Der überwachte Himmel

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Monitor

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Alien
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Ist auch bei A... gelistet.

Wer in der DDR beruflich oder privat fliegen wollte, benötigte die Zustimmung des Ministeriums für Staatssicherheit. Um Fluchten mit Sport- oder Agrarflugzeugen zu verhindern, wurden die wenigen handverlesenen Piloten einschließlich ihrer Angehörigen regelmäßig auf ihre politische Zuverlässigkeit überprüft. Alle Flugplätze und Luftfahrzeuge waren streng bewacht. Dennoch gelang es zwischen 1962 und 1989 48 Personen bei 25 Flucht-Aktionen, die DDR auf dem Luftweg zu verlassen. Dr. Claus Gerhard hat die Fluchtgeschichten anhand umfangreichen Archivstudiums und mit Hilfe von Zeitzeugen-Gesprächen recherchiert. Neben ergreifenden Pilotenschicksalen dokumentiert er in diesem Buch erstaunliche Schwachstellen des ostdeutschen Geheimdienstes.
 
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DDA

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Alien
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Aber zur Lektüre muß an auf der Ost- oder Westhalbkugel leben, um den Kopf nicht ständig zum Lesen verdrehen zu müssen:023:

Axel
 
boxkite

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@Flugi, Dein Exemplar kannst Du morgen 9 Uhr in die Arme schließen - falls Rentner so zeitig aufstehen ;-) .

@Fitter, soll ich Dir Dein Exemplar mit nach Cottbus bringen oder "pressiert's"?
 
Fitter

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Space Cadet
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Wie schon geschrieben - wenn Du kommst dann: Thüringer + Buch und wir sind alle Glücklich :thumbsup:
 
D-MUHA

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Flieger-Ass
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Aber zur Lektüre muß an auf der Ost- oder Westhalbkugel leben, um den Kopf nicht ständig zum Lesen verdrehen zu müssen:023:

Axel
Tut mir leid, aber aus mir unerfindlichen Gründen drehten sich die Bilder beim einfügen und irgendwie bekomme ich das nicht geändert, sorry.
 
Freund

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Testpilot
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Gelesen! Unbedingt! Ein 730 Seiten Schmöcker. Sehr detailliert/fundiert und unterhaltsam geschrieben. Eigentlich ein Muß für jemanden, der sein Augenmerk auf GST oder auch Agrarflug hat.

z.B. ... Sonntag, 24. Juni 1979, GST Pirat DM-1801... Wolfgang S., verhinderter LSK-Offiziersschüler, 100 Flugstunden Erfahrung. Start nachmittags, 30 Grad Temperatur, über SAARMUND aus der Thermik im 18-Kilometer-Gleitflug nach Norden. Setzt nach wenigen Minuten auf der Wiese zwischen den Asphaltbahnen* des RAF-Flugplatzes GATOW in West-Berlin auf. Fast eine halbe Stunde lang passiert nichts. ... ein britischer Jeep kommt, zwei Uniformierte fragen ihn nach Beweggründen: Probleme in der Luft, versehentlich gelandet? Nein, absichtlich nach GATOW geflogen. In höflicher Atmosphäre und mit kalten Getränken versorgt, begannen im Flugplatzterminal die ausführlichen Befragungen.

Und, und, und.
Etwa zwei Dutzend Fluchten aus der DDR mit Luftfahrzeugen im Detail.

Anm.: * im Buch steht Betonbahnen.
 
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Freund

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Testpilot
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Sorry, habe es zunächst unter Rubrik 'Props' erläutert.

Und das wissen die Insider natürlich: Die beschriebene Flucht im Juni 1979 war das rasche Ende für den GST-Flugplatz SAARMUND.
Heute ist alles wieder gut.
 
Flugi

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Alien
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Der überwachte Himmel

Wer in der DDR in der Fliegerei tätig war, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Es sei denn, er war in diese schizophrene Überwachungsstruktur der Stasi, speziell in diesem Gebiet, als Hauptamtlicher- oder Informeller Mitarbeiter eingebunden. Dann kennen sich die Leute bestimmt noch gut aus. Trotzdem können die das auch mal lesen, da jeder ja nur das wusste, was er für seine Tätigkeit brauchte.

Der Autor, Drachenflieger schon zu DDR-Zeiten, hat die Hintergründe und die Reaktionen des Staates in einer fünfjährigen Fleißarbeit aus unzähligen Akten der Stasi und anderen Institutionen herausgearbeitet. Den Lesefluss stören anfänglich hunderte von Quellenvermerke und Zusatzinformationen, die zum Teil aber nicht uninteressant sind.

Das erste drittel des 730 Seiten starken Buches, beschäftigt sich nur mit den Agrarfliegern. Allein bei den Agrarfliegern gab es 9 Fluchten, bei denen 20 Personen geflüchtet sind. Die meisten der Piloten davon kannte ich, einige auch persönlich. Was ich in diesem Buch zum ersten mal erfahren habe, waren die Gründe und der Ablauf der Flucht. Solche Dinge wurden konkret durch die Stasi zwar untersucht und ausgewertet, aber uns nicht bekannt gegeben. Man wollte ja keine Nachahmer motivieren. Was damals so bekannt wurde, alles Gerüchteküche.

Das Gleiche bei den GST- und Flugsportlern, wo es in den 1970er Jahren richtig zur Sache ging (zwei Drittel des Buches). Jede Flucht zog neuer Restriktionen nach sich, Flugplätze wurden geschlossen, jahrelang gute Fluglehrer und Instrukteure durften von heute auf morgen die Flugplätze nicht mehr betreten. Der Flugsport wurde regelrecht abgewürgt. Was noch zählte, die Nachwuchsgewinnung für die LSK.

Aber, die Stasi war eben nicht überall, war hoffnungslos unterbesetzt und ihre Mitarbeiter teilweise intellektuell überfordert. Der Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen Stasi, GST und Interflug lief schon deshalb nicht immer reibungslos. Nur so ist es erklärlich, das es immer wieder passierte.

Nach der Lektüre ist mir noch ein mal richtig bewusst geworden, von welchen Überwachungsmoloch man da umgeben war. Dabei wollte man nur seine Arbeit machen. Immer auf des Messers Schneide, konnte man seinen Arbeitsplatz verlieren, ohne irgend eine Angabe von Gründen. Wenn ich heute meine Stasiakte daneben lege, ergeben sich da interessante Berührungspunkte, vor allem nach welchem Vorkommnis, welche Sanktionen und Maßnahmen neu eingeführt wurden. Man hat von allen Seiten gut auf mich aufgepasst.
Ich muss mich dafür aber nicht bedanken.

Ein Stück deutscher Fliegereigeschichte, für die sich in 20 Jahren kaum noch jemand interessieren wird.

 
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Tester U3L

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@Flugi
Danke Bernhard, für die super Zusammenfassung!
Gerade auch hinsichtlich der Rolle des MfS. Aus heutiger Perspektive schon verwunderlich, Anspruch und Wirklichkeit lagen da wohl schon ein ganzes Stück auseinander.
 
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