Alte Fotos aus der Doppeldecker-Ära

Nordflug · 15.05.2018

Moin, moin Ledeba,
besten Dank für diese Infos!
@ Junkers-Peter und Merlin2017 : Vielleicht wurde das Foto irgendwann in den 50er/60er Jahren nachträglich datiert, von einem der damals "dabei" war, der sich aber beim korrekten Datum vertan hatte?
Nordflug

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Nordflug · 18.05.2018

Hallo,

wie angekündigt habe ich in Sachen Wanke aus Coswig mal nachgehakt und mich mit dem Stadtarchiv in Coswig in Verbindung gesetzt. Von dort bekam ich heute den Hinweis auf das Coswiger Heimatblatt Ausgabe 1/2012.
Darin findet sich ein kleiner Artikel zu "unserem" Wanke Eindecker, deren Essenz ich euch nicht vorenthalten möchte.
Wie es scheint, zeigen meine Fotos und das auf den vertriebenen Postkarten zu sehene Fluggerät eine fortgeschrittene Ausbaustufe des Eindeckers. Der als Techniker firmierende Wanke begann mit dem Flugzeugbau 1912 mit der Hilfe eines Tischlers und den Gebrüdern Weiß. Es entstand ein Doppeldecker, der jedoch bei zwei Startversuchen nicht über ein paar Hüpfer hinaus kam, beim zweiten Versuch sogar zu Bruch ging. Getestet wurde noch in Coswig. Bis Jahresende 1913 entstand dann das auf meinen Fotos und auf den Postkarten zu sehende Flugzeug im Stil einer Taube. Dieses Flugzeug wurde im Mai/Juni 1914 in Wittenberg/Teuchel getestet, ebenso wie ein besorgter "Harlan" Eindecker, den Wanke neben seinem Eigenbau dort ebenfalls erproben wollte.
Was aus Wanke und seinen aviatischen Ambitionen geworden ist, darüber schweigt der Artikel.
Meine Fotos werden wohl aus der Zeit des späten Frühlings, frühen Sommers 1914 aufgenommen worden sein.
Anbei zwei zeitgenössiche Artikel, die den Eindecker beschreiben. Dieser Typ ist auf jeden Fall geflogen.
Über die Motorisierung etc. wären Kommentare sehr willkommen.
Nordflug

ohne Quellenangabe, event. Coswiger Zeitung vom 27./28.Mai 1914

JohnSilver · 18.05.2018

Ich vermute, dass der Wanke Eindecker einen Haacke-Motor hat.
Vergleicht man den Motor auf den Fotos von dem Flieger mit dem Motor z.B. des Schulze Eindecker, so sieht dieser ziemlich identisch aus. Und dieser hatte ebenfalls einen Haacke.
Dazu passt auch die Leistungsangabe von 30 PS des Wanke Eindeckers im Typenhandbuch von Lange.

Nordflug · 18.05.2018

Hallo John Silver,
danke für Deinen Kommentar. Allerdings ist im Artikel von 1913 ist von einem Schröter-Motor die Rede....?
Nordflug

Samoljot · 18.05.2018

Apropos Vorkriegsflieger: In einer Illustrierten vom Januar 1912 habe ich diese beiden Fotos gefunden, leider nur mit den Infos, die darunter standen. Das Netz spuckt nichts aus, jedenfalls find ich nicht darüber. Weiß jemand mehr über dieses Marcay-Moren-Flugzeug?

JohnSilver · 18.05.2018

"Moren" in der Bildbeschreibung ist ein Druckfehler.
Googel mal nach Marcay-Moonen Monoplane, da findest Du einiges.

Samoljot · 19.05.2018

Ah, Danke für den Tip! :TOP:

Nordflug · 23.05.2018

Moin,
hatte ja versprochen die Rückmeldung des Stadtarchivs Coswig einzustellen.
Hier die freundliche Antwort auf meine Anfrage im Wortlaut:
"[N]achdem ich alle möglichen Quellen studiert habe, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Herr Wanke offensichtlich hier in Coswig (Anhalt) nur eine Gastrolle gespielt hat. Die Meldeunterlagen gehen nur bis 1950 zurück und in den Personenstandsbüchern ist er auch nicht vermerkt. Er ist weder in Coswig geboren, hat hier geheiratet und ist hier auch nicht verstorben. In den alten Telefonverzeichnissen aus den Jahren 1908, 1911 und 1919, welche mir vorliegen, ist er auch nicht aufgeführt."
Wahrscheinlich wird man daher nach biografischen Spuren woanders suchen müssen, eventuell in Wittenberg?
Gruß,
Nordflug

Aquilius · 23.05.2018

@#4018, #4042-4044 - Wanke Eindecker

Servus Nordflug,

hab vielen Dank für deine ergänzenden Beiträge und die Zeitungsartikel. Nach dem Bericht in der Coswiger Zeitung vom November 1913 muss man sich fragen, ob der "genaue Kenner" des Wanke Flugzeugbaus die Arbeiten Carl Wankes wirklich genau kannte, oder ob sich die Beschreibung auf einen anderen Flugzeugtyp bezieht. Ich tippe eher auf letzteres.

Deine Fotos des Wanke Eindeckers vom Frühjahr 1914 zeigen einen Einsitzer mit 35/40 PS Haacke HH2 Motor. Hier kann ich Robert nur beipflichten. Ich schätze die Tragflächenausmaße auf 12 bis höchstens 18 m² mit einer Spannweite von 7 bis 9 m und die Flächen entsprechen nicht dem, was unter einer "Taube" verstanden wurde.

In dem Zeitungsartikel wird ein Zweisitzer nach Taubenbauart (wahrscheinlich ähnlich den Harlan Modellen) beschrieben, der bei 11,50 m Spannweite mit 25 m² eine deutlich größere Tragfläche haben sollte. Der benannte 70 PS Schröter Motor war ein 4-Zylinder Reihenmotor.

Demnach hat Wanke nach dem Doppeldecker offenbar noch einen weiteren Eindecker gebaut, bevor im Frühjahr 1914 der (bekannte) Sport-Eindecker entstand. Soweit ich weiß, ist dieser Einsitzer der einzige Wanke Apparat, von welchem Bilddokumente überliefert sind. Mir war bis dato auch nur bekannt, dass Wanke an einem anderen, größeren Eindecker gearbeitet hat. Von dessen Schicksal hab jedoch auch ich nichts vernommen. Der Doppeldecker war mir bisher völlig unbekannt...

Grüße aus dem Süden
Andreas

Nordflug · 24.05.2018

Hallo Andreas,
ihr seid die Experten, ich kann nur auf das damals Geschriebene verweisen. Allerdings kenne ich mich ganz gut in den Praktiken des Zeitungsmachens um die Jahrhundertwende aus und würde den Hinweis auf "den genauen Kenner des Werks" mit Wanke selbst oder einem engen Mitarbeiter in Verbindung bringen. Welcher der vermeintlichen Flugapparate da nun genau beschrieben steht, das bleibt an euch zu erklären ;-)
Schöne Grüße,
Nordflug

Junkers-Peter · 02.06.2018

Die Lockheed Vega gilt neben ihrer Nachfolgerin Orion als Ausgangspunkt für weitere kleine und schnelle Verkehrsflugzeuge von Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre. Die Vega, hergestellt ab 1927 von der damals noch relativ unbekannten Firma Lockheed, wies einige bedeutende Neuerungen auf, darunter die aerodynamisch günstige Formgebung als freitragender Hochdecker sowie die NACA-Haube. Baustoff war allerdings Holz.

In Deutschland waren die Vega und Orion Anlass für die Firmen Heinkel und Junkers, sich ebenfalls mit dem Schnellverkehrsflugzeug zu befassen, Dabei kamen die He 70 (Gemischtbauweise) und Ju 60 (Ganzmetall) heraus.

Die im Foto zu sehende Vega NC-934-Y gehörte Margery Durant, der Tochter des Gründers von General Motors. Sie hatte das Flugzeug auf den Namen "Ariel" getauft. Anfang der 30er Jahre unternahm sie eine Weltreise mit dem Flugzeug, die sie auch nach Deutschland und Bremen führte, wo das schöne und detailreiche Foto entstand. Das Flugzeug soll Mitte 1934 bei einem Unfall in Pittsburgh verlorengegangen sein.

Nordflug · 02.06.2018

Hallo,
das Flugzeug gefällt mir. Für mich sieht das Flugzeug von seiner Erscheinung her jünger aus als Anfang 1930er Jahre.
Nordflug

Junkers-Peter · 02.06.2018

Der Entwurf der Vega stammt sogar von 1927. Die Entwicklungsgeschichte läßt sich z.B. bei Wiki nachlesen. Ja, das Flugzeug sieht für seine Zeit sehr modern aus. Nicht umsonst war es richtungsweisend für weitere Entwicklungen und gilt als ein Meilenstein der Luftfahrt - obwohl es in gar nicht so großen Stückzahlen hergestellt worden ist.

Ich habe gerade gesehen, dass man bestimmte Einzelheiten durch das Hochladen im Forum nicht mehr erkennen kann. Anbei noch zwei Details: Der Name der Besitzerin des Flugzeuges im Bugbereich und die Typenbezeichnung am Seitenleitwerk

stevoe · 02.06.2018

Junkers-Peter schrieb:
...Anbei noch zwei Details: Der Namen der Besitzerin des Flugzeuges im Bugbereich und...

die Beine der Besitzerin :wink2:

Junkers-Peter · 02.06.2018

Aaah, ok. Das kann natürlich sein. Hab ich übersehen. :thumbsup:

Nordflug · 03.06.2018

Sehr schön, danke für die Details. Beim letzten Beine-Ausschnitt sieht man, daß der Fotograf eine ziemlich lange Belichtungszeit eingestellt hat ("Phantombein". Festgehalten wurde der Moment des Überganges vom ersten Schritt von der Leiter, dann wurde das Spielbein an das Standbein herangezogen). Da das Foto sonst scharf ist, gehe ich von einer Stativaufnahme aus. Ansonsten wäre das Foto verwackelt. Auch der Herr 2vr bewegte sich, während die anderen Herren hanseatisch stoisch verharrten.
Nordflug

Junkers-Peter · 03.06.2018

Ich denke, es handelt sich um ein Foto eines professionellen Fotografen. Ein Händler verkauft seit einigen Wochen bei ebay eine große Sammlung von Fotos, die mit der Bremer Luftfahrt zusammenhängen, darunter auch Bilder vom Bremer Flughafen und von Focke-Wulf aus den 20er und 30er Jahren. Manche Fotos haben einen Stempel der Bremer Flugplatzgesellschaft. Bloß schade, dass die Fotos nun in alle Winde zerstreut werden. Ein paar wenige habe ich mir gesichert, darunter auch das der G 24 D-896:

Nordflug · 03.06.2018

Hallo,
ja da sind interessante Fotos dabei. Sehr schade, daß die auseinader gerissen werden. Mir sind sie allerdings in der Regel zu teuer.
Gut, daß wenigstens einige in guten Händen landen ;-)
Gruß,
Nordflug

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AGO Scheer · 03.06.2018

Habe mir aus dem Konvolut drei S24-Fotos gesichert. U.a. die Taufe vom "Kiwitt", dessen Bruch ich hier schon veröffentlicht hatte.

Nordflug · 03.06.2018

Glückwunsch René!
hatte es in Beobachtung, hab aber nicht mitgeboten.
Gruß,
Nordflug.
PS: Zwei Luftbilder waren fälschlich mit Bremen bzw. Brhv. beschrieben. Es sind aber Fotos von der Alster (also HH).

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