18.07.2021 - Flugunfall auf dem Flugplatz Renneritz (Sachsen-Anhalt)

Diskutiere 18.07.2021 - Flugunfall auf dem Flugplatz Renneritz (Sachsen-Anhalt) im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Ach so: wenn der Fliegerarzt auf die Patientenakte des Hausarztes zugreifen dürfte, würden viele Piloten unverhofft gegroundet. Nicht so sehr in...
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Ach so: wenn der Fliegerarzt auf die Patientenakte des Hausarztes zugreifen dürfte, würden viele Piloten unverhofft gegroundet. Nicht so sehr in der Berufsfliegerei mit Loss-of-Licence-Versicherungen, aber in der privaten Fliegerei, wo für viele das Fliegen Lebensinhalt ist. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Privatpiloten einen immer höheren Altersdurchschnitt bekommen.

Es scheint auch so etwas wie einen ärztlich verordneten Überprüfungsflug zu geben. Ich wurde zuletzt öfters gefragt. Aber das mag ich nicht machen wollen, ich habe ein zu weiches Herz. Ich möchte nicht derjenige sein, der das finale Urteil fällen muss.
 
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Wird das wirklich so lasch gehandhabt mit der Herzuntersuchung??
 
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Die Diskussion, die ihr hier führt, ist wichtig und richtig, aber laut BFU war das Unterschreiten der Mindestgeschwindigkeit bei gleichzeitig deutlich erhöhter Querlage (> 45 °) in Bodennähe (50 m AGL) die Unfallursache und ein Absturz allein aufgrund eines weiteren Infarktes oder anderen medizinischen Notfalls gilt als ausgeschlossen.

Die geflogene Platzrunde, also eine verkürzte Platzrunde in nur 50 m Flughöhe über Grund war ein in der DDR geflogenes und im Flughandbuch veröffentlichtes Manöver, für das man sich allerdings in der DDR entsprechend qualifizieren musste und welches auch regelmäßig überprüft wurde.

Zur Mindestgeschwindigkeit ist zu sagen, dass alleine ein Bank Angle von 45° bereits eine Erhöhung der Mindestgeschwindigkeit um 19 % notwendig macht, sollte er sogar die Kurven mit 60° Schräglage geflogen haben, muss die Mindestgeschwindigkeit um mindestens 41 % erhöht werden.
 
gero

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Interessant zu wissen wäre, wie der vorhergehende 3-Minuten Rundflug ausgesehen hat. Auch so eine 50m-Platzrunde? Wurde dieses Verfahren häufiger für "Notfälle" eingesetzt?
Möglicherweise hat der Pilot den Unfallflug auch wegen Unwohlsein eines Passagiers abbrechen wollen, und diesmal ist es dann schief gegangen.

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Das ist grundsätzlich möglich und wird auch nicht mehr zu 100 % zu klären sein, allerdings schreibt die BFU in ihrem Bericht, dass der Steigflug mehr oder weniger abrupt in 50 m abgebrochen worden ist, um dann die folgende, zum Unfall führende Platzrunde in eben dieser Höhe zu fliegen. Das wäre dann doch ein krasser Zufall, wenn gerade in diesem Augenblick einer der Passagiere über Unwohlsein geklagt hätte. Im Bericht heißt es im Wortlaut, „Das Flugzeug hob nach kurzer Rollstrecke, etwa 200 m, ab und stieg auf eine Höhe von etwa 50 m über Grund. Dann brach der Steigflug ab und das Flugzeug ging in eine steile Rechtskurve.“ (S. 2) sowie „Das Beenden des Steigflugs in etwa 50 m Höhe über Grund, der Funkspruch, der nach Zeugenaussage ruhig erfolgte, und das direkte Einleiten einer steilen 180°-Rechtskurve geben nach Auffassung der BFU Hinweise für ein bewusstes, gewolltes Handeln.“ (S. 12)
 
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Interessant zu wissen wäre, wie der vorhergehende 3-Minuten Rundflug ausgesehen hat. Auch so eine 50m-Platzrunde? Wurde dieses Verfahren häufiger für "Notfälle" eingesetzt?
Für mich liest sich das so, dass der Pilot gerne diese 3-Minuten-Platzrunden flog und dafür die unterschiedlichsten Begründungen anführte.

Dann muss er eigentlich auch geübt darin gewesen sein. Um so erstaunlicher, dass er wesentliche Elemente der 50-Meter-Höhe-Fliegerei der ehemaligen DDR nicht kannte (erste Kurve flach und groß genug, um in der zweiten Kurve nicht vom Wind über die Anfluggrundlinie gedrückt zu werden. Vermutlich war er Autodidakt, ihm fehlte die Erfahrung in Theorie, die in einem eingespielten System wie seinerzeit der DDR-Fliegerei vermittelt wurde.

Ist übrigens eine Beobachtung, die ich zunehmend öfter mache: Newcomer machen einfach, ohne die Mühen auf sich zu nehmen, erst einmal den vorhandenen Erfahrungsschatz zu heben, der sich in komplexen Systemen über die Zeit ansammelt.
 

edge

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Vermutlich war er Autodidakt, ihm fehlte die Erfahrung in Theorie, die in einem eingespielten System wie seinerzeit der DDR-Fliegerei vermittelt wurde.

Ist übrigens eine Beobachtung, die ich zunehmend öfter mache: Newcomer machen einfach, ohne die Mühen auf sich zu nehmen, erst einmal den vorhandenen Erfahrungsschatz zu heben, der sich in komplexen Systemen über die Zeit ansammelt.
Soll in Foren ähnlich sein. :thumbup:

P.S.
Belastungs-EKG war auch früher niemals allgemeine Pflicht bei Wiederholungsuntersuchungen, sondern wurde nach individueller Einschätzung des Arztes angeordnet. Das es natürlich teuer bezahlt werden musste, waren da einige Ärzte recht schnell dabei, während andere das höchstens alle paar Jahr mal verlangten. Piloten, die mit 30er BMI in die Praxis stolperten oder noch schnell vor der Praxis einen smoke durchzogen waren naturgemäß auch häufiger dran.
 
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Ab 2.20 ! Steilkurve zu langsam, Strömungsabriss am Innenflügel, und schepperdibumm. Überlebt hat das natürlich keiner.
 
Intrepid

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Belastungs-EKG war auch früher niemals allgemeine Pflicht bei Wiederholungsuntersuchungen, sondern wurde nach individueller Einschätzung des Arztes angeordnet.
OK, das weiß ich nicht. Mein Fliegerarzt hat es mich jedes Jahr machen lassen. Und Lungentest jedes Jahr war auch dabei ... bis JAR FCL 3 kam. Da machte plötzlich das Gespräch mit dem Arzt 75% der Behandlungszeit aus, und die eigentliche Untersuchung nur noch 25%. Vorher war es genau umgekehrt.

Augenarzt war vor JAR FCL 3 auch jedes Jahr von meinem Fliegerarzt gefordert, wobei er die Terminkoordination übernahm.

Und insgesamt hatte ich überhaupt kein Problem damit, somit fühlte ich mich regelmäßig durchgecheckt. Heutzutage geht man zum Fliegerarzt, weil man muss ... und zusätzlich zum Hausarzt und lässt sich durchchecken.
 

edge

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Es scheint auch so etwas wie einen ärztlich verordneten Überprüfungsflug zu geben.
Es gibt die Möglichkeit eines amtlich oder medizinisch angeordneten Checkflugs zur Einschätzung der kognitiven Fähigkeiten.
 
Chopper80

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Belastungs-EKG war auch früher niemals allgemeine Pflicht bei Wiederholungsuntersuchungen, sondern wurde nach individueller Einschätzung des Arztes angeordnet.
Sicher? Früher bei der BW und dann auch in der Zivilfliegerei wurde es immer gemacht. Kenne ich jedenfalls nicht anders, auch bei Kollegen war es so. Auch ohne irgendwelche Verdachtsdiagnosen.

C80
 
bodo

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Sicher? Früher bei der BW und dann auch in der Zivilfliegerei wurde es immer gemacht. Kenne ich jedenfalls nicht anders, auch bei Kollegen war es so. Auch ohne irgendwelche Verdachtsdiagnosen.

C80
Ich fliege seit mittlerweile 33 Jahren und habe bei insgesamt vier unterschiedlichen Fliegerärzten bei noch keiner der 16 Tauglichkeitsuntersuchungen ein Belastungs-EKG machen müssen. Es gab immer nur ein Ruhe-EKG, beim ersten Fliegerarzt noch nicht einmal das.
 
Chopper80

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Ich fliege seit mittlerweile 33 Jahren und habe bei insgesamt vier unterschiedlichen Fliegerärzten bei noch keiner der 16 Tauglichkeitsuntersuchungen ein Belastungs-EKG machen müssen. Es gab immer nur ein Ruhe-EKG, beim ersten Fliegerarzt noch nicht einmal das.
Class 1 oder 2 ist ja auch ein Unterschied

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orca30

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Ich fliege seit mittlerweile 33 Jahren und habe bei insgesamt vier unterschiedlichen Fliegerärzten bei noch keiner der 16 Tauglichkeitsuntersuchungen ein Belastungs-EKG machen müssen. Es gab immer nur ein Ruhe-EKG, beim ersten Fliegerarzt noch nicht einmal das.
Ich hatte schon öfter ein Belastungs-EKG, (allerdings nicht bei jeder Untersuchung). Für Class 2.
 
The Duke

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Wegen einer medizinischen Indikation? Denn pauschal vorgeschrieben ist es wie gesagt nicht.
 
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Es ist auch möglich, dass der Pilot Beschwerden bei der letzten Untersuchung verschwiegen hat, aus Angst vor Verlust der Lizenz.
Alles, aber bloß nicht die Lizenz verlieren! Dann doch lieber das Leben riskieren.
Ich kann diese Einstellung, die sich über das Leben setzt und im Ernstfall vielleicht nicht nur das eigene, nicht verstehen.
Als Höhenretter muss ich alle 2 Jahre ein Belastungs-EKG machen und ich gefährde vornehmlich "nur" mich und ggf. den zu Rettenden.
Gruß!
 
Intrepid

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Ich kann diese Einstellung, die sich über das Leben setzt und im Ernstfall vielleicht nicht nur das eigene, nicht verstehen.
Es geht nicht ums verstehen, sondern darum, ob es das gibt oder nicht. Ich bin davon überzeugt, dass es das gibt. Vielleicht sogar öfter als man denkt. Man muss sich vor Augen halten, dass es viele Selbstständige gibt, die selber fliegen. Und als - insbesondere erfolgreicher - Selbstständiger geht man schon mal ein 50:50-Risiko ein. In der Luftfahrt eigentlich ein no-go.
 
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