Der verunglückte Pilot wurde als besonnen und erfahren beschrieben und hatte seine beiden kleinen Töchter mit an Bord. Irgendwelche waghalsigen Manöver unter Umgehung bestehender Vorschriften passen da nicht so richtig ins Profil.
Das ist keine stichhaltige Argumentation. Ich glaube wir lesen bei 90 % aller Unfälle steht’s von erfahrenen Piloten/ Crews. Jedes Mal aufs Neue wieder. Von wieviel Erfahrung und welcher Art Erfahrung reden wir denn? Ich erinnere mich an den Fall eines meeega erfahrenen Fluglehrers den das Schicksal in Dreckwetter in Norddeutschland ereilte. Tatsächlich bestand seine riesige Erfahrung überwiegend im fliegen von Platzrunden.
Oder haben wir uns hier nicht kürzlich über einen Fall mit extrem erfahrenem Piloten unterhalten - der leider nur keinen Schimmer von Bergfliegerei hatte?
Und was ist erfahren? Im privaten Bereich jemand mit 500 h TT? Im gewerblichen lacht man über solche Zahlen, mit solchen Stunden schauen die meisten F/O noch nicht mal beim Flug aus dem Fenster...
Besonnen? Ne ganz sicher nicht am Unfalltag! Wer auf die Idee kommt, bei diesem Wetter in nen Platz wie Zell IFR zu fliegen, allein schon es zu versuchen, zeugt von allem, aber nicht Besonnenheit. Edit: Wer die Berge kennt, weiss wie schnell sich das Wetter in die eine oder andere Richtung ändern kann. Eben noch ein Grund mehr gleich mit LOWS als Destination zu planen statt zu hoffen, dass es auf wundersame Weise in Zell besser wird. Wäre ich gewerblich dorthin geflogen, hätte ich entweder von vornherein mit LOWS geplant (da es für alle Gäste ungünstig ist wenn es dann doch nicht klappt und Abholungen etc. am „falschen“ Platz stehen) oder mir in der Nähe von Zell ein „Aktuelles“ besorgt und dann ad hoc zwischen Zell und LOWS entschieden.
Besonnen wäre es auch gewesen gemütlich mit dem Auto zu fahren (ist jetzt auch keine Weltreise mit dem Auto von Hangelar nach Zell), mit der Linie nach Salzburg zu fliegen oder einfach mit der Cirrus von vornherein Salzburg zu planen.
Es ist aber dauernd der gleiche Mist: Sich und anderen etwas beweisen wollen/ müssen oder einfach maßlose Selbstüberschätzung. In 26 Jahren Fliegerei, davon fast 20 professionell, waren es eben genau diese Entscheidungen, die vielleicht unangenehm waren, vielleicht Planungen durcheinander gebracht haben aber eben schlicht und ergreifend überlebenswichtig waren. Und sein werden.
(Allen hier dennoch ein frohes Fest, guten Rutsch und nächstes Jahr many happy landings!)