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#980 und #981
@IL-76
Vorab Danke, daß Sie sich die Zeit genommen haben, ausführlich zu antworten.
Nun, mir scheint, dass Sie zum Thema - um bei den früher in der DDR gebräuchlichen Begrifflichkeiten zu bleiben - "Funkaufklärung" und "Funkgegenwirkung" nicht so die tiefergehenden Kenntnisse haben, macht aber nichts ...
Ich wiederhole, daß ich Herrn Volker Liebscher persönlich gut kenne, selbstverständlich sein Buch sowie weitere Dokumente und persönl. Aufzeichnungen zur Thematik im Bestand habe.
Bei den Einsätzen der AN-2 der VS-14 Strausberg im Rahmen des "Funkelektronischen Kampfes (FEK)" gilt es drei Bereiche zu unterscheiden:
a) Flüge im Rahmen der "Funkaufklärung", Nutzer HA III/MfS (Massnahmen Relais IV/2 (alt), Relais IV/3 (alt), Relais V (alt), Relais VI)
b) Flüge im Rahmen der Abwehr, HA III/MfS (u.a. Operation HAMSTER)
c) Flüge im Rahmen der "Funkgegenwirkung" (Stören), LSK/LV
zu a)
Funkaufklärung durch die LSK/LV bzw. durch das FuAR-2/ZFD erfolgte meiner Kenntnis nach zu keiner Zeit mit einer AN-2. Auch die Interflug war nie involviert.
Die TS-24 selbst hatte bis zum Beginn der Nutzung des Typs AN-26 im Rahmen der Funkaufklärung (ab 1983) selbst damit nichts zu tun. Ab da stellte die TS-24 nur das LFZ
und die fliegende Besatzung. Was "
hinten (genau) passierte" hatte diese nicht zu interessieren. Das Einsatzpersonal stellte das FuAR-2/ZFD, bei vielen Flügen zusätzlich (auch) Personal der HA II/MfS.
In der AN-2 waren während der RELAIS-Einsätze KEINE "derartigen Vorrichtungen für die Funkaufklärung eingebaut, die im Flug etwa 50 Meter nach unten abgelassen wurden" (wo stammt denn diese Info her
)
Das ist - mit Verlaub - "
völliger Kokolores" und macht absolut keinen Sinn. Wohl aber wurden verschiedende Antennen eingebaut, die während des Fluges auch manuell gedreht werden konnten (siehe auch Buch RELAIS, Seite 61, 78-79). Auch wurde diese "mysteriöse Wanne" (anstelle der Tür) als Antennenträger nur für den jeweiligen Einsatz eingebaut (siehe RELAIS-Buch, Seite 61).
Die AN-2 wurde gemäss Herrn Liebscher hauptsächlich 1978-1980, später nur noch vereinzelt. Ab 1984 stand bekantlich die AN-26 zur Verfügung, ab 1986 dann die spezielle AN-26 "373".
zu b)
Funkaufklärung im Rahmen der Abwehr wurde z.B. im Rahmen der Operation HAMSTER durchgeführt. Derartige Ensätze haben allerdings nichts mit der Funkaufklärung im eigentlichen Sinne nichts zu tun.
zu c)
Flüge im Rahmen der Funkgegenwirkung (Stören/Jammen) wurden ausschließlich von den LSK/V durchgeführt. Auch dafür wurde das jeweilige Equipment nur für den jeweiligen Einsatz eingerüstet.
Die an mehreren LFZ unter dem Rumpf zu erkennenden stabförmigen Antennen haben damit nichts zu tun.
In dem bekannten Buch "MiG, Mi, Su & Co" st auf Seite 154 unten zu lesen, daß diese Antenne augenscheinlich im Rahmen von (Flugfunk-)Relaiseinsätzen (russisch: Retranslyator) eingesetzt wurde; abgebildet ist dazu die "457" der VFK-33.
Wozu die verschiedenen anderen auf der Rumpfoberseite installierten Antennen (ausser der Standardausrüstung) dienten, vermag ich nicht zu sagen, zur Funkaufklärung definitiv nicht.
Die 'ominöse' "839", die 1982 an die INTERFLUG abgegeben wurde, kam übrigens 1986 zurück zur NVA (VS-14).
Zwei Anmerkungen:
1)
die als RELAIS bezeichneten Einsätze waren im MfS-Sprachgebrauch sogenannte "
Maßnahmen", keine "
Operationen" und meist zeitlich befristet.
2)
Der (Ausbildungs-/Lehr-)Film des Studios Speziafunkdienste (MfS HA III/Vi/36) trägt den Titel "Operation Hamster" und zeigt anschaulich die verwendeten Mittel bei der Suche nach einem fremden Emitter (hier eine Radiosonde). Gezeigt wird dabei auch eine AN-2 mit der "Wanne". Ob es sich dabei um die "839" handelt ist für mich nicht sicher, also spekulativ.