Vorgeschichte und Folgen des Hitler Stalin Pakts

Diskutiere Vorgeschichte und Folgen des Hitler Stalin Pakts im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Die Kausalkette beginnt abrer nicht erst an diesem Datum, sondern sie endet vorläufig für Polen. Das Problem wurde ursprünglich durch Woodrow...
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Michael aus G.

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Vielleicht kannst du deine Kausalkette noch mal neu erstellen. Einfach mal an den Anfang setzen: kein Überfall auf Polen am 01.09.1939.
Die Kausalkette beginnt abrer nicht erst an diesem Datum, sondern sie endet vorläufig für Polen. Das Problem wurde ursprünglich durch Woodrow Wilsons Punkt 13 seiner 14-Punkte Erklärung, worin die Errichtung eines „die von einer unbestreitbar polnischen Bevölkerung bewohnten Gebiete“ umfassenden Polen mit freiem und gesichertem Zugang zum Meer als Kriegsziel der Alliierten definierte. Durch die Bildung der Baltischen Republiken und Polens sollte eine Puffer zwischen dem ehemaligen Deutschen Reich und Russland installiert werden.

Doch weder die Staatsform noch die Grenzen des neu entstandenen Polens waren zu diesem Zeitpunkt festgelegt. Im Versailler Vertrag erhielt Polen fast die ganze ehemalige Provinz Posen und weite Teile Westpreußens (Pommerellen) links der Weichsel zugesprochen. In strittigen Gebieten um Allenstein, Marienwerder und in Oberschlesien sollten hingegen Volksabstimmungen entscheiden. Während es im südlichen Ostpreußen und in westpreußischen Plebiszitgebieten 1920 nur wenige Stimmen für Polen gab, und die Gebiete deshalb größtenteils bei Deutschland verblieben, stimmten 1921 in den oberschlesischen Abstimmungsgebieten immerhin 40,4 Prozent für Polen. Die folgende Teilung Oberschlesiens
durch den Völkerbund konnte auch der dritte schlesische Aufstand (Mai bis Juli 1921) nicht verhindern. Dabei wurde die Teilung von Deutschen und Polen gleichermaßen als ungerecht verurteilt. Polen erhielt den kohle- und industriereichen kleineren Ostteil mit Kattowitz und Königshütte, während das agrarisch geprägte Oppelner Land und kleinere Teile des
Industriegebiets bei Deutschland verblieben. Zu den strittigen Ergebnissen des Versailler Vertrags gehörte die Einrichtung eines 30-90 km breiten „polnischen Korridors“ durch Westpreußen, um Polen einen ungehinderten Zugang zur Ostsee zu ermöglichen sowie die Erklärung Danzigs zur „Freien Stadt“ unter der Aufsicht des Völkerbunds, was das deutsch-polnische Verhältnis ebenfalls in den folgenden Jahren belastete.
Es gab in Polen aber auch Kräfte die die Gunst der Stunde nutzen wollten.

Angesichts der militärischen Schwäche Sowjetrusslands an der Ostgrenze Polens versuchte Józef Piłsudski, vollendete Tatsachen zu schaffen, und löste mit einer Offensive im April 1920 den Polnisch-Sowjetischen Krieg aus. Er lehnte die so genannte „Curzon-Linie“, die ungefähre Grenze der geschlossenen polnischen Siedlungsgebiete am Bug, als polnische Ostgrenze ab und versuchte, Polen in den Grenzen aus der Zeit vor den Teilungen als föderativen Staat wieder herzustellen. Nach einem dramatischen Kriegsverlauf, bei dem die polnischen Truppen zunächst Kiew eroberten, wenig später Warschau verteidigen mussten („Wunder an der Weichsel“, 1920), dann aber im Gegenschlag wieder östliche Gebiete eroberten, wurde im Frieden von Riga im März 1921 die Grenze rund 150 km östlich der Curzon-Linie festgelegt. Das überwiegend polnisch besiedelte Wilnaer Gebiet kam 1920 gegen den Willen Litauens in einer Militäraktion unter polnische Hoheit. Polen war nun rund 388.000 km² groß und hatte über 27 Millionen Einwohner, von denen jedoch nur 19 Millionen Polnisch als ihre Muttersprache betrachteten. Die größten Minderheiten waren Ukrainer, Juden, Deutsche,
Weißrussen und Litauer. Bis Ende der 1930er-Jahre stieg die Bevölkerungszahl auf 35 Millionen. Größte Stadt war die Millionenmetropole Warschau, gefolgt von Lodz, Lemberg, Posen, Krakau und Wilna.
Die nach 1918 häufig wechselnden Regierungen Polens gelang es allerdings nicht, bislang unterschiedliche Verwaltungs-, Rechts-, Verkehrs- und Bildungssysteme aus den ehemaligen Teilungsgebieten zusammenzuführen, die wirtschaftlichen und sozialen Unausgewogenheiten zu beseitigen und die nationalen Minderheiten zu integrieren.

Vor dem Hintergrund wachsender Korruption, politischer Instabilität, Streit um Ämter und Würden, vor allem aber angesichts einer seit 1925 bedrohlich werdenden Wirtschaftskrise mit steigender Arbeitslosigkeit und staatlicher Finanznot kam Piłsudski am 12. Mai 1926 durch einen Staatsstreich an die Macht. Er begann, gestützt auf seine außerordentlich große Autorität bei der Bevölkerung und auf die Loyalität der Streitkräfte, unter formaler Beibehaltung der Verfassung eine „moralische Diktatur“ zu errichten, die zu einer “Gesundung“ (poln. „Sanacja“) des politischen Lebens führen sollte. Im April 1935 wurde mithilfe eines „Ermächtigungsgesetzes“ vom März 1933 sogar eine auf Piłsudski zugeschnittene autoritäre Verfassung verabschiedet, doch nach seinem Tod am 12. Mai 1935 zerfiel das bisher vom persönlichen Prestige und Charisma Piłsudskis geprägte System zunehmend.
Ab 1928 bestanden sogar ernsthafte Pläne der polischen Militärregierung, in die militärisch schwache Weimarer Republik einzumarschieren. Dagegen wurde ab 1928 der Oder - Warthe Festbungsbogen gebaut.

Polen war infolge der umstrittenen Grenzziehung nach 1918 mit allen Nachbarn außer Rumänien und Lettland verfeindet. Durch das Bündnis mit Frankreich von 1921 war Polen wichtigstes Glied in dem zwischen der Sowjetunion und Deutschland gelegenen Staatengürtel, der von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. Die Kräfte Polens waren jedoch mit der Aufgabe, die beiden Nachbarn zu neutralisieren, überfordert. Die Weimarer Republik verweigerte eine von Piłsudski gewünschte Normalisierung, da sie eine Grenzrevision und militärische Gleichberechtigung forderte.
1927 übernahmen unter Stalin in der Sowjetunion und ab 1933 unter Hitler in Deutschland, dann endgültig die radikalen Kräfte die Macht.

Die Sowjetunion und das nationalsozialistische Deutschland nutzten die jeweiligen Nichtangriffsverträge mit Polen (1932 bzw. 1934) nur als Atempause auf dem Weg zur Revision der Versailler Friedensordnung. Als Polen 1938 Litauen zur Anerkennung der gemeinsamen Grenze zwang und sich durch die Annexion des Olsa-Gebiets an der Amputation der Tschechoslowakei nach dem Münchner Abkommen beteiligte, hatte es die Beziehungen zu zwei Nachbarn weiter vergiftet und seine moralische Position als östlicher Eckpfeiler des Westens zwischen den beiden totalitären Diktaturen Deutschland und Sowjetunion stark geschwächt.

Gleichzeitig drängte Adolf Hitler nach dem „Anschluss“ Österreichs und der Zerstückelung der Tschechoslowakei nunmehr auf eine Regelung der Danzig- und „Korridor“-Frage zugunsten Deutschlands. Er wollte Polen zu einem Vasallenstaat des Dritten Reichs degradieren. Die Zurückweisung seiner Avancen durch Polen und die britische Garantieerklärung für die „nationale Integrität“ Polens am 31. März 1939 nahm Hitler zum Anlass, im April einen Angriffskrieg vorbereiten zu lassen und den Nichtangriffspakt aufzukündigen. Ein am 23. August unterzeichneter deutsch-sowjetischer Nichtangriffsvertrag („Hitler-Stalin-Pakt“) sah in einem geheimen Zusatzprotokoll die Aufteilung Polens zwischen dem Dritten Reich und der Sowjetunion vor. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 löste Hitler den Zweiten Weltkrieg aus. Mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Ostpolen am 17. September 1939 wurde die „vierte Teilung“ Polens besiegelt.
Wer möchte jetzt einen Schuldigen benennen?
 

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Unternehmen Barbarossa | Wikiwand
Was dort zu den deutschen Motiven geschrieben wird, das sehe ich auch so und will es nur in soweit relativieren.
Dort wird mir nicht ausreichend nach Wunsch und Wirklichkeit unterschieden. Die finanzielle Situation begrenzte die deutsche Aufrüstung und damit die realen Möglichkeiten. Als ein Beispiel, Pferde statt Kfz für die Masse des Heeres. Das wurde dann möglichst nicht von der deutschen Wochenschau gezeigt.
Motorisierungsgrad der Wehrmacht - Forum der Wehrmacht

Auf Seiten Stalins war keine Fehlinterpretation möglich, als er mit dem kurzfristigen Abkommen 1939 den Deutschen den Weg frei machte und sein Abkommen mit Polen brach, so dass kein Zweifrontenkrieg, wie 1914, drohte. Noch vor dem 1.9. 1939 wurde festgelegt, wer was bekommt und wo sich beide Armeen treffen. Damit kam es auch zu einer gemeinsamen Grenze. Den Satz habe ich auf den Wunsch von Monitor eingefügt. Nicht umsonst wurde das geheime Zusatzabkommen solange geleugnet.
Gerade in einer Zeit als die Franzosen und Briten ernsthafte Anstrengungen für die eigene Ertüchtigung unternahmen und hofften zu einem Abkommen mit der SU zu kommen. Er war es ja auch, der die eigenen Streitkräfte enthauptet hatte und damit den Deutschen die nötige Zuversicht gab, möglichst bald, 1941 zu zu schlagen, obwohl die Briten weiterkämpften und so mindestens 1/3 der deutschen Kampfkraft banden und durch eine Blockade der Achsenmächte die Zufuhr von Rohstoffen für die Rüstung reduzierte.
Ihre aktive Unterstützung auf dem Balkan trug mit dazu bei, Barbarossa zeitlich zu verzögern und verschaffte der SU kostbare Zeit für die eigene Rüstung. Die jedoch bis zum 22.6. 1941 gegen das Embargo der kämpfenden Briten handelte.

Der Sino-Japanische Krieg war ein Kolonialkrieg, der nach den Ereignissen von 1939 in Europa auf deren Kolonien ausgeweitet wurde, bis er auf den Widerstand der USA traf.
Hull-Note – Wikipedia
Versucht man beide Schauplätze zeitgleich zu behandeln, dann wird es für einen Laien schnell unübersichtlich.
Die Entwicklung der Atomwaffen begann 1939 und wurde mit der erkennbaren Gefahr durch Deutschland begründet und wurde erst einsatzbereit, als der Krieg in Europa schon zu ende war. Da haben uns nur wenige Monate vor der Erfahrung bewahrt, die dann die Japaner machen mussten. Nur so an die Schreibtisch-Strategen, die sich ein anderes Ende des zweiten Weltkriegs vorstellen können, nach dem Motto, was wäre wenn.
 
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Michael aus G.

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Die Entwicklung der Atomwaffen begann 1939 und wurde mit der erkennbaren Gefahr durch Deutschland begründet und wurde erst einsatzbereit, als der Krieg in Europa schon zu ende war.
Gut, da kennen wir aber den Verantwortlichen. Albert Einstein.

“I made one great mistake in my life — when I signed the letter to President Roosevelt recommending that atom bombs be made; but there was some justification — the danger that the Germans would make them.”

„Ich habe einen schweren Fehler in meinem Leben gemacht – als ich den Brief an Präsident Roosevelt mit der Empfehlung zum Bau von Atombomben unterzeichnete; aber es gab eine gewisse Rechtfertigung dafür – die Gefahr, dass die Deutschen welche bauen würden.“

– Albert Einstein:
 
Jeroen

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Gut, da kennen wir aber den Verantwortlichen. Albert Einstein.
Dieser Brief war eine Initiative von Leo Szilard Eugene Wigner und Edward Teller, die dann Einstein uberzeugten auch zu unterschreiben.
Und jetzt moechtest Du nur ihm dafur verantwortlich machen?
 
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Kann mir mal jemand erklären, was diese krude Diskussion in einem FLUGZEUG-Forum zu suchen hat?
Wir waren bei der Ausgangsfrage, wie die deutsche Luftrüstung innerhalb von 4 Jahren den Bestand von quasi Null auf mehrere Tausend Flugzeuge hochfahren konnte. Das hätte eigentlich nicht sein dürfen, der Versailler Vertrag hatte dies verboten und der war gerade mal 14 Jahre her.
Mit Null Flugzeugen hätte man Polen nicht überfallen können.
 
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Seit den 20igern gab es in Zusammenarbeit mit der SU die Anstrengungen für eine "Risiko-Luftwaffe", die bis zur deutschen Kündigung des Versailler-Vertrages geheimgehalten wurde. Seit 1933 wurde diese Anstrengungen durch eine rasante Verschuldung vervielfacht. Allen Analysten wurde klar, würde dieser Kurs beibehalten, dann kommt es zum wirtschaftlichen Kollaps und damit zum Machtwechsel oder einen Krieg. Schon 1936 war dieser Punkt erreicht und erzwang Abstriche in der geplanten Aufrüstung. Zu dem Zeitpunkt wäre Deutschland nur durch eine kriegerische Intervention der Siegermächte zu stoppen gewesen. Doch dafür fehlte diesen so kurz nach der Weltwirtschaftskrise der politische Wille und die Bereitschaft der eigenen Bevölkerung. Immerhin begann man auch mit der eigenen militärischen Ertüchtigung und hoffte die Deutschen durch Zugeständnisse zu bremsen. Die gingen auch scheinbar darauf ein und betonten dabei immer ihren Willen den Frieden zu bewahren.
Was damals keiner wusste, die technische Entwicklung in den 30igern gab den Deutschen einen kurzfristigen Vorteil. Das Arsenal der 20iger war inzwischen veraltet, so das alle Mächte gezwungen waren ihre Streitkräfte zu erneuern, um sie relevant zu halten. Wer da schon ein größeres Arsenal hatte, das zur Erneuerung anstand, dem fiel es deutlich schwerer als jemand der nur ein kleines hatte und gerade erst mit der Aufrüstung begann.
Groehler S. 174 Wo es ab 1934 einen Generationswechsel bei den Flugzeugen gibt und jährliche Fortschritte im Motorenbau. [Indikator Geschwindigkeit]
Da war der spanische Bürgerkrieg von 1936-39, das Testfeld, wo man die technische Entwicklung beobachten konnte. Wer will kann ja vergleichen, welche Einsatzmuster den Beteiligten von Jahr zu Jahr zur Verfügung standen und ihre Spitzenstellung verloren. Wollte man da mithalten, dann bedurfte es schon Militärausgaben wie in Kriegszeiten. Die Franzosen wollten gerade ihre sozialen Errungenschaften genießen, die durch die Reparationszahlungen möglich wurden und fühlten sich durch die Maginot-Linie vor einem Angriff Deutschlands geschützt.
Es sind ja die vielen Details, die alle für das Verständnis der damaligen Ereignisse notwendig sind.
Polen hatte 1939 weder eine quantitative noch qualitative Luftwaffe, die es zu beachten galt, die jedoch für die mobile Kampfführung unerlässlich war.
 
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Seit den 20igern gab es in Zusammenarbeit mit der SU die Anstrengungen für eine "Risiko-Luftwaffe", die bis zur deutschen Kündigung des Versailler-Vertrages geheimgehalten wurde. Seit 1933 wurde diese Anstrengungen durch eine rasante Verschuldung vervielfacht. Allen Analysten wurde klar, würde dieser Kurs beibehalten, dann kommt es zum wirtschaftlichen Kollaps und damit zum Machtwechsel oder einen Krieg. Schon 1936 war dieser Punkt erreicht und erzwang Abstriche in der geplanten Aufrüstung. Zu dem Zeitpunkt wäre Deutschland nur durch eine kriegerische Intervention der Siegermächte zu stoppen gewesen. Doch dafür fehlte diesen so kurz nach der Weltwirtschaftskrise der politische Wille und die Bereitschaft der eigenen Bevölkerung. Immerhin begann man auch mit der eigenen militärischen Ertüchtigung und hoffte die Deutschen durch Zugeständnisse zu bremsen. Die gingen auch scheinbar darauf ein und betonten dabei immer ihren Willen den Frieden zu bewahren.
...
Genauso ist es gewesen. Steht auch hier:
Deutsche Flugzeugkennzeichen bis 1945 – Wikipedia
Am 26. Februar 1935 war der Zeitpunkt zur Enttarnung der bis dahin unter den seltsamsten Tarnbezeichnungen aufgebauten „Risiko-Luftwaffe“ gekommen. Risiko deshalb, weil man sich über das Verhalten der Haupt-Signatarstaaten von Versailles angesichts dieses klaren Verstoßes gegen den Vertrag nicht sicher war. Gegen ein Eingreifen dieser hochgerüsteten Staaten hätte diese in den Anfängen steckende deutsche Luftwaffe keinerlei Chancen gehabt. Bis auf diplomatische Proteste kam aber nichts…
Bei frühzeitigen Eingreifen der Westmächte als verantwortliche Vertragspartner des Versailler Vertrages hätte man diese Entwicklung stoppen können.
Man hat es nicht getan.
Und so hat die Entwicklung bis zum 01.September 1939 ihren Lauf genommen.

Ansonsten:
Die Zusammenarbeit mit den Russen hatte 1933 geendet. Drei Jahre später war man in Spanien sogar Kriegsgegner.
Der rasante Aufbau der Deutschen Luftwaffe erfolgte erst Mitte der Dreißiger.
 

alois

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Man hat aus damals gelernt, denn heute ist man rigoroser mit solchen Vorgaben. Man sehe die Flugverbotszone über dem Irak in den 90ern. Man sanktioniert heute gleich. Während der Völkerbund damals recht zahnlos war, ist die UN heute weit mächtiger. Aber selbst die UN hat ihre Grenzen, wie man an Nordkorea sehen kann. Aber immerhin macht man nicht nur Zusagen, sondern hat gleich an der Grenze Truppen stationiert.

Damals war es quasi das erste mal, dass man einem Land wie Deutschland solche strengen Vorgaben gemacht hat. Der Machtunterschied zwischen den europäischen Mächten war gar nicht so groß, sodass man einen erheblichen Aufwand hätte treiben müssen, um Deutschland wieder in die Schranken zu verweisen. Diesen Aufwand scheute man. Gerade Frankreich war während dem 1. WK zum Teil zerstört. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, dass sie dem nicht so große Beachtung geschenkt haben, da sie selbst damit beschäftigt waren, die Auswirkungen des 1.WK zu beseitigen. Der Krieg fand schließlich zum größten Teil auf ihrem Territorium statt. Keiner von ihnen hat sich anscheinend näher mit Hitler beschäftigt, ihn analysiert. Statt dessen dachte man, man könne ihn beschwichtigen, wenn man ihm Zugeständnisse mache. Auch daraus hat man wohl gelernt, da Geheimdienste heute von allen umfangreiche Dossiers anlegen, mit dem man zu tun hat. Weltpolitiker kennen sich heute fast schon, ohne sich je getroffen zu haben.

Eine Parallele zu damals sehe ich heute, in abgeschwächter Form, eher Richtung Orban.
 
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Es gab ja sogar einen interalliierten Luftfahrt-Überwachungsausschuß (> §210)
Der Versailler Vertrag (V.Teil)

Der interalliierte Luftfahrt-Überwachungsausschuß vertritt die Regierungen der alliierten und assoziierten Hauptmächte bei der deutschen Regierung in allem, was dei Durchführung der Bestimmungen über die Luftfahrt betrifft.

Dieser Ausschuß ist namentlich dazu berufen, den Bestand des auf deutschem Boden befindlichen Luftfahrzeugmaterials aufzunehmen, die Werkstätten für Flugzeug, Ballons und Luftfahrzeugmotoren, die Fabriken für Waffen, Munition und Sprengstoffen, die von Luftfahrzeugen verwendet werden können, zu besichtigen, alle Flugplätze, Hallen, Landungsplätze, Parks und Lager zu besuchen und gegebenfalls die Verbringung des erwähnten Materials an einen anderen Ort zu veranlassen und seine Auslieferung entgegenzunehmen.

Die deutsche Regierung hat dem interalliierten Luftfahrtüberwachungsausschuß alle Auskünfte und Unterlagen, deren Inhalt gesetzliche, Verwaltungsbestimmungen oder innere Dienstvorschriften bilden, sowie Unterlagen sonstigen Inhaltes zu liefern, die er für nötig erachtet, um sich über die vollständige Durchführung der Bestimmungen über Luftfahrt zu vergewissern, namentlich eine zahlenmäßige Aufstellung über das Personal im Dienste aller deutschen Flugverbände, sowie über das fertig vorhandene, in Herstellung befindliche oder bestellte Material, ferner eine vollständige*) Liste aller für die Flugfahrt arbeitenden Betriebsstätten nebst Angabe ihrer Lage, sowie aller Hallen und Landungsplätze.
 

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Wobei Du bewusst ignorierst, dass das Stoppen eine militärische Intervention bedeutet hätte bis hin zum Regime-Change. Dazu gab es in den Bevölkerungen der Signatarstaaten keinerlei Bereitschaft, die nur zu gerne den offiziellen deutschen Bekundungen zum Frieden glaubte. Sie hatte schlicht keine Ahnung, dass ein besiegtes Deutschland in so kurzer Zeit zur echten Gefahr werden könnte. Die Olympischen Spiele von 1936 spiegeln ja die damalige Stimmung sehr gut wieder und die Menschen damals kannten die Zukunft nicht und hatten keinen Grund auf verräterische Details zu achten.
Hochgerüstet im Sinne der zwanziger Jahre doch in den 30igern war es schon anders, beachte Groehler und den Generationswechsel. Die Franzosen gaben gerade ihr Geld für die Maginot-Linie aus, die ja 1940 noch nicht fertiggestellt war. Die Briten hatten nur ihre kleine Berufsarmee und hätten eine Mobilmachung gebraucht. Viele Historiker sind meist militärische Laien und schauen nur auf die nackten Zahlen..
Franzosen im Ruhrgebiet - Google-Suche
Solche Bilder waren in den 30 igern nicht mehr möglich.
 
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Wobei Du bewusst ignorierst, dass das Stoppen eine militärische Intervention bedeutet hätte bis hin zum Regime-Change. Dazu gab es in den Bevölkerungen der Signatarstaaten keinerlei Bereitschaft, die nur zu gerne den offiziellen deutschen Bekundungen zum Frieden glaubte. Sie hatte schlicht keine Ahnung, dass ein besiegtes Deutschland in so kurzer Zeit zur echten Gefahr werden könnte. Die Olympischen Spiele von 1936 spiegeln ja die damalige Stimmung sehr gut wieder und die Menschen damals kannten die Zukunft nicht und hatten keinen Grund auf verräterische Details zu achten.
Hochgerüstet im Sinne der zwanziger Jahre doch in den 30igern war es schon anders, beachte Groehler und den Generationswechsel. Die Franzosen gaben gerade ihr Geld für die Maginot-Linie aus, die ja 1940 noch nicht fertiggestellt war. Die Briten hatten nur ihre kleine Berufsarmee und hätten eine Mobilmachung gebraucht. Viele Historiker sind meist militärische Laien und schauen nur auf die nackten Zahlen..
Franzosen im Ruhrgebiet - Google-Suche
Solche Bilder waren in den 30 igern nicht mehr möglich.
Da stimme ich dir ja auch voll und ganz zu. Die Frage ist nur: warum wird immer punktgenau der Fokus auf den Deutsch-Sowjetischen Angriffspakt 1939 gesetzt, wenn es um die Auslösung des Zweiten Weltkrieges geht.
Der Nichtangriffspakt war nur eine Folge der laschen Haltung der Westmächte und nicht die Ursache des Zweiten Weltkrieges.
 

alois

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Weil vielleicht dieser Pakt noch das Tüpfelchen auf dem i war. Ohne diesen Pakt wollte Hitler wohl nicht Polen überfallen, weil ihm das Risiko zu groß war, dass die Russen sonst interveniert hätten, weil sie ja auch ihren Teil haben wollten. So hat man sich geeinigt, jeder bekam seinen Teil und kam dem anderen nicht in die Quere. Freie Bahn für Hitler. Das Militär hat die Pläne gemacht, man hat alles vorbereitet, aber paar Tage vor dem geplanten Angriff gibt es einen Pakt zwischen Polen und den Engländern und Franzosen. Egal, sagt sich Hitler, die haben bisher nix gemacht, also werden sie auch jetzt nix machen, da ja auch die Russen involviert sind. Dem war nicht so und so nahm das Drama seinen Anfang.
 
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Von Seeckt hatte 1921 schon angefangen mit der neuen Aufbau der Luftwaffe. Deswege wurde gerade viele erfahrene Flieger der ersten Weltkrieg in der 100.000 man starken Reichswehr aufgenommen. Statt schwere Panzer wurde mit Leichtenfahrzeuge geubt. Und Segelflieger sollten anfangs motorisierten ersetzen oder simulieren auch wahrend Ubungen. 1922 gab es dann die Gespraeche von Von Seeckt mit die Russische Sowjetrepublik uber militare Zusammenarbeit. Das der neu zu grunden Luftwaffe in der Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen sollte hatte Von Seeckt 1921 schon entscheidend festgelegt in sein Buch.
 
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Weil vielleicht dieser Pakt noch das Tüpfelchen auf dem i war. Ohne diesen Pakt wollte Hitler wohl nicht Polen überfallen, weil ihm das Risiko zu groß war, dass die Russen sonst interveniert hätten, weil sie ja auch ihren Teil haben wollten. So hat man sich geeinigt, jeder bekam seinen Teil und kam dem anderen nicht in die Quere. Freie Bahn für Hitler. Das Militär hat die Pläne gemacht, man hat alles vorbereitet, aber paar Tage vor dem geplanten Angriff gibt es einen Pakt zwischen Polen und den Engländern und Franzosen. Egal, sagt sich Hitler, die haben bisher nix gemacht, also werden sie auch jetzt nix machen, da ja auch die Russen involviert sind. Dem war nicht so und so nahm das Drama seinen Anfang.
Genau. Es war das Tüpfelchen auf dem i infolge des Versagens des Westens.
Mit dem Münchener Abkommen haben sich die Westmächte Zeit verschafft. Mit dem Nichtangriffspakt hat sich die SU Zeit verschafft.

Dagegen die Vertragsbrüche Deutschlands:
- den Versailler Vertag gebrochen
- das Münchener Abkommen gebrochen
- den Nichtangriffspakt gebrochen, die Sowjetunion hat ihn eingehalten
 
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Von Seeckt hatte 1921 schon angefangen mit der neuen Aufbau der Luftwaffe. Deswege wurde gerade viele erfahrene Flieger der ersten Weltkrieg in der 100.000 man starken Reichswehr aufgenommen. Statt schwere Panzer wurde mit Leichtenfahrzeuge geubt. Und Segelflieger sollten anfangs motorisierten ersetzen oder simulieren auch wahrend Ubungen. 1922 gab es dann die Gespraeche von Von Seeckt mit die Russische Sowjetrepublik uber militare Zusammenarbeit.
@Jeroen: vollkommen richtig.
Es ist aber in der heutigen Geschichtsschreibung so: die Russen stehen bei der Zusammenarbeit mit den Deutschen IMMER im Fokus. Die Schweden aber so gut wie nie.

Nachtrag: es gab schon zu DDR-Zeiten ein sehr informatives Buch zum Thema. Kann man heute noch gebraucht kaufen, das Buch wird auch von zwei Lesern mit 5 Sternen bewertet.
Sehr gut beschrieben die Zusammenarbeit mit den Russen und Schweden. Auch die Konflikte von Junkers innerhalb Deutschlands.
https://www.amazon.de/Junkers-seine-Flugzeuge-Günter-Schmitt/dp/3344000659
 
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Auch heute wird immer noch ignoriert, dass Verträge nichts wert sind, wenn es niemanden gibt, der willens und vor allem fähig ist, sie notfalls auch durch zu setzen.
Die Deutschen hielten sich formal an den erzwungenen Versailler Vertrag bis zu seiner einseitigen Kündigung. Formal gab es bis dahin keine Militärflugzeuge in Deutschland und Du lieferst auch den Link zu den Kennzeichen. Natürlich verstießen sie dabei gegen den Geist dieses Vertrages und beteuerten gleichzeitig sie würden in beachten. Es hat sicherlich mehrere Protest-Noten gegeben, die deutscher seits entrüstet zurückgewiesen wurden. Wo sind die juristischen Beweise, die nicht illegal beschafft wurden?! Ohne wirtschaftlichen und militärischen Zwang läuft da gar nichts. Ist einem auch die Einhaltung eines Vertrages in seinem Geist, diesen Einsatz wert?! Das nennt man Realpolitik. Scheitert man damit, dann muss man die Konsequenzen tragen.
 
Jeroen

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Das es geheime Gespraeche gab zwischen Deutschland und Sowjetrusland in 1922 und das Rapallo und weitere Vertragen daruber wurde im gleichen Jahr schon in der Presse berichtet und daruber waren die andere Versailles Unterzeichner sehr empoert.
 
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Das es geheime Gespraeche gab zwischen Deutschland und Sowjetrusland in 1922 und das Rapallo und weitere Vertragen daruber wurde im gleichen Jahr schon in der Presse berichtet und daruber waren die andere Versailles Unterzeichner sehr empoert.
Ich habe in #95 noch mal einen Nachtrag gemacht.
 

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Genau. Es war das Tüpfelchen auf dem i infolge des Versagens des Westens.
Mit dem Münchener Abkommen haben sich die Westmächte Zeit verschafft. Mit dem Nichtangriffspakt hat sich die SU Zeit verschafft.

Dagegen die Vertragsbrüche Deutschlands:
- den Versailler Vertag gebrochen
- das Münchener Abkommen gebrochen
- den Nichtangriffspakt gebrochen, die Sowjetunion hat ihn eingehalten
Wobei Du unterschlägst, dass die SU den Beweis für den offiziellen Vertragsbruch der Deutschen noch in den 20igern erbringen konnte, als es die Möglichkeit für ein militärisches Eingreifen noch gab.
Die SU hat den Nichtangriffspakt mit Polen gebrochen. Ist dort einmarschiert und hat weitere Nachbarländer besetzt und so den Weg für eine gemeinsame Grenze erst freigemacht. Außerdem hat sie Deutschland wirtschaftlich beim Kampf gegen die Westmächte unterstützt.
 
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