Zeit für ein bisschen Spekulation!
Was hätten wir denn gerne als Seezielflugkörper für die Poseidons?
Integriert sind (bzw. werden) Harpoon, SLAM-ER und LRASM.
Das Gute: Für alle drei gibt es laufende Produktionslinien.
Das Schlechte: Keiner der drei ist anderweitig für den Einsatz bei der Bundeswehr geplant.
Aktuelle Harpoon Block II gibt es bereits für
1,4 Mio $ pro Stück. Die haben auch ein paar Goodies wie GPS-Navigation an Bord (ursprünglich entwickelt für SLAM-ER). Doch ansonsten sind die eigentlich konzeptionell überholt und die Reichweite mit 124 km (für Start vom Schiff aus) vielleicht eher an der unteren Grenze, was man sich für ein MPA wünscht. 221 kg Gefechtskopfmasse sind Standard.
SLAM-ER liegen mit 270 km Reichweite und 360 kg Gefechtskopf schon eine ganze Nummer darüber. Auch die Fähigkeit, mittels
Zwei-Wege Datenlink auf die IR-Bilder des Suchkopfs zugreifen zu können, erscheint recht attraktiv. Dafür kostet ein Flugkörper aber auch schlappe
3,0 Mio $ pro Stück. Unklar für mich bleibt, wie durchsetzungsfähig SLAM-ER gegen moderne (schiffsgestützte) Fla-Systeme ist.
High-End-Lösung wäre natürlich die Beschaffung von LRASM, deren Integration in die P-8 nach Planung der US Navy bis 2026 erfolgen soll. 450 kg warhead und geschätzte 560 km Reichweite sind natürlich eine Hausnummer. Suchkopf und Flugkörperform ebenfalls top of the pops.
Entsprechend liegt das Teil bei locker 4,0 Mio $ Stückkosten.
Meine 2cents:
LRASM ist für die meisten Einsatzgebiete der Bundeswehr ein Overkill. Natürlich wären ein paar davon schön als Abrundung nach oben, aber realistischerweise wird sich die Marine keine 2 oder 3 unterschiedlichen AShM-Typen (allein für ihr MPA) auf Lager legen.
SLAM-ER wäre interessant, nicht zuletzt wegen der Fähigkeit zur Bekämpfung von Landzielen. Aber aus finanziellen und strukturellen Gründen sehe ich das Teil nicht. Das gibt doch nur wieder Ärger mit der Luftwaffe, wer jetzt mit Marschflugkörpern Landziele bekämpfen darf. Oben drauf kommen industriepolitische Erwägungen, dass z.B. MBDA für solche Zwecke lieber eigene Produkte verkaufen möchte.
Somit läuft es wohl auf Harpoon hinaus. Hauptaugenmerk der Poseidons wird ohnehin die U-Boot-Jagd sein, aber dann hat man immerhin was halbwegs brauchbares, falls man doch in die Verlegenheit kommen sollte, Schiffe bekämpfen zu müssen.
Es bleiben für mich trotzdem zwei offene Punkte:
1. Wie groß ist der Aufwand, einen neuen Munitionstyp in die Bundeswehr einzuführen (auch wenn der natürlich schon vom Herstellerland integriert ist)?
Und damit zusammenhängend:
2. Lohnt sich die Integration eines neuen Seezielflugkörpers, der im eigenen Bereich bereits vorhanden ist, in das Flugzeug?
Erste Kandidaten ist dafürlich natürlich die NSM (bzw. JSM). Zwar deutlich kleiner als eine Harpoon (125 kg Gefechtskopf) hat sie trotzdem eine höhere Reichweite (185-500 km). Da NSM von deutscher, norwegischer, australischer und US Marine genutzt werden wird, bietet sich deren Integration geradezu an. Realistischerweise wird das nur erfolgen, wenn die USA das Vorhaben voranbringen. Noch scheint es keine Planungen dafür zu geben, aber die NSM breiten sich auch bei den US-Streitkräften immer weiter aus. Das wäre dann natürlich der Flugkörper der Wahl für die Marine.
(Theoretisch kann die NSM/JSM-Integration auch ohne die US Navy starten. Die JSM wurde primär auf Betreiben der Norweger in die F-35 integriert und hat jetzt schon diverse internationale Verkaufserfolge verbuchen können.)
[Daten ohne Quellenangabe sind den englischsprachigen Wikipedia-Seiten entnommen.]