21.07.2021 - Tragschrauberabsturz bei Hildesheim mit 2 Toten

Diskutiere 21.07.2021 - Tragschrauberabsturz bei Hildesheim mit 2 Toten im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Hallo, 2016 gab es einen Absturz nach Bruch des Blattes. Der Tragschrauber des Herstellers AutoGyro war Baujahr 2016 und hatte nach...

jackrabbit

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Hallo,

Ungeeignet finde ich auch die (Sicht-)Kontrolle der Blätter auf Risse nach 200 Flügen.
Ich bin mir sicher daß sich sichtbare Risse innerhalb kürzester Zeit bilden, wenn nicht schon innerhalb ein bis zwei Flügen bis zum Bruch.
2016 gab es einen Absturz nach Bruch des Blattes. Der Tragschrauber des Herstellers AutoGyro war Baujahr 2016
und hatte nach Aufzeichnungen eine Flugzeit von ca. 333 Stunden.
Korossion ist da nicht zu sehen und zeitlich lange Wartungsmängel konnte es da auch nicht geben.
So gesehen hast Du Recht.

Es ist halt eine preiswerte, einfache Konstruktion mit den Nachteilen einer preiswerten, einfachen Konstruktion:
aufwändige und regelmässige Kontrolle in kurzen Intervallen und leider wenig Sicherheit bei Überlastung.

Grüsse
 
bluewing

bluewing

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Der dulv hat folgende Information zu dem Tragschrauber Unfall herausgegeben.
Ist sicherlich schon bekannt.

Nach mehrmaligem anschauen des Bruches, fiel mir auf das der Bruch auf der Unterseite des Blattes durch das volle Material ging und auf der Oberseite (
Druckseite ? ) Durch das Schraubenloch.

Ich prüfe meine Fahrwerksbeine, sind aus Alu 7075, alle 500 Stunden auf Risse mittels Farbeindring Test. Der Test war allseitig um die Bauteile.
Gefühlsmäßig habe ich besonderes Augenmerk auf die Zugseite der belasteten Teile gelegt. Das kommt mir nach den Bildern etwas blauäugig vor.

Kennt jemand zu dem Bruchbild eine Erklärung?
Alu ist ein isotroper Werkstoff, was sicherlich nach walzen oder strangpressen nicht mehr so sein wird.

Gruß Peter
 
Simon Maier

Simon Maier

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Hallo,

was das Bruchbild angeht, zumindest für mich ist es schwer zu erkennen ob hier Bruchmarken sind die auf Ermüdung hinweisen oder ob ein Gewaltbruch vorlag. Das mag. u.U. auch am Material liegen, bei Stahl (z.B. bei Bolzen) sieht man Bruchmarken eines Ermüdungsbruchs idr recht eindeutig. Ich bin in diesem Feld allerdings kein ausgebildeter Experte.
Vielleicht gibt es hier fachkundigere Leute in diesem Thema, das BFU wird die Bruchstelle aber mit 100% iger Sicherheit analysieren.
 
TomTom1969

TomTom1969

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Ist halt irgendwie auch eine merkwürdige Konstruktion. Ich habe noch bei keinem Hubschrauber gesehen, dass das Rotorblatt mit neun (!) Schrauben in einer Reihe festgeschraubt wird. Ist eigentlich logisch, dass nur die äußerste Schraube Kräfte überträgt.
Nein, ist es nicht. Eine ordentliche Schraubverbindung hält über die Flanschkraft: Ich ziehe die Schrauben fest und die Kraft wird über die Reibung des Flansches übertragen. Die Schrauben werden dabei nicht auf Scherung belastet.

Ich finde nicht das Design, sondern den Wartungszustand des Fluggerätes höchst fragwürdig. Die Zulassungsbehörden sehen das wohl gleich, sonst wäre dieser Tragschrauber nie zugelassen worden.
 
Simon Maier

Simon Maier

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Hallo,

@TomTom1969 Ich weiß wie du das meinst mit der Flanschkraft. Was hier aber auffällt ist dass die Flansche des Rotorkopfes ein Stück über die Schraube hinausgehen (es geht auch nicht anders), die Biegekraft also theoretisch außen am Ende des Flansches am größten sein sollte. Gebrochen ist das Blatt aber trotzdem mittig am letzten Bohrloch, obwohl hier wenig Biegung vorliegen sollte da der Flansch nach weiter außen reicht.
Der Wartungszustand macht natürlich wenn man die Bilder sieht auf den ersten Blick keinen besonders guten Eindruck, schon allein wegen den rostigen Schrauben (die auch außen rostig sind) und den rostigen U Scheiben. Die hier verwendeten Muttern sind auch rostig, es sind Sicherungsmuttern, die normalerweise nur einmal verwendet werden dürfen. In diesem Zustand deutet es darauf hin dass das Blatt sehr lange nicht abgeschraubt wurde, was notwendig gewesen wäre um es auf Risse zu untersuchen.
 

arneh

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Nach mehrmaligem anschauen des Bruches, fiel mir auf das der Bruch auf der Unterseite des Blattes durch das volle Material ging und auf der Oberseite (
Druckseite ? ) Durch das Schraubenloch.
Ich bin mir ob der Auf- und Abbewegung der Rotorblätter nicht ganz so sicher, ob die Oberseite im dynamischen Betrieb durchgängig auf Zug belastet wird, oder ob als Gegenbewegung zur Aufwärtsbewegung beim vorlaufenden Blatt die Blätter beim Zurücklaufen sich nicht doch auch nach unten biegen. Ich würde auf Wechsellast tippen. Beim Hubschrauber bin ich mir ziemlich sicher, dass das so ist, beim Tragschrauber tendiere ich aber auch zu der Vermutung.
 

jackrabbit

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Hallo,

Gebrochen ist das Blatt aber trotzdem mittig am letzten Bohrloch, obwohl hier wenig Biegung vorliegen sollte da der Flansch nach weiter außen reicht.
Der Wartungszustand macht natürlich wenn man die Bilder sieht auf den ersten Blick keinen besonders guten Eindruck, schon allein wegen den rostigen Schrauben (die auch außen rostig sind) und den rostigen U Scheiben.
2016 ist ein recht neuer Tragschrauber (halbes Jahr alt, 333 Stunden) auch mit Bruch des Blattes verunglückt.
Die Stelle und das Bruchbild im Untersuchungsbericht sieht m.E. sehr ähnlich aus, das Foto ist im Bericht relativ weit unten.

Grüsse
 
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WaS

WaS

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Die Schraube zeigt dort keine korrosive Verfärbung. Und der Bericht kommt nicht zu dem Schluss, dass das abgerissene Rotorblatt die Ursache des Unfalls gewesen wäre.
 

Jubernd

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Zunächst einmal lässt das Foto keine objektive Beurteilung zu. Man kann nur vermuten, dass die Schraubenbohrung zur örtlichen Schwächung des Querschnitts beigetragen hat. Der Rost spielt keine Rolle. Schlechte Wartung bedeutet aber auch das Fehlen eines regelmäßigen Nachziehens der Schraubverbindung, um die unvermeidliche Setzung des Aluminiums auszugleichen. Dadurch fällt der kraftschlüssige Anteil weg, es bleibt der formschlüssige Anteil. Die Schraube ist aber zu dick, um abgeschert zu werden. Aber das Blatt pendelt nun exakt im Schraubenloch und wird einen Quer-Riss erzeugen.
 

jackrabbit

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Hallo,

Die Schraube zeigt dort keine korrosive Verfärbung. Und der Bericht kommt nicht zu dem Schluss, dass das abgerissene Rotorblatt die Ursache des Unfalls gewesen wäre.
der Tragschrauber war ja auch noch fast neu.
Es ging mir darum, dass der Bruch an gleicher Stelle erfolgt ist.
Schlechte Wartung wäre möglich, da der Flieger schon 333 Flugstunden hatte.

Der Bericht kommt zu keinem Schluss.
Wäre das Rotorblatt erst am Boden gebrochen, hätte man es (sehr wahrscheinlich) gefunden.
Dies war aber nicht der Fall.

Grüsse
 
Simon Maier

Simon Maier

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Halo,

@jackrabbit Was im direkten Vergleich auffällt ist dass die Bruchstelle bei beiden Unfällen exakt identisch ist - selbst das Detail dass auf der Schraubenkopfseite der Bruch mitten durchs Bohrloch geht, und auf der Mutternseite der Bruch leicht neben dem Bohrloch ist.
 
Stovebolt

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Vielleicht hat die unterschiedliche Materialstärke unterm Schraubenkopf und Mutternseite einen Einfluss darauf. Unterm Schraubenkopf (Blattoberseite) ist die Materialstärke des Zwischenblechs deutlich geringer und damit diese Seite nachgibiger beim Zusammenschrauben.
Gruß!
 

Jubernd

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Die Schadensbilder weisen große Unterschiede auf. Einmal brach das Blatt und flog vermutlich weg, und beim anderen verbog es sich zunächst und verformte den Flansch endseitig, was auf einen nur teilweisen Riss mit Bruch hindeutet oder erst nach dem Aufschlag erfolgte. Ich kenne den Rotorkopf nicht näher. Sind die Blätter über den Flansch mittig starr verbunden oder kann jedes Blatt Eigenbewegungen ausführen?
Im Übrigen müsste jedes Labor einen Ermüdungsbruch klar von einem Gewaltbruch unterscheiden können.
 

wilco

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Einmal brach das Blatt und flog vermutlich weg, und beim anderen verbog es sich zunächst und verformte den Flansch endseitig, was auf einen nur teilweisen Riss mit Bruch hindeutet oder erst nach dem Aufschlag erfolgte.
In dem zugehörigen Bericht steht nun allerdings, daß das zweite Blatt "trotz intensiver Suche" bei der Unfallaufnahme im Schwarzwald nicht gefunden werden konnte. Es hat sich folglich, wie in Hildesheim, unter Flugbedingungen durch Bruch vom Rotorkopf getrennt. Das Abfallen von Teilen wurde ja auch in beiden Fällen von Augenzeugen beobachtet.
 
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arneh

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In dem zugehörigen Bericht steht nun allerdings, daß das zweite Blatt "trotz intensiver Suche" bei der Unfallaufnahme im Schwarzwald nicht gefunden werden konnte. Es hat sich folglich, wie in Hildesheim, unter Flugbedingungen durch Bruch vom Rotorkopf getrennt. Das Abfallen von Teilen wurde ja auch in beiden Fällen von Augenzeugen beobachtet.
Ja, das hat mich bei dem Bericht auch ziemlich verwirrt. Wenn man einfach von außen drauf schaut (Rotorblatt 'sauber' am Blattanschluss und in Zentrifugalrichtung gebrochen, nicht auffindbar, Luftfahrzeug hat sich noch im Flug angefangen zu zerlegen), sieht es danach aus, dass zunächst das Rotorblatt abgerissen ist und danach eben das Unausweichliche passiert. Die Schlussfolgerung des Berichts geht aber keineswegs in diese Richtung.
 

jackrabbit

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Hallo,

Die Schlussfolgerung des Berichts geht aber keineswegs in diese Richtung.
Die BFU geht im Bericht davon aus, dass der Rotor mit einem tiefschlagenden Rotorblatt die linke, vertikale Finne des Leitwerks abgetrennt hat.
(Interesant, dass dies technisch möglich ist.)
Ich wollte auch nur darauf hinweisen, dass das Rotorblatt dann (augenscheinlich) an der selben Stelle gebrochen ist.

Grüsse
 

Jubernd

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Dann tritt das höchste Biegemoment tatsächlich beidseitig an der äußeren Schraube auf, und zwar in Richtung der Rotorachse als Wechselbelastung. Schlägt aber ein Blatt am Leitwerk an, wird es in Drehebene verbogen und bricht seitlich aus. Davon ist aber auf den Fotos nichts erkennbar. Man wird das fehlende Blatt finden müssen.
 
macfly

macfly

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Für mich sehen die Schäden bei den beiden Unfällen auch stark unterschiedlich aus. Die BFU ging damals wohl von einem völlig anderen Szenario aus - und hat die Untersuchung damals "summarisch abgeschlossen", d.h. nur mit Darstellung der Fakten. Ein Hinweis, dass man im Laufe der Untersuchung zu dem Ergebnis gelangt war, dass in diesem Fall doch keine neuen Erkenntnisse für die allgemeine Flugsicherheit zu erwarten waren.

Bei dem Unfall 2016 war der Pilot in größerer Entfernung vom Rest des Wracks gefunden worden. Er hatte keine Spuren von Prellungen vom Gurt und keine Verletzungen durch den Rotor erlitten. Sein Helm wurde beim Hauptwrack gefunden. Der Rotor war in das Heck eingeschlagen - in Folge einer starken Entlastung des Gyrocopters.

Ich interpretiere den Bericht so, dass die BFU damals davon ausging, dass der Pilot den Gyrocopter im Flug ohne Helm frewillig oder unfreiwillig verlassen hat - der Gyrocopter folglich außer Kontrolle war, ein Rotorblatt dann ins Heck einschlug und abbrach, und sich dann der Gyrocopter zerlegte.
 

wilco

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Der Rotor war in das Heck eingeschlagen - in Folge einer starken Entlastung des Gyrocopters.

Ich interpretiere den Bericht so, dass [...]der Gyrocopter folglich außer Kontrolle war, ein Rotorblatt dann ins Heck einschlug und abbrach, und sich dann der Gyrocopter zerlegte.
Nur mal sortieren, bitte:
Das vorhandene Rotorblatt, nicht das abgebrochene, hat die Schlagmarke vom Seitenruder, und zwar in der Endleiste vom Blatt! Das heißt, es ist nicht vorwärts drehend eingeschlagen, dann wäre die Beschädigung an der Nase, sondern wahrscheinlich erst beim Aufprall im Wald "rückwärts" verbogenen worden.

Das abgerissene Rotorblatt, dessen Bruchfläche an der Wurzel in Großaufnahme zu sehen ist, ist nach wie vor abgängig. Über äußere Beschädigungen als Ursache des Bruchs kann also nichts ausgesagt werden. Passende Schlagmarken am Wrack wurden aber keine gefunden.
 
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