Moin!
Die Entscheidung die Düsenflugzeuge erst nach dem Krieg raus zu bringen war richtig.
Wenn das eine Entscheidung war: Wer hat die ganz konrekt wann getroffen?
Zumindest der kommandiere Offizier der USAAF, General Arnold, scheint zum Einsatz der P-80 die gegenteilige Meinung gehabt zu haben:
"Gefragt, wann er die YP-80A in Europa haben wollte, sagte Arnold einfach, 'Sofort.'"
Project Extraversion: P-80 Shooting Stars in World War II | Defense Media Network
Also wer in der USAAF (oder meinetwegen auch außerhalb) hat den von Dir dargestellten Standpunkt vertreten und so die hypothetische Verzögerung in der Entwicklung der Düsenjäger herbeigeführt?
Die Zeitleiste der P-80 Entwicklung sieht nach der "Encyclopedia of U.S. Air Force Aircraft and Missile Systems" (Marcelle Size Knaack, Office of Air Force History,Washington D.C. 1978) wie folgt aus:
Mai 1943: Die Army Air Force fordert von Lockheed einen Entwurf für einen Düsenjäger mit britischem Halford-Triebwerk.
Juni 1943: Erstellung und Übergabe der Allgemeinen Einsatzanforderungen, Vorschlag von Lockheed, einen Prototypen innerhalb von 180 Tagen zu bauen. Abschluß eines vorläufigen Vertrages, damit Lockheed sofort mit dem Bau gebinnen kann.
Juli 1943: Attrappenbesichtigung.
Oktober 1943: Formaler Vertrag über den Bau der XP-80 innerhalb von 180 Tagen nach dem Abschluß des Vorvertrages.
Januar 1944: Erstflug des Prototyps. XP-80 wird zugunsten einer Zelle für das stärkere I-40-Triebwerk verworfen. (Das Halford-Triebwerk warf "endlose Wartungsschwierigkeiten" auf. Die Produktion bei Allis-Chalmers unterstand der US Navy, und die Army erhielt insgesamt nur 3 Triebwerke aus dieser Quelle.)
April 1944: Die AAF schließt einen Vorvertrag über die Serienproduktion der P-80 in 2 Losen zu je 500 Flugzeugen ab. Die ersten 500 sollen bis Ende 1945 Abgeliefert werden, der Rest bis Februar 1946.
Juni 1944: Erstflug der XP-80A mit dem stärkeren Triebwerk. (Das Triebwerk wurde bei General Electric hergestellt. Nach ständigen Verzögerungen der Produktion beauftragte die Army zusätzlich Allison mit der Herstellung, an der sich Allison ab dem Frühjahr 1944 beteiligte.)
August 1944: Erstflug der 2. XP-80A.
September 1944: Erstflug der 1. YP-80A
Januar 1945: Die Produktion der P-80 auf auf die selbe hohe Dringlichkeitsstufe wie die der B-29 hochgestuft. Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem klar wurde, daß die Einstellung der P-38-Produktion die Probleme Lockheeds mit Manpower, Produktionsfläche und Komponentenmangel nicht lösen würde.
Februar 1945: Trotz verspäteter Triebwerkslieferungen sind alle YP-80A-Vorserienflugzeuge an die USAAF übergeben worden, ebenso die erste P-80A
März 1945: Die Serienproduktion beginnt. Die Triebwerke fehlen oder müssen zurückgewiesen werden.
Juni 1945: Ein zweiter Auftrag über den Serienproduktion erhöht die geforderte Ausbringung auf über 3500 Flugzeuge bei Lockheed, außerdem 1000 weitere Flugzeuge bei North American.
September 1945: Der zweite Vertrag wird storniert.
Oktober/November 1945: Beschleunigte Einsatzerprobung zeigt, daß die P-80A bei korrekter Wartung betriebssicher im Flug ist. Viele mechanische Mängel wurden festgestellt, unter anderem in einer technischen Untersuchung, die monatelang verschoben werden mußte, weil die frühen Serienexemplare praktisch in Handarbeit hergestellt und nicht typisch für die spätere Produktion waren.
Frühjahr 1946: Die AAF verfügt über 301 P-80, davon kaum welche außerhalb der USA. "Der Grund war der gleiche, der die P-80 aus dem 2. Weltkrieg gehalten hatte - ein Mangel an Ersatzteilen und Triebwerken. Alle P-80As mit J33-9 waren 1945 gegroundet worden, während ein Streik bei General Motors im Folgejahr die Triebwerkssituation verschärfte. Darüber hinaus wies die P-80 die höchte Unfallrate in der AAF auf. [Mehr als die doppelte jedes anderen Jägers mit Ausnahme der P-59, die nur selten geflogen wurde.]"
1946: Umstellung der Produktion: Ab dem 346. Flugzeug wurde die P-80A mit dem J33-17-Triebwerk ausgrüstet. Die zuvor verwendeten Triebwerke waren für die Umrüstung auf den gleichen Stand vorgesehen.
1947-1948: Die AAF zahlt Lockheed 8,5 Millionen US-Dollar, um die P-80A mit einigen der Merkmalen der P-80B aufzuwerten.
März 1948: Alle P-80As wurden für die Aufnahme von Raketenwerfern ausgerüstet, und die meisten für Wassereinspritzung zur Leistungssteigerung beim Start.
Übernahme von P-80 durch die USAAF:
1945: 33 P-80A
1946: 311 P-80A
1947: 181 P-80A, 240 P-80B (evtl. bis 1948)
Ich denke, die Zeitleiste spricht für sich selbst. Das P-80-Programm hatte bis zum Kriegsende eine sehr hohe Priorität, war von Anfang an auf kurze Entwicklungszeiten angelegt, die auch zum größten Teil eingehalten wurden, und konnte aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Triebwerken in der Praxis trotzdem nicht durchgeführt werden.
Tschüs!
Henning (HoHun)