Unkonventionelle Nutzung von Strahltriebwerken der NVA

Diskutiere Unkonventionelle Nutzung von Strahltriebwerken der NVA im NVA-LSK Forum im Bereich Einsatz bei; Gestern Abend habe ich eine Doku über den Katastrophen-Winter 78/79 und deren Auswirkungen auf die Stromproduktion in der ehemaligen DDR und die...

MikeBravo

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Gestern Abend habe ich eine Doku über den Katastrophen-Winter 78/79 und deren Auswirkungen auf die Stromproduktion in der ehemaligen DDR und die Mobilität in den alten Bundesländern, Insbesondere Norddeutschland, gesehen.

Ich habe damals diesen Extremwinter mit 10 Jahren bei Wolfsburg miterlebt, Gottseidank. sind wir damals nicht von Stromausfällen bzw. - abschaltungen betroffen gewesen, damals hatten wir Atomstrom.

Anders in der DDR: Dort wurde Strom überwiegend aus Braunkohle produziert. Beispielsweise im Tagebau Senftenberg, welcher die Kohle für das größte Kraftwerk in der DDR, Bocksberg, produzierte.
Um einen reibungslosen (Strom) betrieb zu gewährleisten, waren pro Stunde 4 Züge mit je ca. 20 000t Kohle erforderlich.
Im Winter 78/79 fielen die Temperaturen innerhalb kürzester Zeit um 30 Grad, so daß in den Tagebauen alles einfror: Der Boden, Fördertechnik, Gleise, Weichen, die Oberleitung und die in Waggons befindliche Kohle, da diese einen Wassergehalt von bis zu 60% hatte.
Trotz durch den Einsatz 100er NVA-Soldaten, die mit Spitzhacken, Schaufeln und Brennern versucht haben, die Gleise von Schnee und Vereisung freizubekommen und zu - halten, wurden andere Abschnitte wieder vom Schnee zugeweht.

Ebenso wurde versucht, die in den Waggons zu Blöcken zusammengefrorene Kohle mit langen Stangen, sogar durch Sprengungen!! entladefähig zu bekommen, was aber nicht funktionierte.

So kam man auf die Idee, mit ausgemusterten Strahltriebwerken von Kampfjets die Fördertechnik, Gleise und die Kohlezüge "aufzutauen".

Teils auf Fahrzeuge montiert, teils im stationären Einsatz mit vielen Rohrleitungen, wurden die heißen Abgase auf die aufzutauenden Objekte geblasen.

Doch auf diese Art machte man vieles kaputt: Schmierstoffe verbrannten, ebenso Gummischläuche und Kabel. Zudem wurde auch das Metall enormen Temperaturunterschieden ausgesetzt, von - 20 Grad auf ca. 300-400 Grad und umgekehrt.
Um einen Zug aufzutauen, wurden 1,5h! benötigt und das bei einem enormen Kraftstoffverbrauch!
Was nur erreicht wurde war, das viele Züge stark beschädigt wurden...
Die Loks konnten eh nur langsam fahren, da die Oberleitungen auf ganzer Länge vereist waren und die Fahrten nur mit einem beständigen Lichtbogen, der den Stromabnehmer durch sehr hohe Temperaturen zerstören konnte, durchgeführt werden.

Es half alles nichts, das Kraftwerk konnte seinen Betrieb nicht weiter aufrechterhalten und dadurch kam es zu großflächigen Stromabschaltungen, was Industrie und Private Verbraucher Tage- und wochenlang schwer traf (Ausfall von Wasser, Gas, Heizung, Telefon usw.). Sehr schlimm betroffen waren ganz besonders die Landwirtschaftlichen Nutztiere!

Hätte man die Triebwerke zum auftauen bzw. freiräumen von Straßen verwendet, hätte diese Maßnahme vielleicht nur nach dem Ende der Schneestürme, die 72h und länger anhielten, Aussicht auf Erfolg gehabt.
Obwohl damals auch Panzer und Traktoren in den Schneewehen stecken geblieben sind und eine Versorgung und Medizinische Hilfe nur aus der Luft möglich war, half man sich, so gut man konnte.

Mein Respekt gilt den Huey- und den MI Piloten, die damals in stockdunkler Nacht und am Tage, oft ohne jegliche Orientierungsmöglichkeiten durch Lichter am Boden und im Schneesturm, trotzdem ihren Einsatz erfolgreich durchgeführt haben!
 
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So kam man auf die Idee, mit ausgemusterten Strahltriebwerken von Kampfjets die Fördertechnik, Gleise und die Kohlezüge "aufzutauen".

Hätte man die Triebwerke zum auftauen bzw. freiräumen von Straßen verwendet, hätte diese Maßnahme vielleicht nur nach dem Ende der Schneestürme, die 72h und länger anhielten, Aussicht auf Erfolg gehabt.
Diese mobilen Triebwerke hatte man schon länger, im Normalfall wurden sie zum enteisen der Startbahnen eingesetzt.
Und zum Auftauen oder Schneeräumen von Straßen waren die überhaupt nicht geeignet. dort hätten sie alles zerstört und sich selbst gleich mit.

Ich kenne selbst diese stationären TW´s aus Jänschwalde ( auch ein wichtiges Kraftwerk) , da hat man dann aus 78-79 gelernt und diese nur noch zum aufwärmen der Waggons oder Kohlebunker verwendet und auch nur wenns wirklich sehr sehr nötig war ( 85 ? 86 ? )
 
F.D.

F.D.

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Kann mich noch gut an den Jahreswechsel 1978/79 erinnern.wohnte damals in der Nähe von Leipzig und hatte Karten für Silvesterparty in Grimma.in der Nacht fielen ca 1m Schnee.der Strom wurde abgeschaltet und wir haben Stunden am Bahnhof gestanden,kein Zug fuhr. damals war gut das ich zu Hause noch so einen Kohleofen hatte da war die Bude warm. Bei Schneefall mussten wir Mechaniker raus auf den Flugplatz(war in Marxwalde)Flugzeug ab kehren und Zufahrt zur Ringrollbahn Schnee und Eisfrei machen.Richtig ist die SLB und die Ringrollbahn wurden mit Triebwerken von MiG 17 montiert vor G5( DDR LKW )saubergeblasen und dann mit Schneepflug und Kehrmaschinen sauber gemacht.Oft denke ich an die Mechaniker die in 1978 zum Jahreswechsel bei dem Schnee und der Kälte kehren mussten. ich erinnere mich das bei so verschneiter SLB eine TU 134A ( vom TG 44 )landen mußte.Zuerst ein Überflug über die SLB so in ca 50 m Höhe und dann Landung. Beim Einschalten von Umkehrschub war nichts mehr zu sehen aus Schneegestöber.
 
HorizontalRain

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Winter 1986/87 wares nochmal richtig eisig.
Stimmt, am 14.01.1987 (frühmorgens) in Preschen -30°C (ohne Windshill). Ich hatte vom 13. auf den 14. Nacht-DHS, mein Fahrrad stand über Nacht (vorm Stabsgebäude) im Fahrradständer und als ich nach Hause "radeln" wollte, hatte ich das Gefühl, dass mir jemand die Kette angeschweißt hatte. Das waren noch Winter! (Brauche ich aber auch nicht mehr!)

HR
 
MiGhty29

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Winter 1986/87 wares nochmal richtig eisig.
nochmal... stimmt !
da hat der Uffz Uwe des Nachts Aufklärungsübung gefahren...
Beobachtung ... im kalten,dunklen Graben am Waldesrande irgendwo
in Mecklenburg Raum Torgelow/Eggesin !
Zigarette,Feuer,Licht...alles verboten...
ich wusste nicht mehr,wohin mit meinen steifen Händen und Füssen!
Und dann halte noch einer einen Bleistift und mache Eintragungen
in's Planchet... :TD:
die Sendung gestern habe ich auch gesehen und immer überlegt,ob
unser Freund Rico @ESPEZ schon damals in der Kohle gearbeitet hat !

Feierabendgrüsse von
Uwe
 

flogger23

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....

Feierabendgrüsse von
Uwe
Da hatten wir es im Leipziger Hauptbahnhof etwas besser. Die olle Mitropa neben der Haupttreppe hatte rund um die Uhr geöffnet und uns mit Bockwurst und geistigen Getränken bis zum nächsten Zug versorgt. Die Reichsbahn hatte in der Nacht den Fahrplan Fahrplan sein lassen und schickte alle 2-3 Stunden einen Zug nach Berlin.
 
ESPEZ

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...die Sendung gestern habe ich auch gesehen und immer überlegt,ob
unser Freund Rico @ESPEZ schon damals in der Kohle gearbeitet hat !

Feierabendgrüsse von
Uwe
Hätte ich damals als EK 86/2 gewußt, was mich zwei Monate später an meiner alten Arbeitsstelle erwartet, hätte ich evtl. das "Angebot" eines, um sieben oder 22 Jahre längeren gemütlichen Aufenthaltes in Laage angenommen. :014:
Aber so hieß es tatsächlich dann 86/87 "Kohle braucht die Republik". 🥶
 

MikeBravo

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Einige Fragen stellen sich mir (und auch anderen) noch: Wie wurde ein Triebwerk für so eine Nutzung angelassen? Mit (angewärmter) Druckluft wie beim Jet? Wie wurden die Motorfunktionen wie Drehzahl, Ö-und Kraftstoffdruck, EGT, Fuel Flow und Tankinhalt überwacht, wie die Leistung verändert?
Da muß es im LKW oder bei der stationären Verwendung entsprechende Cockpitinstrumente gegeben haben und einen Schubregler, weiß da jemand näheres?

Womit wurde verhindert, das das Triebwerk Dreck, Schnee.. usw. einsaugt, standen da immer entsprechende Siebkörbe zur Verfügung?
 
F.D.

F.D.

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Es sind meist Triebwerke von der MiG 15/17 gewesen mit Radialstufenverdichter WK 1 die relativ stabil gegen Fremdkörper reagierten.der Einsatz war nicht nur als Auftau-,Abblasgerät sondern auch bei der Feuerwehr.
 
HorizontalRain

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@ MikeBravo,

google doch einfach mal nach den Begriffen Eisabtaugerät - NVA - EAG - WK-1F da wird Dir bestimmt geholfen!

HR

PS: Russische Triebwerke brauchte keine (heisse) Luft zum Anlassen!
 
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MikeBravo

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Okay, danke! Wie wurden die Triebwerke sonst gestartet? Bestimmt aber nicht so wie'n Außenborder bzw. ne Kettensäge :-),
obwohl ich mir auch ein Anlassen mit ner Handkurbel oder so durchaus vorstellen kann....
 
HorizontalRain

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Okay, danke! Wie wurden die Triebwerke sonst gestartet? Bestimmt aber nicht so wie'n Außenborder bzw. ne Kettensäge :-),
obwohl ich mir auch ein Anlassen mit ner Handkurbel oder so durchaus vorstellen kann....
Hey,
kann es sein, dass Du Dich hier bewusst dumm stellst, um andere für die "Recherarbeit" für Dich machen zu lassen oder wie darf ich Deine konfusen Vorstellungen zum Anlassen eines Flugzeugtriebwerkes deuten?
Letzte Hilfe meinerseits (mit einem Link)!
WK-1A (Bredow)

HR
 

Rhönlerche

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Das war zur Dekontamination. Die NVA hatte so etwas auf TATRA. In Dresden müsste im Museum einer sein ( im Depot)
 
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