Landeunfall An-124 Nowosibirsk 13.11.20

Diskutiere Landeunfall An-124 Nowosibirsk 13.11.20 im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; OK, also nicht leer und kein üppiger Leistungsüberschuss. Mit dem Ausfall der Cockpitanzeigen sieht das natürlich anders aus. Wenn man...
Intrepid

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Der Aerotelegraph schreibt von 84t Autoersatzteilen als Ladung.
Der Ausfall eines Triebwerks selbst mit MTOW sollte ja bei mehrmotorigen Flugzeugen auch in der Startphase beherrschbar sein?
OK, also nicht leer und kein üppiger Leistungsüberschuss. Mit dem Ausfall der Cockpitanzeigen sieht das natürlich anders aus. Wenn man Geschwindigkeiten nur noch anhand der Fluglage schätzen kann, kann man schwerlich die optimale Geschwindigkeit für bestes Steigen finden.

Bei einer Besatzung mit nur wenigen Jahren Flugerfahrung wäre der Ausgang wohl fatal gewesen.
 

Matze86

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Naja, aber es war offensichtlich mehr als nur ein einfacher Triebwerksausfall:
Auch wieder wahr, war auch eher allgemein gemeint.
Nicht falsch verstehen, ich halte das schon auch für eine echt starke Leistung der Besatzung dass sie angesichts der Schäden am Fluggerät erfolgreich notgelandet sind und wohl keine Person zu Schaden gekommen ist.
 
Tiefenwirkung 73

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Sehe ich genauso. Ich denke auch, daß der Ausfall des Intercom bei einem Flugzeug mit 6 Mann fliegender Besatzung auch noch mal eine heftige Herausforderung darstellt.
Für die Begleitmannschaft waren das bestimmt auch sehr unangenehme Minuten.
 
Schorsch

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Alien
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Wobei das bei (Turbo-)Props fast schon wieder egal ist. Wenn ein Prop- Blatt durch den Rumpf segelt, ist die Chance, dass der Vogel heile runter kommt nicht so arg hoch (wobei auch das schon gelungen ist - da ist die Quote aber nicht wirklich gut).
Welche Abstürze gab es denn in letzter Zeit aufgrund "uncontained engine rotor failure"? Ich meine zu wissen, dass CS25-Flugzeuge dagegen ausgelegt werden.
 
Airtoair

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Mein Russisch ist zwar ein bisschen eingerostet, aber mir scheint die Übersetzung der Übersetzung ganz gut hinzukommen. 👍
Allerdings bezeichnet sich der Interviewte als "второ́й пило́т" - Copilot
Danke Dir, fürs überprüfen.👍
Frage dazu: Sagt er das im Interview im Video im Post #19 so, oder hast Du das woanders gehört oder gelesen?
Ich kann ja nicht wirklich Russisch, bis auf ein paar wenige Worte. In den Untertiteln im Videointerview kann ich aber die Wortfolge "второ́й пило́т" so nicht sehen.
Daher die Frage, ob Du dies woanders gesehen/gehört hast. Wenn ja, kannst Du bitte einen Link posten?
Oder sind die Untertitel in besagtem Videointerview unvollständig oder inkorrekt?
 
Tiefenwirkung 73

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Ich habe das auf russisch gehört und im Transkript gelesen
 
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Oder sind die Untertitel in besagtem Videointerview unvollständig oder inkorrekt?
Ich habe schnell nochmal reingehört. Bei 0:27 sagt er "Ich war zweiter Pilot" (Copilot)
Das steht auch so in den Untertiteln (zwischen "300 Meter" und "wir waren 6 Mann...")
Der Satz fehlt in deiner Übersetzung. Die Untertitel scheinen mir vollständig, soweit ich das einschätzen kann.

Ein bisschen irritiert mich die Überschrift des Transkripts. Da wird der Interviewte als Jewgeni Solowjow vorgestellt
und "KWS" des Fluges 4066. Die Abkürzung ist mir nicht geläufig (dafür gibt es hier im Forum doch Fachleute, oder?)
aber ich könnte mir vorstellen, daß das "Kommandant des Fluges" oder so ähnlich heißt und daher die Annahme, er sei der
Kapitän gewesen. Aber im Interview sagt er klar verständlich "Ich war zweiter Pilot"
 
Airtoair

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Ich habe schnell nochmal reingehört. Bei 0:27 sagt er "Ich war zweiter Pilot" (Copilot)
Das steht auch so in den Untertiteln (zwischen "300 Meter" und "wir waren 6 Mann...")
Der Satz fehlt in deiner Übersetzung. Die Untertitel scheinen mir vollständig, soweit ich das einschätzen kann.
Danke Dir!
Ich habe nochmal in die englische Übersetzung reingehört. Dort fehlt dieser Satz auch. Daher fehlt er dann auch in meiner englisch-nach-deutsch Übersetzung.
Sehr gut, dass Du schon beim Überprüfen meiner Übersetzung genau hingehört hast! Das hat der Übersetzer jener englischen Version offenbar nicht.

In dem englischen Video wird der Interviewte übrigens als Captain des Fluges bezeichnet.
 
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Ist doch gut, wenn der Copilot nicht vom Piloten unterschieden werden kann. Dann herrschte wohl gelebtes Crew Ressource Management und die Entscheidungen wurden von allen Besatzungsmitgliedern mitgetragen.
 
DDA

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wimre gab es dafür Kassetten mit Signalpatronen im Rumpf, ggf. als Doppelpack , bei AN- 22 selbst noch gesehen, ob aktuell noch -?
Ob die An-124 noch eine EKSR hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis, allein, bei totalem Spannungsausfall kannst Du die Dinger aber auch nicht elektrisch zünden...
 
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Shark31

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Ich glaube, die hatten andere Sorgen als eine Leuchtrakete abzuschießen, die am helllichten Tag womöglich niemand bemerkt hätte.
Das seh ich auch so. Der Gedanke "Wie sag ich dem Lotsen was los ist" wird wohl nur ein paar Sekunden eine Rolle gespielt haben.

Die Frage die sich mir jetzt stellt ist folgende:
Wieso hatte sie keine Fahrtanzeige? In einem weitestgehend analogen Flieger würde ich erwarten das es wenigstens ein Backup gibt welches rein mechanisch den Staudruck misst. OK, auch dieser Schlauch könnte beschädigt sein.
Aber wie sind sie an einen AOA gekommen mit dem sie arbeiten konnten? Wenn man rein mechanisch keine Speed hat, dann sehr wahrscheinlich auch keine Höhe und Vario, dafür wird auch Static und Staudruck benötigt. Und ohne Vario oder Höhe wird es extrem schwierig einen halbwegs realistischen AOA zu ermitteln.
 
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Wenn ich keinen Höhenmesser und keinen Fahrmesser mehr hätte, würde ich die Flughöhe nach Größe der Häuser konstant halten bis ich die PAPI sehe und den Anstellwinkel nach Horizontbild halten. So hatte ich die Aussage des Copiloten auch verstanden. Geschwindkeit dann anhand der Erfahrung, bei welcher Konfiguration welche Triebwerksleistung in den 20 Jahren immer gesetzt war (Position der Schubhebel), die ich das Flugzeug schon fliege. Und das natürlich immer einen Deut auf der sicheren Seite - mit ein Grund für das Überschießen der Landebahn.
 
Shark31

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Da kann ich dir durchaus folgen, zumindest wenn es um kleinere Flugzeuge geht, also die Bereiche in denen ich mich bewege. Da ist das durchaus sehr praktikabel. Ob das bei einem großem Jet auch so gut abschätzbar ist kann ich nicht beurteilen.

Die Schubhebel so zu setzen wie immer ist da eher unpraktikabel (denk ich zumindest), da ja mindestens ein TW tot war, und sie wahrscheinlich noch nicht mal wussten ob mehr fehlen.

Wie auch immer, sie habens hinbekommen, das zollt mir riesen Respekt ab.
 
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Ich bin gespannt auf den Untersuchungsbericht. Dort können wir dann nachlesen, ob meine Mutmaßungen Bullshit sind :wink2:.
 
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Die Frage die sich mir jetzt stellt ist folgende:
Wieso hatte sie keine Fahrtanzeige? In einem weitestgehend analogen Flieger würde ich erwarten das es wenigstens ein Backup gibt welches rein mechanisch den Staudruck misst. OK, auch dieser Schlauch könnte beschädigt sein.
Aber wie sind sie an einen AOA gekommen mit dem sie arbeiten konnten? Wenn man rein mechanisch keine Speed hat, dann sehr wahrscheinlich auch keine Höhe und Vario, dafür wird auch Static und Staudruck benötigt. Und ohne Vario oder Höhe wird es extrem schwierig einen halbwegs realistischen AOA zu ermitteln.
Also, wenn ich mir das Cockpit so ansehe, denke ich schon, dass sie als Backup klassische Dosengeräte hatten, d.h. manometrische Fahrt- und barometrischen Höhenmesser und ein klassisches Variometer sehe ich da auch. Das sollte auch ohne Strom doch noch funktioniert haben. Jeweils zwei Staurohre sind ja rechts und links am Rumpf vor den Triebwerken angeordnet und sollten daher keine Beschädigungen gehabt haben.
Ohne Spannung dürften die DAU-72-1-Sensoren (ДАУ-72-1) des Systems UDUA-7 (УДУА-7; AoA)-Sensor (je 2 Stück rechts und links vorn am Rumpf) nicht mehr funktioniert haben, es sei denn, die Not-Schiene, für die Minimalfunktionen über Akku, ging noch und das System hängt da dran.

Ergänzung zu den Dosengeräten:
+ der Kapitän (Kommandant) verfügt links über folgende Geräte
  • kombinierten Fahrtmesser/Machmeter USIM-1-7 (УСИМ-1-7; die Geschwindigkeitsanzeige ist mechanisch und funktioniert explizit auch ohne Strom)
  • barometrischer Höhenmesser WM-15PB (ВМ-15ПБ)
  • kombiniertes Variometer und Wendezeiger DA-30P (ДА-30П; der kreiselbasierte Wendezeiger dürfte bei Stromausfall langsam auslaufen)

+ der 2. Pilot rechts verfügt über folgende Geräte
  • kombinierten Fahrtmesser/Machmeter USIM-1-7 (УСИМ-1-7; die Geschwindigkeitsanzeige ist mechanisch und funktioniert explizit auch ohne Strom)
  • barometrischer Höhenmesser WR-75MPB (ВР-75МПБ)
  • kombiniertes Variometer und Wendezeiger DA-30P (ДА-30П; der kreiselbasierte Wendezeiger dürfte bei Stromausfall langsam auslaufen)

Die Geräte von beiden Piloten werden jeweils von anderen der vier Staurohre versorgt und die Staurohre sind auch noch zusätzlich umschaltbar.
Zusätzlich verfügen der Navigator und der Bordingenieur über ähnliche/gleiche Anzeigegeräte. Das hilft aber nur, wenn die Bordkommunikation (elektrisch) funktioniert
 
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Günter1u

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Umso bedeutender ist dann wohl die Leistung der Besatzung einzuschätzen. Ist ja immerhin kein kleiner Flieger.
Hut ab.
Glücklicherweise war sie ja anscheinend auch nicht beladen. Wäre sonst vielleicht nicht so gut ausgegangen.

Doch mit über 80t Autoersatzteilen
 
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Ich hab' gerade bei Wikipedia ein paar Daten gesammelt:

Leergewicht 173 t
max. Abfluggewicht 392 t
max. Zuladung 120 t -> dann gehen noch 99 t Kraftstoff rein und die Reichweite beträgt 4.800 km
Zuladung 40 t -> dann gehen 179 t Kraftstoff rein und die Reichweite beträgt 12.000 km
ohne Fracht -> dann gehen 219 t Kraftstoff rein und die Reichweite beträgt 15.700 km

nach Wien sind 4.300 km auf dem Großkreis ... mit ein bisschen zickzack, Abflug, Anflug, Ausweichflughafen und Reserve ... wird die wohl bei 84 t Zuladung 135 t Kraftstoff an Bord gehabt haben, um in Wien nicht teuer zu viel tanken zu müssen. Dann hatte sie maximales Abfluggewicht.
 
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