@Schorsch
Auch die ewigen Samurais im Umfeld des Kaisers hatten ab Mitte 1945 sehr klare Vorstellungen vom Ausgang des Krieges und das dieser relativ schnell zu Ende gehen könnte. Immerhin waren sie ja nicht dumm genug um die Realitäten zu leugnen - nur halt zu stolz und in ihrem Ehrenkodex gefangen. Im Gegensatz zu Deutschland konnte Japan seine Schlüsselindustrien nicht mal im Ansatz dezentralisieren bzw. unter die Erde verlegen - einige Versuche, z.B. Kampfflugzeuge und Motoren in Kleinwerkstätten (u.a. auch durch Schulmädchen) zu produzieren brachte ja klare qualitative und quantitative Abstriche. Lediglich die Produktion von Selbstopferwaffen konnte noch halbwegs ins Rollen gebracht werden, auch wenn davon nicht mehr allzu viele zum Einsatz kamen. Allein die Massenproduktion dieser Waffen - egal ob "Okha", "Kaiten" und was es sonst noch so zum Einsatz aus der Luft, an Land sowie auf und unter Wasser gab verbrauchte die letzten Ressourcen an kriegswichtigen Material (wie Leichtmetallen für Flugzeuge den Holz konnte man eben nicht überall einsetzen) und am Ende ging es nur noch darum den Preis für die USA und deren Verbündeten in die Höhe zu treiben um dadurch eine halbwegs gute Verhandlungsbasis zu haben.
Ein mögl. Verschieben von Teilen der Kwangtung-Armee nach Japan wäre auch noch 1945 (wenn auch mit deutlichen Verlusten durch US-U-Boote und Luftstreitkräfte) in der relativ schmalen Korea-Straße möglich gewesen und das wusste auch die USA. Die Möglichkeit, dass da noch hunderttausende "zusätzliche" Soldaten auf den japanischen Heimatinseln eingesetzt werden (zwar schlecht ausgerüstet aber hochmotiviert) führte ja zu diesen extremen Schätzungen der zu erwartenden US-Opferzahlen bei einer Invasion und daher auch die ausdrückliche Forderung an die UdSSR, in den Krieg in Fernost einzugreifen.
Das die Rote Armee so schnelle Fortschritte machte und den Kampf in wenigen Tagen bereits vorentscheiden konnte, war für sie sicher nicht vorhersehbar... in Anbetracht der (Papier-)Stärke der Armeen in China, Korea und der Mandschurei rechneten sie wohl mit heftigeren Kämpfen welche die Japaner zum Verschieben von Reserven (und vor allen Material) von der Insel auf das Festland zwingen sollten um ihnen so die eigene Invasion zu erleichtern mit der sie - je nach Quellenlage - ja möglicherweise erst 1946 beginnen wollten..
Letztendlich hatten sie jedoch - wohl aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen beim "Inselspringen" mit deutlich härteren Kämpfen auf dem Kontinent gerechnet, die Stärke und Taktik der Roten Armee unterschätzt (immerhin hatten sie ja den Krieg - ihrer Meinung nach - in Europa "fast alleine" gewonnen^^) und die reale Kampfkraft der Japaner maßlos überschätzt. Dabei hatten sie doch in den letzten Monaten selber sehr erfolgreich den japanischen Nachschub und große Teile der Rüstungsproduktion fast zum Erliegen gebracht.
Die dann erfolgte schnelle Kapitulation Japans war daher vielleicht eine Überraschung - aber Teilen wollte man diesen Erfolg nicht denn immerhin hatte man darauf ja seit Dezember 1941 hingearbeitet und die UdSSR nur ein paar Tage geholfen. Also konnte und musste es (damals und für alle Zeit als einzige Deutung) nur am Einsatz der A-Bombe liegen.
@All
Der deutsche "technologische Vorsprung" wird wohl (gerade in Deutschland) etwas verklärend dargestellt - in der Realität hatten viele der noch zahlenmäßig in nennenswerten Stückzahlen zum Einsatz gekommenen neuen Waffen klare Mängel bzw. brachten effektiv fast gar nichts. Bei den Flugzeugen denke man nur an die Verschwendung von Zeit, Personal und Material und anderer wichtiger Ressourcen beim überzogenen He-162-Programm. - das Ding brachte im Einsatz gar nix mehr!
Letztendlich "verzettelte" man sich schlicht und einfach mit zu vielen Projekten - das sog. "Jägernotprogramm" führte zu einer Unmengen von getrennten Entwicklungen wie eben der strahl- bzw. raketengetriebenen Flugzeuge wie He-162, der Ba-349, P.1101, Me-263 und und und... während auch kolbenmotorisierte Maschinen wie die Do-335, Ta-152 in kleinen Stückzahlen produziert wurden und man auch noch versuchte Schnellbomber wie die Ar-234 als Jäger zu verwenden während andere Maschinen kaum das Papier verließen (wie eben die Ta-183). Die Erkenntnis, dass man hierfür real viel zu wenige Spezialisten (Ingenieure und Techniker) hatte, es überall an Material und Fertigungskapazitäten fehlte äußerten aber die wenigsten laut - immerhin wollte ja der "Gröfaz" immer wieder neue Wunderwaffen um die Überlegenheit der "Herrenrasse" zu beweisen. Und während es an Spezialisten fehlte, gab es überraschend viele "Planer" welche Wochenlang Papier verschoben und in Sonderstäben Projekte besprachen, genehmigten und dann kurzzeitig wieder verwarfen.
Und dann wird auch gerne vergessen, dass die Alliierten durchaus zu guten und schnellen Entwicklungen in der Lage waren und vor allen die Serienfertigung (da Material, Personal und Kapazitäten vorhanden) per Massenproduktion durchführen konnten- eine möglicherweise 1946 gefertigte Ta-183 hätte sich dann mit der P-80 und DH.100 herumschlagen müssen deren Leistungen ja auch nicht soooo.. schlecht waren.^^