Restart: 4. Oktober 1990

Diskutiere Restart: 4. Oktober 1990 im NVA-LSK Forum im Bereich Einsatz bei; Genau, Ingenieur vom Dienst. Das ist Oberst P..., war Stellvertreter des Divisionskommandeurs für Jagdflieger. Kam regelmäßig ins JG um seine...
radist

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Ich nehme an, IvD heißt Ingenieur vom Dienst?
Wer genau ist eigentlich der Oberst neben Wolf Dietze, wie heißt er und welche Funktion hatte er inne? Diese Information ist mir verloren gegangen.
Genau, Ingenieur vom Dienst.
Das ist Oberst P..., war Stellvertreter des Divisionskommandeurs für Jagdflieger. Kam regelmäßig ins JG um seine Flüge zu absolvieren, Scheinerhaltung nennt man das wohl heute. Zu besagtem letzten Flugdienst hat er auch 2 oder 3 Starts gemacht. Im Vorfeld hat er noch 'ne kernige Ansprache vor den Piloten gehalten, dass er keine Abweichung von der Planung dulden wird, bei geringsten Anzeichen von “Eigenmächtigkeiten“ würde er sofort abbrechen lassen. Na ja, wie schon geschrieben, das Wetter war bescheiden uns so blieb es bei einigen Überflügen mehr oder weniger in den Wolken.
Oberst P... war nicht sehr geachtet/beliebt und hatte darum auch einige nicht so schmeichelhafte Spitznamen ...
 
Naphets

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Von mir auch etwas zum Thema.

Kurze Vorgeschichte.
1989 war ich junger Oberleutnant im GS-7/ JG-7 Drewitz. Steuermann/Leitoffizier mit Vollzulassung und neugierig, was arbeitsmäßig kommen wird.
Geplant waren u.a. in naher Zukunft Staffelaustausch mit Càslav, Raketenschießen in Astrachan und ich stand dafür auf dem Planungszettel.
Anfang 1989 Gespräch über weitere Verwendung. Was ich von der Militärakademie halte. Nicht die in Dresden, die im gelobten Land der Werktätigen.
Panik! Gerade vier Jahre Studium hinter mir, Vollzulassung und dann sollte es wieder mit Vorbereitungskursen und für Jahre an einer Hochschule weitergehen? Zum einen wollte ich als Leitoffizier arbeiten und eine spätere Verwendung z.B. als Stabschef reizte mich nicht wirklich...

Aber es sollte vollkommen anders kommen.
 
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Anfang 1989 gab es intern noch Gespräche, wie es mit dem Standort Drewitz wohl weitergehen wird. Eventuell neue Technik im JBG-37, wir im JG vielleicht die 29?
Dann die Ernüchterung. U.a. das JG-7 in Drewitz wird im Rahmen der Abkommen zur Truppenreduzierung in Europa abgerüstet. Mit Allem, was dazugehört. Also vollkommene Auflösung des Geschwaders mit den sicherstellenen Truppenteilen und Versetzung und sogar Entlassungdes Personals.

Parallel zu dieser Entwicklung rumorte es politisch in der DDR. Es war damals- also im Sommer 1989 - schon klar, daß auch unsere Auflösung anders und für viele des Personals härter verlaufen sollte.
Ich hatte Glück, sollte in die VHZ-14 nach Zossen/Wünsdorf versetzt werden.
Da durch gestrichene Strukturveränderungen in den LSK/LV u.a. in Bautzen geplante Stellen wegfielen, wurde ich nicht in die VHZ-14, sondern zur Gruppe Flugsicherung Süd nach Cottbus/Kolkwitz versetzt. Aus heutiger Sicht ein echter Glücksfall.

Also ging es ab Herbst 1989 entweder mit dem Zug oder mit dem Trabbi eines mitversetzten lustigen Majors jeden Tag von Jänschwalde/Ost (Drewitzt) nach
Kolkwitz bei Cottbus. Der Standort Kolkwitz umfaßte u.a. den Gefechtsstand der 1.LVD sowie oberirdisch die besagte Gruppe Flugsicherung Süd. Bestehend aus der INTERFLUG inklusive Streckenlotsen und dem NVA Teil.
Wieder Zulassung gemacht, Wohnung bekommen und Umzug von "Dorf" zu "Dorf". Während der sehr kurzen Zeit an dieser Dienststelle gab es noch hochfliegende Pläne für die militärische Flugsicherung. Generell bestand die militärische FS der NVA an den Standorten Cölpin, Kolkwitz und Zossen/Wünsdorf aus Planungsarbeit. Es waren weitreichende Änderungen geplant. Die Gruppe Nord sollte an die nördliche Jagdfliegerdivision der 16.LA und wir im Süden an die Jagdfliegerdivision der 16.LA in Merseburg gekoppelt werden. Die NVA Truppe in der VHZ-14 sollte u.a. "nur noch" die GST, Bildflug der INTERFLUG u.ä. bearbeiten. Es wurde noch begonne, erste Personalstrukturen vor Ort aufzubauen.

Aber es sollte vollkommen anders kommen.
 
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Ende 1989/Anfang 1990 war klar, daß die DDR in der damaligen Form bald Geschichte sein würde. Was uns als NVA unbedingt einschließen würde.
Aus heutiger Sicht war es sehr erstaunlich, daß sich monatelang zumindest um die militärische Fliegerei nicht gekümmert wurde.
Jedes Geschwader plante normal seine Flugschichten, was ja den Süden betreffend alles über unseren Tisch ging. Irgendwann wurde die Anzahl der Schichten verringert, geflogen wurde trotzdem. U.a. wurden auch die Erdschießplätze genutzt...

Wann genau weiß ich leider nicht mehr. Eines Tages stand eine größere Gruppe von Bw.-Luftwaffensoldaten in unserem recht kleinen Arbeitsraum. Sie würden die militärische Flugsicherung suchen. Ja, das wären wir. Die erstaunten und fragenden Gesichter werde ich nie vergessen.
Sie gingen von dem aus, was sie von ihrer Struktur kannten. Also Sichtgeräte, Lotsen, "traffic"...

Dann stehen sie in einem Raum, vielleicht 8x12m, in der Mitte eine Art Tresen, in der Ecke ein verschähmtes Sichtgerät (übrigens 1A von Tesla!).
Vollkommen entspannte 6-8 Leute, die da was in Kladden schreiben, an der Wand hinter ihnen Planungen ,für die Flugschichten. Ja, wir hatten auch Kopfhörer mit Mikrophon. Nutzbar für den Funk auf den örtlichen Flugstrecken. Für ausgebildete Leitoffiziere extrem spannend.
Technik? Ich glaube wir hatten zwei DDR-Computer, auf denen bestimmte, wichtige Informationen dargestellt waren. In der Nacht haben wir darauf die ersten Computerspiele gespielt...
Der Raum hatte an der einen schmalen Seite eine Art Luke, das "Fenster" zur INTERFLUG zum schnellen Datenaustausch. Über Jahre war die Gewichtung 16.LA, NVA und....irgendwann die INTERFLUG. Nachdem sich alles geändert hatte, haben die Leute von der INTERFLUG die Luke einfach zugenagelt und wenn wir etwas wollte, klopften wir an deren Tür und waren auf einmal die Bittsteller.
 
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Die Zusammenarbeit mit den Beratern der Bw. lief problemlos. Wir in unserem Raum haben auch wenig davon mitbekommen. Es ging für uns ja vor allem darum,den Dienst bis zum "Ende" vorfallslos zu beenden und natürlich auch darum, wie es für jeden persönlich weitergehen würde.
Ich hatte einen recht guten Draht zu den INTERFLUG-Leuten, da ich erst 1989 zur Gruppe Süd versetzt worden bin und mit den jahrelangen Querelen zwischen INTERFLUG & NVA nichts zu tun hatte. Ich machte mich kundig, ob eine Entlassung aus der NVA und Wechsel zur INTERFLUG sinnvoll wäre.
Einhellige Meinung war, du bist jung, warte, was die Luftwaffe dir anbieten wird. Die weitere Ausbildung der INTERFLUG Lotsen in Dresden stand auch auf der Kippe, also habe ich weiter die Uniform der NVA getragen.

Zwischendurch sind wir u.a. in die BA-Kammer nach Cottbus zu den Hubschraubern, und haben dort unsere "neue" Bw.-Uniform empfangen. Alles etwas altbacken, klar, kam alles aus der Mob.-Reserve. Echt ins Auge stach die Offiziersuniform. Dunkelblaues, leicht meliertes Tuch mit silber gestickten Abzeichen! Damit sollten wir später nochmal richtig auffallen.

Für mich spannend die persönlichen, privaten Gespräche mit den Bw. Angehörigen. Klar gab es auch seltsame Ansichten und Vorurteile, hatten wir auch.
Ich weiß weder Name noch Dienstgrad, aber dieser Soldat hat wohl in der Richtung von ManfredB gearbeitet. Ich hatte auch früher schon immer ein sehr starkes Interesse für militärisch Fliegerei, er auch. Er konnte mir u.a. detallierte Angaben zur Dislozierung und Ausstattung - bis geflogener Version- der 16.LA machen. Bestimmte Dinge wußte ich über die Jahre auch, aber das war schon imponierend.
Irgendwann fragte er dann, ob ich mal Leitoffizier im abgerüsteten JG-7 gewesen bin, ihm käme meine Stimme bekannt vor. Da war ich doch leicht überrascht.

Schockiert hat mich das Verhalten einiger Vorgesetzter und Soldaten der noch-NVA. Sie waren zuerst im damaligen Westberlin, die unsäglichen 100,-DM Begrüßungsgeld abholen und haben sich teilweise über Nacht um 180Grad gedreht.

Ich habe vor kurzem auch eines der berühmten, grünen VS-Bücher gefunden. Von hinten beginnend waren darin Vorträge über Versicherungen und anderes Überlebenswichtiges im dann wiedervereinigten Deutschland. Ich habe nicht sehr viel mitgeschrieben, da sich mein Inneres eher dagegen gewehrt hat.
 
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Der 03.Oktober 1990 und damit die Wiedervereinigung rückten immer näher. Mir war mulmig zumute, am 04.10.1990 einfach in der Bw.-Uniform- als Soldat der BRD- weiterzudienen. Klar gab es wenig Alternativen, gerade in dem Bereich der militärischen Fliegerei weiterzumachen.
Hier muß ich eine Lanze für einige unserer neuen Vorgesetzten aus Lw.-Reihen brechen.
Ihnen war klar, daß wir neben politisch Bedenken auch gesehen hatten, daß das System Bw. gerade in unserem Fachgebiet vollkommen anders strukturiert war und ein Neuanfang viel persönlichen Einsatz von uns erforderen wird.
Sie haben Klartext geredet, auch, daß viele von uns nicht übernommen werden oder die Umschulung nicht schaffen werden, unabhängig vom Alter.
Es war auch klar, daß es bei all den guten Aussichten auch viel Schatten für Viele geben wird.

Also persönlich zig mal alles im Kopf durchgegangen, hin & her gedreht, mit meiner Frau geredet. Ich war mit Studium an der OHS in Kamenz gerade mal sieben Jahre bei der NVA und doch kaum zu Hause und schon zwei mal umgezogen.
Klar war, daß ein Neuanfang fast alles über den Haufen werfen würde. Gemeinsam beschlossen wir, daß ich den Versuch mit meinem neuen Arbeitgeber wagen werde und meine politischen Ansichten zurückstelle.

Dann kam der 03.10.1990 und der 04.10.1990.
Die Euphorie der Leute, das Feuerwerk auch in der Armeesiedlung in Kolkwitz konnte ich nicht verstehen. Für mich war es ein bißchen wie Sterben und als eine Art Verräter habe ich mich schon gefühlt. Egal ob ich nun noch so jung gewesen bin oder ein starkes Interesse an der militärischen Fliegerei hatte.

Dann kam der 04.10.1990. Der erste Tag in der neuen Uniform. Alles war irgendwie wie immer. Die Sonne ging weiter im Osten auf, man sah die selben Leute, die Arbeit hatte sich nicht geändert.
Nur mein sechsjähriger Sohn fragte mich früh, was ich denn für eine seltsame Uniform anhätte...

Später gibt es noch "DANACH".Muß erst ein paar Dokumente sichten.
 
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Dann will ich mal weitermachen...

Mein letzter Bericht endete mit den Standzeitkontrollen im JG-8 und der vagen Hoffnung auf ein weiter geht's - wie auch immer das aussehen sollte. Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass mit dem "es wird schon gesorgt für Dich" aus DDR - Zeiten Schluß sein würde.

Irgendwann im November kam der Befehl zur Auflösung des JG-8. Die Motivation war komplett weg, die Kameraden spalteten sich in die, die sofort versuchten den Abschied zu nehmen und denen, die eher den Durchhalteparolen nachhingen. Also fing man an sich zu bewerben und blind Arbeit zu suchen. Schnell wurde klar, dass niemand im Westen mit unserem Hochschuldiplom irgend etwas anfangen konnte.

Zwischendrin wurde noch das JG-8 abgewickelt. Alle Maschinen sollten nach Drewitz gebracht werden. Aufgrund der langen Zeit ohne Flüge gab es einen Flugtag zur Auffrischung der Lizenzen. Noch einmal Normalbetrieb. Die "Bürgerrechtler" im benachbarten Seelow witterten den bewaffneten Aufstand des JG-8 und beschwerten sich bei der Polizei...

Anfang Dezember dann die Verlegung nach Drewitz. Ich war mit den Fachgebieten (Funk, E-Spez und Bewaffnung) als "Brigadeführer" mit dem Hubschrauber vorgeflogen und haben die Maschinen in Empfang genommen. An dem Tag haben auch andere Geschwader nach Drewitz verlegt, man traf Hinz & Kunz.

Alle anderen fassten sich an den Kopf, als das JG-8 anfing, die Triebwerke zu konservieren. Das war die Weisung. Ich habe sogar die Akkus ausbauen lassen.

Am Ende des Tages stand der Flugplatz voll mit Maschinen bis zum Horizont. Mehr später...
 
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Weiter geht´s...

Am nächsten Tag, nach meiner Erinnerung der 7. oder 8. Dezember 1990, ging es mit einer Mi-8 vom TG-44 zurück nach Marxwalde. Galgenhumor an Bord. Der Hubi voll mit unseren Ljotschiks... Die Frotzeleien Richtung Cockpit... ob denn die Kaffeemühle auch fliegen würde... Aus dem Cockpit kam etwas von Lötlampe oder so...

Dann war der Ofen endgültig aus. Nachdem dem ITP klar gemacht wurde, dass als Offizier keine Chance auf Übernahme als SaZ-2 ohne Degradierung besteht, waren alle Messen gesungen. Zu den Details der SaZ-2 - Bewerbung habe ich in meinem Posting im Vorgänger Thread schon etwas gesagt. Entwürdigend! Niemand brauchte die NVA-Offiziere. Wir hatten den "Krieg" verloren. Das Gefühl, was mich die letzten Tage in der "NVA" begleitete, fand ich Jahre später in einem Song von Gerhard Gundermann gut wieder gegeben:

"Abschied geht einfach. Ich gebe nur dem Helm ab, nehme das Handtuch , die Stiefel und vom Spind das Schloss."

Ich belud meinen Trabi mit meinen Habseligkeiten. Von allen Sachen und Uniformteilen behielt ich mindestens ein Stück. Nur die wirklich verhasste "Pferdedecke" habe ich entsorgt. Alles noch da, bis heute. Info an die Beschaffer der NVA - das Kunstleder des Elefantenportemonnaie fängt nach 30 Jahren an sich aufzulösen.

Einige Sachen mussten wir abgeben. Schwarzkombi Sommer & Winter, der Schlafsack. Im Golfkrieg ein halbes Jahr später konnten wir die Türken in unserer Ausrüstung im Fernsehen bewundern.

Also zog ich mit 25 Jahren wieder bei meinen Eltern ein.

Vorher hatte ich mich noch dutzendfach beworben. Henschel Flugzeugwerke Kassel, Lufthansa, Airbus... was weiß ich. Resonanz Null. Aus heutiger Sicht sicherlich etwas naiv. Die höflichste Empfehlung war, sich das Diplom bei der Kultusministerkonferenz auf Gleichwertigkeit bestätigen zu lassen (was nach nur zwei weiteren Jahren dann auch erfolgte). Ich musste weiterkommen.

Über einen Zufall landete ich in einer Umschulung zum Bankkaufmann. Zahlen lagen mir immer.

Im Frühjahr 1991 auf einmal eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bei der Lufthansa in Schönefeld. Stellen in FFM als (ERI-) Mechaniker waren zu vergeben. Im Vorzimmer saßen bereits meine E-Spez TF-Kameraden aus der 2. und 3. Staffel des JG-8. Ein "Hallo"! Nach ein paar Minuten die Ernüchterung. Die Lufthansa suchte nur Mechaniker für 2.000 DM brutto in FFM. Kommentar des "Personalers": Unsere Ingenieure suchen wir uns woanders! Da drückten wir 3 uns gegenseitig die Hände und wünschten uns viel Glück. Aus jedem ist etwas geworden.

So wurde ich Bankkaufmann, Bankfachwirt, habe tausende Immobilien finanziert und recke heute noch den Kopf, wenn irgendwo ein Triebwerk läuft.

p.s.

Die Zeit in der NVA war eine der wichtigsten Etappen in meinem Leben. Ich habe dort vor allem eins gelernt - unbequemen Situationen muss man sich stellen, nicht ausweichen. Begonnene Sachen zu Ende bringen. Sich durchbeißen! Freundschaften finden und bewahren - bis heute!

p.p.s

Ich persönlich hätte, wenn ich weiter gedient hätte, über kurz oder lang meine Probleme mit der Außenpolitik unseres Landes gehabt. Aber - nochmal - das ist meine ganz persönliche Meinung!
 
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Sehr interessante Erinnerungen bisher; vielen Dank. :-60:

Was mich ein bisschen erschreckt, aber aus heutiger Sicht überhaupt nicht verwundert (da woanders mit den Leuten auch nicht anders umgegangen wurde), sind die mehrfach angesprochenen Degradierungen. Wusste ich so bisher nicht.
Das die Dienstgrade unterschiedlich hießen und auch teilweise unterschiedliche Ausbildungen/Laufbahnen dazu nötig waren; ok verständlich.
Aber warum diese pauschalen Degradierungen? Es wäre doch auch durchaus eine Übernahme in den vergleichbaren Dienstgrad möglich gewesen? Oder waren "wir" alle nur Menschen zweiter Klasse?
Echt entwürdigend. Erstaunlich, dass hier Soldaten "ja" gesagt haben. Erstaunlich in dem Sinne, dass sie über ihren eigenen Schatten springen mussten und konnten, um überhaupt eine Zukunft zu haben und die Familie weiter ernähren zu können. Und aus diesem Blickwinkel ist das schon echt dreist, wie den Leuten damals die Pistole auf die Brust gesetzt wurde.
 
mikojan

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Das Thema "Degradierung" hat mehrere Aspekte. Aus Sicht desjenigen, der sie ausspricht und aus der Sicht desjenigen, der sie freiwillig akzeptiert.

Das Dienststellungsgefüge in der NVA war ein völlig anderes als in der Bundeswehr, eben am sowjetischen Vorbild angelehnt. Dazu kam, daß einige Offiziersdienststellungen in der NVA bei der Bundeswehr in vergleichbaren Positionen von Berufsunteroffizieren ausgeübt wurden. Aber oft waren die Aufgaben nur partiell vergleichbar. Dazu gab es in der Bundeswehr die Fachdienstlaufbahn, die beim Hauptmann endete (bitte korrigieren, wenn ich falsch liege).

Was eine Degradierung anbetrifft ist sie vielleicht akzeptabel, wenn die neue Dienststellung den alten Dienstgrad nicht mehr rechtfertigt, zumal hier auch eine gewisse Inflation hinsichtlich der Beförderungszeiten und Höhe der erreichbaren Dienstgrade in der NVA zu beobachten war. Das hätte man aber auch mit einem Beförderungsstop regeln können.

Absolut unakzeptabel war das "Herausdegradieren" aus der Dienstgradgruppe, so wie es mir angeboten wurde. Vom Leutnant mit Hochschulabschluss auf Hauptmannsplanstelle zum Oberfeldwebel? Das war die Aufforderung zu gehen! Aus Sicht eines NVA-Offiziers waren das sogar zwei Dienstgradgruppen, die Fähnriche mitgerechnet (die es in der Bundeswehr nicht gab). Wer die Degradierung hinnahm hatte trotzdem keine Gewähr auf Übernahme. Nach 15 Jahren waren einige meiner Leutnants aus dem Absolventenjahrgang 1988 dann wieder Leutnant. Für mich unakzeptabel.

Aber - ich war jung, nur für mich selbst verantwortlich und ungebunden. Wer Familie hatte musste andere Prioritäten setzen.
 
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Hagewi

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Sicherlich hat das mehrere Aspekte, du hast dazu ja einiges ausgeführt. Unter rein rechtlicher Betrachtung waren das sogar gar keine "Degradierungen", da diese nur innerhalb des gleichen Dienstverhälnisses stattfinden würden. Hier wurde ja ein komplett neues Dienstverhältnis begründet. So etwas kann heute bei einem Wechsel des "Dienstherren" auch heute immer noch passieren. Beim Arbeitgeberwechsel ja sowieso.

Für die individelle Betroffenheit ist das natürlich eher ohne Belang. Erst recht in einem Dienstgrad- und Rangaffinen Bereich wie beim Militär (bestimmt überall auf der Welt).
 
MiGCap

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Das Dienststellungsgefüge in der NVA war ein völlig anderes als in der Bundeswehr, eben am sowjetischen Vorbild angelehnt. Dazu kam, daß einige Offiziersdienststellungen in der NVA bei der Bundeswehr in vergleichbaren Positionen von Berufsunteroffizieren ausgeübt wurden. Aber oft waren die Aufgaben nur partiell vergleichbar. Dazu gab es in der Bundeswehr die Fachdienstlaufbahn, die beim Hauptmann endete (bitte korrigieren, wenn ich falsch liege).
Das ist exakt der Punkt. Das fliegerische Personal bestand bei Luftwaffe wie LSK/LV aus Offizieren. Hier wurde bei der Übernahme zumeist einfach ein Dienstgrad abgezogen und das war's dann.

So etwas wie das Ingenieurtechnische Personal gab und gibt es in der Luftwaffe allerdings nicht. Wartung und Instandsetzung obliegen Unteroffiziers- und Feldwebel-Dienstgraden mit einigen wenigen TOs (Technischen Offizieren) an der Spitze, die allerdings nur in Ausnahmefällen selbst am Flugzeug arbeiten. Es gab schlicht und einfach keine Verwendung für das ITP als Offizier, weil es in der Luftwaffe keine Entsprechung in der Dienstgradgruppe der Offiziere gab.

Die Fähnriche würde ich grob mit unseren Fachoffizieren vergleichen.
 

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Damals ja, aber wenn du heute in einen Eurofighterverband gehst, das wimmelt es auch von Offizieren (nicht Piloten). z.B. Nachprüfer waren damals Feldwebeldienstgrade heute Offiziere. Dann die ganzen Systemingenieure. Beim Tornado wird es denke ich noch wie früher sein. A400, weiß ich nicht. Wenn das beim FCAS so weitergetrieben wird, dann schrauben Offiziere die Deckel auf, wenn es da noch was zu schrauben gibt.
 

n/a

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Damals ja, aber wenn du heute in einen Eurofighterverband gehst, das wimmelt es auch von Offizieren (nicht Piloten). z.B. Nachprüfer waren damals Feldwebeldienstgrade heute Offiziere. Dann die ganzen Systemingenieure. Beim Tornado wird es denke ich noch wie früher sein. A400, weiß ich nicht. Wenn das beim FCAS so weitergetrieben wird, dann schrauben Offiziere die Deckel auf, wenn es da noch was zu schrauben gibt.
Dann gehöre ich einer aussterbenden Gattung an. Grins
 
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Damals ja, aber wenn du heute in einen Eurofighterverband gehst, das wimmelt es auch von Offizieren (nicht Piloten). z.B. Nachprüfer waren damals Feldwebeldienstgrade heute Offiziere. Dann die ganzen Systemingenieure. Beim Tornado wird es denke ich noch wie früher sein. A400, weiß ich nicht. Wenn das beim FCAS so weitergetrieben wird, dann schrauben Offiziere die Deckel auf, wenn es da noch was zu schrauben gibt.
Ich bin doch Angehöriger eines Eurofighter-Verbands … :wink2:

Der Prüfer, der vor dem Flug meine GoPro auf dem Panel abnimmt, ist zum Beispiel ein Hauptmann, völlig richtig. Aber Wartungs- und Instandsetzungspersonal sind immer noch Unteroffizier- und Feldwebel-Dienstgrade, und es gibt weiterhin auch Prüfer in den Feldwebel-Rängen.

Wohin sich das entwickeln wird? Keine Ahnung. Aber wir reden hier über 1990. Dass sich die Situation heute ändert, hilft den Technikern von damals ja nicht. Das ist 30 Jahre her … Und wenn FCAS 2040 zeitgerecht auf der Matte stehen sollte (was ich bezweifle), ist das schon ein halbes Jahrhundert her.
 

n/a

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Das ist exakt der Punkt. Das fliegerische Personal bestand bei Luftwaffe wie LSK/LV aus Offizieren. Hier wurde bei der Übernahme zumeist einfach ein Dienstgrad abgezogen und das war's dann.

So etwas wie das Ingenieurtechnische Personal gab und gibt es in der Luftwaffe allerdings nicht. Wartung und Instandsetzung obliegen Unteroffiziers- und Feldwebel-Dienstgraden mit einigen wenigen TOs (Technischen Offizieren) an der Spitze, die allerdings nur in Ausnahmefällen selbst am Flugzeug arbeiten. Es gab schlicht und einfach keine Verwendung für das ITP als Offizier, weil es in der Luftwaffe keine Entsprechung in der Dienstgradgruppe der Offiziere gab.

Die Fähnriche würde ich grob mit unseren Fachoffizieren vergleichen.
Danke Stefan für diese Aussage das Fähnriche den Fachoffzen entsprechen. TO´s am Flieger schrauben? Nur wenn die Mist gebaut haben und sich die goldene Kurbel verdient hatten.
 
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@Tante Ursula
Wenn ich böse wäre, würde ich sagen, wie früher (okay, die Susi-Bordtechniker (sämtlich im Offiziersrang Ltn.-Hptm.) mal ausgenommen). :wink2:
Oder hast Du meinen Chef 'Rudi' mal selber Schrauben sehen (und wenn, dann ging es schief)?

Als es dem Ende zu ging (Juli/August 1990), da durfte ich diverse Flugschichten nicht mehr mitmachen und 'musste' mit 'Schlohmi' im Dez.-Raum verbringen (und Kuchen vom Bäcker in Laage essen *), damit die Herren Offiziere sich für die Zeit danach (Ausscheiden fast aller verbliebenen UaZ-Mechaniker/Techniker) die bislang unnötige praktische Erfahrung beim Flugdienst am Flugzeug erarbeiten konnten/mussten. Muss wohl nur bedingt erfolgreich gewesen sein, da mir der Truppführer ZNA Oltn. P. bei der Abschiedsrunde an der Vorstartlinie im Beisein meines TF sagte, dass wir nicht gehen könnten, da es ohne uns nicht laufen würde. Naja, da mussten sie durch, für die letzten paar Wochen.

(* Ab Juli 1990 konnte man ja als UaZ mit glaube ich über 2 Jahren Dienstzeit, auch einen Dienststellenausweis beantragen und konnte dann jederzeit die Kaserne betreten und verlassen, was vorher nur mit der Ausgangskarte, Melderkarte o.ä. ging. Ich habe mir jedenfalls damals direkt einen Dienststellenausweis besorgt, was dann sehr praktisch war.)
 

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Zwecklos.....gelöscht von mir.
 
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