Air Berlin

jackrabbit · 16.08.2017

Hallo,

Jumo 004 schrieb:
Was ist ein Anwalt? Jemand, der für einen Auftraggeber dafür bezahlt wird, ...

das weiß der Anwalt auch. Deswegen kenne ich auch keinen Rechtsanwalt, der ohne einen Termin zu haben zur Gegenseite reist,
dort um Einlass bittet, der ihm selbstverständlich verwehrt wird, und damit nur Kosten erzeugt.
So naiv ist kein Anwalt.. :rolleyes1:

Grüsse

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Schorsch · 16.08.2017

innwolf schrieb:
Hallo,
warum bis Ende November mit Staatsgeld den Flugbetrieb aufrecht erhalten? Aus einer gewissen Verantwortung für Deutsche Staatsbürger im Ausland ergäbe sich höchstens ein Grund die nächsten 2 Wochen ausschließlich Rückholflüge abzuwickelen. Daher die Maschinen in die Urlaubsdestinationen leer auszufliegen und die Bürger mit gestundetem Ticketpreis heimzuholen.

( Für die Bundesregierung böten sich Dreieckskurse an, Abschiebeflug nach Afghanistan, leer nach Thailand, Deutsche zurück nach Frankfurt, Kosten sparen! FRA-Libyen-Tunesien-FRA wäre auch eine Route )

Im Übrigen ist eine Fluglinie die auch nach 39 Jahren immernochnicht in der Gewinnzone ist wohl überflüssig und zu recht pleite, sollte verschwinden.

Wenn ich beim Gebrauchtwagenhändler 6000€ bezahle, der mir den Wagen mitgibt, verspricht morgen den Brief umgemeldet vorbeizubringen und über Nacht Konkurs anmeldet hlft mir die Bundesregierung auch nicht. Oder bei Bauafträgen mit Abschlagszahlungen....

So, ganz klar: Dein Argument ist falsch. Du rechnest die Kosten sehr plakativ, und dadurch eben falsch (so ein bisschen AB-mäßig).

Am Ende fließt der Großteil der 150 Millionen EUR zurück.
Würde man dies nicht machen, würde folgendes passieren:
- AB würde sofort den Betrieb einstellen
- alle Flieger müssten umgehend zurück gegeben werden
- alle Strukturen würden schnell erodieren (Leute finden neue Jobs)
Dann aus dem Scherbenhaufen wieder etwas funktionierendes zu machen ist dann schwierig bis unmöglich. Flugzeuge sind teilweise weg, Strukturen zerschlagen, Vertrauen verloren.
Finde ich innerhalb von zwei Wochen eine Lösung, die dem Passagier zusichert, dass er ohne Sorgen buchen kann (etwa indem seine Reise durch die LH-Gruppe garantiert wird), habe ich nur wenige Tage mit zunehmend schlechter Auslastung (jetzt würde ich auch nicht buchen).

Sichere ich hingegen einen erheblichen Teil der Arbeitsplätze und entlasse nur einen kleinen Teil in die unmittelbare Beschäftigungslosigkeit, dann spare ich volkswirtschaftlich Geld ein.

Der Betrieb der AB ist zwar defizitär, aber 90-95% ihrer Kosten decken sie ja.

Ich gehe davon aus, dass AB mit einem klaren Konzept um die Ecke gekommen ist, und das die Insolvenz jetzt auch "eingefädelt" worden ist.

innwolf · 16.08.2017

Hallo,
Der Betrieb der AB ist zwar defizitär, aber 90-95% ihrer Kosten decken sie ja.

Sagt der Heizungsbauer auch, mit meinen Angeboten und Preisen decke ich 95% der Kosten und unterbiete damit die Konkurenten, bitte gebt mir Staatsknete damit ich so weiter machen kann....

Und bald seit 40 Jahren wird an gewinnbringenden Konzepten für airberlin rumgebastelt....., erfolglos.

Und "Arbeitsplätze", wenn zu kostendeckenden Preise Nachfrage besteht werden diese Flüge dann auch bei anderen Linien gebucht und abgewickelt, inkl. des dafür nötigen Personalmehraufwand mittels Einstellungen.

innwolf · 16.08.2017

Hallo,
ich finde das deutsche Recht mit dem Reisesicherungsschein als Pflichtversicherung ist eine Frechheit und Bürgbevormundung. Warum sollte jemand für 7 Tage von Nürnberg nach Ruhpolding für den seltenen Fall daß der Reiseunternehmer pleite geht und keinen Rückreisebus stellen kann mich pflichtversichern, die Rückfahrt mit 2 Personen kostet mit dem Bayernticket keine 40€, dafür aber im Reisepreis 30€ aufgeschlagen, eine Frechheit!

Interessant wäre wieviel Bruttoeinnahmen seit 1994 damit gemacht wurden, wieviel tatsächlicher Regulierungsaufwand in der Gesamtsumme, welche Vertriebs- und Verwaltungskosten und wieviel Gewinn für die Betreiber?

2. Ist der Kostenanteil den Veranstalter an den Versicherer zahlen müssen auch wirklich risikoabhängig? Ich sehe nicht ein warum eine harmlose Reise nach Siena dann das Rückführugnsrisiko einer Tour nach Punta Arenas oder Nepal-Lukla subventionieren sollte.

Michael aus G. · 16.08.2017

innwolf schrieb:
Ich sehe nicht ein warum eine harmlose Reise nach Siena dann das Rückführugnsrisiko einer Tour nach Punta Arenas oder Nepal-Lukla subventionieren sollte.

Solidaritätsprinzip. Kosten werden immer sozialisiert und auf alle Unbeteiligten abgewälzt... :thumbup:

Hagewi · 16.08.2017

Michael aus G. schrieb:
Aus gutem Grund. Sonst würde ja die Insolvenzverschleppung ruchbar werden... Oder hat hier wirklich jemand geglaubt daß das mit AB nochmal waswird? Die Aktiva ist schon lange verschoben, nun können in aller Ruhe die Verluste sozialisiert werden...

Du hättest doch mal meinen Tipp zum Nachlesen beachten sollen.

koehlerbv · 16.08.2017

Zu "Michael aus G." sage ich jetzt nix mehr, aber, lieber innwolf, Du solltest bitte mal die Gesamtkosten und -leistungen der Sieben-Tage-Reise nach Ruhpolding nennen und das ausführende Unternehmen angeben, damit man den Versicherungspreis überhaupt einschätzen kann. Die Rückreise wird ja nur einen Bruchteil der versicherten Leistung betreffen.

LFeldTom · 17.08.2017

innwolf schrieb:
Hallo,
ich finde das deutsche Recht mit dem Reisesicherungsschein als Pflichtversicherung ist eine Frechheit und Bürgbevormundung. Warum sollte jemand für 7 Tage von Nürnberg nach Ruhpolding für den seltenen Fall daß der Reiseunternehmer pleite geht und keinen Rückreisebus stellen kann mich pflichtversichern, die Rückfahrt mit 2 Personen kostet mit dem Bayernticket keine 40€, dafür aber im Reisepreis 30€ aufgeschlagen, eine Frechheit!

Da du ja anscheinend Einblick in die Kalkulation hast, könntest du uns ja mal teilhaben lassen. Nur weil irgendwo steht, dass es einen Aufschlag von 30 Euro gibt heißt das nicht, dass der Preis ohne diesen Aufpreis am Ende auch wirklich 30 Euro geringer wäre. Die Branche neigt dazu alle möglichen Gebühren auf dem Papier aufzubauschen.

innwolf schrieb:
2. Ist der Kostenanteil den Veranstalter an den Versicherer zahlen müssen auch wirklich risikoabhängig? Ich sehe nicht ein warum eine harmlose Reise nach Siena dann das Rückführugnsrisiko einer Tour nach Punta Arenas oder Nepal-Lukla subventionieren sollte.

Natürlich nicht. In der Versicherungsbranche herrscht völlige Konkurrenzlosigkeit. Die Veranstalter achten bei ihren Versicherungen genauso wenig auf die Kosten wie du bei deiner Autoversicherung. Oder hast du schon mal gehört, dass z.B. verschiedene Motorisierungen verschiedene Tarife bedingen. Das würde doch nie eine Versicherung machen.

Finde den Fehler...

Schorsch · 18.08.2017

Es scheint sich eine Lösung abzuzeichnen:
- LH übernimmt etwa 90 der 144 AB-Flieger
- darin enthalten: Niki und die Langstrecke
- der Rest dann vielleicht teilweise an Condor, sowie EasyJet
- aufgrund wettbewerbsrechtlicher gründe müsste LH Landerechte abtreten
Verhandlungen um Air Berlin: Lufthansa darf als erste starten

ramier · 18.08.2017

innwolf schrieb:
Und bald seit 40 Jahren wird an gewinnbringenden Konzepten für airberlin rumgebastelt....., erfolglos.

...so ganz stimmt das nicht. Air Berlin war teilweise sehr erfolgreich. Zu Zeiten als sie noch als Air Berlin USA fungierte und Charterflüge von West-Berlin angeboten hat. Dann später als sie mit dem Mallorca Shuttle langsam zu Nummer 2 in Deutschland aufgestiegen ist.
Fehler waren zu viele Zukäufe, zu schneller Wachstum bedingt durch die Hoffnung auf den BER (das ist nicht unbedingt ihr Fehler), jahrelang gemischte Flotte von Airbus und Boeing - man hätte bei einer reinen 737 Flotte bleiben sollen oder einen kompletten Wechsel zur Airbus machen müssen. Günstiger wäre es aber wohl gewesen bei der 737 zu bleiben und dann auf Langstrecke die 787 zu nehmen (war ja auch bestellt und bei Norwegian funktioniert dieser Mix wunderbar).
Das Hybridkonzept sehe ich nicht als großen Fehler an - das hat m.E. ganz gut funktioniert. Ryanair, Norwegian, Easy fliegen ja auch sowohl Warmwasserziele als auch Städteverbindungen.

Schorsch · 18.08.2017

ramier schrieb:
...so ganz stimmt das nicht. Air Berlin war teilweise sehr erfolgreich. Zu Zeiten als sie noch als Air Berlin USA fungierte und Charterflüge von West-Berlin angeboten hat. Dann später als sie mit dem Mallorca Shuttle langsam zu Nummer 2 in Deutschland aufgestiegen ist.
Fehler waren zu viele Zukäufe, zu schneller Wachstum bedingt durch die Hoffnung auf den BER (das ist nicht unbedingt ihr Fehler), jahrelang gemischte Flotte von Airbus und Boeing - man hätte bei einer reinen 737 Flotte bleiben sollen oder einen kompletten Wechsel zur Airbus machen müssen. Günstiger wäre es aber wohl gewesen bei der 737 zu bleiben und dann auf Langstrecke die 787 zu nehmen (war ja auch bestellt und bei Norwegian funktioniert dieser Mix wunderbar).
Das Hybridkonzept sehe ich nicht als großen Fehler an - das hat m.E. ganz gut funktioniert. Ryanair, Norwegian, Easy fliegen ja auch sowohl Warmwasserziele als auch Städteverbindungen.

Air Berlin hat ganz prima funktioniert:
- für Passagiere: deutlich geringere Preise, Schokoherzen
- für Beschäftigte: Lohn und Brot für Jahre, ggf. Schokoherzen
- für die Lufthansa: Rammbock bzw. Schutzschild gegen easyJet und Ryanair, da Margen recht niedrig; somit keine sonderlich etablierte Ops der ansonst recht großen in Europa innerhalb Deutschland (anders als in Italien, Spanien, Frankreich, UK), keine Schokoherzen
- Flugzeugindustrie und Leasingleute: Flieger verkauft, 17-mal umgepinselt, und Leasing-Rate kam stets pünktlich, ebenfalls nur Fallweise Schokoherzen

Schlecht war es für Aktionäre und Gläubiger, und speziell für die Leute vom Golf. Die haben ordentlich Geld verbrannt.

Also: dem herkömmlichen Management-blödfindenden FF-Teilnehmer müsste AB eigentlich prima gefallen. Irgendwie der Robin Hood unter den Airlines: den Banken und Scheichs nehmen, den Passagieren und Angestellten geben.

atlantic · 18.08.2017

Schorsch schrieb:
Irgendwie der Robin Hood unter den Airlines: den Banken und Scheichs nehmen, den Passagieren und Angestellten geben.

Der ist gut :014:

nur leider haben sie die Paxe und auch die Angestellten ebenso über den Tisch gezogen :thumbsup:

nebenbei hab ich heute im Radio gehört das ein sehr bekannter ebenfalls an der Airline interessiert ist.

Mister Wöhrl aus Nürnberg = DBA und andere kleinere Airlines

Nach Insolvenz: Wöhrl will für Air Berlin bieten

sixmilesout · 18.08.2017

Wöhrl wäre immerhin noch 1000 x besser als das vollkommende Monopol der LH.

ramier · 18.08.2017

Die Scheichs haben sich

sixmilesout schrieb:
Wöhrl wäre immerhin noch 1000 x besser als das vollkommende Monopol der LH.

Auch die Marke würde erhalten bleiben.......

mcnoch · 18.08.2017

Der 2016 in Insolvenz gegangene, ehemalige Nürnberger Textilunternehmer Hans Rudolf Wöhrl will die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin übernehmen. Über eine Münchner Kanzlei hat seine Vermögensverwaltung INTRO-Verwaltungs GmbH eigenen Angaben zufolge ein formelles Angebot abgegeben.

Verkaufsverhandlungen: Nürnberger Unternehmer Wöhrl bietet für Air Berlin - SPIEGEL ONLINE - Wirtschaft

Manchmal weiß man nicht, ob man Lachen oder Weinen soll.

Unwissend · 18.08.2017

Eher weinen.
Ist den irgendwo bekannt gegen worden warum Air Berlin trotz Zusagen kein Geld mehr vom Golf bekam?
Was ja letztendlich die Insolvenz auslöste.
Grüße

Nummi · 19.08.2017

Einer der Gründe war der dämliche Wechsel des Bodendienstleisters in TXL. Durch die Vesrpätungen und Flugausfälle kam es zu erheblichen Mehrkosten. Etihad geht es im Moment auch nicht blendend. Ich kann schon nachvollziehen dass man am Golf schlechtem Geld kein gutes mehr hinterher werfen wollte.

mcnoch · 19.08.2017

Unwissend schrieb:
Ist den irgendwo bekannt gegen worden warum Air Berlin trotz Zusagen kein Geld mehr vom Golf bekam?

Es heißt (Hörensagen aus Gerichtskreisen), dass Ethiad im Rahmen der angekündigten Neubewertungen/Abschreibungen in seiner eigenen Bilanz auch die Werte der Airlines neubewertet hat, an denen sie Anteile hält.
Dabei soll man für Air Berlin angesichts der Situation nicht mehr mit dem üblichen Verkehrswert, sondern mit dem Zerschlagungswert gerechnet haben. Basierend darauf, durfte Ethiad nach nationalem Recht sein Investment in AB nicht mehr fortführen.

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mcnoch · 20.08.2017

Wie es zu erwarten war, AB bestätigt, dass alle Forderungen von Passagieren wegen Verspätungen und Ausfällen vor dem Insovenzantrag nicht mehr bedient werden, sondern nur noch Masseforderungen sind. Gleiches gilt für Gutscheine.
Für die nach dem Tag des Insolvenzantrags durchgeführten Flüge solle es aber wieder Entschädigungen ggf. geben, denn wenn der Ticketverkauf für die Zukunft jetzt einbricht, ist AB sofort pleite, da nützt dann auch kein 150 Mio€ Kredit mehr, schließlich lebt AB von den jetzt hereinkommenden Einnahmen, egal wann es die Leistung durchführen soll. Ticketkauf mit Vorkasse ist also eine Wette auf den Fortbestand der Fluggesellschaft.

Insolvente Fluggesellschaft: Air Berlin erstattet alte Tickets nicht mehr

Unterdessen bereitet AB bereits die Entlassung nicht mehr benötigter Mitarbeiter im Verwaltungsbereich vor.
Forderungen einzelner NRW-SPD Politiker nach Verstaatlichung von AB darf man als Bundestagswahlkampfgerede ignorieren.

Philipus II · 20.08.2017

Forderungen, die nach der Insolvenz entstehen, also beispielsweise für nach der Insolvenz gebuchte, aber dann nicht oder verspätet durchgeführte Flüge, werden im deutschen Insolvenzrecht gegenüber älteren Forderungen privilegiert. Entschädigungszahlungen für Flugverspätungen neu gebuchter Flüge sind daher keine Kulanz oder Marketing-Maßnahme, sondern rechtlich kaum zu vermeiden.

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