22.09.2019 Hubschrauber-Absturz bei Oberlahr

Diskutiere 22.09.2019 Hubschrauber-Absturz bei Oberlahr im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Zwei technische Bemerkungen. Die Speicherung von kinetischer Energie in einem rotierenden Körper ist abhängig vom Trägheitsmoment, darin geht...
gero

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Alien
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Zwei technische Bemerkungen.

Die Speicherung von kinetischer Energie in einem rotierenden Körper ist abhängig vom Trägheitsmoment, darin geht die Masse und die Messeverteilung zur Rotationsachse ein. Ein leichterer Rotor, dessen Masse weiter "außen" sitzt, kann durchaus ein höheres Trägheitsmoment haben als ein schwererer.

Jedes System hat Betriebsgrenzen, wenn es außerhalb derer betrieben wird, kann es versagen. Ein Tragschrauber kann nicht überzogen werden, das ist richtig. Es gibt aber Flugzustände, in die man einen Gyro nicht bringen darf, zum Beispiel negative g. Das Fliegen eines Gyros erfordert einige "Reflexe", die denen eines Flächenfliegers genau entgegengesetzt sein müssen.

gero
 

Jubernd

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Mein sehr persönliches Fazit: Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Übergang auf einen Dreiblattrotor in der Summe einen Sicherheitsgewinn darstellt.

Die Anhängerschaft des Tragschrauberprinzips (zu denen ich mich im übrigen zähle, wenn auch nur RC) wird nicht müde, die inherente Sicherheit dieses Luftfahrzeugtyps zu betonen - aber auch hier gibt es beliebig viele Fehler, die gemacht werden können - konstruktiv wie fliegerisch. Insofern ist ein solcher Crash wohl leider "nichts besonderes" und kann auf "gewöhnlichen" Fehlern basieren, oder eben auch auf luftfahrzeugspezifischen. Wenn man sich diverse UL-Unfallberichte anschaut, wird man sicherlich beides finden.


gruß
a.p.
Dazu müsste man aber erst einmal mit Sicherheit wissen, worauf diese Unfälle beim Zweiblatt zurück zu führen sind. Eine Statistik der Dreiblatt-Unfälle könnte helfen.
 
styx69

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Leider verstarben bei dem Unfall der ehemalige Tornado- Pilot und Buchautor, Ralph Eckhardt und sein Freund.
 
macfly

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Seite 51 dort...

Die Diskussion über besser 3 statt 2 Rotorblätter hätten wir uns sparen können. Kollision mit einer Hochspannungsleitung in 20m Höhe. Schon auf dem Hinflug soll er abschnittsweise nur knapp über dem Gelände geflogen sein. Zum Rückflug waren sie gestartet, als der Flugplatz geschlossen und kein Flugleiter anwesend war. Letzteres hat mit dem Unfall nichts zu tun, passt aber dazu (zeigt die Grundeinstellung bzgl. der Einhaltung von Regeln...)
 
Intrepid

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Zusammenfassung: beim kontinuierlichen Unterschreiten der Sicherheitsmindesthöhe gegen eine schwer erkennbare Freileitung geflogen. Es war nicht der einzige "Tiefflug", der mit diesem Gerät ausgeführt worden war. Außerdem, wenn ich das richtig verstanden habe, einfach mal auf einem Flugplatz außerhalb der Öffnungszeiten gelandet. Sozusagen eine nur schwache Neigung, sich an geltende Regeln zu halten.
 
born4fly

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Mal wieder ein absolut vermeidbarer Unfall ohne technische Probleme als Auslöser. Erstaunlich finde ich in diesem Fall jedoch, dass dort ein ausgebildeter Tornado-Jockey flog, der sich in der Szene/Branche auch als Author für Fachbücher zum Thema mentale Stärke im Cockpit einen Namen gemacht hat.
 

teletubi

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Es gibt Fluglinien, die wollen keine Tornado Piloten, weil die, von Berufs wegen, ein anderes Risiko Bewusstsein haben.

Und mit einem Tornado wäre er da wahrscheinlich durch das Kabel geflogen ohne größere Probleme.
 
bodo

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Mal wieder ein absolut vermeidbarer Unfall ohne technische Probleme als Auslöser. Erstaunlich finde ich in diesem Fall jedoch, dass dort ein ausgebildeter Tornado-Jockey flog, der sich in der Szene/Branche auch als Author für Fachbücher zum Thema mentale Stärke im Cockpit einen Namen gemacht hat.
Nicht nur das, er war auch Flugunfallermittler sowie Standardisierungs- und Flugsicherheitspilot bei der Bundeswehr. Und offensichtlich hat er ziemlich viel von dem ignoriert, was er in diesen Rollen vermittelt hat oder hätte vermitteln sollen.
Nachruf Pilot und Flugzeug schrieb:
Er war während seiner knapp 20 Jahre bei der Bundeswehr tätig als Flugunfallermittler, Standardisierungs- und Flugsicherheitspilot, Luftraumüberwachungs-Offizier, als CRM-Trainer und Mission-Lead für komplexe Flugvorhaben.
Neben seiner aktiven Zeit als Offizier hat er Psychologie und Erziehungswissenschaft an der Fernuni Hagen studiert. Dazu hat er einen universitären Abschluss als Bachelor of Science in Aeronautical Science in den USA.
Quelle: Wir trauern um unseren Kollegen Ralph Eckhardt - Aktuelles (pilotundflugzeug.de)
 
Wolfsmond

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Vielleicht lese ich den Unfallbericht ja falsch, aber dort steht doch dass der von Euch hier so gescholtene nur als Fluggast auf dem hinteren Sitz saß...?
 

jackrabbit

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Hallo,

Vielleicht lese ich den Unfallbericht ja falsch, aber dort steht doch dass der von Euch hier so gescholtene nur als Fluggast auf dem hinteren Sitz saß...?
das stimmt, aber die beiden Verunglückten waren befreundet und sind untereinander abgestimmt so geflogen.
Der Unfall war wie @born4fly schrieb „absolut vermeidbar ohne technische Probleme als Auslöser“.
Damit ist doch eigentlich alles gesagt - alle weiteren Bemerkungen, die ins persönliche gehen,
sind m.E. verzichtbar und sei es um scheinbar seine „Verwunderung“ zum Ausdruck zu bringen.

Grüsse
 
Intrepid

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Vielleicht lese ich den Unfallbericht ja falsch, aber dort steht doch dass der von Euch hier so gescholtene nur als Fluggast auf dem hinteren Sitz saß ...?
Ich lese es so, dass er auch bei früheren Flügen schon gerne riskant tief flog. Mir legt sich die Vermutung nahe, er hat den vorne sitzenden PIC zum Tiefflug annimiert oder ihn darin unterwiesen.
 
macfly

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Das hatte mich auch erst irritiert. Der BFU Bericht beschreibst aber nur den (lizenz-)rechtlichen Aspekt: danach handelte es sich um einen "Piloten mit Fluggast". Im Nachruf wird aber klar beschrieben, dass der Gyrocopter von beiden Insassen zusammen gekauft und gemeinsam betrieben wurde. Und dass der "Fluggast" damit regelmäßig aktiv flog (gemeinsam mit dem befreundeten Fluglehrer). Wer im konkreten Unfallmoment gesteuert hat, wird man nicht mehr klären können. Spielt aber auch keine Rolle. Sie wussten beide, was sie da machen.
 
Wolfsmond

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Da kann man natürlich vieles hineininterpretieren, z.T. sicher auch begründet. Ob man derlei Spekulationen aber öffentlich machen muss, zumal sich der Betreffende nicht mehr dazu äußern kann, ist eine andere Frage.
 
Intrepid

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Ob man derlei Spekulationen aber öffentlich machen muss, zumal sich der Betreffende nicht mehr dazu äußern kann, ist eine andere Frage.
Das Ziel ist nicht, verunglückte Menschen an den Pranger zu stellen, sondern noch lebende Piloten mit gleicher Einstellung dazu zu bringen, ihr Verhalten zu ändern.
 
born4fly

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Wie schon geschrieben: Es geht nicht darum jemanden an den Pranger zu stellen.

Wenn man sich den Fall detailliert betrachtet, wirkt es einfach nicht plausibel. Was bewegt einen erfahrenen Piloten dazu, solche Manöver zu fliegen. Selbst wenn es nicht zu diesem Unfall gekommen wäre, über kurz oder lang wäre es vermutlich zum Ende gekommen. Wenn nicht durch einen Unfall, durch Anzeigen von Augenzeugen.

Der Fall der verunglückten T28 der Flying Bulls ist ja ähnlich gelagert. Alle waren/sind von den Fähigkeiten der Piloten überzeugt, schließlich genießt er einen guten, renommierten Ruf. Und plötzlich reibt man sich beim lesen der Unfallberichteungläubig die Augen und fragt sich, wieso/weshalb/warum.

Es scheint also durchaus auch bei sehr erfahrenen Piloten Intentionen zu geben Dinge zu tun, von denen sie selbst wissen müssten, dass man sie besser nicht tut.
 
STK

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früher EDNA ... jetzt Münsterland
Moin zusammen!

Im BFU-Bericht steht:
Der Tragschrauber war um 16:05 Uhr mit Person 2 als verantwortlichem Luftfahrzeugführer
(PIC)
auf dem Sonderlandeplatz Dierdorf-Wienau (EDRW) gestartet, wo
das Luftfahrzeug auch stationiert war.
Ziel des Fluges war das Fluggelände für Ultraleichtflugzeuge Vettweiß bei Düren.
Hier hatte Person 2 zuvor einen Termin vereinbart, um einen Motorradhelm zu kaufen.
Nach der Landung in Vettweiß und Erledigung des Kaufvorgangs startete der Tragschrauber
mit Person 1 als PIC zum Rückflug nach Dierdorf-Wienau.
Für mich hört sich das schon so an, als ob Hin- und Rückflug von verschiedenen Personen als
PIC gesteuert wurden. Ob die beiden auch die Sitzplätze getauscht haben wird nicht erwähnt.

Gruß aus dem Münsterland,

Stefan
 

jackrabbit

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Hallo,

Es scheint also durchaus auch bei sehr erfahrenen Piloten Intentionen zu geben Dinge zu tun, von denen sie selbst wissen müssten, dass man sie besser nicht tut.
okay, vielleicht sollte man hier Verhalten im Beruf und in der Freizeit trennen, auch wenn es in diesem Fall schwer fällt, weil in den gleichen Bereich fällt. Beide Piloten haben zumindest das Risiko (so weit als möglich) auf sich beschränkt.

Wenn ein Pilot in der Freizeit bei der Skiabfahrt auf einer schwarzen Piste oder beim Drag-Rennen mit einer alten Harley tödlich verunglückt, würde es hier wahrscheinlich nicht so ein Aufheben davon geben.
Ich denke, dass beide wussten welches Risiko sie bei ihrer Freizeitbeschäftigung eingehen, auch waren sie wohl „extremen Tiefflug“ gewöhnt.

Grüsse
 
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