Aber was macht denn eine F-15C in so geringer Höhe? Und dazu noch über See?
Über See gibt es mitunter die größten Übungslufträume. Wenn man als Jäger (F-15C) Luftkampf jenseits der Sichtweite (BVR, Beyond Visual Range) trainiert dann braucht man grosse Gebiete, um die Reichweite der Lenkwaffen (simuliert) voll auszunutzen. Oder man trainiert Luftkampf innerhalb des Sichtweitenbereichs und dann teilt man in der Regel das grosse Gebiet in mehrere kleinere Areas auf, in denen dann trainiert werden kann. Für den Jäger ist es ziemlich egal, ob er unter sich Wasser oder Erde hat (ausgenommen davon sind komplexerer Übungsmissionen zusammen mit Air to Ground Assets, wo die Bodenbeschaffung natürlich eine Rolle spielt; ACT - Air Combat Training).
Ein weiterer Vorteil über See ist die Tatsache, dass man die Mindestflughöhe (Floor) herunter setzten kann. Dass erlaubt ein realistischeres Training im (fast) gesamten Höhenband. Wenn ich mich recht erinnere kann man über See bis auf 5000ft MSL vollen Luftkampf (unlimited maneuvering) üben. Allerdings ist 5000ft MSL zu gering, um ein Split-S oder ähnliches anzusetzen. Man muss sich jetzt vorstellen zwei Flieger treffen sich in 20.000ft MSL und fangen dann das Kurbeln an. Der Luftkampf geht dann relativ zügig immer weiter nach unten und man findet sich schnell in geringere Höhe wieder (5000ft-10000ft MSL). Da man keine Referenzen am Boden hat (z.B. Häuser), um die Höhe einzuschätzen, kann man hier einen fatalen Fehler machen.
Die Höhe der F-15C war also evtl. gar nicht so gering aber weniger als notwendig für das angesetzte Manöver.
Eine weitere Erklärung wäre, wie auch schon angesprochen, der G-LOC. Dieser ist bei einer F-15C allerdings eher unwahrscheinlich, da die F-15C ja nicht so das "G-Monster" ist. Aber wer weiss, wie die Tagesform war oder ob alle Systeme (G-suit etc) richtig funktioniert haben? Wenn im falschen Moment die Verbindung zur G-suit versagt oder das System ausfällt, dann gehen ganz schnell die Lichter aus.
Und es sind ja in der Vergangenheit auch schon F-15C's "einfach" im Flug auseinander gebrochen. Das wäre also auch noch eine mögliche Erklärung. Ich denk aber, dass hier ein Rettungsausstieg noch möglich gewesen wäre. Alles sehr spekulativ zu diesem Zeitpunkt.
Alle Angaben gibt es im HUD. Erleidet ein Pilot ein Vertigo, dann traut er diesen Angaben nicht mehr. "Selbst erfahrene Zivil- oder Testpiloten können ohne Erdsicht
Vertigo ..."
Räumliche Desorientierung, Vortrag für Piloten.
www.aviator.at
Das ist richtig.
Neben dem HUD hat der Pilot heutzutage die Daten auch im Helmdisplay. Allerdings schätze ich, dass es hier nicht zu einem klassischen Vertigo, wie z.B. in IMC, kam, wo der Pilot den Daten nicht mehr traut. Im Luftkampf geht es mehr darum die vorhanden Daten auch bewusst zu verarbeiten. Durch das viele Rollen, die abrupten Richtungswechsel sowie Looping ähnliche Manöver unter G-Belastung kann man ganz schnell die eigenen Parameter (im HUD oder HMCS - Helmet Mounted Cueing System) vernachlässigen. Dazu kommt noch, dass man ständig den Kopf bewegt, um den Gegner im Auge zu behalten (teilweise wird dann auch viel hinten raus geguckt). Es geht also weniger um eine Situation in der man seinen Instrumenten nicht traut, sondern mehr darum, die vorhandenen Daten auch zu erfassen.