Kann sich noch wer an den ersten Besuch am IP'84 Stand im Beitrag #5 erinnern? Da war die erste 4-mot der Luft Hansa zu sehen: Eine Udet U 11 Kondor. Wie gesagt, 1926, und mit tragischem Schicksal. Aber wir wollen ja mal wider das Gute sehen, geht ja im Modellbau wie im Märchen. Hier ist sie in einer Betriebsszene, die sie nie erleben durfte.
Das Modell ist bis auf die Anbauteile und den Deckel zwischen Bug und Fläche mit einem Schneidplotter entstanden, mein erster Versuch in
dieser Technik - und weil's so schön war, bei weitem nicht mein letzter! Qualitäts-Sheet und eine gute Auswahl von (Evergreen-) Profilen sowie große Vorsicht mit Polystyrol-Klebern sind eine Voraussetzung, dazu gute Fotos und die Hilfe der Bayerischen Flugzeughistoriker, insbesondere von Olaf Bichel mit seinen Arbeiten zu den Udet Flugzeugwerken. Und mit Hilfe anderer - dazu kommen wir noch.
Erst mal schauen wir uns die Betriebsamkeit an: Der Einweiser (oder wie hieß das korrekt?) hat den Blickkontakt mit dem Piloten. Die Öffnung vor diesem war ein Relikt mit politischem Hintergrund: dort sollte ein Beobachter sitzen, für einen anderen Einsatz...
Er wird die Anweisungen geben, wie es weiter geht. Hier finden gleichzeitig Einstieg der Passagiere und Verladen des Gepäcks statt: Historiker kriegen jetzt Schnappatmung - geht doch gar nicht, ist zumindest für den Einstieg nur bei laufenden Motoren zulässig! Und da kommen wir zum ersten Knackpunkt, und da wird es leider technisch: Der Flieger war nur eine 4-mot wegen der Beschränkungen im Versailer Vertrag zur Leistung für deutsche Flugzeugmotoren. So haben die 4 Sh-12 ganze 408 PS (zusammen!), ohnehin ziemlich wenig für 7 Passagiere und 2 bis 3 Besatzungsmitglieder.
Die Motoren, also die Zylinder, habe ich von
Matias Hagen aus Argentinien, einem begnadeten Modellbauer, spezialisiert auf Motoren von Siemens & Halske. Der Rest sind Drehteile eigener Fertigung und viele viele lieb-gewonnene Kleinteile: besonders zu den Auspuffstutzen habe ich eine innige Beziehung - wir haben so viele Stunden bei schöner Musik und gutem Rotwein miteinander verbracht. Wie oft lag ich vor ihnen auf den Knien, wenn sie sich dem zu harten Griff der Pinzette wieder mal entledigt hatten!
Um eine optimale Schwerpunktlage zu erreichen, mussten sie recht weit hinten an der Fläche untergebaut werden und die Fernwelle samt Druckpropeller half noch dazu. Technik ok, Anwendung katastrophal.
Man beachte: die Tanks sind in den Flächen, alles in Metall, das war schon recht modern. Hier sieht man auch die erwähnten Auspuffstutzen: sie verbinden die Zylinderköpfe mit einem dahinter liegende Abgassammler, von dem das Endrohr nach hinten geht - ja, in Richtung Passagiere. So etwa Kopfhöhe.
Der Ground Support war damals schon elektrisch motorisiert: Elektrokarren wie bei Bahn und Post halfen.
Mag man sich gar nicht vorstellen, drehende Propeller in dieser Szene!
Damals gab es ja noch den Luftboy, der beim Einsteigen half. Bei der Schulterdecker-Anordnung kann der Rumpf ja so niedrig liegen, dass eine Treppe verzichtbar ist. Trotzdem ist Hilfe immer wichtig, besonders für Damen! Ob es Heizung in dem Flieger gab ist mir nicht bekannt. Die Kleidung ist entsprechend eher wenig sommerlich. Eine Toilette war übrigens eingebaut.
Tja, so hätte es sein können, oder besser vielleicht nicht. Das Gerät war wohl auch keine Freude für den Piloten: prompt endete die Überführung von den Udet Werken zur Luft Hansa durch einen LH Piloten mit Bruch - der Kondor flog nie wieder.
Honi soit qui mal y pense würden die Engländer sagen.
Aber es ist ein schräges Flugzeug, das man haben muss! Ich zumindest.