14.10.2015 F/A-18 der Schweizer Luftwaffe in Frankreich abgestürzt

[Olv]

Weiss da jemand mehr in welche Richtung ermittelt wird? Also eher so in Richtung vorsätzliche Missachtung irgendwelcher Massnahmen oder eher grober Fehler?

 

[_Michael]

Weiss da jemand mehr in welche Richtung ermittelt wird? Also eher so in Richtung vorsätzliche Missachtung irgendwelcher Massnahmen oder eher grober Fehler?

Es wurde ein "Anfangsverdacht" festgestellt, weshalb die Untersuchung gegen den Piloten eingeleitet wurde. Aus der technischen Untersuchung ging ja hervor, dass es sich um einen Pilotenfehler handelte. Die weitere Untersuchung hat nun genau den Zweck herauszufinden, ob ein Verschulden des Piloten im strafrechtlichen Sinne vorliegt oder nicht.

 

[Intrepid]

Die Untersuchungen ergaben, dass das Verlassen des Flugzeugs durch den Piloten mit dem Schleudersitz beziehungsweise die durch den Piloten unterlassenen Sofortmassnahmen, die bei einem Strömungsabriss im Triebwerk und für den Fall einer ungewollten Dreh- und Rollbewegung des Flugzeugs vorgesehen sind, ursächlich für den Absturz des Flugzeuges waren.

Ich würde die Schuld nicht beim Piloten sehen, wenn man unbedingt einen Schuldigen finden will. Schuld trägt wenn überhaupt, wer den Piloten für fähig befunden hat, also seine Lehrer und Prüfer.

 

[_Michael]

Ich würde die Schuld nicht beim Piloten sehen, wenn man unbedingt einen Schuldigen finden will. Schuld trägt wenn überhaupt, wer den Piloten für fähig befunden hat, also seine Lehrer und Prüfer.

Naja, so wird auch kein Schuh draus. Dann könnte man ja die Schuld auch denjenigen zuweisen, welche die Lehrer und Prüfer für fähig befunden haben, usw. (Und nein, das meine ich nicht polemisch oder klugscheisserisch. Es geht eher darum, dass man halt mal genau hinschauen muss, ob jemand eine Verfehlung tätigte, die nicht passieren darf.)

 

[jackrabbit]

Hallo,

Ich würde die Schuld nicht beim Piloten sehen, wenn man unbedingt einen Schuldigen finden will.
Schuld trägt wenn überhaupt, wer den Piloten für fähig befunden hat, also seine Lehrer und Prüfer.

das heißt also die Schuld für Deine Beiträge hier im Forum tragen Deine Lehrer?
(okay, für meine entsprechend auch...)

jetzt mal im Ernst:
der Pilot ist seit 1999 Berufsmilitärpilot und fliegt die F/A-18C/D seit 2006,
auch über 3'000 Flugstunden und davon fast 1'000 auf dem Typ F/A18C/D
https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/48613.pdf
Dort ggf. mal den Unfallhergang lesen, m.E. war es einfach "Pech", da auch
eine Warnmeldung (aus ungeklärten Gründen) zu spät kam, aber man kann
vom Grundsatz her nicht jeden Fehler der Ausbildung zuschreiben.

Grüsse

 

[Intrepid]

... aber man kann vom Grundsatz her nicht jeden Fehler der Ausbildung zuschreiben.

Nein, natürlich nicht. Und jeder hat mal einen schlechten Tag. Aber Befähigungsüberprüfungen finden kontinuierlich statt. Und wer dort regelmäßig ohne Auffälligkeiten besteht, sollte für ein Augenblicksversagen keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten müssen. Dann hat er eben funktioniert, wie jeder Mensch funktioniert: nicht perfekt. Vorsatz, etwas falsch zu machen, lasse ich mal außen vor. Das ist ein komplizierteres Thema (siehe German-Wings-Absturz). Fahrlässigkeit oder Unvermögen hätten bei den zahlreichen regelmäßigen Überprüfungen eines so erfahrenen Piloten längst auffallen und zur Suspendierung vom Flugdienst führen müssen. Wofür gibt es diese andauernden Überprüfung sonst? Welche Verantwortung trägt sonst der Prüfer oder der Kommandeur?

Ich wundere mich einfach über die Untersuchung zur Schuldfrage nur gegen den Piloten.

 

[_Michael]

Und wer dort regelmäßig ohne Auffälligkeiten besteht, sollte für ein Augenblicksversagen keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten müssen.

Zwischen "Augenblicksversagen" und "Auffälligkeiten bei Kontrollen" ist noch viel Luft. Man kann einen Kontrollflug problemlos perfekt bestehen, aber z.B. im täglichen Einsatz die Vorschriften etwas "lockerer" auslegen oder auch mal die Konzentration wissentlich schleifen lassen. Das wäre strafrechtlich relevant, aber beim Kontrollflug auf keinen Fall feststellbar. Genau deshalb soll es ja untersucht werden, damit der Pilot danach entweder voll und ganz entlastet ist oder mit seinen Vergehen nicht einfach so durchkommt.

 

[Intrepid]

Ich finde es gut, so etwas zu untersuchen. Aber es gehören mehr als nur der Pilot dazu. Wenn nur der Pilot zu den Verdächtigen gehört, ist das eine Art von Vorverurteilung. Die gesamte Organisation trägt die Verantwortung.

Sehr oft bei Unfällen wünsche ich mir, mal alle Aufzeichnungen von der Ausbildung an sichten zu dürfen.

 

[GorBO]

In den meisten Organisationen gibt es deswegen mehrstufige Systeme, um die Eignung von Luftfahrzeufgführern festzustellen und fortlaufend zu überprüfen. In der kommerziellen Luftfahrt gibt es bespielswweise noch Line-Checks, um zu überprüfen ob sich der Pilot an Verfahren und Vorschriften hält. Daz gibt es noch ein Meldesystem, das dazu dient festzustellen, wenn sich Besatzungsmitglieder immer mal wieder Auszeiten charackterlich oder fliegerisch gönnen. All das wurde eingeführt, weil man festgestellt hat, das es nicht reicht, wenn nur halbjährlich die motorisch fliegerischen Fähigkeiten bei einem Checkflug festgestellt werden. Und festgestellt hat man es, weil nach Unfällen auch organisatorische Mängel untersucht wurden.
Jetzt muss man nur noch überlegen, wie man bei Singleseatern eine Überwachung der Besatzung/ des Piloten hinkriegt.

 

[_Michael]

Jetzt muss man nur noch überlegen, wie man bei Singleseatern eine Überwachung der Besatzung/ des Piloten hinkriegt.

Die Flüge werden doch zwecks Übungsauswertung sowieso aufgezeichnet?

Aber ganz alles lässt sich nunmal nicht aufzeichnen. Wenn der Pilot den Flug lieber etwas mehr "geniesst", als gewissenhaft seine Instrumente im Auge zu halten oder bei gewissen Manövern den Kick sucht, so ist das kaum feststellbar. Das ist dann halt einfach Vertrauenssache, weshalb die Piloten ja auch charakterlich sehr genau ausgesucht werden.