Nr. 4 war ja die Halle, in der die Prüfstation namens "Ingul" (ist, glaube ich, ein Fluß in Sibirien - eine häufig verbreitete Form der Namensgebung, so hieß eine Bordaufzeichnungsanlage in einer hydroakustischen Boje der Marineflieger z. B. Ja'usa, einem Fluß in oder bei Moskau) aufgebaut war. So sehr ich mir auch den Kopf zerbreche, weiß ich doch nicht mehr, wie diese Halle im Sprachgebrauch unserer Einheit genannt wurde. Das angehängte Bild zeigt die Halle von der schon beschriebenen "Platte" aus. Ganz links sind große Hallentore zu erkennen, hinter denen u. a. R-23 gelagert wurden. Noch weiter links, quasi an der Gebäudeecke (außerhalb des Bildes) stand immer der Stickstoffhänger, von dem aus Rohrleitungen ins Halleninnere verliefen. Der Stickstoff war notwendig, weil die Suchköpfe der Infrarot-Raketen ein Ziel um so deutlicher bzw. frühzeitiger wahrnahmen, wenn die Temperaturdifferenz vergrößert wurde, also kühlte man die Suchköpfe. Der Hänger war der schwerste von allen und wog neun Tonnen. Ich durfte ihn bei der im Januar 1985 erfolgten Verlegung nach Trollenhagen mit meinem W50 ziehen (dessen erlaubte Anhängelast wohl gar nicht dafür vorgesehen war), doch trotz Eis und Schneematsch auf den Straßen sind wir glücklich angekommen. Die offenen Stellflächen unterm Schleppdach (aber nicht alle) wurden mit diversen Fahrzeugen bzw. Anhängern belegt. Ganz rechts stand unser Ural-Kran, der uns viel Schlepperei abnahm, denn die R-23 wog alleine schon viel, aber noch mehr mit ihrer Transport- und Lagerkiste. Der Ural war wirklich unverwüstlich. Wenn im Winter nichts mehr ansprang (das bezog sich vor allem auf die W50) - der Ural wußte, daß er aus einem Land mit tiefen Wintertemperaturen stammte, und schleppte einen W50 auch mal durch 70 cm hohen Neuschnee. (Der Stammfahrer verstand sich darauf, vor dem Verlassen der TDZ Fehlzündungen zu erzeugen. Da das Auspuffrohr in Richtung geöffneter Tür der Unterkunft stand, hat es die Jungs drinnen immer ziemlich zucken und "aufhorchen" lassen - ein kleiner Abschiedsgruß, wenn der Kran zum Flugplatz gerufen wurde.) In der linken Bucht stand eine UKS. Dabei handelte es sich um ein Druckluftaggregat, das 300 atü erzeugte, die erforderlich waren, um die Prüfstation zu versorgen (die wiederum benötigte die Preßluft zur Steuerung der Raketenruder während der Tests, was ziemlich drollig aussah, weil die relativ kleinen Ruderausschläge sehr schnell erfolgten und das fast wie ein Zittern aussah). Die UKS hat einen Höllenlärm verursacht. Ich habe immer gescherzt, das Sicherheitsventil unwirksam zu machen, wenn die Amerikaner mal um die Ecke kämen und sich die Höllenmaschine hätten näher betrachten wollen ...
Im Gebäude gab es auch Prüfmöglichkeiten für die R-3S (aber die erschien uns ja veraltet, weil wir die R-60 kannten und besaßen) sowie einen Batterieladeraum (wen es interessiert).
Am linken/westlichen Rand der "Platte" (also nahe des Stickstoffhängers) wurden verschiedene LKWs geparkt: Zwei GAZ-66, zwei oder drei W50 (hießen die nicht W50LA/PV für Pritsche verlängert?), ein W50 mit Ladekran hinterm Fahrerhaus, ein ZIL-131(?) - erst- und letztgenannte gehörten zum Lieferumfang der Prüfstation, falls die mal dezentralisiert werden mußte und wurden dementsprechend nur selten bewegt (wir wollten gar zu gern wissen, ob die GAZ-66 die 110 ... 115 km/h erreichten, wie behauptet, denn unsere alten W50 waren schon gut drauf, wenn sie auf der parallel zu den Dünen verlaufenden "langen Geraden" an den 70 km/h kratzten. Pech, wenn wie in meinem Fall, ein sich an den erlaubten 60 km/h hochziehender Hauptmann der Wachkompanie in seinem Trabbi hinterherfuhr, der dann beim zwangsläufigen Halt am KDL-2 eine "Runderneuerung" vornahm ... ) Außerdem hatten wir noch einen UAZ-469 (ob die Typennummern alle stimmen?), aber auch der war eher ein Museumsstück, weil ziemlich selten bewegt, einen Barkas für die tägliche Nahrungs- und Postbeschaffung in Karlshagen, sowie einen Multicar.