2. WK - Italienische Kampfeinsätze über dem Ärmelkanal

Diskutiere 2. WK - Italienische Kampfeinsätze über dem Ärmelkanal im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Obwohl es im Bereich des 2. Weltkrieges - insbesondere des Luftkrieges - kaum ein Thema gibt, welches nicht schon so oft ins Rampenlicht gezerrt...
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Obwohl es im Bereich des 2. Weltkrieges - insbesondere des Luftkrieges - kaum ein Thema gibt, welches nicht schon so oft ins Rampenlicht gezerrt wurde, dass das Interesse an ihm schon völlig verblasst ist, ist es doch so manchem Geschichtchen gelungen ein Schattendasein fernab permanenter Berichterstattung zu fristen. Grund genug eines dieser Themen hier mal kurz zu beleuchten. :-)

Corpo Aero Italiano (CAI) am Ärmelkanal

Während der Luftkrieg über England bereits seit Monaten im vollen Gange war und es in den Lageberichten der militärischen Führungsstäben der Achsenmächte zunehmend so aussah, als ob Deutschland kurz davor war auch diese Schlacht siegreich zu beenden, ordnete Mussolini persönlich die Entsendung eines gemischten italienischen Luftwaffen-Verbandes zur Ärmelkanal-Front an.

Dieser Einsatzverband bestand aus den folgenden Teilen:

Jäger (unter dem Kommando des 56° Stormo Caccia)
18° Stormo mit 50 Maschinen vom Typ Fiat CR.42 (Doppeldecker – unter der Führung von Maggiore Derruccio Vosilla)
20° Stormo mit 48 Maschinen vom Typ Fiat G.50

zweimotorige Jagdbomber
13° Stormo mit 38 Maschinen vom Typ BR.20
43° Stormo mit 37 Maschinen vom Typ BR.20

Aufklärung
5 Maschinen vom Typ Cant Z.1007

Die ersten Maschinen dieses Verbandes trafen allerdings erst nach einigen Mühen ab Mitte Oktober 1940 auf dem für sie vorgesehenen Einsatzflughafen Ursel, Belgien ein. Am 19. Oktober 1940, war zwar der gesamte Verband dort versammelt, aber eine Vielzahl von technischen Problemen hatte die Zahl der einsatzbereiten Flugzeuge schon reduziert. Von den G.50 waren sechs Maschinen nicht mehr einsatzbereit, von den CR.42 drei. Die Warte hatten alle Mühe die Probleme bis zum 22. Oktober, dem Tag, an dem der Verband sich offiziell einsatzbereit meldete, in den Griff zu bekommen. Der Planungsstab der Luftflotte 2 begann daraufhin den italienischen Verband – auf politischen Druck hin – schnellstmöglich und ohne eine Eingewöhnungs- und Anpassungsphase in das Kampfgeschehen zu involvieren.

Den ersten Einsatzbefehl erhielt der Verband für die Nacht vom 24. auf den 25. Oktober; der Verband flog mit allen verfügbaren Maschinen ins Gefecht: 98 Jäger, 45 Jagdbomber und 5 Aufklärer. Ziel des ersten Angriffes war Harwich. Am 29. Oktober folgte der nächste Einsatz, diesmal am Tag und mit 15 BR.20, die von 70 eigenen Jägern eskortiert wurden. Am 11. November stand wieder ein Tagangriff an, diesmal integriert in einen deutschen Stuka-Angriff gegen Harwich. Die Z.1007 flogen einen als Ablenkungsmanöver einen Scheinangriff gegen Great Yarmouth, während sich 10 BR.20 und 40 CR.42 dem deutschen Ju-57 Angriff anschlossen. Bei diesem Angriff erlitten die Italiener auch ihre ersten Verluste, Hurricanes schossen drei der BR.20 ab und beschädigten drei weitere BR.20 so schwer beschädigen, dass diese auf der deutschen Seite des Ärmelkanals notlanden mussten. Auch die Jäger hatten massive Probleme, nicht nur, dass sie ebenfalls drei Maschinen im Kampf gegen Hurricanes verloren, sondern vor allem der knappe Treibstoff machte ihnen sehr zu schaffen und so mussten 19 der CR.42 wegen Treibstoffmangel auf deutschen Flugplätzen dicht am Ärmelkanal landen. Da man beim italienischen Kommandostab nun die hoffnungslose Unterlegenheit der eigenen Maschinen – besonders der Mangel an Funkgeräten war zu nennen - einsah, wurden keine weiteren Einsätze mehr bei Tage oder in größeren Gruppen zugelassen. Da die Deutsche Luftwaffe die eigentliche Luftschlacht um England bereits am 31. Oktober durch Änderung der strategischen und taktischen Vorgaben aufgegeben hatte, war das Kriegsministerium in Italien nicht bereit ohne Aussicht auf den Propagandaerfolg eines Sieges irgendwelche schlechten Nachrichten hinnehmen zu müssen.

Als einziger nennenswerter, größerer Einsatz ist noch ein „Freie Jagd“-Einsatz am 23. November zu nennen, bei dem 29 CR.42 im Sektor zwischen Ramsgate und Folkstone operierten und im Kampf gegen 20 RAF Jäger insgesamt zwei Verluste erlitten.

Die italienischen Einheiten wurden ab dem 3. Januar nicht mehr eingesetzt. Viele hatten schon im Dezember begonnen, sich auf die Rückverlegung nach Italien vorzubereiten. Diese Rückverlegung war vorgeblich nur eine zeitweilige – wegen des schlechten Wetters – aber die Verschlechterung der militärischen Lage an den Fronten in Griechenland und Nord-Afrika führten zu einem dauerhaften Abzug. Einzelne Maschinen vom Typ G.50 der 352 und 353 Squadriglie blieben zwar noch während des Frühjahrs am Ärmelkanal als Bestandteil der Luftraumverteidigung zwischen Dünkirchen und Calais, aber am 15. April wurden auch diese Maschinen – ohne dass es noch einmal zu einem Kampf mit RAF Jägern gekommen war – nach Italien zurück verlegt.

Trotz der nur sehr begrenzten Anzahl von Einsätzen (883 Einsatzflüge insgesamt) haben die italienischen Flugzeuge eine Bombenlast von 54 t auf England abgeworfen. Dem standen der Verlust von neuen eigenen Maschinen durch Abschüsse und die Beschädigung von weiteren neun Maschinen gegenüber.

Hauptquelle:
„Italian Aces of World War 2“ von Giovanni Massimello und Giorgio Apostolo, erschienen in der „Aircraft of the Aces“ Serie (Band 34) von Osprey, Oxford 2000. Seiten 12f.
 
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Danke ..wieder eine kleine Wissenslücke geschlossen.

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Hotte

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Moin Moin,

Aus einer anderen Quelle: "Das Corpo Aero Italiano verlor 36 Maschinen, davon 26 durch Unfälle".
Eine Fiat CR 42 machte eine Notlandung in England, und ist heute noch dort zu besichtigen.

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Hotte schrieb:
Moin Moin,

Aus einer anderen Quelle: "Das Corpo Aero Italiano verlor 36 Maschinen, davon 26 durch Unfälle".
Eine Fiat CR 42 machte eine Notlandung in England, und ist heute noch dort zu besichtigen.

Hotte
Ja, die in England gelandete CR.42 scheint die fehlende neunte Maschine in der geposteten Aufstellung zu sein. Was als Verlust anzusehen ist, ist immer so eine Sache, ab wann sind Beschädigungen ein Verlust und wie dauerhaft ist der Verlust, Totalverlust, strategischer Verlust, taktischer Verlust, etc.. Eine Wissenschaft für sich, mit vielen Wegen zu den jeweils gewünschten Zielen.
 
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