@GorBO
Nicht zwangsläufig sollte man dieses heikle Thema aussparen. Immerhin erklärt es vielleicht auch etwas
besser die aktuellen Vorgänge im Baltikum. OK, so manches wird dort etwas übertrieben aber im Kern
sind die Erfahrungen vieler dieser kl. Länder mit dem zaristischen Russland bzw. halbkommunistischen
UdSSR halt nicht wirklich berauschend... um es mal "vorsichtig zu formulieren".
Ich konnte mal - leider nur kurz in einer Pause - vor einigen Jahren mit einem Politikwissenschaftler (geb.
Weißrusse) über die Lage der russischen Bevölkerung im Baltikum reden (welche ja die EU bis 2013 mit
schöner Regelmäßigkeit anprangerte) reden und es war echt "erhellend".
Ich gehe mal davon aus, die die geschichtliche Lage bekannt ist (aber dann auch mit den vielen kleinen
Sünden dieser kleinen Länder 1919-1940, 1941-1944/45 und ab 1991). Die Geschichte zwischen 1940-
1945 wurde ja bis 1990 in den damaligen baltischen Sowjetrepubliken unterdrückt bzw. totgeschwiegen...
die Balten redeten bestenfalls mal leise im Untergrund über das Thema, die Russen erfuhren nur was von
den Verbrechen baltischer SS-Verbände. dem heldenhaften Kampf der UdSSR (zu denen damals aber
auch Balten auf Seiten der Sowjetarmee zählten) gegen die Nazis und die bösen Verbrecher welche man
noch nach dem Krieg aus den Wäldern treiben musste. Also alles "Friede, Freude, Eierkuchen!"
Dann kam der Zusammenbruch der UdSSR und die Chance zur Unabhängigkeit für die übrigens auch
erstaunliche viele junge ethnische Russen in diesen Ländern stimmten.. sahen doch die politischen und
wirtschaftlichen Aussichten im Baltikum ja besser aus als im zusammenbrechenden Riesenreich und
man lebte ja seit vielen Jahren friedlich in einer sozialistischen Sowjetrepublik zusammen... dachte man.
Doch dann kamen die vielen Sünden der Väter und Vorväter wieder zur Sprache - für die Russen teils
ein kleiner Schock und für die Balten jetzt mal ganz schnell der Grund sich nach Westen zu orientieren
(was ja Legitim ist) aber auch mal um den Russen im In- und Ausland jetzt mal nachträglich einen kleinen
"mitzugeben". Tja... es gab und gibt definitiv keine ethnischen Säuberungen im Baltikum aber so gewisse
"Anreize" wurden dann doch geschaffen um der russischen Bevölkerungsminderheit einen Umzug nach
Osten "nahezulegen". Denn jetzt war man ja auf Seiten der "Gewinner" und daher auch der Spruch im
ersten Beitrag vom "Krieg der Väter und Großväter" den man jetzt noch nachträglich gewinnen muss.
Und wie schon geschrieben - die EU hat diesen Umstand mit schöner Regelmäßigkeit kritisiert aber so
wirklich Druck diesbezüglich hat sie nicht ausgeübt... und seit 2014 ist es auch kein Schwerpunkt mehr
wenn es um gewisse Rechte geht. OK, man musste natürlich kritisieren, dass Russland russischen
Balten Pässe angeboten hat... aber nicht erwähnen, dass diese oftmals keine in ihren Ländern erhalten.
Tja... und jetzt? Während die letzten Veteranen der baltischen SS-Verbände noch mit viel zu schöner
Regelmäßigkeit vor Jahren z.B. durch Riga zogen und sich dabei beim deutschen Steuerzahler für ihre
nachträglich anerkannten Pensionen bedankten, mit Blumen und Dankesreden überschüttet wurden und
den Ruf als "Unabhängigkeitskämpfer" genossen (dabei war die Wiederherstellung der 1940 verlorenen
Unabhängigkeit für Nazideutschland nie ein Thema sondern diese Männer oftmals nur Kanonenfutter od.
allzu willige Mittäter dienten) - war fast jeder Russe ein Okkupant od. Verbrecher... auch wenn er in einem
dieser Länder geboren wurde. Und da man viel lieber Geld in Überwachung (von "Putins 5. Kolonne" ^^)
steckt, haben vieler dieser Menschen entweder resigniert... oder stehen Russland mittlerweile näher als
noch vor einigen Jahren.