10.04.25 - Bell 206 Absturz im Hudson River

Diskutiere 10.04.25 - Bell 206 Absturz im Hudson River im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Beim Mastbumping schlagen die Schlagstops an den Blattgriffen in den Mast ein und der Mast bricht an dieser Stelle ab, also am Rotorkopf. Auch...
Chopper80

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Alien
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Hallo,



Als hubschaubertechnischer Laie hab ich hier kein Fachwissen, und es würde mich interessieren wieso Mast Bumping hier unwahrscheinlich ist (soll es wohl eher bei 2 Blatt Rotoren geben). Kannst du das bei Gelegenheit etwas ausführlicher erklären, das würde mich wirklich interessieren.
Beim Mastbumping schlagen die Schlagstops an den Blattgriffen in den Mast ein und der Mast bricht an dieser Stelle ab, also am Rotorkopf. Auch können die Blätter u. U. in den Tailboom einschlagen und ihn durchtrennen. Das ist beides hier nicht der Fall.

C80
 
Lämmi

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Aktuell ein Video des NTSB bei der Untersuchung des Wracks am 11. und 12.04.2025. Danach ist ja wohl noch einiges gefunden worden.


Uwe
 
mcgyvr81

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Der Zerleger passierte augenscheinlich bei unbeschleunigtem Horizontalflug, und es begann mit dem Abknicken des Heckauslegers. Was hierzu geführt hat, wird zentrale Fragestellung bei der Ursachenermittlung sein. Dass ich mich im Rahmen des Studiums mit Hubschrauber-Aeromechanik befasst habe ist zwar schon mehr als 15 Jahre her - trotzdem lege ich mich fest, dass Mast Bumping mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hier als Ursache auszuschließen ist.

Hier ein (wie ich finde) hervorragendes Video, welches das Thema Mast Bumping bei diesem spezifischen Unfall beleuchtet. Es kommt auch ein Testpilot für Bell dabei zu Wort (bis 2017 war unter allen gebauten Bell 206 kein einziger(!) Unfall bekannt geworden, bei dessen Ursache es sich tatsächlich um Mast Bumping gehandelt hatte). Den Zeitstempel habe ich übrigens absichtlich auf Minute 6:35 gesetzt (ab da wird es bezügl. dem Thema wirklich "gehaltvoll"):

 
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Sens

Alien
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Bisher vermeinte ich die Qualität gerade dieses threads daran erkennen zu können, dass hier bisher niemand reflexartig zum Schlagwort vom "Mast Bumping" Zuflucht gesucht hat. Meistens sowieso falsch verstanden, spielte das negative Zauberwort in mehr laienhaft orientierten Foren eine viel bedeutendere Rolle.

Auch der verlinkte Artike der Flugrevue wirft Dinge durcheinander, sodass ich ihn keineswegs als Beitrag zur Aufklärung herbeizitieren möchte.
Wobei der Autor der FR über eigene Quellen verfügt. Auch die New York Post beschränkt sich nicht auf ein rein technisches Versagen. Wer mit seiner "Ferndiagnose" richtig lag, kann das ja im kommenden vorläufigen Unfallbericht nachlesen.
 

G. Kappen

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So wie das aussieht scheint nicht die Getriebebefestigung versagt zu haben sondern die tragende Struktur der Kabine im Dachbereich?
Die Getriebebefestigung überträgt natürlich auch Vibrationen auf die komplette Zelle. Ich kann mir nicht vorstellen das dass Abreißen des Heckauslegers und später der Dachstruktur durch Korrosion passiert ist. Die Maschine war angeblich Anfang März noch in einer größeren Wartung.Die Van Horn Blätter haben u.a. in EASA Land gar keine Zulassung lt. deren Homepage
 

Onkel Ju

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Die Van Horn Blätter haben u.a. in EASA Land gar keine Zulassung lt. deren Homepage
Stimmt. Und relevant, dass es nicht daran liegt, dass man sich nicht um EASA Zulassung bemüht hätte. Sondern nach eigenen Angaben hatte man es versucht, die EASA Zulassung aber nicht bekommen bzw. man hat irgendwann aufgegeben. Für den konkreten Typ beim aktuellen Fall hat man es dann erst gar nicht mehr probiert.

Offensichtlich wollte die EASA die FAA Zertifizierung also nicht einfach durchwinken, sondern man hat auf zusätzlicher Dokumentation bestanden. Mal abwarten, ob die aktuelle Unfalluntersuchung einen Zusammenhang mit diesen Blättern sieht. Falls ja, würde es die Arbeit und die Vorsicht der EASA bestätigen.

Aus der FAQ des Unternehmens:

My JetRanger is registered in Europe. Can I purchase and install the VHA 206B3 main rotor blades?
No. After two years of paying enormous EASA fees and submitting documentation with little progress toward what is supposed to be reciprocal certification, VHA gave up our efforts to obtain EASA certification on the JetRanger main rotor blades. We did not seek EASA certification on our 206L LongRanger main rotor blades.
 
mcgyvr81

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Aktuell setze ich meine Chips auf Fatigue am Tailboom. Wenn es ein (inzwischen ja bekanntes) aeroelastisches Resonanzproblem zwischen einem Aluminium- (Heckausleger) und einem Komposit-Bauteil (Rotorblätter) gibt, dann zieht aufgrund seiner leider sehr schlechten Dauerschwingbelastbarkeit das Aluminiumbauteil IMMER den Kürzeren.

EDIT: Das ist natürlich reine Spekulation auf Basis der materialtechnischen/physischen Grundlagen und ingenieurstechnischen Erfahrungen.

EDIT 2 (aus der NTSB "B-Roll"):


Genau dort, wo die Außenhaut am Bulkhead entlang der Vernietung glatt gerissen ist, liegt meines Erachtens der Ursprung des Ganzen. Soweit lehne ich mich jetzt mal aus dem Fenster.
 
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Onkel Ju

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Details zur Einstellung des Flugbetriebs bei NY Heli Tours:

Der Betriebsleiter der Firma hatte der FAA per email bestätigt, dass man den Flugbetrieb während der laufenden Untersuchung freiwillig aussetzt. Minuten später hatte der Eigentümer der Firma daraufhin der FAA per email geantwortet, dass er mit der Einstellung des Flugbetriebs nicht einverstanden ist und dass der Betriebsleiter mit sofortiger Wirkung gefeuert ist.

Die FAA hat daraufhin die sofortige Einstellung des Flugbetriebs bei NY Heli Tours angeordnet. Die FAA sieht "ernsthafte Sicherheitsbedenken", da sich der Eigentümer an dem Betriebsleiter wegen einer Entscheidung zur Flugsicherheit gerächt hätte.

Blancolirio hat dazu auch ein Video veröffentlicht und bringt es auf den Punkt: "genau die Art von Firma, die man als (junger) Pilot unbedingt meiden sollte".
 

arneh

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Genau dort, wo die Außenhaut am Bulkhead entlang der Vernietung glatt gerissen ist, liegt meines Erachtens der Ursprung des Ganzen. Soweit lehne ich mich jetzt mal aus dem Fenster.
Gehe ich mit. Das ist die Seite am Ausleger, die aufgrund des Rotor- Drehmomentes auf Zug beansprucht ist, und sie ist genau an den Nietlöchern (Kerbwirkung, Schwächung) relativ glatt gerissen. Ob dem durch die Van Horn Blätter eine Ermüdung durch dauerhafte (Über-) Belastungen vorausgegangen ist, würde ich zumindest mal als nicht komplett abwegig einsortieren. Ein Festgehen des Hauptrotorgetriebes hätte dagegen einen Drehmomentimpuls in die Gegenrichtung ausgelöst. Würde ich nach diesen Bildern eher als eine geringere Wahrscheinlichkeit einschätzen.
 

nuggen

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Mit eurer Einschätzung zum Schadensbild gehe ich als Ing. ebenfalls mit.

Aber klärt mich mal bitte über die tragende Struktur auf.
Das peplankte ~2mm Alu-Knet-Blech macht doch nicht die Festigkeit oder?
 

vossba

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Moin,

2mm Blech wirst du am Heckausleger kaum irgendwo finden. Eher 0,8mm 0.040" oder 0.032 sind die meistverwendeten Blechstärken bei kleinen Flugzeugen.

Gruß Reinhard
 

jackrabbit

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Aber klärt mich mal bitte über die tragende Struktur auf.
Das peplankte ~2mm Alu-Knet-Blech macht doch nicht die Festigkeit oder?
ist halt Leichtbau - als Bau-Ing. staune ich da auch, aber ein "Rohr" ist unbeschädigt schon sehr stabil (in Relation zum Materialeinsatz)

Grüße
 
Showtime 100

Showtime 100

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Mit eurer Einschätzung zum Schadensbild gehe ich als Ing. ebenfalls mit.

Aber klärt mich mal bitte über die tragende Struktur auf.
Das peplankte ~2mm Alu-Knet-Blech macht doch nicht die Festigkeit oder?
Die Kraft aufnehmende Struktur sind die Spanten und Stringer, die Beplankung wirkt als Schubfeld u. a. dem Verdrehen der Struktur entgegen.
 

78587?

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mal so ein Gedanke, was würde denn passieren, wenn das Heckgetriebe blockiert?
Antriebswelle Abreißen,.... aber wo geht die Rotationsenergie vom Tail Prop hin, in den Boom?
 
Showtime 100

Showtime 100

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mal so ein Gedanke, was würde denn passieren, wenn das Heckgetriebe blockiert?
Antriebswelle Abreißen,.... aber wo geht die Rotationsenergie vom Tail Prop hin, in den Boom?
So wie beim Antrieb des Heckrotors, nur umgekehrt. Nachdem der Heckrotor ja frei drehbar im Heckausleger gelagert ist, kann über die Welle logischerweise kein Moment direkt in den Ausleger eingeleitet werden. Moment somit ins blockierte Getriebe und vor dort über die Getriebelagerung (wenn die nicht eh schon abgerissen ist) in die Struktur vom Ausleger.
 

jackrabbit

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Hallo,

Die Kraft aufnehmende Struktur sind die Spanten und Stringer, die Beplankung wirkt als Schubfeld u. a. dem Verdrehen der Struktur entgegen.
ja, die Spanten und Stringer bilden das tragende Gerüst, sind aber hier mit der Beplankung fest verbunden.
M.E. nimmt die Außenhaut/Beplankung dadurch genauso Kräfte auf und sie ist im Bereich der Vernietung entsprechend glatt abgerissen.

Grüße
 
Showtime 100

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Hallo,

ja, die Spanten und Stringer bilden das tragende Gerüst, sind aber hier mit der Beplankung fest verbunden.
M.E. nimmt die Außenhaut/Beplankung dadurch genauso Kräfte auf und sie ist im Bereich der Vernietung entsprechend glatt abgerissen.

Grüße
Hab ich doch geschrieben, oder? Schubfeld. Hier mal eine schnelle Skizze anhand einer zweidimensionalen Ebene. Rechteckiger Rahmen, wird einseitig mit einer Kraft beaufschlagt, kann das resultierende Moment nicht aufnehmen und verschiebt sich zum Parallelogramm. Lösung: Diagonale Strebe (Fachwerk), oder flächige Beplankung (Schubfeld). Deswegen haben z. B. Flugzeuge in Mischbauweise (z. B. stoffbespannte Segelflugzeuge) einen Fachwerkrumpf mit diagonalen Streben, weil die Bespannung nur eine aerodynamische Verkleidung ist und keine Kräfte bzw. Momente aufnehmen kann.
 
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