für 1400 U/min extrapoliert ... die NACA hatte den Motor in Meereshöhe gedrosselt, um das Klopfen zu vermeiden.)
- Die Testpiloten halten Seiten- und Höhenruder für zu klein, weil der Pilot sehr genau darauf achten muß, immer koordiniert zu fliegen.
- Die Maschine ist beim Strömungsabriß gut zu steuern und zeigt keine Neigung zum Trudeln. Andererseits wird aber auch erwähnt, daß das Flugzeug bei Fahrtverlust plötzlich eine Flügel hängen läßt.
- Die Sicht aus dem Cockpit ist schlecht, besonders nach rechts und nach vorn.
- Die Maschine gleitet übermäßig flach und weit! :-)
- Bei Seitenwind besteht akute Ringelpiez-Gefahr. Beim Start kommt der Schwanz nur zögerlich hoch. (Beides weist darauf hin, daß der Schwerpunkt deutlich hinter dem Bodenaufstandspunkt der Hauptfahrwerksräder liegt. Interessant, weil der "Nachbau" von Rimowa wohl eine Kopfstandsneigung hat, die eher zu einem weiter vorn liegenden Schwerpunkt passen würde.)
- Das Cockpit ist wohl für überdurchschnittlich große Piloten ausgelegt und hat für kleinere Piloten zu wenig Einstellmöglichkeiten.
- Es hat wohl anfangs Schwierigkeiten mit durch den Vergaser in den Motorraum laufendem Benzin gegeben, das im Motorraum verpuffen oder brennen konnte. Nach einigen Modifikationen betrachten die Autoren des Berichts das Problem allerdings als gelöst. (Laut Wikipedia war 1920 eine JL-6 in Amerika brennend abgestürzt. Keine Ahnung, ob da ein Zusammenhang bestand.)
- Die Schlußfolgerung der Testpiloten: Wenn die Maschine von guten Piloten geflogen wird, die mit ihren Flugeigenschaften vertraut sind (die typisch für alle Junkers-Konstruktionen seien), sollte die JL-6 als extrem wichtige Entwicklung angesehen werden, die wirtschaftlich und effizient sei, über bemerkenswerte Flugleistungen verfüge und Konstruktionsmerkmale mit wertvollem Potential aufweise.
Tschüs!
Henning (HoHun)